Interview mit Alain Clark
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Alain Clark - ein niederländischer Sänger und Musikproduzent - hat mit seiner aktuellen Single "Father & Friend" bei uns den Durchbruch in die Charts geschafft. Wir haben ihn zum Interview eingeladen.
hitparade.ch: Was ist es für ein Gefühl, gemeinsam mit deinem Vater und Musiker Dane Clark zu performen?
Alain: Das ist sehr schwer zu beschreiben. Es ist sowieso schwierig das Gefühl zu beschreiben, wie es ist, auf die Bühne zu kommen, deine eigenen Songs zu präsentieren und die Menschen singen deine Songs mit. Dies mit einem Menschen teilen zu können, der Dir so nahe steht wie Dein Vater, ist einzigartig. Und da ich dies so geniesse, versuche ich jeden einzelnen Moment festzuhalten. Dies klingt vielleicht kitschig, ist aber absolut wahr. Ich weiss, dass es nicht für immer so sein kann. Wenn wir Glück haben, wird diese Single ein Jahr lang aktuell sein. Danach kommt die nächste Single. Auf der einen Seite ist es sehr speziell und unreal, auf der andren Seite allerdings ist es auch sehr angenehm, da immer Jemand in der Nähe ist. Das ist es, was ich liebe. Auch live zu spielen; Das ist der Grund, weshalb ich das mache. Aber ich mag auch alles Andere dabei sehr. Und dies alles mit meinem Dad teilen zu können ist fabelhaft.
hitparade.ch: Wie war es, als Support-Act für Amy Winehouse aufzutreten?
Alain: Ich stand nicht mit ihr zusammen auf der Bühne, ich eröffnete einfach ihre Show. Dies war einer der ersten "richtigen" Auftritte mit meiner Band. Das war kurz nach der Veröffentlichung meiner ersten Single. Das war sehr aufregend für uns. Wir haben zuvor auch in kleinen Clubs und Bars gespielt, aber dies war die Heineken Music Hall mit 5000 Zuschauern. Das war natürlich was Grosses!
hitparade.ch: Denkst Du, dass diese Erfahrung deiner Karriere geholfen hat?
Alain: Oh ja! Ich denke ihre Fans hören zwar nicht unbedingt auch meine Musik, aber in einem kleinen Eckchen überschneiden sich unsere Richtungen ein wenig. Es war ein toller Ort für uns, um aufzutreten. Es war aufregend, da dieses Konzert genau in der Zeit stattfand, in der in den Medien oft darüber berichtet wurde, dass Amy bei ihren Konzerten nicht immer auftaucht. Sie steckte an diesem Abend am Flughafen fest, und als wir bereit für die Bühne waren, war sie noch gar nicht da. Sie hatte da sein sollen und wir wurden ein wenig nervös. Wir hofften, dass alles klappen würde. Für eine Minute dachten wir: "Wenn sie nicht auftaucht, dann machen wir einfach die ganze Show alleine". Aber zum Glück ist sie dann aufgetaucht und hat ein sensationelles Konzert gegeben. Da sie so spät aufgetaucht war, hatte ich leider kaum eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sie hat mir im Korridor kurz zugenickt. Es war aber eine tolle Chance für uns.
hitparade.ch: Wenn Du auf Deinen schwierigen Weg zur Berühmtheit zurückschaust: Wärst Du lieber über Nacht berühmt geworden, oder denkst Du, dass dieser Weg Dich zu einem besseren Musiker gemacht hat?
Alain: Wenn ich jetzt zurückschaue, bevorzuge ich eindeutig den längeren Weg. Du lernst in dieser Zeit sehr viel und entwickelst Dich als Mensch und als Musiker weiter. Wenn Du mich aber damals gefragt hättest, hätte ich bestimmt lieber über Nacht berühmt werden wollen. Mit 19 bin ich nach Los Angeles gegangen, weil einige Plattenfirmen mich eingeladen hatten, Demos einzuspielen. Daher dachte ich jeden Tag: "Ich hoffe es passiert morgen". Ich habe immer für diesen Traum gearbeitet und ich habe auch immer daran geglaubt, dass es klappen wird. Das war gut, den dies brachte mich dazu, immer dranzubleiben und hart zu arbeiten. Anstatt auszugehen und Party zu machen, sass ich immer im Studio und habe Songs geschrieben. Manchmal war es frustrierend, aber es war nie so, dass ich nicht mehr das Ziel vor Augen gehabt hätte. Es entstanden immer wieder neue Möglichkeiten. Ich denke, ich war auf diese Weise immer glücklich.
hitparade.ch: Fühlst Du eine stärkere Bindung zu deinen Fans, seit Deine Lyrics so offen und persönlich sind?
Alain: Das ist eine gute Frage. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es sich besser anfühlt. Vor fünf Jahren habe ich ein Entwurf-Album in Holländisch gemacht. Ich sage Entwurf, weil ich zu dieser Zeit sehr viel für andere Künstler gearbeitet habe und mich damals in meiner Kreativität nicht so richtig ausleben konnte. Daraus entstand das Bedürfnis, etwas Eigenes zu machen. Es war auch deswegen ein Entwurf, weil ich viele neue Ideen umgesetzt habe. Ich schrieb nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Kopf. Es war cool, lustig und anders. An gewissen Orten war das Album erfolgreich, aber grundsätzlich wurde es nicht so beachtet. Ich denke, dass dies genau daran gelegen hat, dass es nicht von Herzen kam. Die Menschen konnten mich so nicht verstehen und nachvollziehen, we rich bin. Nun fühlt es sich sehr gut an, so ehrlich in der Musik zu sein. Nicht nur für meine Fans, auch für mich selber.
hitparade.ch: Wodurch oder durch wen wirst Du in Deiner Musik beeinflusst?
Alain: Auf Platz eins steht da eindeutig Michael Jackson. Ich habe seine Musik sehr oft gehört, da ich ein grosser Fan war, besonders, als er noch jünger war. Ich liebte "Off The Wall" und "Thriller" sehr. Als ich noch ein Kind war, dachte ich immer, dass er der einzige Musiker auf der Welt ist. Auf eine Weise ist das toll, aber eigentlich ist es traurig, denn so habe ich viele tolle Musiker verpasst. Später habe ich dann Künstler wie Stevie Wonder, Bob Dylan und Marvin Gaye entdeckt, die ich auch sehr mag. Als ich ein Teenager war, hörte ich viel Rap Musik. Auf eine Weise hat mich auch dies sehr inspiriert, denn die Rhytmen und die Echtheit faszinierten mich. Die Rapper in den 80ern und 90ern waren alle sehr echt. Diejenigen in der heutigen Zeit weniger, mit ihrem Bling Bling und Gangster-Ding. Früher waren es echte Storys.
hitparade.ch: Nachdem Du es lange in den USA versucht hast, denkst Du nun, dass Dir Dein Erfolg in Europa neue Türen öffnen könnte?
Alain: Ja, ich denke schon. Es wird mir auf jeden Fall in Europa helfen. Ich denke auch, dass wir dadurch auch in den Staaten wieder mehr machen werden. Ich denke, ich bin bereit dafür. Wie ich schon gesagt habe: Ich fühlte mich damals bereit, wenn ich aber zurückschaue merke ich, dass ich damals in gewissen Dingen noch zu jung gewesen wäre. Ich bin sehr zufrieden damit, wo ich heute stehe. Wenn ich jetzt weitergehe weiss ich, dass ich nun tatsächlich für all dies bereit bin, auch wegen der Erfahrungen, die ich in Europa bisher gemacht habe.
hitparade.ch: Dein Vater wusste um die Schwierigkeiten in Sachen Musikkarriere. Hat er Dich ermutigt oder abgehalten?
Alain: Er hat mich auf eine neutrale Art und Weise ermutigt. Meine Eltern hatten früher immer zu mir gesagt: "Egal was Du in Deinem Leben erreichen möchtest - wenn Du hart dafür arbeitest, werden wir Dich unterstützen." Sie haben ihr Wort gehalten. Ich habe zwei ältere Schwestern, von denen habe ich viel gelernt. Ich habe aus ihren Fehlern, aber auch aus den positiven Dingen gelernt. Dadurch erkenne ich es auch sehr genau, wenn meine Eltern etwas ernst meinen. Bei mir fiel es ihnen leicht, da ich Musik sehr liebe. Wie ich schon sagte verzichtete ich auf Partys und widmete mich der Musik. Auch meine Eltern merkten dies und unterstützten mich. Mein Vater hat mir niemals vorgeschrieben, was ich zu tun oder zu lassen hätte. Er war einfach immer da, wenn ich ihn gebraucht habe. Auch meine Mutter natürlich. Dies ist auch ein Grund dafür, weshalb der Song "Father & Friend" entstanden ist. Ich bin stolz auf meine Eltern. Mein Vater ist einfach der bessere Sänger.
hitparade.ch: Du hast in den Niederlanden, deiner Heimat, und auch in Großbritannien grossen Erfolg. In welchen Ländern noch?
Alain: Nartürlich hoffe ich in der Schweiz. Einige Leute haben mir ausserdem gesagt, dass Deutschland ein guter Musikmarkt sei. Ich habe ein gutes Gefühl dabei. Ich denke, dass diese Menschen echte Musik mögen.
hitparade.ch: Hast Du einen Ort, der Dich inspiriert? Den Du immer wieder aufsuchst?
Alain: Ich versuche, immer wieder neue Eindrücke zu gewinnen. Dies kann frustrierend sein, aber ich möchte es nicht anders. Ich denke, Inspiration hat auch mit Religion zu tun. Es ist heilig. Niemand weiss genau, woher die Inspiration kommt. Manchmal ist sie da, manchmal nicht. Dann hast Du einen Blick für verschiedenste Dinge. Es kann eine Stimmung sein. Beispielsweise, als ich dieses Album geschrieben habe, da waren die letzten vier Monate sehr inspirierend für mich. In diesen Momenten bist Du sehr aufnahmefähig für Dinge, die um Dich herum geschehen. Beim Sport passiert das Selbe: Die Sportler nehmen auch alles anders wahr, wenn Sie auf dem Feld stehen. Man hinterfragt sich: Warum habe ich genau das gestern gemacht? Und dann frage ich mich: Wie kann ich nicht abergläubisch werden, wenn rund um mich herum lauter solch unbegreifliche Dinge geschehen? Dann denkst Du, Du hast den Schlüssel zu deiner Inspiration gefunden. Man will da sein, man muss zuhören. Ich muss genau dies essen und mich mit diesen Leuten umgeben. Fünf Monate später merkst Du, dass Deine Inspiration genau deswegen verloren gegangen ist, weil Du Dich zu sehr an den Plan gehalten hast. Dann musst Du nach Neuem Ausschau halten. Ich denke aber, das ist gut. Es lässt Dich wachsen. Gerade jetzt bin ich wieder auf der Suche nach Inspiration. Ich möchte immer Songs schreiben. Ich denke nicht in Alben, ich denke in Emotionen, die ich herauslassen möchte. Wenn es zu lange dauert, werde ich ungeduldig. Im Moment sehe ich so viele tolle Sachen, treffe so viele coole Menschen und reise durch ganz Europa - da muss ich natürlich mein inneres Gleichgewicht finden und meine Arbeit in meiner eigenen Welt machen. Es ist ein Kampf. Manchmal fühlt sich das nicht so gut an, aber wenn es funktioniert, und Du dann den Song genau so hinbekommen hast, wie Du ihn Dir vorgestellt hast, dann fühlt es sich an wie ein Lottogewinn.
hitparade.ch: Hat deine Erfahrung als Produzent Deine eigene Musik und Deinen Erfolg beeinflusst?
Alain: Ja, definitiv! Das Songschreiben hat mir sehr geholfen, denn im Hintergrund anderer Künstler lernt man sehr viel. Du lernst nicht nur aus Deinen eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern der anderen Künstler. Du arbeitest in der Produktion und schreibst Songs, und am Ende hörst Du das Ergebnis im Radio. Du siehst und hörst die Reaktionen der Menschen und realisierst genau, was Du beim nächsten Mal vielleicht noch anders machen könntest. Jeder Song ist ein Schritt zu einem nächsten Song. Ich sage nicht, dass ich dort schon angekommen bin, ich denke, das dauert ein Leben lang. Jedes Jahr oder jeden Monat gibt's einen tollen Song, ausser Du bist jemand wie Stevie Wonder und Du produzierst ausschliesslich geniale Songs. Oder Prince. Dies zu wissen half mir. Auch als Produzent kannst Du viel lernen über verschiedene Musiker und Techniken. Dies half mir auch in Holland, mir einen Namen zu machen. Die Medien und die Leute in der Branche wussten mit der Zeit, wer ich bin. Das hilft Dir sehr, wenn Du mit neuem Material auftauchst. Man hört Dir zu. Die Leute werden neugierig, wie die neuen Sachen klingen.
hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?
10. James Morrison feat. Nelly Furtado - Broken Strings
Alain: Ich bin ein Fan von James Morrison. Ich liebe seine Stimme. Als ich diesen Song zum ersten Mal gehört habe, wurde ich direkt ein bisschen neidisch. Er inspirierte mich aber auch sehr. Ich denke, er hat in der Musik Reinheit gefunden. Es klingt locker: Die Band setzt sich zusammen und spielt den Song. Das ist es, was ich an ihm so mag.
8. Razorlight - Wire To Wire
Alain: Ich kenne diesen Song noch nicht. Ich möchte ihn mir aber anhören. Ich mag Razorlight sehr. Die haben so ein bestimmtes Fingerspitzengefühl bei ihrer Musik. Es erinnert mich an meine Schulzeit, als Mick Jagger mit den Stones gestartet ist. Die haben was Einzigartiges und Rauhes an sich.
6. Laura Pausini & James Blunt - Primavera in anticipo (It Is My Song)
Alain: Ich kann diesen Song nicht so gut beurteilen, da ich ihn erst ein einziges Mal gehört habe. Ich habe den Leuten in Italien erzählt, dass ich ein grosser Laura Pausini Fan gewesen bin als ich aufgewachsen bin. Es ist schön zu sehen, dass sie noch immer so erfolgreich ist.
5. Beyoncé - Halo
Alain: Ich denke, dass Beyoncé zu den besten Sängerinnen gehört. Ich denke, dass man auch in zwanzig Jahren noch zurückblicken und sie als eine der ganz Grossen betiteln wird. Ich sah sie auf Youtube, als sie "The Star Spangled Banner" für ein NFL Spiel sang und es war eine der besten Versionen, die ich jemals gehört habe. Für mich toppte sie damit die Version von Whitney Houston.
4. Eminem - We Made You
Alain: Was kann man über Eminem sagen? Er ist einfach cool. Er hat seinen eigenen Style. Der neue Song klingt irgendwie genau so wie seine alten Sachen, aber das ist eigentlich gar nicht so schlecht.
3. Milow - Ayo Technology
Alain: Ich kann nicht glauben, dass er mit diesem Song immernoch aktuell ist in ganz Europa. Er spielte an einem Festival in Amsterdam wo ich auch war, und ich konnte damals leider seine Show nicht sehen, da ich noch zu einem anderen Auftritt musste. Ich sah ihn am Fernsehen und finde ihn sehr gut. Ich hörte diesen Song bei ihm zum ersten Mal, da ich das Original nicht kenne.
1. Lady GaGa - Poker Face
Alain: Sie ist überall die Nummer eins! Ich kann schon verstehen, dass dies funktioniert!
hitparade.ch: Was ist es für ein Gefühl, gemeinsam mit deinem Vater und Musiker Dane Clark zu performen?
Alain: Das ist sehr schwer zu beschreiben. Es ist sowieso schwierig das Gefühl zu beschreiben, wie es ist, auf die Bühne zu kommen, deine eigenen Songs zu präsentieren und die Menschen singen deine Songs mit. Dies mit einem Menschen teilen zu können, der Dir so nahe steht wie Dein Vater, ist einzigartig. Und da ich dies so geniesse, versuche ich jeden einzelnen Moment festzuhalten. Dies klingt vielleicht kitschig, ist aber absolut wahr. Ich weiss, dass es nicht für immer so sein kann. Wenn wir Glück haben, wird diese Single ein Jahr lang aktuell sein. Danach kommt die nächste Single. Auf der einen Seite ist es sehr speziell und unreal, auf der andren Seite allerdings ist es auch sehr angenehm, da immer Jemand in der Nähe ist. Das ist es, was ich liebe. Auch live zu spielen; Das ist der Grund, weshalb ich das mache. Aber ich mag auch alles Andere dabei sehr. Und dies alles mit meinem Dad teilen zu können ist fabelhaft.
hitparade.ch: Wie war es, als Support-Act für Amy Winehouse aufzutreten?
Alain: Ich stand nicht mit ihr zusammen auf der Bühne, ich eröffnete einfach ihre Show. Dies war einer der ersten "richtigen" Auftritte mit meiner Band. Das war kurz nach der Veröffentlichung meiner ersten Single. Das war sehr aufregend für uns. Wir haben zuvor auch in kleinen Clubs und Bars gespielt, aber dies war die Heineken Music Hall mit 5000 Zuschauern. Das war natürlich was Grosses!
hitparade.ch: Denkst Du, dass diese Erfahrung deiner Karriere geholfen hat?
Alain: Oh ja! Ich denke ihre Fans hören zwar nicht unbedingt auch meine Musik, aber in einem kleinen Eckchen überschneiden sich unsere Richtungen ein wenig. Es war ein toller Ort für uns, um aufzutreten. Es war aufregend, da dieses Konzert genau in der Zeit stattfand, in der in den Medien oft darüber berichtet wurde, dass Amy bei ihren Konzerten nicht immer auftaucht. Sie steckte an diesem Abend am Flughafen fest, und als wir bereit für die Bühne waren, war sie noch gar nicht da. Sie hatte da sein sollen und wir wurden ein wenig nervös. Wir hofften, dass alles klappen würde. Für eine Minute dachten wir: "Wenn sie nicht auftaucht, dann machen wir einfach die ganze Show alleine". Aber zum Glück ist sie dann aufgetaucht und hat ein sensationelles Konzert gegeben. Da sie so spät aufgetaucht war, hatte ich leider kaum eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen. Sie hat mir im Korridor kurz zugenickt. Es war aber eine tolle Chance für uns.
hitparade.ch: Wenn Du auf Deinen schwierigen Weg zur Berühmtheit zurückschaust: Wärst Du lieber über Nacht berühmt geworden, oder denkst Du, dass dieser Weg Dich zu einem besseren Musiker gemacht hat?
Alain: Wenn ich jetzt zurückschaue, bevorzuge ich eindeutig den längeren Weg. Du lernst in dieser Zeit sehr viel und entwickelst Dich als Mensch und als Musiker weiter. Wenn Du mich aber damals gefragt hättest, hätte ich bestimmt lieber über Nacht berühmt werden wollen. Mit 19 bin ich nach Los Angeles gegangen, weil einige Plattenfirmen mich eingeladen hatten, Demos einzuspielen. Daher dachte ich jeden Tag: "Ich hoffe es passiert morgen". Ich habe immer für diesen Traum gearbeitet und ich habe auch immer daran geglaubt, dass es klappen wird. Das war gut, den dies brachte mich dazu, immer dranzubleiben und hart zu arbeiten. Anstatt auszugehen und Party zu machen, sass ich immer im Studio und habe Songs geschrieben. Manchmal war es frustrierend, aber es war nie so, dass ich nicht mehr das Ziel vor Augen gehabt hätte. Es entstanden immer wieder neue Möglichkeiten. Ich denke, ich war auf diese Weise immer glücklich.
hitparade.ch: Fühlst Du eine stärkere Bindung zu deinen Fans, seit Deine Lyrics so offen und persönlich sind?
Alain: Das ist eine gute Frage. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass es sich besser anfühlt. Vor fünf Jahren habe ich ein Entwurf-Album in Holländisch gemacht. Ich sage Entwurf, weil ich zu dieser Zeit sehr viel für andere Künstler gearbeitet habe und mich damals in meiner Kreativität nicht so richtig ausleben konnte. Daraus entstand das Bedürfnis, etwas Eigenes zu machen. Es war auch deswegen ein Entwurf, weil ich viele neue Ideen umgesetzt habe. Ich schrieb nicht mit dem Herzen, sondern mit dem Kopf. Es war cool, lustig und anders. An gewissen Orten war das Album erfolgreich, aber grundsätzlich wurde es nicht so beachtet. Ich denke, dass dies genau daran gelegen hat, dass es nicht von Herzen kam. Die Menschen konnten mich so nicht verstehen und nachvollziehen, we rich bin. Nun fühlt es sich sehr gut an, so ehrlich in der Musik zu sein. Nicht nur für meine Fans, auch für mich selber.
hitparade.ch: Wodurch oder durch wen wirst Du in Deiner Musik beeinflusst?
Alain: Auf Platz eins steht da eindeutig Michael Jackson. Ich habe seine Musik sehr oft gehört, da ich ein grosser Fan war, besonders, als er noch jünger war. Ich liebte "Off The Wall" und "Thriller" sehr. Als ich noch ein Kind war, dachte ich immer, dass er der einzige Musiker auf der Welt ist. Auf eine Weise ist das toll, aber eigentlich ist es traurig, denn so habe ich viele tolle Musiker verpasst. Später habe ich dann Künstler wie Stevie Wonder, Bob Dylan und Marvin Gaye entdeckt, die ich auch sehr mag. Als ich ein Teenager war, hörte ich viel Rap Musik. Auf eine Weise hat mich auch dies sehr inspiriert, denn die Rhytmen und die Echtheit faszinierten mich. Die Rapper in den 80ern und 90ern waren alle sehr echt. Diejenigen in der heutigen Zeit weniger, mit ihrem Bling Bling und Gangster-Ding. Früher waren es echte Storys.
hitparade.ch: Nachdem Du es lange in den USA versucht hast, denkst Du nun, dass Dir Dein Erfolg in Europa neue Türen öffnen könnte?
Alain: Ja, ich denke schon. Es wird mir auf jeden Fall in Europa helfen. Ich denke auch, dass wir dadurch auch in den Staaten wieder mehr machen werden. Ich denke, ich bin bereit dafür. Wie ich schon gesagt habe: Ich fühlte mich damals bereit, wenn ich aber zurückschaue merke ich, dass ich damals in gewissen Dingen noch zu jung gewesen wäre. Ich bin sehr zufrieden damit, wo ich heute stehe. Wenn ich jetzt weitergehe weiss ich, dass ich nun tatsächlich für all dies bereit bin, auch wegen der Erfahrungen, die ich in Europa bisher gemacht habe.
hitparade.ch: Dein Vater wusste um die Schwierigkeiten in Sachen Musikkarriere. Hat er Dich ermutigt oder abgehalten?
Alain: Er hat mich auf eine neutrale Art und Weise ermutigt. Meine Eltern hatten früher immer zu mir gesagt: "Egal was Du in Deinem Leben erreichen möchtest - wenn Du hart dafür arbeitest, werden wir Dich unterstützen." Sie haben ihr Wort gehalten. Ich habe zwei ältere Schwestern, von denen habe ich viel gelernt. Ich habe aus ihren Fehlern, aber auch aus den positiven Dingen gelernt. Dadurch erkenne ich es auch sehr genau, wenn meine Eltern etwas ernst meinen. Bei mir fiel es ihnen leicht, da ich Musik sehr liebe. Wie ich schon sagte verzichtete ich auf Partys und widmete mich der Musik. Auch meine Eltern merkten dies und unterstützten mich. Mein Vater hat mir niemals vorgeschrieben, was ich zu tun oder zu lassen hätte. Er war einfach immer da, wenn ich ihn gebraucht habe. Auch meine Mutter natürlich. Dies ist auch ein Grund dafür, weshalb der Song "Father & Friend" entstanden ist. Ich bin stolz auf meine Eltern. Mein Vater ist einfach der bessere Sänger.
hitparade.ch: Du hast in den Niederlanden, deiner Heimat, und auch in Großbritannien grossen Erfolg. In welchen Ländern noch?
Alain: Nartürlich hoffe ich in der Schweiz. Einige Leute haben mir ausserdem gesagt, dass Deutschland ein guter Musikmarkt sei. Ich habe ein gutes Gefühl dabei. Ich denke, dass diese Menschen echte Musik mögen.
hitparade.ch: Hast Du einen Ort, der Dich inspiriert? Den Du immer wieder aufsuchst?
Alain: Ich versuche, immer wieder neue Eindrücke zu gewinnen. Dies kann frustrierend sein, aber ich möchte es nicht anders. Ich denke, Inspiration hat auch mit Religion zu tun. Es ist heilig. Niemand weiss genau, woher die Inspiration kommt. Manchmal ist sie da, manchmal nicht. Dann hast Du einen Blick für verschiedenste Dinge. Es kann eine Stimmung sein. Beispielsweise, als ich dieses Album geschrieben habe, da waren die letzten vier Monate sehr inspirierend für mich. In diesen Momenten bist Du sehr aufnahmefähig für Dinge, die um Dich herum geschehen. Beim Sport passiert das Selbe: Die Sportler nehmen auch alles anders wahr, wenn Sie auf dem Feld stehen. Man hinterfragt sich: Warum habe ich genau das gestern gemacht? Und dann frage ich mich: Wie kann ich nicht abergläubisch werden, wenn rund um mich herum lauter solch unbegreifliche Dinge geschehen? Dann denkst Du, Du hast den Schlüssel zu deiner Inspiration gefunden. Man will da sein, man muss zuhören. Ich muss genau dies essen und mich mit diesen Leuten umgeben. Fünf Monate später merkst Du, dass Deine Inspiration genau deswegen verloren gegangen ist, weil Du Dich zu sehr an den Plan gehalten hast. Dann musst Du nach Neuem Ausschau halten. Ich denke aber, das ist gut. Es lässt Dich wachsen. Gerade jetzt bin ich wieder auf der Suche nach Inspiration. Ich möchte immer Songs schreiben. Ich denke nicht in Alben, ich denke in Emotionen, die ich herauslassen möchte. Wenn es zu lange dauert, werde ich ungeduldig. Im Moment sehe ich so viele tolle Sachen, treffe so viele coole Menschen und reise durch ganz Europa - da muss ich natürlich mein inneres Gleichgewicht finden und meine Arbeit in meiner eigenen Welt machen. Es ist ein Kampf. Manchmal fühlt sich das nicht so gut an, aber wenn es funktioniert, und Du dann den Song genau so hinbekommen hast, wie Du ihn Dir vorgestellt hast, dann fühlt es sich an wie ein Lottogewinn.
hitparade.ch: Hat deine Erfahrung als Produzent Deine eigene Musik und Deinen Erfolg beeinflusst?
Alain: Ja, definitiv! Das Songschreiben hat mir sehr geholfen, denn im Hintergrund anderer Künstler lernt man sehr viel. Du lernst nicht nur aus Deinen eigenen Fehlern, sondern auch aus den Fehlern der anderen Künstler. Du arbeitest in der Produktion und schreibst Songs, und am Ende hörst Du das Ergebnis im Radio. Du siehst und hörst die Reaktionen der Menschen und realisierst genau, was Du beim nächsten Mal vielleicht noch anders machen könntest. Jeder Song ist ein Schritt zu einem nächsten Song. Ich sage nicht, dass ich dort schon angekommen bin, ich denke, das dauert ein Leben lang. Jedes Jahr oder jeden Monat gibt's einen tollen Song, ausser Du bist jemand wie Stevie Wonder und Du produzierst ausschliesslich geniale Songs. Oder Prince. Dies zu wissen half mir. Auch als Produzent kannst Du viel lernen über verschiedene Musiker und Techniken. Dies half mir auch in Holland, mir einen Namen zu machen. Die Medien und die Leute in der Branche wussten mit der Zeit, wer ich bin. Das hilft Dir sehr, wenn Du mit neuem Material auftauchst. Man hört Dir zu. Die Leute werden neugierig, wie die neuen Sachen klingen.
hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?
10. James Morrison feat. Nelly Furtado - Broken Strings
Alain: Ich bin ein Fan von James Morrison. Ich liebe seine Stimme. Als ich diesen Song zum ersten Mal gehört habe, wurde ich direkt ein bisschen neidisch. Er inspirierte mich aber auch sehr. Ich denke, er hat in der Musik Reinheit gefunden. Es klingt locker: Die Band setzt sich zusammen und spielt den Song. Das ist es, was ich an ihm so mag.
8. Razorlight - Wire To Wire
Alain: Ich kenne diesen Song noch nicht. Ich möchte ihn mir aber anhören. Ich mag Razorlight sehr. Die haben so ein bestimmtes Fingerspitzengefühl bei ihrer Musik. Es erinnert mich an meine Schulzeit, als Mick Jagger mit den Stones gestartet ist. Die haben was Einzigartiges und Rauhes an sich.
6. Laura Pausini & James Blunt - Primavera in anticipo (It Is My Song)
Alain: Ich kann diesen Song nicht so gut beurteilen, da ich ihn erst ein einziges Mal gehört habe. Ich habe den Leuten in Italien erzählt, dass ich ein grosser Laura Pausini Fan gewesen bin als ich aufgewachsen bin. Es ist schön zu sehen, dass sie noch immer so erfolgreich ist.
5. Beyoncé - Halo
Alain: Ich denke, dass Beyoncé zu den besten Sängerinnen gehört. Ich denke, dass man auch in zwanzig Jahren noch zurückblicken und sie als eine der ganz Grossen betiteln wird. Ich sah sie auf Youtube, als sie "The Star Spangled Banner" für ein NFL Spiel sang und es war eine der besten Versionen, die ich jemals gehört habe. Für mich toppte sie damit die Version von Whitney Houston.
4. Eminem - We Made You
Alain: Was kann man über Eminem sagen? Er ist einfach cool. Er hat seinen eigenen Style. Der neue Song klingt irgendwie genau so wie seine alten Sachen, aber das ist eigentlich gar nicht so schlecht.
3. Milow - Ayo Technology
Alain: Ich kann nicht glauben, dass er mit diesem Song immernoch aktuell ist in ganz Europa. Er spielte an einem Festival in Amsterdam wo ich auch war, und ich konnte damals leider seine Show nicht sehen, da ich noch zu einem anderen Auftritt musste. Ich sah ihn am Fernsehen und finde ihn sehr gut. Ich hörte diesen Song bei ihm zum ersten Mal, da ich das Original nicht kenne.
1. Lady GaGa - Poker Face
Alain: Sie ist überall die Nummer eins! Ich kann schon verstehen, dass dies funktioniert!