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Interview mit Sharleen Spiteri





Sharleen Spiteri - die Stimme von Texas - ist gerade solo mit ihrem Album "Melody" unterwegs. Wir haben sie vor ihrem Kurzauftritt in Zürich zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Wie lange hattest du denn schon die Idee, ein Solo-Album zu veröffentlichen, und was hat dir den Ausschlag gegeben, das dieses Jahr zu machen?
Sharleen: Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht vor, ein Soloalbum zu veröffentlichen. Ich wollte eigentlich ein paar Songs für eine weitere Platte von Texas schreiben. Meine Stimmung und meine Emotionen zu dieser Zeit waren ganz anders als mit Texas. Somit sagte ich mir, diesen Weg musst du alleine gehen. Rückblickend war es sicherlich auch die Hemmung, meine Emotionen, die mit den sehr intimen Texten einhergehen, vor meiner Band und den Jungs mit denen ich aufwuchs zu zeigen. Diese Seite von mir wollte ich für mich behalten. Vermutlich wurde es deshalb eine Soloplatte.

hitparade.ch: Im Juli wurde dein Debut-Solo-Album "Melody" veröffentlicht. Wie hast du die Zeit während und nach dem Album-Release erlebt? Gibt es Dinge, die du nicht erwartet hättest?
Sharleen: Ich hätte nie erwartet, dass die Leute die Platte so gut aufnehmen. Sie waren sehr freundlich und respektvoll.

hitparade.ch: In Kontinentaleuropa hast du es vorläufig nur in den Ländern, wo auch französisch gesprochen wird (Frankreich, Belgien, Schweiz) in die Charts geschafft. Warum denkst du, ist das so und hast du das so erwartet?
Sharleen: Die Plattenunternehmen wollten die Erscheinungsdaten staffeln.

hitparade.ch: Der Titelsong "Melody" basiert auf einem Cover von "Jane B.", das aus der Feder von Serge Gainsbourg stammt. Warum hast du dich entschieden, diesen Song als Titelsong für das Album zu nehmen?
Sharleen: Der Song ist keine Coverversion. Serge hat meine Musik sehr beeinflusst. Ich traf ihn 1989, als er mir in Frankreich meine erste goldene Platte überreichte. Er ist eine sehr interessante Persönlichkeit. Ich wusste bis dato sehr viel über seine Musik bescheid die ich sehr inspirierend finde. "Melody" ist das erste Lied, das ich für mein Soloalbum schrieb. In Bezug auf die ganze Stimmung des Liedes ging es mir darum, die perfekte Melodie zu finden. Ich wollte einen Song kreieren, der dich an einen anderen Ort bringt, dich in die Lüfte hebt. In seinen Grundzügen ist der Song sicherlich von Serge inspiriert worden.

hitparade.ch: Eine Frage zur Single-Auskopplung "All the times I cried": dieser Song handelt von der unerfüllten Liebe, die sie wahrscheinlich jeder schon erlebt hat. Hat dieser Song biographische Elemente, oder wolltest du den unglücklich verliebten einen Trost spenden?
Sharleen: Ich glaube, millionen von Hörern dieses Albums waren schon einmal in der selben Situation. Beziehungen, Streitereien, Liebe, Hass, alles Aspekte, die schon mal von ihnen durchlebt worden sind. Die Leute bekommen dadurch, so glaube ich, einen schnellen Bezug zum Album. Einen Song zu schreiben ist, um ehrlich zu sein, ein sehr viel mehr selbstbezogener Vorgang als das Verfassen eines literarischen Textes. Es gab einen Moment, in dem ich zögerte. Will ich wirklich diese persönlichen Empfindungen und Emotionen mit jemand anderem teilen? Ich hatte doch den Mumm, es zu tun.

hitparade.ch: Wie bereits Texas verwendest du sehr oft Streichinstrumente als Untermalung deiner Songs. Hast du eine besondere Affinität zu diesen Instrumenten?
Sharleen: Streichinstrumente waren schon immer ein wichtiger Klang-Aspekt für mich. Auch meine Idole wie Phil Specter, John Barry, Lee Hazelwood und sogar Elvis bedienten sich der Streichinstrumente. Diese Klänge verleihen der Musik einen bestimmten Akzent. Sie neu auf meiner Soloplatte mit Blasinstrumenten zu kombinieren war für mich sehr spannend.

hitparade.ch: Al Green sei einer deiner "wahren Helden". Inwieweit liessest du dich von Ihm für dein neues Album inspirieren?
Sharleen: Meine grösste musikalische Inspiration erfuhr ich von Marvin Gaye. Er prägte meinen Gesang sehr stark. Ich wuchs mit seiner Musik auf. Aber auch Nancy Sinatra, Addiction, Debby Harry, Kevin Rawlin, The Supremes, The Shangri-Lahs und Johnny Cash hatten einen gewissen Einfluss.

hitparade.ch: Auf deiner Homepage kann man sich den Gratis-Track "That Was A Lie" herunterladen. Warum hat es dieser nicht aufs Album geschafft?
Sharleen: Man kann nicht alles auf die Platte spielen, sonst hätte man am Ende 35 Songs auf dem selben Album. Für mich war die Länge der Platte wichtig. Obwohl es eine CD ist, habe ich im Kopf immer eine A- und eine B-Seite. Wenn ich in Gedanken die Platte zusammenstelle, drehe ich die "Platte" um und führe die Reise fort. Der Song "That was a lie" unterscheidet sich einerseits stimmungsmässig von den anderen Songs, sodass die Platte nicht wie aus einem Guss wäre, hätte ich ihn berücksichtigt. Ich denke, man kann den Hörer nicht einfach von einem Gefühlsbad ins andere werfen. Andererseits wäre die Platte schlicht und einfach zu lange geworden. Ich könnte ohne weiteres eine Platte mit vielen weiteren, zusammenhangslosen Songs füllen. Aber wenn man ein grossartiges Album produzieren möchte, muss man an einem bestimmten Punkt sagen, so, jetzt ist genug. Ich mag das Gefühl, während ich eine Platte höre, wenn ich sagen kann, ich würde sie wieder auflegen. Wenn sie zu lange dauert, verliert man hingegen das interesse daran.

hitparade.ch: Wie unterscheidet sich deine Solo-Fangruppe von der Fangruppe von Texas?
Sharleen: Ich weiss es nicht genau. Viele Hörer, die Texas lieben, hören auch meine Soloplatte gerne. Die Option "Texas" ist nach wie vor intakt. Meine Soloplatte ist, unabhängig von Texas etwas, was ich für mich selbst zu tun brauchte.

hitparade.ch: Im Gegensatz zu deiner Konkurrenz hören auch viele Erwachsene gern deine Musik. Warum denkst du, dass dies so ist?
Sharleen: Weil die Songs Emotionen und Empfindungen aus dem echten Leben wiedergeben. In dieser Hinsicht gibt es keine Altersbeschränkungen. Mich kümmert es nicht, ob meine Fans jung oder alt sind. Ich bin schon zufrieden, wenn sie meine Musik mögen.

hitparade.ch: Wie kann man sich Sharleen Spiteri live vorstellen?
Sharleen: Mir gefällt die Art, wie Ike und Tina Turner performten. Vorläufig steht die Entscheidung noch aus, wie die Show visuell daherkommen soll. Ich möchte eine einfache, aber eine sehr unterhaltsame Show bieten.

hitparade.ch: Wird es auch Texas-Songs zu hören geben?
Sharleen: Ja, ich denke, dass ich den einen oder anderen Texas-Song bringen werde. Sie sind immerhin auch meine Songs. Ich hüte mich vor der Arroganz, sie nicht zu spielen.

hitparade.ch: Bisher ist erst die Daten für die UK-Tour bekannt. Gibt es auch Pläne für Kontenentaleuropa?
Sharleen: Ja, das Tourmanagement führt über Auftritte im restlichen Europa Gespräche. Es gilt das momentane Wirtschaftsklima zu berücksichtigen. Es gab schon bessere Zeiten Tickets zu verkaufen. Promotoren achten vermehrt darauf, ob es sich lohnt, eine Band aus England für eine Europa-Tour zu engagieren. Ich liebe live Auftritte und ich würde mich sehr freuen, in der Schweiz ein Konzert geben zu können.

hitparade.ch: Wie geht es weiter bei dir? Gibt's da weitere Pläne für Solo-Alben oder geht es mit Texas weiter?
Sharleen: Ich weiss es nicht. Ich habe nicht einmal angefangen zu Schreiben. Im Moment gilt es jeden Tag viele neue Dinge unter einen Hut zu kriegen. Ich habe eine neue Band, die die Songs einspielt und wir feilen daran, dass wir auf der Bühne miteinander gut harmonieren. Es ist wie ein Neuanfang. Ganz im Gegensatz zu meiner Texas-Band, in der wir ein total eingespieltes Team sind. Ich kann im Moment nicht sagen, ob die nächste Platte wieder solo erscheint, oder mit Texas.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?

10. Amy Macdonald - This Is The Life
Sharleen: Schottisches Mädchen. Darum gebe ich ihr viel Support.

7. Maria Mena - Just Hold Me
Sharleen: Hm, sehr Europäisch ...

5. Rihanna - Disturbia
Sharleen: Rihanna, ich mag sie sehr. Sie macht momentan sehr gute Musik

4. Katy Perry - I Kissed A Girl
Sharleen: Sie war nicht die erste die's getan hat …

3. Gabriella Cilmi - Sweet About Me
Sharleen: Guter happy Sound

1. P!nk - So What
Sharleen: Sie könnte monatelang auf Platz eins sein