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Interview mit AK4711



Der Bundesvision Song Contest steht vor der Tür und für Nordrhein-Westfalen geht die Rockband AK4711 mit dem Titel "Kein schönerer Land" an den Start.
Wem nun aber eine Männerband vorschwebt hat weit gefehlt - denn die Mitglieder der Truppe heißen Anja, Cindy, Kerstin und Carolina.
Zumal sie am Donnerstag vor einem Millionenpublikum auftreten werden und noch für den Großteil der Zuschauer weniger bekannt sind, haben wir Cindy und Kerstin zum Interview gebeten:


hitparade.ch: AK4711 setzt sich ja zusammen aus einem Maschinengewehr und dem Duft "Eau De Cologne" Warum habt ihr euch für diesen Bandnamen entschieden?
Cindy: Anja wollte früher eine Band machen die sie AK-47 nennt, diese sollte laut und schnell sein wie das Gewehr. Da wir aber in weiterer Folge eine Kombination aus vier Frauen geworden sind, bekam dies einen süßlichen Beigeschmack, deshalb haben wir die "11" als Anspielung auf den Duft drangehängt.
hitparade.ch: Habt ihr schon negatives Feedback wegen der Anleihen an ein Maschinengewehr und damit eventuell verbundener Gewalt bekommen?
Cindy: Nein, bisher noch nicht. Die Leute erwarten wahrscheinlich, dass wir "böse" Musik machen, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Außer der Lautstärke und der Schnelligkeit hat unsere Philosophie nichts mit der eines Maschinengewehrs zu tun.

hitparade.ch: Die populärste und international erfolgreichste Girl-Group waren die Spice Girls. Ist die von diesen proklamierte "Girl Power" auch eure Devise oder versucht ihr hauptsächlich in musikalischer Hinsicht Akzente zu setzen ohne besonders auf das Geschlecht aufmerksam zu machen?
Cindy: Die Spice Girls haben ja gesungen und getanzt, wir hingegen spielen und tanzen, das ist der größte Unterschied zwischen uns. Wir haben keine anderen Musiker auf der Bühne, nur Horst, ein Hard-Disc-Recorder, unterstützt uns mit Loops und Keyboard-Linien. Er ist also unsere einzige (männliche) Unterstützung auf der Bühne.
Kerstin: Wir stellen die Tatsache "Frauenband" nicht in den Vordergrund, auch wenn es natürlich für die Medien interessant ist, aber uns geht es nicht wirklich darum sondern in erster Linie um die Musik.

hitparade.ch: In eurer Biografie steht geschrieben "AK4711 rocken wie die Hölle, singen wie die Engel". Wenn dies auch mit ziemlicher Sicherheit keine Anspielung auf die No Angels ist, seht ihr euch als die legitimen Nachfolger der erfolgreichsten deutschen Mädchenband der letzten Jahre?
Kerstin: Nein, denn unser Band schlägt eine völlig andere Richtung ein. Wer uns live gesehen hat, erkennt, dass wir zwar vier Frauen sind, aber trotzdem Rockmusik machen. Mit den Girl-Group-Konzepten haben wir daher grundsätzlich außer dem Geschlecht keine Parallelen.
Cindy: Wir können auch nur zwei Tanzschritte und die nicht mal richtig gut (lacht). Es ist schade, dass es nur so wenig Frauenbands gibt. Der Musikmarkt wird doch von vielen reinen Männerbands dominiert, diese werden aber kaum gefragt ob sie sich an anderen orientieren, wäre ja eigenartig wenn man zB Coldplay fragen würde ob die Backstreet Boys ihre Vorbilder seien (lacht).

hitparade.ch: Vier Frauen, vier starke Persönlichkeiten - Spannungen und Konflikte lassen sich da natürlich, wie in anderen Bands auch, nicht vermeiden. Inwiefern profitiert oder leidet darunter die Musik?
Kerstin: Es gibt tatsächlich wenig Streit, obwohl wir seit 1 ½ Jahren ja praktisch ständig zusammenhängen.
Cindy: Jede hat ihre Macken, man weiß einfach alles voneinander, sei es wie die eine am Morgen aussieht oder wann die andere auf's Klo muss, man kennt sich einfach in- und auswendig. Man sieht sich selbst weniger, achtet fast nur noch auf die anderen, dabei ist natürlich wichtig sich selbst nicht zu "verlieren". Es ist jeder von uns wichtig, zumindest eine Stunde am Tag ganz für sich zu haben.
Kerstin: Jede von uns kennt und arrangiert sich mit den Ticks und Macken der anderen, deshalb klappt es bei uns auch so gut.

hitparade.ch: Jede von euch konnte bereits vor der "AK4711-Zeit" reichliche Erfahrungen im Musik-Business sammeln. Was würdet ihr jeweils karrieretechnisch als eure Highlights der früheren Jahre bezeichnen?
Cindy: Ich bin vor zwei Jahren nach Hamburg gezogen und habe einen Pop-Kurs absolviert. Ebendort habe ich Matthias Kräutli aus Winterthur kennen gelernt, mit ihm gründete ich in weiterer Folge ein Duo, wir arbeiten nach wie vor zusammen und diese Arbeit ist mein zweites "Herzprojekt". Ansonsten habe ich, außer vielleicht mit meiner Coverband, keine großen Erfolge zu verbuchen (lacht).
Kerstin: Ich war lange Zeit Mitglied der Hamburger Band "Neulich", eine Gruppe, die deutschen Pop-Rock fabrizierte, aber auch wir hatten keine bemerkenswerten Erfolge zu Buche stehen. Trotzdem war dieses Projekt gewissermaßen zehn Jahre lang mein "Baby".
Cindy: Wir erlauben uns gegenseitig sich anderweitig zu entfalten, haben uns aber alle für diese Band entschieden und wollen dieses "Kind" nun gemeinsam großziehen und hochschaukeln.

hitparade.ch: Wenn man euer Vorleben betrachtet, vor allem bei Anja, stolpert man über Namen wie Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg oder Nino De Angelo. Ist in der Zukunft ev. wieder eine Zusammenarbeit mit diesen oder einem anderen Act geplant?
Cindy: Wir haben ja auf der AVO-Session in Basel gespielt, auch einen Song zusammen mit Herbert Grönemeyer. Es gibt aber noch ein Stück das wir gemeinsam aufgenommen haben aber noch nicht veröffentlicht worden ist, wir dürfen da auch noch nichts dazu sagen. Ansonsten ist aber mit niemandem etwas geplant.
Kerstin: Genau, die Band steht nun primär alleine da, ganz alleine... (lacht)

hitparade.ch: Ihr tretet nächste Woche beim "Bundesvision Song Contest" von Stefan Raab auf - wie sehen eure Erwartungen aus?
Cindy: Verlieren wollen wir nicht, gewinnen trauen wir uns aber auch nicht zu, ein Platz im guten Mittelfeld wäre also toll. Es kennen uns halt noch nicht so viele, Seeed oder In Extremo haben natürlich eine ungleich größere Fangemeinde.
Kerstin: Außerdem treten viele tolle Bands auf, Seeed finden wir zum Beispiel ziemlich gut, da können wir noch (!) nicht so ganz mithalten.
Cindy: Die Jungs von Revolverheld sind ja auch dabei, von denen waren wir vorgestern übrigens Vorband in Stuttgart. Grundsätzlich muss ich aber sagen, dass uns für den Konkurrenzkampf und den Wettbewerb die Gene fehlen. Das haben wir auch bei der Jägermeister Rock:Liga bemerkt, bei der den Jungs das Gewinnen wesentlich wichtiger war als uns.

hitparade.ch: Aber ihr hofft schon, dadurch bekannt zu werden und in die Charts zu kommen?
Cindy: Ich denke, man darf die Charts nicht überbewerten. Denn es ist so schwierig dort hineinzukommen und nicht unbedingt von einem selbst abhängig. Wenn die Songs nicht im Radio, auf MTV oder VIVA gespielt werden, hast du praktisch keine Chance die Charts zu erobern. Wir planen eher mit Hilfe von Live-Auftritten unser Publikum und unsere Fangemeinde zu vergrößern, wenn aber unsere Songs auch noch in den Medien gespielt werden ist das natürlich umso besser.

hitparade.ch: "Kein schönerer Land" lautet eurer Beitrag beim Bundesvision Song Contest. Warum habt ihr euch für diesen Titel entschieden und handelt es sich hierbei um eine Anspielung auf das Volkslied "Kein schöner Land"?
Kerstin: Abgesehen vom Titel, den wir ja modifiziert haben, hat der Song nichts mit dem Volkslied zu tun. In diesem Stück geht es natürlich um Deutschland und die sogenannte Ambivalenz, was ja so ein schönes Wort ist (lacht), also um alles, was man gleichzeitig gut und schlecht finden kann. Der Song ist in den Strophen ein einziges Gemecker, aber wiederum etwas, was wir auf den Arm nehmen, weil Deutsche nun mal gerne meckern. Das Stück ist aber nicht unbedingt wörtlich zu nehmen (beide lachen)

hitparade.ch: Euer Debut-Album "Erste Hilfe" ist am 20. Jänner erschienen - für welche Situationen habt ihr eurer Meinung nach den perfekten Soundtrack kreiert?
Cindy: Für's Putzen! (beide lachen). Das Album ist durchwegs positiv, es beinhaltet keine "Herzschmerz-Ballade", man kann also nicht mit Hilfe des Albums im Liebeskummer ertrinken. Es vermittelt Mut und Stärke und ich denke, dass man beim Hören öfters schmunzelt. Man fährt damit gerne Auto, man putzt vielleicht schneller oder tanzt dazu. Dann kann über sich selbst gelacht werden, wenn man beim Tanzen stürzt, was uns schon öfter passiert (lacht), speziell Kerstin fällt auf der Bühne regelmäßig hin.
Kerstin: Nimm sie nicht so ernst!
Cindy: Jaja, da liegt sie dann da wie ein Käfer und kommt nicht mehr hoch.

hitparade.ch: Ist das vielleicht mit ein Grund für den Titel "Erste Hilfe"?
Kerstin: Ja, das hat schon etwas damit zu tun. Denn das Album kann einen bestimmt in vielen Situationen aufbauen.
Cindy: Es ist auch nicht langweilig, denn es gibt nicht bloß eine Musikrichtung, es ist unter anderem mit Elementen aus Pop, Rock, Reggae und Country gefüllt.

hitparade.ch: Wie gerade angesprochen: Pop, Rock und deutscher Gesang. Mit dieser Mischung ist man in der heutigen Zeit ja gut beraten wenn kommerzieller Erfolg angestrebt wird. War das mit ein Grund für die Wahl des Musikstils?
Cindy: Nein, das sind einfach wir. Die Musik ist entstandenen aus vier verschiedenen Geschmäckern. Ich hab beispielsweise früher von meinen Eltern nur Schlager um die Ohren gepfiffen bekommen. Kerstin hat auf der Blockflöte geträllert und auch in komischen Cover-Bands gespielt. Vielleicht wollen wir gerade deshalb nicht das machen, was all die anderen machen. Es gibt nämlich genug Leute auf dem Musikmarkt deren Stücke sind an anderen erfolgreichen Songs orientieren...
Kerstin: Ich denke, dass man wegen der verschiedenen Stilrichtungen erkennt, dass wir ziemlich inkonsequent sind, wir haben also die Prämisse, dass prinzipiell alles erlaubt ist und das setzen wir dann auch in unseren Songs um.
Cindy: Viele werden das vielleicht nicht so gut finden, aber wir bleiben uns dadurch treu, weil wir eben genau das machen was wir wollen.

hitparade.ch: Ihr könnt ja auch dank eures Plattenvertrages bei allen wichtigen Entscheidungen mitbestimmen...
Cindy: Bei Grönland ist es so, dass man als Künstler das letzte Entscheidungsrecht hat, wir konnten uns den Produzenten aussuchen, dass Albumcover bestimmen und hatten grundsätzlich überall ein Mitspracherecht.
Kerstin: Es ist ein Vor- und Nachteil, dass wir überall mitreden können, denn wir streiten auch mit jedem wegen sämtlicher Kleinigkeiten.
Cindy: Wir wissen häufig nicht mal selbst genau, was wir wollen. Anfangs war es leicht wenn nur im kleinen Rahmen diskutiert wurde, aber jetzt müssen wir sämtliche Angelegenheiten mit mindestens 20 Leuten besprechen und da fängt man nach den vielen Gesprächen oft an selbst an einem zu zweifeln.
Aber zusammenfassend kann man sagen, dass die gewährte künstlerische Freiheit sicher einer der Hauptgründe bei Grönland zu unterschreiben.
Kerstin: Außerdem, dass es sich um eine kleine Firma handelt, bei der noch alles im persönlichen Rahmen abläuft und du weißt, mit wem du es zu tun hast. Bei den Ansprechpersonen bist du dir sicher, dass sie dir garantiert helfen und einen jederzeit unterstützen.

hitparade.ch: Wie sehen eure Pläne und Ziele für das Jahr 2006 aus?
Cindy: Erst mal nächste Woche den Bundesvision Song Contest meistern, da werden wir sicherlich sehr nervös sein. Also bitte anrufen, aber leider geht es von der Schweiz aus ja gar nicht...Vorgestern sind wir mit unserem Booker die Termine durchgegangen, im Sommer spielen wir wöchentlich, öfter auch mehrmals die Woche, also haben wir bis zum Herbst genug Arbeit vor uns.
Kerstin: Wir hoffen, dass sich mit den vielen Auftritten auch das Publikum vergrößert und sich die Gagen erhöhen, damit wir dann vielleicht Leute haben, die uns beim Schleppen helfen und wir nicht mehr alles selbst machen müssen (lacht). Also das sind mal kurzfristig unsere Ziele.
Cindy: Längerfristig wäre es natürlich toll, jedes Jahr ein paar Touren machen zu können und dazwischen neue Songs zu schreiben, also einfach ein schönes Leben zu führen!

hitparade.ch: Traditionsgemäss legen wir unseren Interviewpartnern die aktuelle Top 10 der Singlecharts vor. Könnt ihr diese kommentieren?

10. Eminem - When I'm Gone
Cindy, Kerstin: Eminem finden wir cool, aber wir kennen den Song nicht, so geht's uns aber mit den meisten Interpreten hier.

9. Black Eyed Peas - My Humps
Cindy: Gute Band!

8. Melanie C - First Day Of My Life
Cindy: Mel C haben wir uns vor ein paar Wochen live in Hamburg angehört, sie war sehr gut, wir waren also positiv überrascht.

7. Xavier Naidoo - Dieser Weg
Kerstin: Er ist ein super Sänger, aber ich kann trotzdem gar nichts mit seiner Musik anfangen.

6. Pussycat Dolls - Stickwitu
Cindy: Ich glaube, diese Mädels schon mal gesehen zu haben, weiß aber nicht wie sie klingen.
Kerstin: Also ich finde sie regelrecht schlecht.

5. Mary J Blige - Be Without You
Cindy: Kenne ich nicht.
Kerstin: Super Sängerin, aber ich stehe auch nicht auf R'n'B

4. Bob Sinclar pres. Goleo VI feat. Gary "Nesta" Pine - Love Generation
Cindy, Kerstin: Kennen wir nicht.

3. Madonna - Hung Up
Kerstin: Ich finde den Song sehr nervig.
Cindy: Tolle Künstlerin, also Mensch dürfte sie nicht fehlen, auch wenn sie sich hier vielleicht kurz vergriffen hat

2. Eros Ramazzotti & Anastacia - I Belong To You (Il ritmo della passione)
Cindy: Schöner Song, man munkelt ja, dass die beiden zusammen seien...
Kerstin: Mir gefällt der Track wiederum überhaupt nicht, wir beide sind uns also gar nicht einig (lacht).

1. Mattafix - Big City Life
Cindy: Bei Mattafix sind wir uns aber einig, da sind wir beide große Fans. Wir sind vor einem halben Jahr in Berlin mit ihnen auf derselben Feier aufgetreten, als sie noch unbekannt waren. Wir standen mit großen Augen davor weil wir die Jungs klasse fanden.
Kerstin: Toll, dass sie jetzt auf Platz 1 sind, denn wir haben gehofft, dass etwas aus ihnen wird.