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Interview mit Amy Macdonald



Amy Macdonald - Under Stars
1. Dream On
2. Under Stars
3. Automatic
4. Down By The Water
5. Leap Of Faith
6. Never Too Late
7. The Rise & Fall
8. Feed My Fire
9. The Contender
10. Prepare To Fall
11. From The Ashes
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Endlich! Amy Macdonald ist nach fünf Jahren mit einem neuen Album am Start. Im Interview spricht die Schottin über ihre besondere Beziehung zur Schweiz, ihre Arbeit an der neuen Scheibe und Streaming-Dienste.

Seit dem Release deines letzten Albums sind fünf Jahre vergangen. Nun bist du mit einem neuen Album am Start. Wie fühlt es sich an, endlich wieder zurück zu sein?
Es ist schön, wieder zurück zu sein. Auch wenn fünf Jahre eine lange Zeit sind, gewöhnt man sich schnell wieder daran. Es ist toll, nach so langer Zeit mit einem Album zurückkommen, auf das ich besonders stolz bin. Ich liebe es wirklich und kann das Release kaum erwarten.

War die lange Pause geplant?
Für mich fühlte es sich nicht nach einer massiven Pause an, da ich mit meinem letzten Album ständig auf Tour war. Ich bin weit gereist und habe bis 2014 viele Konzerte gespielt. Direkt danach habe ich mit dem Schreiben neuer Songs begonnen und war bis 2015 damit beschäftigt. Letztes Jahr ging ich zurück ins Studio und habe die Songs aufgenommen. Auch wenn es sich also nach einer langen Zeit anhört - eine richtige Pause war es nicht. Auch wenn ich das gerne einmal gemacht hätte - ich war eigentlich immer beschäftigt.

Du hast viele Konzerte gespielt. Was macht dir mehr Spass: Konzerte zu spielen, an einem neuen Album zu arbeiten oder die Promotion dafür zu machen?
Definitiv nicht die Promotion (lacht). Ich liebe das Schreiben von Songs und das Gefühl, das du hast, wenn dir ein Song gefällt und du stolz darauf bist. Dann gehst du ins Studio und hörst, wie sich alles zusammenfügt. Aber nichts ist 100 Prozent, bevor du nicht auf der Bühne bist - im Rücken deine Band, vor dir ein tolles Publikum. Live zu performen mache ich definitiv am liebsten. Ich liebe es, die Songs live zu spielen und die Songs auf der Bühne sogar besser zu machen.

Du spielst ziemlich viele Konzerte in der Schweiz und bist hier immer wieder anzutreffen. Warum mag das Schweizer Publikum deine Musik besonders und warum magst du die Schweiz so?
Von Anfang an erhielt ich einen grossartigen Support vom Schweizer Publikum. Ich konnte viele schöne Erfahrungen sammeln, tolle Konzerte spielen und habe dabei viele geniale Menschen getroffen. Die Fans hier sind unglaublich loyal, deshalb hat die Schweiz bei mir einen speziell hohen Stellenwert. Ich komme immer wieder gerne hierhin zurück. Die Club-Shows finden zwar in grossartigen Locations statt, aber im Sommer draussen unter freien Himmel an Festivals zu spielen ist noch viel spezieller. Ich habe viele schöne Erinnerungen daran - zum Beispiel an Locarno..

Was ebenfalls von deiner speziellen Beziehung zur Schweiz zeugt: Letztes Jahr hast du am Caribana-Festival zum ersten Mal deine Songs "Dream On" und "Prepare To Fall" von deinem neuen Album gespielt. Weshalb hast du dir gerade dieses Festival ausgesucht?
Für uns war es das erste Festival in diesem Jahr. Ich war sowieso im Studio und habe an neuen Songs geschrieben, also habe ich mir gedacht, es wäre eine gute Möglichkeit, ein paar neue Songs live zu spielen. Ich hatte schon lange nichts Neues mehr gespielt und wollte damit die Leute wissen lassen, dass ich nicht nur faul zu Hause herumsitze, sondern an neuen Songs arbeite. Das Festival war einfach der perfekte Ort dafür. Und ja, meine besondere Beziehung zur Schweiz spielte bei dieser Entscheidung ebenfalls mit: Ich wurde während der letzten Jahre so toll von der Schweiz unterstützt, dass ich mich entschied, meine neuen Songs als Erstes in diesem Land zu präsentieren.

Wie hat es sich angefühlt, nach so langer Zeit neue Songs zu spielen?
Es ist immer spannend, neue Songs live zu spielen. Erstens ist man nervös, weil man Angst hat, einen Fehler zu machen, und zweitens ist es interessant zu sehen, wie die Zuhörer darauf reagieren. Es kann passieren, dass das Publikum bei noch unbekannten Songs nicht ganz so aufmerksam ist. Es ist sehr wichtig, dass man die Leute auch in solchen Momenten bei sich behalten kann.

Wie sind die neuen Songs angekommen?
Sehr, sehr gut. Die Leute haben positiv darauf reagiert. Nach der Show kam mein Schweizer Promoter backstage zu mir und sagte mir, dass es ein toller Song sei und er ihn lieben werde. Solches Feedback zu bekommen ist natürlich grossartig.

War die Reaktion des Publikums auch ein Kriterium, ob ein Song aufs Album kommen wird?
Nein, weil ich wusste, dass diese Songs sowieso auf dem Album sein werden. Die Art Musik, welche ich schreibe, funktioniert in der Regel live ebenso. Wenn der Song aufs Album passt, dann weiss ich, dass er auch live funktionieren wird. Man sollte auf seine Instinkte vertrauen, wenn man ein Album macht.

Das neue Album wurde erstmals vom Produzenten-Duo My Riot produziert und nicht mehr durch Pete Wilkinson. Wie fühlte sich diese neue Zusammenarbeit für dich an?
Es ist lustig, weil ich nie sehr eng mit Produzenten zusammenarbeite. Speziell dieses Mal nicht. Gemeinsam mit meinen Band-Kollegen habe ich die Songs fürs neue Album geschrieben. Meine Band ist toll - also waren die Demo-Songs bereits auf einem so hohen Level, dass nicht mehr viel geändert werden musste. My Riot waren toll. Sie wussten, was ich wollte. Das ist nicht selbstverständlich. Es gibt Produzenten, die den Songs zu sehr ihren eigenen Stempel aufdrücken wollen, obwohl es ja meine Arbeit ist, dies zu tun. Es ist schwierig, so tolle Produzenten wie My Riot zu finden.

Hast du auch ein Feedback von Pete Wilkinson erhalten?
Leider nicht, ich habe schon länger nicht mehr mit ihm gesprochen. Es geht ihm leider nicht sehr gut. Deshalb konnte ich auch nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.

Auf der Deluxe Version deines neuen Albums gibt es gleich acht Bonustracks: Akustische Versionen der Album-Songs. Viele würden dies später als Re-Release veröffentlichen, du haust jedoch alles auf einmal heraus. Warum?
Ich möchte, dass die Leute selbst entscheiden können, ob sie nur dieses Album möchten oder auch die Extras. Es ist schwierig heutzutage in der Musikindustrie. Deshalb denke ich, ist es wichtig, dass man Zeit und Effort in ein Produkt steckt. Und ich denke, das haben wir gemacht.

Welche Version wirst du live spielen, die Album Version oder die akustische Version?
In der Regel spiele ich die Songs immer mit meiner Band. Es gibt nur wenige Songs, die ich akustisch spielen werde.

Als dein erstes Album 2010 herausgekommen ist, wurden mehr CDs gekauft. Heute wird vieles gestreamt. Viele stehen Streaming-Anbietern wie Spotify oder Apple Music kritisch gegenüber, da die Künstler dadurch weniger verdienen als durch einen CD-Verkauf. Wie stehst du zu den Streaming-Diensten?
Ich denke, es ist etwas Gutes, wenn man Zugang zu Musik hat. Und ich kann verstehen, weshalb Leute Streaming-Dienste in Anspruch nehmen. Ich mache es selber auch. Du kannst mit einem Fingertipp jederzeit hören, was auch immer du hören möchtest. Es ist auf jeden Fall besser als Piraterie, weil die Artisten immerhin etwas daran verdienen. Aber ich denke, es gibt definitiv einen besseren Weg, wie man die Verteilung unter den Artisten strukturieren könnte. Momentan werden die Artisten danach bezahlt, wer am meisten Streams bekommen hat. Ich könnte zum Beispiel während eines Monats nichts anderes als Bruce Springsteen hören. Dann würde ich es besser finden, wenn er auch meine 10 Pfund bekommt, anstatt dass irgendeine angesagte Band, die ich mir nie anhöre, einen Teil meines Beitrags erhält. Es gäbe also sicher eine bessere und fairere Möglichkeit, dies zu strukturieren. Ich hoffe, dass das in Zukunft besser gemacht wird.

Denkst du, dass du damit mehr Menschen erreichst - und damit mehr Fans und Konzertbesucher gewinnst?
Man erreicht bestimmt viele Menschen, die man sonst nicht erreichen würde. Ich höre auch Musik, die ich mir sonst vielleicht nicht unbedingt gekauft hätte. Auch entdeckt habe ich schon so Einiges. Bin ich aber Fan eines Künstlers, kaufe ich mir diese Alben trotzdem, um ihn zu unterstützen. Während des Fliegens, wenn ich keinen Internetzugang habe, finde ich es auch nützlich, wenn ich ein gekauftes Album habe und es hören kann.

Was hältst du davon, dass viele Musiker als zusätzliche Einnahme die Fans für ein Foto mit sich oder für ein Autogramm bezahlen lassen?
Ich habe das einmal gemacht, als es damit angefangen hat, dass man es halt tut. Aber es ist nicht so meins. Ich finde es unnatürlich und seltsam. Man zwingt Leute quasi dazu, einem Geld zu geben, um sie um treffen. Ich würde es nicht wieder tun.

Du hast dir ziemlich viele Tattoos stechen lassen und könntest damit leicht als Rockstar durchgehen. Dem Pop bist du aber treu geblieben. Passt das noch zu dir? Was hörst du privat, Pop oder Rock?
Pop passt absolut zu mir. Die Optik hat ja nichts mit der Musik, die man macht, zu tun. Wir leben im Jahr 2017 und ich finde es cool, wenn Frauen Tattoos haben können, ohne sich erklären zu müssen. Privat höre ich verschiedenste Musik. Musik von Bruce Springsteen liebe ich ganz besonders. In letzter Zeit gab es nicht so viel Musik von Bands, die ich am liebsten höre. Die Mainstream-Musikkultur geht in eine andere Richtung. Deswegen hoffe ich auf ein Comeback des alten Rockband-Genres. Es wird Zeit, dass wir solche Musik wieder im Radio zu hören bekommen.

Als erster Song des neuen Albums hast du die akustische Version von "Down By The Water" veröffentlicht - noch bevor die erste Radio-Single "Dream On" veröffentlicht wurde. Dadurch gab es deutlich weniger Radiopräsenz und weniger Promo. Was war die Überlegung dahinter?
"Down By The Water" war gar nie für die Radios gedacht, sondern für die Fans. Ich habe aber letztes Mal in Zürich mitbekommen, dass ein paar Radiostationen den Song spielten. Das war schön, aber es war nicht geplant. Wir haben den Song veröffentlicht, als man das Album vorbestellen konnte - ich wollte halt nicht einfach ein Album zum Vorbestellen herausgeben, ohne dass man die Möglichkeit hat, etwas davon zu hören.

Wie war das Feedback der Fans?
Sehr toll! Besonders, nachdem ich den Song einige Male live gespielt hatte. Die Fans scheinen den Song zu mögen, was mich sehr freut. Die Album-Version des Songs gefällt mir sehr gut und ich habe lange Zeit daran gearbeitet, ihn immer wieder umgeändert und von vorne begonnen. Deshalb freue ich mich schon jetzt darauf, wenn die Leute dann die Album-Version hören können. Es ist einer meiner Lieblings-Songs.

Der Text von "Never Too Late" hört sich sehr persönlich an: "From the follower to the leader" - Was ist die Geschichte hinter dem Song?
Eigentlich ist es überhaupt nicht persönlich (lacht). Ich bin definitiv ein Beobachter und höre mir gerne die Geschichten von anderen Menschen an. Ich könnte ohne Probleme in einem Café sitzen, den Menschen dort zuschauen - und würde mich sehr inspiriert fühlen. Es gibt so viele Menschen, die Angst haben, eine eigene Meinung zu einer Sache zu haben - auch Musiker. Ich mag das nicht. Ich denke, wenn die Leute mehr zu ihren Meinungen stehen würden, dann wären wir nicht in der Situation, in welcher wir uns jetzt befinden. Dadurch ist der Song entstanden. Es ist nie zu spät, seine eigene Meinung zu bilden.

Seit deinem Debüt-Album 2007 sind zehn Jahre vergangen. Wirst du dieses Jubiläum feiern?
Wahrscheinlich nicht. Es wird ein sehr strenges Jahr - speziell die nächsten Monate. Da habe ich keine Zeit, eine Party zu planen. Ich denke sowieso, dass wieder mit meiner Band unterwegs zu sein die beste Art ist, das Jubiläum zu feiern.

Welches war dein bester Moment in den letzten zehn Jahren?
Es ist sehr schwierig, nur einen Moment auszuwählen. Es gab so viele tolle Momente. Einer davon war, als ich das erste Mal am "Moon & Stars" in Locarno spielen durfte. Bis heute war dies eine meiner Lieblings-Shows, und ich freue mich sehr, dass ich dieses Jahr wieder dort spielen kann. Auch dass ich das Hallenstadion füllen konnte, fühlt sich unglaublich an. Ich schätze mich sehr glücklich, dass ich all diese schönen Erinnerungen haben kann und freue mich, so weiterzumachen wie bisher.

Was wirst du am Release Day deines Albums machen?
Ich werde an diesem Tag einen Gig in einem CD-Shop in Glasgow spielen und tags darauf spielen wir gleich nochmals einen Gig an einem anderen Ort. Natürlich steht auch Promotion an - und ich werde auch bald wieder in die Schweiz kommen für die TV-Show "Happy Day".

Was wünschst du dir für die Zukunft?
Diese Frage wird mir seit meinem ersten Album gestellt: "Wo siehst du dich selber in zehn Jahren?" Natürlich ist es unmöglich, diese Frage zu beantworten. Meine Antwort ist deshalb immer die gleiche: Ich weiss nicht, was geschehen wird. Aber ich liebe meinen Job und was ich tue - und wenn ich das in zehn Jahren immer machen kann, wäre ich sehr glücklich.
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Steffen Hung, Remo Hiltbrunner, Stella Nera