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Interview mit Colbie Caillat

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Die kalifornische Sängerin und Songwriterin Colbie Caillat bleibt auch mit ihrem dritten Album "All Of You" auf Erfolgskurs. Wir haben sie zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Die Ukulele ist kein typisches Musikinstrument. Wie kommt es, dass du und dein Freund Justin Ukulele spielen?
Colbie: Er ist aus Hawaii und damit aufgewachsen. Er spielt Ukulele, seit er ein kleines Kind ist. Ich habe mit 18 angefangen, wenige Akkorde zu spielen. Ich ging oft nach Hawaii, und wir haben eine Menge Freunde dort, die ebenfalls Ukulele spielen. Mein Vater liebt Instrumente und stellt selber auch Instrumente her. So habe ich begonnen, Ukulele zu spielen.

hitparade.ch: Du produzierst mit deinem Vater zusammen einige von deinen Songs und mit deinem Freund bist du auf Tour. Du hast eine enge Beziehung zu einer Menge von Leuten, die sich an deiner Karriere beteiligen. Macht es das einfacher oder schwieriger für dich?
Colbie: Ein bisschen von Beidem. In den meisten Fällen ist es einfacher, weil ich mich wohl fühle mit ihnen. Sie wissen normalerweise, was ich möchte und wie mein Sound klingen soll, sie arbeiten hart dafür. Mit einem anderen Produzenten könnte ich diesen Punkt vielleicht nicht erreichen. Es ist super, dass sie wissen, wie man das mit mir macht. Die meisten Songs auf meinem neuen Album sind über meinen Freund und unsere Auf und Abs. Ich spiele die Songs für ihn, und er ist sehr stolz darauf. Er ermutigt mich zum Schreiben und das zu schreiben, was ich fühle und was ich möchte. Mit meinem Vater war es schwieriger, wenn er mich über die Liebe und Beziehungen singen hörte, interessierte ihn das nicht.

hitparade.ch: War dein Freund einverstanden mit den Sachen, die du geschrieben hast oder musstest du Änderungen vornehmen?
Colbie: Ich habe keine Änderungen gemacht, aber ich habe nicht alles so tief empfunden, wie ich es geschrieben habe. Ich habe nicht nur über ihn Songs geschrieben, ich habe auch Songs über andere Leute geschrieben und ich wollte niemanden in Verlegenheit oder eine schwierige Situation bringen. Die Songs sollten etwas Spezielles für den Hörer sein. Es geht nicht nur um Dinge, die ich gefühlt oder darüber gedacht habe. Es gibt zum Beispiel einen Song von Coldplay, von dem ich denke, dass Chris Martin beim Schreiben etwas ganz Anderes gemeint hat als man beim Hören denkt.

hitparade.ch: Du bist gleich am Anfang deiner Karriere vor grossem Publikum aufgetreten. Was war die grösste Menge, vor der du je gesungen hast und wo war das?
Colbie: Das ist eine gute Frage. Ich habe Festivals hier in Europa gespielt, wo etwa 50'000 bis 80'000 Leute waren. Ich denke, das war das Grösste bisher. Wir haben das in den Staaten nicht. Es ist unglaublich, diese Festivals in Europa zu spielen und nicht sehen zu können wie weit nach hinten das Publikum geht.

hitparade.ch: Dein neustes Album "All of You" erschien am 12. Juli 2011. Kannst du uns ein wenig darüber erzählen im Vergleich zu deinen bisherigen Alben?
Colbie: Die Platte ist grossartig. Ich liebe sie, es macht so viel Spass. Die Lieder entstanden aus persönlichen Erfahrungen und Momenten, die ich durchgemacht habe und danach aufgeschrieben habe. Es gibt zum Beispiel einen Song über meine beste Freundin und eine Beziehung, die sie hatte. Ich experimentierte mehr mit Instrumenten, mit elektrischen Gitarren und programmierten Beats über die echten Instrumente in den Songs. Ich habe mit Ryan Tedder von "OneRepublic" und dem Hip-Hop-Künstler "Common" Texte geschrieben. Common ist einer von meinen Lieblingsrappern. Seine Stimme ist einfach so beruhigend und seine Texte poetisch. Ich wollte ihn unbedingt auf dem Track "Favorite Song" haben. Es ist eine super Mischung.

hitparade.ch: Als du dein zweites Album geschrieben hast, hattest du lange eine mentale Blockade. Eine gute Freundin, Kara DioGuardi, half dir, Songs zu schreiben. Hat sie auch bei deinem neuen Album mitgeholfen?
Colbie: Ja, wir haben einen Song auf diesem Album zusammen geschrieben. Er heisst "Think Good Thoughts".

hitparade.ch: Als du deine Karriere vor einigen Jahren begonnen hast, hattest du ziemlich Lampenfieber vor deinen Auftritten. Hast du dich nun daran gewöhnt? Was tust du, um ruhig zu werden?
Colbie: Ich habe es nicht komplett überwunden. Es ist ein langer Prozess. Aber ich fühle mich auf der Bühne definitiv besser als früher. Es gibt Zeiten, wo ich einfach nervös vor einem Auftritt bin. Es hängt davon ab, wo ich bin, wie gross das Publikum ist oder wer neben mir auf der Bühne ist. Ich nehme tiefe Atemzüge, wenn ich auf der Bühne bin. Ich versuche zu lächeln und Spass zu haben. Ich versuche, kein Durcheinander zu bekommen. Ich fokussiere mich vor dem Auftritt auf meine Vorbereitung und versuche, mich zu konzentrieren und meine Stimme aufzuwärmen.

hitparade.ch: Ebenfalls zu Beginn deiner Karriere warst du sehr aufgeregt, wenn du während den Auftritten Fehler machtest. Hast du damit heute noch Probleme?
Colbie: Ich mache immer noch viele Fehler. Erst vor kurzem vergass ich den Text von "Bubbly" in der letzten Strophe. Ich kann darüber lachen und meine Augen verrollen. Das Publikum findet es vermutlich lustig. Auch vor kurzem sagte ich etwas in einer Einleitung für einen Song, das überhaupt keinen Sinn machte. Früher dachte ich, dass die ganze Show ruiniert ist, wenn ich einen Fehler mache. Heute kann ich über meine Fehler lachen.

hitparade.ch: Führt die Aufmerksamkeit, die du auf der Tour hast, manchmal zu Spannungen zwischen dir und deinem Freund?
Colbie: Es verursacht keine Probleme. Er ist sehr beschützend und mein ganzes Team ist es auch. Sie schauen immer auf mich. Sie merken es, wenn ich mich unwohl fühle, und reagieren darauf. Sie nehmen mich zur Seite, wenn es mir nicht gut geht. Ansonsten lassen sie mich in Ruhe, wenn ich zu den Leuten gehe und mit ihnen spreche, besonders bei Kindern. Sie wissen, dass ich das mag.

hitparade.ch: Du hast eine französische Version von "The Little Things" veröffentlicht. Sprichst du Französisch?
Colbie: Nein, ich spreche kein Französisch. Ich wünschte, ich könnte es. Mein Nachname ist französisch und wenn ich in Frankreich bin, sprechen sie ihn korrekt aus. Ich kenne ein paar Basis-Wörter.

hitparade.ch: Du hast eine Menge Interviews für verschiedene Arten von Zeitschriften gegeben. Zum Beispiel für GQ, Fitness und PETA. Gibt es Zeitschriften, denen du keine Interviews gibst, weil du mit dem Inhalt nicht einverstanden bist?
Colbie: Mein Manager filtert alles. Ich denke nicht, dass er etwas aussuchen würde, von dem er weiss, dass es unangemessen wäre. Er weiss, was ich möchte.

hitparade.ch: Dein Aufstieg war unglaublich schnell und du musstest dich schnell daran gewöhnen. Gibt es rückblickend etwas in deiner Musik-Karriere, von dem du wünschtest, dass du dir mehr Zeit gelassen hättest, um dich daran zu gewöhnen?
Colbie: Alles! Sogar bei den ersten Interviews, als ich immer nur "Ja" oder "Nein" sagen wollte. Ich wusste nicht, was sagen oder was ich sagen sollte. Ich bin nicht ins Detail gegangen. Auf der Bühne habe ich mit verschlossenen Augen gesungen und nicht mit dem Publikum geredet. Ich war einfach zu nervös. Ich wusste nicht, wie ich mich als Künstlerin verhalten musste, wusste nicht, wie ich mich anziehen sollte. Unter den vielen Ratschlägen, wie ich Dinge machen soll und wie ich mich kleiden soll, ging ich irgendwie verloren. Ich wünschte, ich hätte mich mehr für mich einsetzen können und hätte Dinge gemacht, die mir zusagten. Ich war einfach zu jung und damals nicht stark genug als Frau.

hitparade.ch: Was war dein erstes Gefühl, als du einen Plattenvertrag durch deine Songs auf MySpace bekamst?
Colbie: Ich war ziemlich geschockt. Es kam aus dem Nichts. Es gab keine Vorbereitung darauf. Es war nicht das, was ich zu dieser Zeit anstrebte. Als ich ihn bekam, konnte ich es nicht glauben. Als ich hörte, was in den nächsten Monaten alles auf mich zukommen würde, wie eine Band zusammenzustellen, zu proben, auf Tour zu gehen und dass ich einen Tourbus bekomme, das war alles so überwältigend für mich. Ich fühlte mich glücklich über die Art und Weise, wie es gekommen ist.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac, Remo Hiltbrunner