Interview mit Andrea Berg
© Kramer & Giogoli
© Sascha Kramer |
Ihr "Best Of"-Album stellt in den Album-Charts sämtliche Pop- und Rockgiganten in den Schatten, "Du hast mich tausendmal belogen" avancierte zum Kultsong der Schlagerszene und auch mit dem neuen Album "Splitternackt" setzt Andrea Berg ihren Weg konsequent fort. Texte, mit denen sich jedermann(frau) identifizieren kann, kombiniert mit leichten Schlagermelodien, die direkt in die "Fox-Trott-liebenden" Beine übergehen. Wir trafen die erfolgreiche Künstlerin zum Interview:
hitparade.ch: In den letzten Jahren bist du zu einem Kultstar avanciert, deren Songs auf diversen Festen und Inseln die Abende bereichern und zu denen sogar bereits eigene Choreografien entwickelt wurden. Wie kommentierst du diese sagenhafte Entwicklung?
Andrea Berg: Man kann es im Grunde genommen nicht kommentieren, weil ich es auch selber nicht so richtig in dem ganzen Ausmaß mitbekomme. Ich hör zwar jetzt immer die Meldungen "Österreich Platz 1, Deutschland Platz 1" oder dass ich in Deutschland die viermillionste CD verkauft habe. Aber das sind Dinge, die man nicht so richtig begreifen kann. Mir ist eher der Kontakt zum Publikum wichtig und den pflege ich sehr intensiv. Ansonsten denke ich mir, dass man einfach dankbar sein und das genießen muss.
hitparade.ch: Dein Musikstil ist unverkennbar. Du verfolgst konsequent deinen Weg und hast vermutlich auch gerade deshalb so viele treue Anhänger.
Könntest du dir vorstellen, wie deine Kollegin Michelle, die derzeit als Tanja Thomas eine völlig neue künstlerische Richtung einschlägt, deinen Musikstil zu verändern?
Andrea Berg: Nein, weil das, was ich mache, im Moment einfach absolut authentisch ist. Ich arbeite seit 15 Jahren mit Eugen Römer zusammen. Wir sind ein eingeschworenes Team und in dieser Branche ist es unwahrscheinlich wichtig, dass man Menschen hat, auf die man sich voll verlassen kann. Das, was ich mache, ist hundertprozentig Andrea Berg und deswegen stellt sich auch nicht die Frage, das in irgendeiner Form zu verändern
hitparade.ch: Man hört ja auch Leute, die sich mit Deiner Musik weniger befassen, welche sagen "das klingt alles gleich". Was sagst Du diesen Leuten?
Andrea Berg: Es klingt nicht alles gleich. Natürlich gibt es einen 'Andrea-Berg-Sound'. Doch wenn man sich zum Beispiel das neue Album "Splitternackt" anhört, erkennt man ganz deutlich musikalische Entwicklungen. Der Mensch verändert sich und entwickelt sich weiter. Auch bei mir fliessen gewisse musikalische Strömungen ein. Ich habe dieses Mal unwahrscheinlich schöne, live eingespielte Akkordien drauf; ich habe Gitarren, Saxophone, ohne aber jemals den Pfad Andrea Berg zu verlassen. Das wäre auch gefährlich, denke ich.
hitparade.ch: Sowohl in Deutschland als auch in Österreich ist deine „Best Of“-CD das am längsten platzierte Album der Chartgeschichte. Das ist bemerkenswert vor allem, zumal du ja vor der Veröffentlichung dieser CD in den Albumcharts nicht in dem jetzigen Ausmaß vertreten warst. Was sind deiner Meinung nach die Gründe für diesen einzigartigen Erfolg?
Andrea Berg: Das Album enthält den Titel 'Du hast mich tausendmal belogen'. Dieser erschien auf dem Album "Wo liegt das Paradies?", welches der Vorgänger der Best-of-Platte war. Und das ist der Titel mit dem eigentlich so der richtig große Knall kam. Ein Lied, was die Sache wirklich auf den Punkt bringt. "Du hast mich tausendmal belogen, Du hast mich tausendmal verletzt". Jeder Mensch hat diese Situation irgendwann mal erlebt und jeder Mensch weiss auch, was ich damit meine, wenn ich dann sage 'ich würd es wieder tun'. Und ich glaube, das war so genial auf den Punkt gebracht, dass die Menschen dadurch letztlich auf Andrea Berg aufmerksam wurden. Und die meisten haben sich dann alle Alben, die davor erschienen sind, gleich auch noch gekauft.
hitparade.ch: Fehlt zum ultimativen Erfolg im deutschen Sprachraum ja nur noch die Schweiz. Denkst du, dass du auch hierzulande an den großen Erfolg in den Nachbarstaaten anknüpfen kannst. Wie möchtest du die Schweizer in deinen Bann zu ziehen?
Andrea Berg: Ich denke darüber nicht nach, weil ich eh schon sehr viele Fans in der Schweiz habe. Ich bin ja in der Nähe von Stuttgart zuhause. Und gerade wenn ich in dieser Region Konzerte gebe, kommen viele aus der Schweiz. Ich bekomme auch viel Post von Euch. Das bedeutet nicht, dass ich jetzt nicht unbedingt heiss darauf bin, irgendetwas zu erobern. Im Gegenteil: das was ich in meinem Leben erreicht habe, habe ich immer mit Liebe und viel Geduld geschafft. Ich bin sicher, dass ich im Herbst in der Schweiz ein schönes Konzert machen werde und dass ich auf diesem Weg auch viele Menschen überzeugen kann.
hitparade.ch: Bereits deine Songs der Vergangenheit wurden inhaltlich von Themen wie Liebe, Gefühle, Sex, Seitensprüngen und allem was dazugehört dominiert. Das Cover und die Titel der neuen CD „Splitternackt“ deuten eine Fortsetzung an.
Denkst du, dass diese Thematik am besten für die Texte von Schlager-Songs geeignet sind?
Andrea Berg: Die Frage erübrigt sich, weil, wenn Du einen englischen Popsong übersetzt, dann wirst Du eigentlich fast 1 zu 1 ein Andrea Berg-Lied finden. Diese Fragestellung gibt es eigentlich nur im deutschsprachigen Raum. Warum das so ist, weiss ich nicht. Jeder Popsong handelt von der Liebe, weil das das Thema ist, das im Mittelpunk des Lebens steht. Jeder Mensch funktioniert nur, weil er lieben kann und weil er geliebt wird. Und deswegen kann und darf man auch überhaupt nicht aufhören, Geschichten über die Liebe und das Leben zu erzählen.
hitparade.ch: Inwiefern arbeitest Du selbst an den Lyrics mit?
Andrea Berg: Die Geschichten sind alle vollkommen authentisch. Ich habe Autoren, die mit mir schon seit vierzehn Jahren zusammen arbeiten und die mich sehr gut kennen. Ich schreibe selbst viele Texte mit Eugen zusammen; zum Beispiel "Du hast mich tausendmal belogen", "Ich sterbe nicht nochmal" oder "Geh doch, wenn du sie liebst".
hitparade.ch: "Splitternackt" - reduziert sich der Titel auf das Körperliche oder würdest du die Arbeit am Album auch als eine Art "Seelenstriptease" bezeichnen?
Andrea Berg: Ich glaube, das würde mir ein bisschen zu weit gehen, wobei mir der Seelenstriptease noch unangenehmer erscheint als die körperliche Entblätterung. Für mich hat dieser Titel 'Splitternackt' eher was mit einem tatsächlichen Seelenzustand zu tun. Man kann sich vorstellen, sich splitternackt zu fühlen; das ist für mich dann ein Gefühl der Verletzbarkeit, des sich Unwohl fühlens. Und dieses Gefühl beschreibt das sehr schön, finde ich. Ich fühlte mich wie splitternackt. In irgendeiner Form ist es ja diese Hilflosigkeit, die man in der Liebe manchmal ebenfalls empfindet.
hitparade.ch: Beschreibe etwas die Atmosphäre beim Fotoshooting für 'Splitternackt'. Was bedeuten dir persönlich die Bilder?
Andrea Berg: Ich finde diese Fotos sehr schön, weil sie sehr ästhetisch sind. Es war eine sehr intime Atmosphäre. Ich kannte den Fotografen und die Stylistin schon vom letzten Fotoshooting. Das heißt, es waren wirklich nur vier Menschen am Set: Mein Produzent, die Visagistin, der Fotograf und ich. Insofern konnte ich mir hunderprozentig sicher sein, dass da kein Foto irgendwo an die Öffentlichkeit gerät, was nicht schön sein würde. Deswegen konnte man dieses Experiment auch ganz locker machen. Zu versuchen, diese Nacktheit, vielleicht auch ein bisschen provokant, weil ja eben nicht splitternackt sondern nur ein bisschen spitternackt umzusetzen.
hitparade.ch: Du hast vorhin bereits mehrfach Deinen Produzenten und langjährigen Gefährten Eugen Römer erwähnt. Was würdest du persönlich als euer persönliches Highlight oder Meisterwerk bezeichnen? Denkst Du dabei z.B. an einen Song wie "Du hast mich tausendmal belogen" oder gibt es einen Titel, den ihr gemacht habt, der dir besonders gefiel?
Andrea Berg: Momentan bin ich schwer verliebt in dieses Album "Splitternackt", weil es eine Weiterentwicklung von früherem ist, weil es musikalisch ein geniales Ding von ihm ist. Wenn man da reinhört, hat jeder Titel eine Dramaturgie, jeder Titel läuft wie ein Kinofilm ab. Was er da zum Beispiel in das Intro von 'Ein bisschen Wahnsinn' einbaut und wie genial er das musikalisch umsetzt, das ist fantastisch. Er ist ein Genie, und das ist er mit all seinen Schwächen und Stärken.
hitparade.ch: Gibt es jemanden aus der Schlager-, Pop- oder Volksmusikbranche, mit dem du gerne mal zusammenarbeiten würdest, z.B. ein Duett aufnehmen?
Andrea Berg: Ich glaube nicht, dass ich ein Duett singen würde. Wenn ich ein Duett singen würde, dann mit Robbie Williams; aber der ist nun mal anderthalb Köpfe kleiner als ich und das würde dann etwas bescheuert ausehen. Aber das fände ich schon klasse. (lacht)
hitparade.ch: Was denkst Du über den Ballermann-Hype? Ist das etwas, was Du auch aktiv miterleben kannst, was Dir Freude macht oder betrachtest Du es lieber mit Abstand?
Andrea Berg: Ich denke, jeder Mensch braucht ein Ventil, um sich auszuleben. Es gibt Menschen, die das am Ballermann tun; und es gibt Menschen, die das in gleicher Form in Winter in den Skigebieten machen. Ich gehöre eher nicht dazu. Das liegt aber auch an meinem Beruf. Ich bin so häufig unterwegs, wo es laut ist und wo viele Menschen feiern. Ich finde meine Erholung drum mehr in der Natur und in der Stille. Das muss aber jeder Mensch für sich selbst entscheiden.
hitparade.ch: Du hast Dir in der Vergangenheit Texte von Kristina Bach schreiben lassen. Eigentlich könnte man ja denken, Ihr seid "Konkurentinnen". Übernimmt man dadurch nicht gleich auch den Stil der anderen Interpretin oder kann man das getrost als "unbedeutende Auftragsarbeit" ansehen?
Andrea Berg: Ich glaube nicht, weil dann hätte ich die ganze Zeit gelogen, wenn ich Texte in Auftrag geben würde und die einfach blauäugig übernehmen würde. Auch an den Titeln, die Kristina Bach für mich geschrieben hat, haben Eugen und ich sehr viel mitkomponiert, mitgetextet und auch viele Veränderungen vorgenommen. Denn sonst wäre es ja kein Andrea Berg-Titel. Die Schlagerbranche ist deshalb so schön, weil wir alle Musik machen und sich über Geschmack da gar nicht streiten lässt.
hitparade.ch: Erfolgreiche Alben, umjubelte Tournee, Echos gewonnen – mit welcher Motivation nimmst du neue Projekte in Angriff und welche Ziele in künstlerischer Hinsicht verfolgst du noch?
Andrea Berg: Für mich ist jedes Konzert von Neuem schön, weil es niemals selbstverständlich ist, dass sich 4000 Menschen an einer Stelle bewegen um den Vorhang aufgehen und Andrea Berg rauskommen zu sehen. Das macht mich jedes Mal von Neuem ehrfürchtig und dankbar. Diese Augenblicke geniesse ich und sie geben einem auch eine unwahrscheinliche Kraft, um neue Dinge zu machen.
Auch Andrea Berg baten wir um ein Statement zur aktuellen Schweizer Top 10. Neun Titel waren ihr leider gänzlich unbekannt. Zu "Love Generation" von Bob Sinclar meinte sie jedoch: Diese Nummer habe ich als Klingelton auf dem Handy. Ich finde den Song sensationell dank seiner Lebensfreude. Wenn mein Telephon klingelt, warte ich drum immer eine Minute, bevor ich ran geh'.
hitparade.ch: In den letzten Jahren bist du zu einem Kultstar avanciert, deren Songs auf diversen Festen und Inseln die Abende bereichern und zu denen sogar bereits eigene Choreografien entwickelt wurden. Wie kommentierst du diese sagenhafte Entwicklung?
Andrea Berg: Man kann es im Grunde genommen nicht kommentieren, weil ich es auch selber nicht so richtig in dem ganzen Ausmaß mitbekomme. Ich hör zwar jetzt immer die Meldungen "Österreich Platz 1, Deutschland Platz 1" oder dass ich in Deutschland die viermillionste CD verkauft habe. Aber das sind Dinge, die man nicht so richtig begreifen kann. Mir ist eher der Kontakt zum Publikum wichtig und den pflege ich sehr intensiv. Ansonsten denke ich mir, dass man einfach dankbar sein und das genießen muss.
hitparade.ch: Dein Musikstil ist unverkennbar. Du verfolgst konsequent deinen Weg und hast vermutlich auch gerade deshalb so viele treue Anhänger.
Könntest du dir vorstellen, wie deine Kollegin Michelle, die derzeit als Tanja Thomas eine völlig neue künstlerische Richtung einschlägt, deinen Musikstil zu verändern?
Andrea Berg: Nein, weil das, was ich mache, im Moment einfach absolut authentisch ist. Ich arbeite seit 15 Jahren mit Eugen Römer zusammen. Wir sind ein eingeschworenes Team und in dieser Branche ist es unwahrscheinlich wichtig, dass man Menschen hat, auf die man sich voll verlassen kann. Das, was ich mache, ist hundertprozentig Andrea Berg und deswegen stellt sich auch nicht die Frage, das in irgendeiner Form zu verändern
hitparade.ch: Man hört ja auch Leute, die sich mit Deiner Musik weniger befassen, welche sagen "das klingt alles gleich". Was sagst Du diesen Leuten?
Andrea Berg: Es klingt nicht alles gleich. Natürlich gibt es einen 'Andrea-Berg-Sound'. Doch wenn man sich zum Beispiel das neue Album "Splitternackt" anhört, erkennt man ganz deutlich musikalische Entwicklungen. Der Mensch verändert sich und entwickelt sich weiter. Auch bei mir fliessen gewisse musikalische Strömungen ein. Ich habe dieses Mal unwahrscheinlich schöne, live eingespielte Akkordien drauf; ich habe Gitarren, Saxophone, ohne aber jemals den Pfad Andrea Berg zu verlassen. Das wäre auch gefährlich, denke ich.
hitparade.ch: Sowohl in Deutschland als auch in Österreich ist deine „Best Of“-CD das am längsten platzierte Album der Chartgeschichte. Das ist bemerkenswert vor allem, zumal du ja vor der Veröffentlichung dieser CD in den Albumcharts nicht in dem jetzigen Ausmaß vertreten warst. Was sind deiner Meinung nach die Gründe für diesen einzigartigen Erfolg?
Andrea Berg: Das Album enthält den Titel 'Du hast mich tausendmal belogen'. Dieser erschien auf dem Album "Wo liegt das Paradies?", welches der Vorgänger der Best-of-Platte war. Und das ist der Titel mit dem eigentlich so der richtig große Knall kam. Ein Lied, was die Sache wirklich auf den Punkt bringt. "Du hast mich tausendmal belogen, Du hast mich tausendmal verletzt". Jeder Mensch hat diese Situation irgendwann mal erlebt und jeder Mensch weiss auch, was ich damit meine, wenn ich dann sage 'ich würd es wieder tun'. Und ich glaube, das war so genial auf den Punkt gebracht, dass die Menschen dadurch letztlich auf Andrea Berg aufmerksam wurden. Und die meisten haben sich dann alle Alben, die davor erschienen sind, gleich auch noch gekauft.
hitparade.ch: Fehlt zum ultimativen Erfolg im deutschen Sprachraum ja nur noch die Schweiz. Denkst du, dass du auch hierzulande an den großen Erfolg in den Nachbarstaaten anknüpfen kannst. Wie möchtest du die Schweizer in deinen Bann zu ziehen?
Andrea Berg: Ich denke darüber nicht nach, weil ich eh schon sehr viele Fans in der Schweiz habe. Ich bin ja in der Nähe von Stuttgart zuhause. Und gerade wenn ich in dieser Region Konzerte gebe, kommen viele aus der Schweiz. Ich bekomme auch viel Post von Euch. Das bedeutet nicht, dass ich jetzt nicht unbedingt heiss darauf bin, irgendetwas zu erobern. Im Gegenteil: das was ich in meinem Leben erreicht habe, habe ich immer mit Liebe und viel Geduld geschafft. Ich bin sicher, dass ich im Herbst in der Schweiz ein schönes Konzert machen werde und dass ich auf diesem Weg auch viele Menschen überzeugen kann.
hitparade.ch: Bereits deine Songs der Vergangenheit wurden inhaltlich von Themen wie Liebe, Gefühle, Sex, Seitensprüngen und allem was dazugehört dominiert. Das Cover und die Titel der neuen CD „Splitternackt“ deuten eine Fortsetzung an.
Denkst du, dass diese Thematik am besten für die Texte von Schlager-Songs geeignet sind?
Andrea Berg: Die Frage erübrigt sich, weil, wenn Du einen englischen Popsong übersetzt, dann wirst Du eigentlich fast 1 zu 1 ein Andrea Berg-Lied finden. Diese Fragestellung gibt es eigentlich nur im deutschsprachigen Raum. Warum das so ist, weiss ich nicht. Jeder Popsong handelt von der Liebe, weil das das Thema ist, das im Mittelpunk des Lebens steht. Jeder Mensch funktioniert nur, weil er lieben kann und weil er geliebt wird. Und deswegen kann und darf man auch überhaupt nicht aufhören, Geschichten über die Liebe und das Leben zu erzählen.
hitparade.ch: Inwiefern arbeitest Du selbst an den Lyrics mit?
Andrea Berg: Die Geschichten sind alle vollkommen authentisch. Ich habe Autoren, die mit mir schon seit vierzehn Jahren zusammen arbeiten und die mich sehr gut kennen. Ich schreibe selbst viele Texte mit Eugen zusammen; zum Beispiel "Du hast mich tausendmal belogen", "Ich sterbe nicht nochmal" oder "Geh doch, wenn du sie liebst".
hitparade.ch: "Splitternackt" - reduziert sich der Titel auf das Körperliche oder würdest du die Arbeit am Album auch als eine Art "Seelenstriptease" bezeichnen?
Andrea Berg: Ich glaube, das würde mir ein bisschen zu weit gehen, wobei mir der Seelenstriptease noch unangenehmer erscheint als die körperliche Entblätterung. Für mich hat dieser Titel 'Splitternackt' eher was mit einem tatsächlichen Seelenzustand zu tun. Man kann sich vorstellen, sich splitternackt zu fühlen; das ist für mich dann ein Gefühl der Verletzbarkeit, des sich Unwohl fühlens. Und dieses Gefühl beschreibt das sehr schön, finde ich. Ich fühlte mich wie splitternackt. In irgendeiner Form ist es ja diese Hilflosigkeit, die man in der Liebe manchmal ebenfalls empfindet.
hitparade.ch: Beschreibe etwas die Atmosphäre beim Fotoshooting für 'Splitternackt'. Was bedeuten dir persönlich die Bilder?
Andrea Berg: Ich finde diese Fotos sehr schön, weil sie sehr ästhetisch sind. Es war eine sehr intime Atmosphäre. Ich kannte den Fotografen und die Stylistin schon vom letzten Fotoshooting. Das heißt, es waren wirklich nur vier Menschen am Set: Mein Produzent, die Visagistin, der Fotograf und ich. Insofern konnte ich mir hunderprozentig sicher sein, dass da kein Foto irgendwo an die Öffentlichkeit gerät, was nicht schön sein würde. Deswegen konnte man dieses Experiment auch ganz locker machen. Zu versuchen, diese Nacktheit, vielleicht auch ein bisschen provokant, weil ja eben nicht splitternackt sondern nur ein bisschen spitternackt umzusetzen.
hitparade.ch: Du hast vorhin bereits mehrfach Deinen Produzenten und langjährigen Gefährten Eugen Römer erwähnt. Was würdest du persönlich als euer persönliches Highlight oder Meisterwerk bezeichnen? Denkst Du dabei z.B. an einen Song wie "Du hast mich tausendmal belogen" oder gibt es einen Titel, den ihr gemacht habt, der dir besonders gefiel?
Andrea Berg: Momentan bin ich schwer verliebt in dieses Album "Splitternackt", weil es eine Weiterentwicklung von früherem ist, weil es musikalisch ein geniales Ding von ihm ist. Wenn man da reinhört, hat jeder Titel eine Dramaturgie, jeder Titel läuft wie ein Kinofilm ab. Was er da zum Beispiel in das Intro von 'Ein bisschen Wahnsinn' einbaut und wie genial er das musikalisch umsetzt, das ist fantastisch. Er ist ein Genie, und das ist er mit all seinen Schwächen und Stärken.
hitparade.ch: Gibt es jemanden aus der Schlager-, Pop- oder Volksmusikbranche, mit dem du gerne mal zusammenarbeiten würdest, z.B. ein Duett aufnehmen?
Andrea Berg: Ich glaube nicht, dass ich ein Duett singen würde. Wenn ich ein Duett singen würde, dann mit Robbie Williams; aber der ist nun mal anderthalb Köpfe kleiner als ich und das würde dann etwas bescheuert ausehen. Aber das fände ich schon klasse. (lacht)
hitparade.ch: Was denkst Du über den Ballermann-Hype? Ist das etwas, was Du auch aktiv miterleben kannst, was Dir Freude macht oder betrachtest Du es lieber mit Abstand?
Andrea Berg: Ich denke, jeder Mensch braucht ein Ventil, um sich auszuleben. Es gibt Menschen, die das am Ballermann tun; und es gibt Menschen, die das in gleicher Form in Winter in den Skigebieten machen. Ich gehöre eher nicht dazu. Das liegt aber auch an meinem Beruf. Ich bin so häufig unterwegs, wo es laut ist und wo viele Menschen feiern. Ich finde meine Erholung drum mehr in der Natur und in der Stille. Das muss aber jeder Mensch für sich selbst entscheiden.
hitparade.ch: Du hast Dir in der Vergangenheit Texte von Kristina Bach schreiben lassen. Eigentlich könnte man ja denken, Ihr seid "Konkurentinnen". Übernimmt man dadurch nicht gleich auch den Stil der anderen Interpretin oder kann man das getrost als "unbedeutende Auftragsarbeit" ansehen?
Andrea Berg: Ich glaube nicht, weil dann hätte ich die ganze Zeit gelogen, wenn ich Texte in Auftrag geben würde und die einfach blauäugig übernehmen würde. Auch an den Titeln, die Kristina Bach für mich geschrieben hat, haben Eugen und ich sehr viel mitkomponiert, mitgetextet und auch viele Veränderungen vorgenommen. Denn sonst wäre es ja kein Andrea Berg-Titel. Die Schlagerbranche ist deshalb so schön, weil wir alle Musik machen und sich über Geschmack da gar nicht streiten lässt.
hitparade.ch: Erfolgreiche Alben, umjubelte Tournee, Echos gewonnen – mit welcher Motivation nimmst du neue Projekte in Angriff und welche Ziele in künstlerischer Hinsicht verfolgst du noch?
Andrea Berg: Für mich ist jedes Konzert von Neuem schön, weil es niemals selbstverständlich ist, dass sich 4000 Menschen an einer Stelle bewegen um den Vorhang aufgehen und Andrea Berg rauskommen zu sehen. Das macht mich jedes Mal von Neuem ehrfürchtig und dankbar. Diese Augenblicke geniesse ich und sie geben einem auch eine unwahrscheinliche Kraft, um neue Dinge zu machen.
Auch Andrea Berg baten wir um ein Statement zur aktuellen Schweizer Top 10. Neun Titel waren ihr leider gänzlich unbekannt. Zu "Love Generation" von Bob Sinclar meinte sie jedoch: Diese Nummer habe ich als Klingelton auf dem Handy. Ich finde den Song sensationell dank seiner Lebensfreude. Wenn mein Telephon klingelt, warte ich drum immer eine Minute, bevor ich ran geh'.