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Interview mit In Flames

Mit Peter Iwers (Bass) & Jesper Strömblad (Gitarre)

Mit Tourmanager von In Flames ;)

Am Schweizer Nationalfeiertag beendeten In Flames ihre Open Air Tour 2008 am Szene Festival in Lustenau. Wir trafen Gitarrist und Gründungsmitglied Jesper Strömblad und sprachen mir ihm über Oldschool Metal, World Of Warcraft und den Exibitionismus von Schlagzeuger Daniel.

hitparade.ch: Vor einiger Zeit habt ihr euer Bandlogo neu designed. Auch das Booklet des neuen Albums "A Sense Of Purpose" ist in einem ganz neuen Look. Wieso habt ihr euch entschieden alles neu zu designen?
Jasper Strömblad: Wir haben das Bandlogo schon öfters ein wenig verändert und auch unsere Booklets sind sehr unterschiedlich. Der "In Flames" Schriftzug beim "Come Clarity" Album hat uns einfach nicht gefallen. Er war zu schlicht. Mit dem neuen Design sind wir sehr zufrieden! Es sieht toll aus auf dem Album und den T-Shirts. Auch das Artwork gefällt uns äußerst gut. Wir wollten einfach mal was Neues. Die meisten Covers von Bands entstehen am Computer. Wir wollten etwas Handgemachtes so kam unser neues Coverdesign zu Stande. Es ist sehr farbenfroh und sieht ebenfalls toll aus auf unseren neuen Shirts.

hitparade.ch: Entscheidet ihr jeweils ganz alleine, wie das Cover und das Design ausfallen oder schreibt euch die Plattenfirma da etwas vor?
Jesper: Wir in der Band entscheiden das ganz alleine. Die Plattenfirma hat uns da nichts zu sagen. Wir haben die Leute der Plattenfirma bei den Eiern und das ist auch gut so. *grinst*
Ich habe schon von ein paar Fans gehört, denen der neue Look gar nicht zusagt. Ihnen ist es viel zu modern. Nunja, uns gefällts.

hitparade.ch: Das führt mich gerade zum nächsten Punkt. Viele alte Fans meinen, das sich In Flames in den letzten Jahren zu sehr verändert haben und keine richtige Metalband mehr sind. Viele finden den aktuellen Sound zu poppig und einige mögen die richtigen Gesangsparts von Sänger Anders Fridén nicht. Was sagst du dazu?
Jesper: Vor solchen Aussagen kann ich mich nun mal nicht verstecken. Nunja, wir haben von Anfang an nie Musik gemacht, mit der Einstellung, dass wir eine klassische Metalband sein wollen. "A Sense Of Purpose" ist mittlerweile unser neuntes Studioalbum und die Band besteht seit bald 18 Jahren. Wir haben immer Musik gemacht, die uns persönlich zusagte, ohne groß darüber nachzudenken ob es nun Melodic Death Metal ist oder nicht. Unsere größte Motivation war es immer, ein neues Album herauszubringen, mit dem wir zu 100% zufrieden und glücklich sind. Anders, unser Sänger, wollte sein Gesangsspektrum erweitern und nicht mehr bloß "growlen" und so brachten wir klare Gesangspassagen in die Songs. Zudem hat er sich, was das Songschreiben anbelangt, sehr viel weiter entwickelt. Er singt mittlerweile über sehr viel emotionalere Themen und wir finden auch, dass er diese mit klarem Gesang wunderbar rüberbringt. Ich finde es teilweise erschreckend zu sehen, wie sich die Leute über ein neues Album auslassen können. Manchmal, wenn ich Zeit habe, lese ich Forenbeiträge oder ähnliches. Ich habe manchmal wirklich das Gefühl, dass da gewissen Menschen kein eigenes Leben haben, das sie beschäftigt. Diese Leute investieren Stunden, um über ein neues Album herzuziehen. Wenn ich ein Album nicht mag, dann hör ich es mir nicht an und die Sache ist erledigt.
Wir bei In Flames wollten einfach nie etwas machen, was wir nicht wollen, oder was man von uns erwartet. Ich habe schon oft mit Fans gesprochen, die meinten, wir sollen unbedingt wieder etwas Ähnliches wie "Clayman" oder so bringen. Aber wenn wir das tun würden, wären wir ja erst recht langweilig. Ich meine, man kann ja nicht jahrelang gleiche Sachen herausbringen. Andererseits finde ich diese Oldschool-Fans auch interessant. Die stehen mit soviel Herzblut hinter ihren Lieblingsalben aus den alten Zeiten und davor habe ich Respekt.

hitparade.ch: Was macht ihr eigentlich tagsüber, wenn ihr auf Tour seid und nicht gerade auf der Bühne steht. Habt ihr Gelegenheit euch jeweils die Stadt anzusehen, in der ihr spielt?
Jesper: Auf der Festival-Tour ist es ziemlich langweilig. Wir können jeweils ein bisschen herumlaufen, jedoch ist in der unmittelbaren Umgebung des Festivals oft nix los. Wenn wir in einer Stadt spielen, nehmen wir uns meistens Zeit und schauen uns um. Wenn wir Backstage eine Internetverbindung haben, hocken wir auch oft vor unseren Laptops. Ansonsten versuchen wir viel zu schlafen. Das Tourleben ist ziemlich öde, abgesehen von der Zeit, in der wir auf der Bühne stehen.

hitparade.ch: An deiner Jacke erkenne ich, dass du das Online-Rollenspiel "World Of Warcraft" zockst… ich hoffe doch sehr, dass du auf der Seite der Horde stehst!
Jesper: Ja, natürlich! Was denn sonst?!?! Ich habe mehrere Chars. Mein Hauptcharakter ist ein Troll Schurke, dann habe ich noch einen Tauren Jäger und ein Untoten Magier, der ist jedoch erst auf Level 46. Ich spiele auf einem Player versus Player Server und habe mir mit dem Schurken die PvP-Dolche geholt. Das macht unglaublich Spaß! Leider habe ich zurzeit relativ wenig Zeit zu spielen.

hitparade.ch: Ihr spielt heute am Szene Open Air euer letzte Show eurer Festivaltour 2008. Erst Ende September geht es dann wieder mit den Clubshows weiter. Was macht ihr in diesen zwei Monaten?
Jesper: Ganz genau weiß ich das noch nicht. Hoffentlich kann ich in die Ferien fliegen. Ich würde gerne nach Vietnam und da ein wenig relaxen und fischen. Meine "fishing-skills" ein wenig verbessern (WoW-Insider)*grinst*
Wir haben also eine zeitlang frei. Im September werden wir sicherlich nochmals zusammenkommen und für die kommende Tour proben.

hitparade.ch: "A Sense Of Purpose" ist euer erstes Album, dass ihr komplett in eurem eigenen Studio in Schweden aufgenommen habt. Was war der größte Unterschied wenn du diese Arbeit mit derer der früheren Alben vergleichst?
Jesper: Der Hauptunterschied war sicherlich, dass wir uns soviel Zeit lassen konnten, wie wir wollten und brauchten. Sich in ein Studio einzumieten ist schweineteuer und somit hatten wir keinen Stress. Nach den Aufnahmen am Abend konnten wir jeweils nach hause und in unseren eigenen Betten schlafen, das war natürlich sehr angenehm. Wir waren ja schon eine Woche vor den eigentlichen Aufnahmen im Studio und haben ein wenig gejamed und an unseren Instrumenten gefeilt. Das geht sonst natürlich nicht. Wir waren alle sehr relaxt und die Band funktionierte besser den je.

hitparade.ch: Auf eurer Myspace-Seite konnten Fans in euren "Studio-Diaries" die Fortschritte beobachten. Euer Drummer Daniel Svenson hatte dabei seinen ganz speziellen Tag. Ihr habt ihn "Nacked Wednesday" getauft. War Daniel wirklich jeweils jeden Mittwoch nackt?
Jesper: Daniel läuft bei jeder Gelegenheit nackt rum. Das ist ein wirklich schwer geschädigter junger Mann! *grinst*
Er mag es halt nackt sein Schlagzeug einzuspielen. Wir anderen Bandmitglieder registrieren das mittlerweile schon gar nicht mehr.
Heute Nachmittag zum Beispiel waren wir am alten Rhein schwimmen und Daniel zog einfach seine Kleider aus und sprang nackt ins Wasser, als einziger. Du kannst dir vorstellen, wie die Leute da geschaut haben. Für ihn ist das halt einfach normal.

hitparade.ch: Hattet ihr jemals eine Art Schaffenskrise in der Band?
Jesper: Nein, in all den Jahren noch nie. Mein Kopf ist immer voll mit Ideen. Ich könnte ständig neue Songs schreiben. Wann immer wir ins Studio gingen floss die Energie und wir konnten sofort arbeiten.

hitparade.ch: Angenommen du wärst nicht Gitarrist bei In Flames, in welcher anderen Band würdest du gerne spielen wollen?
Jesper: Definitiv in gar keiner! Diese Band ist mein Leben! Allgemein, wenn ich nicht Gitarrist wäre, hätte man mich schon lange tot in der Gosse gefunden.

hitparade.ch: Hast du persönlich noch Ziele, die du als Musiker erreichen willst?
Jesper: Ich bin wunschlos glücklich so wie es jetzt ist. Ich hoffe, dass es noch jahrelang so weiter geht. Solange meine beiden Hände noch funktionieren, bin ich der glücklichste Mensch auf Erden.