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Interview mit Shakra

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"Shakra" haben sich Ende Februar zurückgemeldet mit 13 neuen Songs, einer knackigen Produktion und der variablen und gefühlvollen Stimme des neuen Sängers John Prakesh. Wir haben Thomas Muster und Dominik Pfister zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Anfang der 90er Jahre, als Ihr noch unter dem Namen "Ruckus" bekannt wart, durftet Ihr als Vorgruppe von Krokus, Gotthard, etc., auftreten. Haben Euch diese Bands inspiriert oder hattet Ihr von Anfang an Euren eigenen Style und eigene Ziele/Vorstellungen, die Ihr verfolgt habt?
Thömu: Hmmm… Wir haben, glaube ich, die gleichen Rules wie die Leute von Gotthard. Krokus ist ein bisschen eine andere Generation, die sind etwas älter. Aber soviel ich weiss, hatten Gotthard früher auch die gleichen Heroes, beispielsweise AC/DC waren dabei, oder was man halt so gehört hat in den 70er/80er Jahren und von daher habe ich das Gefühl, dass gewisse Parallelen bestanden. Aber wir hatten nie die Absicht, den gleichen Sound zu machen wie Gotthard. Wenn ich einen Song schreibe, passiert einfach das, was ich am besten kann und das klingt schlussendlich einfach nach Shakra. Ich kann nichts Anderes. Es hat sich halt einfach so ergeben, dass unser Style uns über die Jahre hinweg geprägt hat. Es war nicht beabsichtigt, ähnlichen Sound wie Gotthard zu machen, obwohl es natürlich eine geile Band ist. Und betreffend Ruckus: Als wir damals nach dem 2. oder 3. Mal im Vorprogramm von Krokus waren, fanden wir, dass wir einen neuen Namen haben sollten. Ich weiss auch nicht, was "Ruckus" im Englischen bedeutet. Es ist ein spezielles Wort. Aber es klingt schon komisch. Vor allem, wenn man es auf Berndeutsch sagt. Krokus, Ruckus, klingt wie nachgemacht. Also wollten wir einen neuen Namen suchen und sind irgendwie auf "Shakra" gekommen.

hitparade.ch: Die Band wurde vor über 20 Jahren gegründet. Was denkt Ihr, ist das Geheimnis, dass Ihr noch immer zusammen seid, und das, obwohl Ihr in einer Zeit gegründet wurdet, in der die elektronische Musik voll im Gange war?
Thömu: Ich habe das Gefühl, dass im Rock Bereich, als wir angefangen haben, vor allem Grunge voll da war. Da haben Alle gesagt: "Hard Rock interessiert kein Mensch." Aber Gotthard hatte schon damals ziemlich viel Erfolg und die Band hatte ihr erstes Album schon auf Platz 1. Ich habe einfach das Gefühl, wenn Du Musik machst, die eine gewisse Qualität hat, ist es doch eigentlich egal, ob jetzt gerade diese oder die andere Musik Mode ist. Wir haben so oft gehört, Hard Rock sei tot und wir haben also wirklich auch das Gegenteil bewiesen, wie auch viele andere Bands auch. Wenn die Musik irgendwie gut ist, findest Du immer Leute, die diese Musik hören wollen. Und dass wir das solange machen konnten… Wir sind einfach "drangeblieben", wir haben nicht aufgegeben. Wir hatten diverse Wechsel: Wir mussten 2 Mal den Bassist wechseln, Dominik ist jetzt seit 3 Jahren dabei, wir hatten zudem verschiedene Sänger. Und was man auch sagen muss: Wir haben Glück gehabt!
Dominik: Als ich in die Band eingestiegen bin, war sie schon auf einem hohen Level. Die Band kannte man in der Schweiz. Das war natürlich toll, es ist schön, wenn man so anfangen kann.

hitparade.ch: Mit John Prakesh als Leadsänger, was denkst Du, wie sich die Dynamik seit dem letzten Album verändert hat?
Thömu: Einfach geil! Das ist alles! Mit John ist es einfach so, dass es wieder Spass macht. Wir haben vorher schlimme Zeiten erlebt. Und jetzt ist John dabei und nun kann man wieder in die gleiche Richtung schauen, man kann wieder Sachen planen, man kann wieder Dinge angehen, bei denen Du vorher nie gewusst hast, wann der nächste Knall kommt, wann es wieder schlimmen Ärger gibt. Jetzt sind wir einfach wieder eine Band, die harmoniert, die funktioniert. Das ist einfach das Wichtigste. Abgesehen davon, dass es musikalisch sowieso sofort funktioniert hat. Darum ist er auch dabei. Darum haben wir uns auch für John entschieden und einfach auch, weil er ein cooler Typ ist.
Dominik: Er ist ein flotter Typ, wirklich. Auch seine Stimme passt sehr gut zur Musik.
Thömu: Auch vom Akzent her. Er wurde ja mit 6 Monaten adoptiert, er ist hier aufgewachsen, aber hat auch ein sehr gutes Englisch. Das finde ich auch immer wichtig bei einem Sänger, dass es authentisch klingt, wenn man schon englisch singt…. dass es eben nicht all zu sehr "schweizerisch" daher kommt. Das hat er eben auch noch drauf..

hitparade.ch: Denkst Du, die Band bleibt in der heutigen Besetzung für längere Zeit bestehen?
Thömu: Ja ich hoffe es, logisch. Man hofft das immer, aber das Leben besteht aus Veränderungen. Ich hoffe, dass Dominik und auch John noch lange mithelfen. Wenn man eine Band gründet, hofft man ja nicht, dass man in 2 Jahren wieder einen Wechsel machen muss. Aber es gibt einfach Dinge, die sind unumgänglich. Das Leben ist so… Im Leben verändern sich Dinge. Ich habe das Gefühl, dass es sich in unserem Fall zum Glück zum Guten verändert hat.

hitparade.ch: Du hast in all den Jahren viele der Songs jeweils mit dem Leadsänger zusammen geschrieben. Ist es schwierig für Dich, Dich dem jeweiligen Schreibstil von jedem einzelnen Sänger, welchen Shakra hatte, anzupassen?
Thömu: Schwierig war es eigentlich nie. Es ist eigentlich ein Kennenlernen. Und sobald Du merkst, wo Jemand seine Stärken hat und wo eher die Schwächen liegen, kann man sich darauf einstellen. Daher hatte ich nie Probleme. Aber wir haben natürlich auch immer geschaut, dass wir Sänger haben, die in dem Range, den wir fordern, singen können. Jemand, der über die 2, 3 Oktaven stark ist. Und das erleichtert natürlich die Sache ungemein. Als wir John gesucht haben, hatten wir auch mit Sängern zu tun, da hätten wir Alles umstellen müssen. Manche haben die Höhe, die es manchmal braucht, einfach nicht erreicht. Mit John haben wir Jemanden gefunden, der die Stärken hat, und zwar genau dort, wo sie gefordert ist. Wir können mit John noch ein bisschen mehr machen. Er kommt noch ein bisschen höher, noch ein bisschen tiefer, wo er auch sehr stark ist. Das macht es beim Songwriting interessanter, dass man eben noch weiter gehen kann.

hitparade.ch: Denkst Du, dass das kürzlich veröffentlichte Album "Back on Track" besser ist, als das sehr erfolgreiche Album "Everest"?
Thömu: Es ist noch erfolgreicher: Wenn man die Hitparade anschaut, liegt es noch 2 Plätze höher. Ich persönlich finde es ein wahnsinnig gutes Album.
Dominik: Ich finde es aus dem Grund besser als "Everest", weil es vielseitiger und interessanter anzuhören ist. "Everest" hatte auch mehrere Stimmungen und Emotionen drin, aber "Back On Track" finde ich noch interessanter. Das Album live zu spielen, macht mir auch mehr Spass. Wir bringen recht viele Songs aus dem neuen Album, wenn wir live spielen. Auch deswegen, weil es mit John ein neues Kapitel ist. In einem 1 1/2-stündigen Auftritt spielen wir etwa 9 Songs aus der neuen Scheibe.

hitparade.ch: Wo seht Ihr die Unterschiede und wo die Ähnlichkeiten zum vorherigen Album?
Thömu: Also ich habe an jedem Album, das wir gemacht haben, sehr viel Freude. Wenn ich manchmal sage, das neueste Album sei das beste, bedeutet es nicht, dass die alten Alben schlecht sind. Aber es ist logisch, man findet immer das neueste Album das beste. Also, ich bin auf jedes Album stolz. Ich finde, der Hauptunterschied ist, dass wir früher noch ein bisschen mehr diesen Rock'n'Roll-Touch hatten. Wir hatten auf den ersten Alben manchmal Songs in Richtung AC/DC.
Dominik: Und jetzt hat es nur ein paar wenige Songs, die noch in diese Richtung gehen.
Thömu: Ich habe das Gefühl, wir haben uns ein bisschen in die Richtung des amerikanischen Rocks verändert. Thom, unser Leadgitarrist, ist ein grosser Fan von Alter Bridge, Shinedown, Linkin Park, etc. Früher hatten wir wirklich mehr Songs wie AC/DC, aber in erster Linie klingt's nach Shakra.
Dominik: Also, ich finde, dass die Gitarrenriffs immer noch 100% Shakra sind. Einfach zum Teil moderner als früher.
Thömu: Es ist ja auch erstaunlich. Wir haben einen neuen Sänger, und die Stimme ist ja schon ein Markenzeichen einer Band. Obwohl eine neue Stimme da ist, sagen die Leute trotzdem: "Das ist unverkennbar Shakra!" Also, scheinbar haben wir da schon einen gewissen Stil, einfach gewisse Trademarks erschaffen, die die Band ausmachen. Und das ist auch gut so. Es muss ja einen Erkennungswert haben und das ist bei einem Sängerwechsel brutal. Wir haben Glück gehabt, es ist gut herausgekommen. Aber der Schuss kann auch nach hinten losgehen, wenn man den Leadsänger austauscht.

hitparade.ch: Im Sommer startet Ihr Eure Sommer Festival-Tour. Auf welches davon freut Ihr Euch am meisten?
Thömu: Hmmm, ich weiss nicht… Ist es am 4. August? Rock Oz'Arènes in Avanches. Es ist ein Amphitheater. Da freue ich mich extrem darauf. Ich hätte nie gedacht, dass wir dort spielen können. Wir spielen an dem Abend mit Motörhead, Clawfinger, etc. Ich freue mich grundsätzlich auf jedes Konzert.
Dominik: Ich freue mich auch am meisten auf dieses Konzert. Oder auch auf das Sonisphere Festival freue ich mich sehr, weil das ein Festival ist, das einen Namen hat. Da ist es einfach schon cool wenn man nur schon dabei sein kann. Das ist dieses Jahr am 23. Juni.
Thömu: Wir können das Festival eröffnen. Es spielen anschliessend noch Judas Priest, Whitesnake, etc. In Basel im St.Jakob ist das. Und das finde ich cool Da freue ich mich riesig.

hitparade.ch: Skandinavien ist inzwischen sehr bekannt für seine Heavy Metal Szene. Denkst Du, dass die Schweizer Metal Szene auch stark ist, und was könnte gemacht werden, um sie zu verbessern?
Thömu: Also, ich persönlich kümmere mich nicht wirklich um "Szenen". Ich weiss, es gibt extrem viele Bands in der Schweiz, aber ich selber kenne mich gar nicht so gut aus. Dominik, Du kennst Dich vielleicht besser aus?
Dominik: Ich weiss, es gibt immer noch sehr viele Newcomer, gerade im Metal Bereich. Und das Business ist nicht einfacher geworden, mit all diesen Contests, die die Bands durchlaufen müssen, um überhaupt noch an den Open Airs mitspielen zu dürfen. Es ist sicher nicht einfach, auch in der Schweiz nicht. Aber ich denke, was die Szene anbelangt, ist Skandinavien schon Rock-freundlicher als die Schweiz. Ich glaube, in der Schweiz ist Rock immer noch eine Minderheit. Es gibt sicher Musikstile, die in der Schweiz mehr gefragt sind. Z.B. Pop oder HipHop, Musik die die Jugendlichen hören ist immer noch verbreiteter.

hitparade.ch: Erst kürzlich ist Euer neues Album erschienen. Könnt Ihr uns vielleicht schon einen kleinen Einblick geben, in welche Richtung Euer nächstes Album gehen wird?
Thömu: Also, ich komponiere ja eigentlich Jahr ein, Jahr aus, immer ein bisschen selber zu Hause. Und ich habe jetzt auch schon wieder ein paar Sachen aufgenommen. Aber ich denke, rein vom Stil her wird auch das nächste sehr ähnlich werden. Wir haben auf dem neuen Album Songs wie "Stronger Than Ever" oder "Yesterday's Gone" in einem Stil, den man noch nie gehört hat von uns. Und es wird vielleicht auch auf dem nächsten Album etwas geben, das ein bisschen Neuland ist. Aber Neuland in einem "engeren Rahmen". Es wird schon nach Shakra klingen. Wir machen nicht irgendwelche Experimente und wollen uns nicht neu erfinden. Wir haben schon das Gefühl, dass das, was wir heute sind, damit zu tun hat, dass wir unserem Stil treu gewesen sind. Und Bands, die sich verändern und sich einem Trend anpassen, haben noch nie lange überlebt. Deswegen werden wir auch auf dem nächsten Album nach Shakra klingen. Viel mehr kann ich noch nicht sagen. Aber ich hoffe, dass in 2 Jahren das neue Album draussen ist. Jetzt spielen wir zuerst aber noch ein bisschen. Jetzt haben wir erst gerade angefangen mit Touren. Wir gehen noch nach Deutschland und Spanien. Wir haben noch in Norwegen ein Festival, in Holland und in Frankreich. In der Schweiz sind natürlich im Sommer die Festivals und im November wird es Konzerte in diversen Clubs geben.
Dominik: Ja, auf Norwegen freue ich mich auch. Dann können wir auch gleich schauen, wie die skandinavische Szene reagiert. Das Festival finde ich gut, es ist in Lillehammer.

hitparade.ch: Im Dezember 2006 hattet Ihr einen Beitrag für den Eurovison Song Contest eingereicht…!
Thömu: War das zu der Zeit? Ist das schon so lange her? Wo steht das, dass wir das immer wieder gefragt werden? (lacht) Wir haben damals einfach einen Song eingesandt. Also, unser Manager ist mit der Idee gekommen, ob wir das nicht machen wollen. Weil damit würdest Du in der Schweiz einen gewissen Bekanntheitsgrad sehr schnell erreichen, den Du mit 100 Interviews nicht hättest. Also, ich habe schon darüber nachgedacht ob es eine Variante wäre, weil im Jahr zuvor haben ja Lordi den ESC gewonnen. Leider wurde aber DJ Bobo gewählt. Das war aber von Anfang an klar gewesen, dass er gewählt wird. Im Endeffekt war ich trotzdem froh, dass sie ihn genommen haben und nicht uns… wahrscheinlich hätte es uns mehr geschadet als genützt. Auch wir hätten 0 Punkte gehabt.
Dominik: Als Schweizer hat man es am ESC nicht leicht… auch die Lovebugs hatten es nicht leicht.
Thömu: Ja, auch DJ Bobo nicht… er ist ja auch "sang- und klanglos" untergegangen. Und daher habe ich das Gefühl, dass es vielleicht besser war, dass wir nicht dabei waren. Aber ich habe wirklich eine Weile darüber nachgedacht und habe die Anderen dazu überredet. Ich war sonst immer Gegner und dachte immer: "Ja nie an einen solchen Anlass!" Andererseits dachte ich auch: "Vielleicht ist es gar nicht so blöd, vielleicht kommt es ja gut heraus." Nachher haben wir unseren Song eingeschickt und da haben sie DJ Bobo genommen. Wie gesagt - im Nachhinein bin ich froh, dass es nicht geklappt hat. Und ich denke, dass wir in Zukunft eher nicht mehr versuchen, daran teilzunehmen.

hitparade.ch: Was kennt Ihr aus den Top 10 der Schweizer Hitparade?
Thömu: Ich kenne vermutlich Niemanden. Ich muss wahrscheinlich bei Allen passen… Ausser natürlich Bruno Mars: Der Typ hat eine Hammer-Stimme. Sunrise Avenue kenne ich auch, die gefallen mir.
Dominik: Ich kenne zwei: Mir gefällt Bruno Mars am besten von all diesen Songs, die in den Top 10 sind.
Thömu: Kannst Du mir diesen Song hier singen? Usher: Kann sein, dass er mir gefällt. Kann sein, dass der mal lief, als ich beim Coiffeur sass. Da habe ich irgendetwas gehört und gedacht: "Das ist eine coole Melodie!" Da hat es geheissen, das wäre Usher. Ich höre sehr wenig Radio. Ich kenne es einfach nicht. Und HipHop ist halt wirklich nicht meine Abteilung. Es ist schwierig. (lacht)
Dominik: Wie gesagt: Ich kenne zwei, die mir auch gefallen: Sunrise Avenue und Bruno Mars.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac, Adrian Huber
Redaktion: Adrian Huber, Bettina Siegwart