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Interview mit Anna Rossinelli

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Für ihr erstes Album haben sich Anna Rossinelli und ihre zwei Bandkollegen viel Zeit genommen. Jetzt liegt "Bon voyage" vor. Wir haben sie zum Interview getroffen und mit ihnen besprochen, wohin die Reise gehen soll.

hitparade.ch: Euer Sieg an der Schweizer Vorausscheidung für den Eurovision Song Contest ist ziemlich genau ein Jahr her. Diesen Samstag findet die Vorausscheidung für den bevorstehenden Contest statt. Habt ihr das Prozedere verfolgt und wer sind eure Favoriten?
Anna: Wir haben hineingehört, aber einen Favoriten kann ich nicht nennen, das ist ziemlich schwierig. An der Vorausscheidung werden wir auch zu sehen sein, wir haben da einen Auftritt.
Georg: Die einen oder anderen Kandidaten kennen wir.
Anna: Genau, manche Bewerber sind ja bereits relativ bekannt in der Schweiz. Oder habt ihr einen Favoriten? (fragt ihre Bandkollegen)
Manuel: Nein, ich finde, das lässt sich rein von den Studioaufnahmen nicht sagen. Dazu muss man sie zuerst live hören und merken, ob sie überhaupt die Töne treffen. Ich bin gespannt!
Anna: Ich freue mich sehr darauf.

hitparade.ch: Was könnt ihr den Gewinnern auf ihrem Weg nach Baku für Tipps geben?
Anna: Unbedingt ein Passfoto mitnehmen! Wir hatten bei unserer eigenen Reise nach Baku keines dabei und mussten darum acht Stunden am Flughafen warten. Ansonsten ist es einfach wichtig, sich selbst zu bleiben und am besten nicht zu viel über den Wettbewerb nachdenken. Ahja, und seinen Website-Domain schon mal reservieren. "annarossinelli.ch" war bereits nach einem Tag weg.

hitparade.ch: Und da gab es keine Chance, diese Seite wieder zu bekommen?
Georg: Vielleicht, wenn wir besonders darauf beharrt hätten, schon. Aber das ist auch eine Kostenfrage.
Anna: Auf diese Idee wäre ich im Vorhinein jetzt wirklich nicht gekommen und glaubte auch nicht, dass sich jemand für diese Domain interessieren würde.

hitparade.ch: Euer Auftritt im ESC-Finale war im Mai. Merkt ihr im Ausland immer noch ein gewisses Interesse an euch?
Anna: Zu Beginn erhielten wir einige Konzertanfragen.
Georg: Aus Finnland und Deutschland zum Beispiel.
Anna: Aber wir möchten uns zuerst auf die Schweiz konzentrieren.
Manuel: Öfters bekommen wir, vor allem via Facebook, Anfragen von Fans, die unser Album im Ausland kaufen möchten.

hitparade.ch: Vor dem Eurovision Song Contest habt ihr als Band auf den Strassen musiziert. Seither hat sich euer Musikerleben sicherlich stark verändert. Gibt es Dinge, die ihr aus den "alten Zeiten" vermisst?
Anna: Wir sind immer noch in den Strassen unterwegs, um zu musizieren, darum finde ich ehrlich gesagt nicht, dass unser Leben so extrem anders ist. Unsere Freiheiten sind bestehen geblieben.
Georg: Das sehe ich auch so. Wir machen jetzt sogar viel intensiver Musik und müssen diesbezüglich wirklich nichts vermissen. Viel los haben wir schon immer, aber das ist für uns positiv und angenehm.
Anna: Genau, mir fällt nichts ein, bei dem ich denke: "Oh, dazu hatte ich schon lange keine Gelegenheit mehr". Endlich können wir das tun, was wir immer schon hauptberuflich tun wollten!

hitparade.ch: Durch eure Vollzeit-Tätigkeit als Musiker verbringt ihr auch viel mehr Zeit miteinander. Wie hat sich diese Veränderung auf eure Beziehungen untereinander ausgewirkt?
Anna: Die haben sich nicht gross verändert.
Georg: Manchmal merken wir schon, wie viel Zeit wir miteinander verbringen. Dann muss man sich gegenseitig auch wieder ein wenig Ruhe voneinander gönnen.
Anna: Nach einem langen, gemeinsamen Tag geht dann zum Beispiel auch Jeder zu sich nach Hause. Georg und ich wohnen, obwohl wir schon lange zusammen sind, nicht in derselben Wohnung. Durch unsere früheren Reisen sind wir uns trotzdem gewohnt, nahe aufeinander zu sein.

hitparade.ch: Diesen Freitag erscheint euer erstes Album "Bon voyage". Was sagt der Titel über die CD aus?
Georg: Wir hatten verschiedene Ideen und überlegten uns den Namen gründlich. Alle, die mit uns zusammenarbeiten, fanden "Bon voyage" eine gute Idee. Der Titel passt insofern zu uns, weil er unseren Hintergrund als Strassenmusiker thematisiert, die Reise vom ESC zum Album und das Reisen ganz allgemein.

hitparade.ch: Produziert wurde "Bon voyage" von Hitmill, einem Team, welches man gerne als DIE Schweizer Hitfabrik bezeichnet. Wie habt ihr die Zusammenarbeit erlebt?
Anna: Super! Durch die Aufnahme von "In Love For A While" lernten wir das Studio bereits ein wenig kennen, wodurch bei uns auch der Wunsch entstand, das Album mit demselben Team zu machen. Anfangs hatte ich Angst, dass wir nicht so sein dürfen, wie wir sind - aber das war zum Glück kein Problem.
Georg: Darüber konnten wir mit Hitmill zuvor ein Gespräch führen.
Anna: Wir besprachen alles Wichtige im Vorhinein, welche Instrumente benützen wir, in welche Richtung soll es gehen... Fred Herrmann, der Produzent, ist ein wahnsinnig musikalischer Mensch, der gut auf seine einzelnen Künstler eingehen kann.
Georg: Die Chemie stimmte von Anfang an, wir zogen am gleichen Strick.

hitparade.ch: Der Reiz eurer Musik liegt in den minimalistischen Arrangements, die "hausgemacht" klingen und sich im Trio live eins zu eins umsetzen lassen. Im Studio gäbe es technisch viele weitere Möglichkeiten. Habt ihr damit auch ein wenig experimentiert?
Anna: Doch, zuerst nahmen mit dem Piano auf, aber klangmässig fehlte uns dabei einfach das gewisse Etwas.
Georg: Wir experimentierten schon ein wenig, versuchten, die Musik aber trotzdem möglichst einfach zu halten.
Anna: Nur mit Bass und Gitarre zu arbeiten, ist schon super, aber gerade im Studio ist es auch schön, einmal ein Cello oder ein anderes Instrument dazu nehmen zu können.
Manuel: Wir setzen kleine Akzente - einmal zum Beispiel mit einer Tuba und einem Akkordeon.

hitparade.ch: Gab es Vorbilder, die euch bei eurem Album beeinflusst haben?
Anna: Indirekt werden wir sicher immer beeinflusst. Wir hörten aber nicht eine bestimmte CD und dachten: "So wollen wir das auch machen!" Roman und Fred stellten wir auch keine Vorgaben, wie unsere Lieder in etwa klingen sollen. Das gab es nicht.

hitparade.ch: Auf der CD finden sich sowohl Eigen- als auch Fremdkompositionen. Nach welchen Kriterien geschah die Songauswahl?
Anna: Einfach nach dem Bauchgefühl. Wir bekamen 20 Lieder, welche ich zusammen mit meiner Mitbewohnerin durchgehört habe. Dabei gab es Lieder, die mir auf Anhieb gefielen und andere nicht. In "100 Days" verliebte ich mich zum Beispiel sofort. Natürlich mussten wir zusätzlich bedenken, dass wir als Band die Möglichkeit haben sollten, den einzelnen Songs unsere persönliche Note zu geben.
Georg: Am Schluss versuchten wir unter jenen Songs, die uns gefielen, die besten auszuwählen und vor allem auch zu schauen, dass sie zusammenpassen. Es fanden sich auch gute Stücke darunter, die kompositorisch einfach zu weit weg von uns waren.

hitparade.ch: Wie stark setzt ihr euch selbst unter Druck, was das Abschneiden eurer CD bei den Hörern angeht? Nach dem Erfolg am Eurovision Song Contest sind die Erwartungen an euch bestimmt nicht klein.
Anna: Vor einer Woche war ich ziemlich aufgeregt, da spielte der Druck sicher auch eine Rolle. Die ganze Zeit gibt es nur ein Thema und du hast keine Zeit, zwischendurch abzuschalten. Vor zwei Tagen beim Aufstehen beschloss ich jedoch, mich nicht mehr verrückt zu machen. Den Verkaufserfolg können wir wenig beeinflussen und er sagt ausserdem nur bedingt etwas über die Qualität von "Bon voyage" aus. Erfolg ist relativ und für mich bedeutet er, musizieren zu dürfen und auf der Bühne zu stehen, um meine Lieder zu präsentieren.
Georg: Natürlich hoffen wir aber, dass sich die CD gut verkauft.
Anna: Absolut! Dafür setzen wir uns auch ein und scheuen keinen Aufwand, sondern geben 100%.

hitparade.ch: Euer Eurovisions-Song "In Love For A While" ist nach wie vor euer bekanntestes Lied. Wie stark hat dieser Track euer Album beeinflusst und geprägt?
Georg: "In Love For A While" war der Song, der den Schweizern am meisten zugesagt hat.
Anna: Nach einem Lied ein ganzes Album aufzubauen, ist schwierig. Die Richtung haben wir jedoch sicher beibehalten. Trotzdem gibt es auf der CD auch rassigere Songs, ich glaube, der Einfluss durch diesen ersten Erfolg hält sich in Grenzen.
Georg: "In Love For A While" passte schon damals zu unserem Stil und das ist bis heute so, es sind keine komplett verschiedene Welten.

hitparade.ch: Ist "In Love For A While" bewusst nicht auf eurem Album, um euch auch vom Contest abzugrenzen? Oder was ist der Grund dafür?
Anna: Wir überlegten uns das lange und kamen zum Schluss, dass wir den Leuten gerne zwölf neue Lieder bieten wollen. Ausserdem liegen zwischen dem Lied und dem Album beinahe ein Jahr.
Georg: Zudem stammt er aus einer anderen Studiosession. Die zwölf Albumtitel sind alle in einer Session entstanden, das passt einfach.

hitparade.ch: Die erste Single aus dem Album heisst "Joker" und hat gute Airplays in den Schweizer Radios. Wie seid ihr auf die Single-Auswahl gekommen?
Anna: Das war ein ziemliches Hin und Her, die Entscheidung fiel uns nicht leicht. "Joker" ist eher einer der poppigeren Songs auf der CD.
Manuel: Ein radiotauglicher Popsong.
Anna: Die zweite oder dritte Single wird dann sicher wieder einen Kontrast dazu bilden.

hitparade.ch: Ende Januar geht ihr für zwei Monate auf eine Tour, welche in Thun eröffnet wird. Das erste Konzert spielt ihr im Trio und unplugged. Wie sieht das bei den anderen Konzerten aus?
Alle: Im Quintett!
Manuel (16:20h): Das heisst, wir drei, plus Vibraphon und Schlagzeug.
Anna: Manchmal begleitet uns ein zusätzlicher Musiker, welcher mit uns an der AVO-Session auftrat. Er ist ein vielseitiges Talent und spielt unter anderem Saxophon, Flöte und Akkordeon.

hitparade.ch: Und das Repertoire wird in allen Formationen gleich aussehen?
Georg: Nein, es wird teilweise Abweichungen geben.
Manuel: Wir werden viele Songs des Albums spielen, aber nicht alle. Gerade bei zwei Stücken ist das Vibraphon ein wichtiger Bestandteil.
Anna: Wenn wir Songs live nur unbefriedigend spielen können, lassen wir sie lieber ganz weg.
Manuel: Dafür gibt es auch noch andere Lieder.

hitparade.ch: Covers?
Manuel: Zum Beispiel, ja. Und ältere Stücke von uns.
Anna: Zwischendurch werden wir während des Konzerts sicher vom Quintett aufs Trio wechseln, um ein wenig für Abwechslung zu sorgen. Schliesslich sind wir eigentlich zu dritt!

hitparade.ch: Und eure Pläne nach der Tour? Festivals? Oder schon ein neues Album?
Anna: Festivals wären toll! Und Ferien! (lacht) Erste Songideen sind bereits wieder vorhanden, aber zuerst kommt nun die Tour, dann schauen wir weiter. Ich fände es auch cool, etwas im Ausland aufzunehmen, mein Traum ist New York.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Könnt ihr sie kommentieren?

Coldplay - Paradise
Georg: Super!
Manuel: Coldplay halt, unverkennbar!

Marlon Roudette - New Age
Georg: Find ich noch cool.

Nickelback - When We Stand Together
Anna: Unverkennbar und gefällt mir.
Georg: Gefiel mir beim ersten Mal Hören nicht besonders, da hatten sie schon viel bessere Lieder!

Pitbull feat. Marc Anthony - Rain Over Me
Anna: Pitbull ist nicht unbedingt mein Fall.
Georg: Meiner auch nicht.
Anna: Diese Eurodance-Einflüsse sagen mir nicht zu. Aber die Charts zeigen sehr deutlich, wie angesagt das momentan wieder ist!

David Guetta feat. Usher - Without You
Manuel: Beginnt sehr cool, erinnert ein wenig an U2.
Anna: Sehr fest sogar!

Flo-Rida - Good Feeling
Anna: ...weniger...
Manuel: Nicht mein Fall.

Taio Cruz feat. Flo Rida - Hangover
Anna: Schon wieder Flo-Rida!

Adele - Someone Like You
Anna: Endlich meine Musik!
Manuel: Eine abartige Sängerin.
Anna: Verständlich, dass sie sich so gut in den Charts hält und ich bin froh, hier auch noch solche Musik zu finden.
Georg: Der geht richtig ins Herz.

Rihanna feat. Calvin Harris - We Found Love
Anna: Finde ich noch cool. Einer der cooleren "dancy" Songs.
Georg: Gefällt mir auch nicht schlecht.
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Yvonne Zgraggen