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Interview mit Annett Louisan

Foto Jim Rakete





Annett Louisan meldet sich zurück mit ihrem vierten Album "Teilzeithippie" und bleibt trotz verändertem optischem Aussehen ihrer Musik treu. Wir haben sie bei ihrem Besuch in der Schweiz zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Frauen wird nachgesagt, dass eine Veränderung der Frisur häufig mit einer Änderung im Privatleben einhergeht. Inwiefern trifft das bei dir zu?
Annett: Den Männern wird dies nur nicht nachgesagt, weil sich ja nur die wenigsten Männer die Haare färben. Bei Frauen kommt es viel häufiger vor, dass sie sich optisch verändern, die wollen mit sich und ihren Haaren viel mehr ausprobieren. Ich kann es nicht wirklich abstreiten, dass es bei mir auch im Privatleben Veränderungen gab, doch ich halte es eher für einen Zufall, dass diese optische Veränderung stattgefunden hat. Klar, es passierte viel bei mir, doch ich hatte nach der Tournee einfach das Gefühl, die alten Zöpfe mal abschneiden und mal was Neues ausprobieren zu müssen. Hinzu kommt auch das Alter. Mit 16 hatte ich mal ein total irres Augen-Make-Up, ich habe alles Mögliche ausprobiert. Aber irgendwann braucht man das alles nicht mehr. Weg mit der Maskerade, hin zur Natürlichkeit. Das war bei mir wahrscheinlich der Grund.

hitparade.ch: Oft wurdest du als Popelfe oder Lolita bezeichnet. Hast du nun, nach vier Alben, das Gefühl, dass du dieses Image losgeworden bist?
Annett: Lustigerweise hatte ich kürzlich mit einer Journalistin ein Gespräch. Sie hat zu mir gesagt, dass ich, da ich nun nicht mehr blond bin, viel reifer wirke. Das fanden wir eigentlich ganz lustig. Nicht unbedingt älter, aber einfach nicht mehr so naiv. Und es ist schon abgefahren, dass man diesem Blond immer wieder diese Unschuld und Naivität anhaftet. Und das ist ganz automatisch so, da muss man eigentlich gar nichts tun. Das fand ich eine sehr interessante Betrachtung. Ich glaube ich habe es aber auch mit den blonden Haaren geschafft, mich so weit von "Das Spiel" zu entfernen, mein Repertoire zu vergrössern und mich meinem Publikum vorzustellen, dass ich das mit den Haaren so bewusst gar nicht mehr hätte machen brauchen. Es war der Grund, dass ich das Gefühl hatte, ich bin nicht nur auf eine Rolle festgelegt worden, weil ich ganz bewusst auch seit "Bohème", mit "Unausgesprochen" und mit dem "Optimalen Leben" mich in eine andere Richtung gewendet habe, weg von dem "Ich" und "Du", hin zum "Sie" und "Er". Es waren alles Geschichten, die beobachtender waren und auch weniger sexuell waren und andere Themen beleuchtet haben. Und nun mit "Teilzeithippie" konnte ich wieder ohne schlechtes Gewissen zurück auf die Spielwiese, auf der ich mal angefangen habe. Dort wo ich mich selber ausprobiere. Ich sage dann immer, zurück zu den Wurzeln. Ich finde, die beiden Alben haben viele Parallelen, musikalisch und auch textlich. Was ich schön finde, es war mir ein Bedürfnis. Die Lolita gehört zu mir, ich bereue das nicht, das ist einfach meine Ausstrahlung, das kann man nicht kreieren. Das heften einem die Leute an. Aber ich habe keine Angst mehr davor, weil ich weiss, dass es nur eine Rolle ist. Und ich weiss, da sind noch viele weitere Gesichter und auch noch andere Sachen, die ich machen kann.

hitparade.ch: "Teilzeithippie" ist dein neues Album. Wie würdest du diesen Begriff definieren und inwiefern trifft dessen Bedeutung auf dich zu?
Annett: Ich bin ganz klar ein Teilzeithippie geworden. Es trifft auch auf wirklich viele Menschen die ich kenne zu, also Freunde von mir und Leute, die mich umgeben. Das ist natürlich ein geflügeltes Wort, ich meine das Wort "Hippie" ist ja schon zeitlos geworden. Viele Sachen, die damals entstanden sind, sind heute bereits unentbehrlich für uns Frauen, für uns Menschen. Die 60er im Allgemeinen finde ich eine Glanz-Zeit, eine Hoch-Zeit im ästhetischen Sinne wie auch musikalisch und menschlich und politisch. Es war auch eine schöne Farbe für all die Songs, die nun auf dem Album zu finden sind. Die drehen sich alle um Befreiung und Freiheit. Das grosse Wort der 60er. "Teilzeithippie" soll auch kein Yuppie-Hippie Vergleich sein, sondern eher eine Tatsache. Die Tatsache, dass es heute schon Pflicht ist, sich selbst verwirklichen zu müssen, es gehört zum guten Ton. Aber wie soll man das machen, nach 16 Uhr und vor halb zwei? In einer Zeit voller Leistungsdruck, Schnelligkeit, Globalisierung, Angst und Einsamkeit. Es ist nicht so einfach. Man kann heute nicht einfach für drei Jahre aussteigen, denn wenn man wiederkommt, hat sich die gesamte Welt verändert. Es ist eine andere Zeit, in der man nicht mehr Hippie sein kann. Und dies trifft auch auf mein Leben zu. Ich muss zwar in meiner Kunst keine Kompromisse machen, aber im Leben schon.

hitparade.ch: Auf dem Cover bist du im Trenchcoat mit einer Super-8-Kamera abgelichtet. Wie ist dieses Bild zu interpretieren?
Annett: Das ist ein kleines Vehikel, das mir Jim Rakete in die Hand gedrückt hat, der dieses Ding liebt. Und ich fand es sehr passend, auch grade fürs Cover, denn es ist so ein bisschen der Blick in die Box und in die Musik rein. Für mich ist die Verpackung nicht nur eine Verpackung sondern auch Teil der Fantasie. Ich wollte es diesmal sehr bunt und sehr vielfältig machen, weil es auch musikalisch sehr vielfältig ist. Ich habe mich mit Jim vorher in Berlin ganz häufig getroffen, wir haben viel über das Album geredet. Irgendwann sind wir losgelaufen mit irgend so einer Vorstellung, und dann ist diese Session entstanden, die in der Special Edition des Albums enthalten ist. Das hat viel mit Verkleidung zu tun und auch viel mit Symbolen. Beispielsweise die Anspielung auf den Film "Blow Up", dieses Meisterwerk aus den 60ern, beim Foto mit dem aufgeschlitzten Kleid. Ein Klassiker. Es ist bei mir ja immer eine Mischung aus alten und neuen Sachen, was die Box und die Bilder auch repräsentieren. Eine Mischung aus zeitloser Poesie und Alltagssprache.

hitparade.ch: Das Album ist ja bereits letzte Woche in Deutschland, Österreich und der Schweiz in die Charts eingetreten, wieweit bist du zufrieden mit den Positionen?
Annett: Ja, wahnsinnig. Es ist unglaublich was da in den letzten fünf Jahren alles so passiert ist. Und dass der Kreis meines Publikums mir so treu ist. Dass das in dieser Schnelligkeit geht, das fasziniert und freut mich natürlich. Das ist Irrsinn. Auch dieses Bild in den Charts: 1. AC/DC, 2. Annett Louisan… (lacht). Das passt doch total gut. Wir hatten ja seit "Das Spiel" eigentlich keinen Single-Hit mehr, jedenfalls keinen grossen Überflieger. Aber nun mit "Drück die 1" ist es uns wieder einmal gelungen, zumindest in Deutschland. Es läuft sehr gut im Radio. Und das freut mich, auch wenn ich nie an die Radiotauglichkeit denke, oder ob irgendwas funktionieren oder Erfolg haben wird. Das sollte man nicht, denn sonst geht man keine Risiken mehr ein, dann ist alles zu verkopft. Dass es trotzdem nochmals hingehauen hat, das freut mich irre.

hitparade.ch: In Deutschland hast du es auch dieses Mal knapp nicht ganz zuoberst in die Charts geschafft…
Annett: Das stimmt, aber ich bin eigentlich auch ganz froh darüber, man muss ja noch Ziele haben. Es gibt ja so Künstler, die zwar jahrelang erfolgreich sind, und es ist trotzdem nie die 1. Udo Lindenberg hat das neulich erzählt: Er hat sooo viele Alben verkauft, so Erfolg gehabt, doch er ist erst mit dem letzten Album direkt von 0 auf 1 gelandet. Ich meine "hallo", das würde man doch nicht denken. Ich hoffe, ich erzähle hier nichts Falsches, ich habe das mal so gehört. Das ist jedenfalls was für die Zukunft.

hitparade.ch: Wie hat sich deine Musik im Vergleich zu den Vorgängern weiterentwickelt?
Annett: Ich habe mit neuen Komponisten zusammengearbeitet, was sehr toll war, das mal auszuprobieren. Nach wie vor ist aber Frank Ramond mein wichtigster kreativer Partner. Wir beide sind eine Einheit hinter den Kulissen. Es war aber toll, da musikalisch mal ein paar neue Einflüsse zu bekommen. Gunnar Graewert, der auch schon die bayrische Mundartkünstlerin Claudia Koreck produziert, Alexander Zuckowski, Produzent und Komponist aus Hamburg, Martin Gallop, mein Special Guest auf der letzten Tour… er hat ein Album, das ich wirklich gleich von Anfang an geliebt habe, ich habe ihn durch seine Musik entdeckt. Er hat dann auch Songs geschrieben für mein Album. Das wollte ich so und das hat dem Album auch gut getan, diese etwas andere Farbe. Das war schön, das hat es gebraucht, das habe auch ich gebraucht. Und wo die Musik hingegangen ist? Eigentlich war zu Anfang gedacht, dass das Ganze viel kleiner wird. So "Bohème"-ähnlich, ganz klein. Es ist nun doch nicht so klein geworden, sondern eher poppig. Aber das ist ganz automatisch passiert, ich denke, dass man sowas auch nicht wirklich steuern kann. Man hat eine Vision, geht ins Studio, und dann hat man all diese Instrumente, die eingespielt werden, ich singe, dann wird alles ausproduziert, bis man dann merkt, dass doch noch alles anders geworden ist, als man es gedacht hat. Und das war auch gut so. Das kann man nicht lenken.

hitparade.ch: Welcher deinen neuen Songs ist Dir persönlich am wichtigsten? Oder der autobiografischste?
Annett: Es sind ungewöhnlich viele Textideen aus dem Jetzt auf diesem Album. Sehr nah an mir dran. Und es ist auch sehr viel weggeworfen worden. Ungewöhnlich viel, mehr als bei den anderen Alben. Wir mussten ein bisschen kämpfen und arbeiten. Ich finde, den Kampf hört man aber, und darum ist es umso besser geworden. Der Song "Auf dich hab ich gewartet" ist für mich eine emotionale Bombe, weil er so ehrlich ist. Für mich das schönste Liebeslied, das ich je gesungen habe. Weil er für mich einfach so was unglaublich trauriges und doch fröhliches hat, beides. Eine gute Mischung, wie die Liebe auch ist. Du bist glücklich, und wenn du zu glücklich bist, kriegst du auf einmal Angst. Angst, dass dies irgendwann wieder endet. Das ist das Paradoxe im Leben. Auch der Song "Ich brauch Stoff" passt gut zu mir. Ich als Konsummensch. Ich bin ein suchtgefährdeter Mensch, das gebe ich auch zu. Ich bin immer auf der Kippe. Auch weil ich emotional ein sehr extremer Mensch bin. "Die nächste Liebe meines Lebens" ist so ein neuer Realismus, der sich bei mir eingeschlichen hat. Ganz so naiv wie früher bin ich nicht mehr, aber das ist halt so die Ironie, mit der man das Leben halt so nimmt, jetzt als anfang 30-Jährige. Der ist auch sehr sehr nah.

hitparade.ch: Gibt es Songs von dir, die du selber nicht mehr gerne hörst?
Annett: Man hört ja seine eigenen Alben nicht so häufig, und wenn, dann nur in ganz bestimmten Situationen. Frank und ich haben neulich an einem Abend wieder mal "Bohème" gehört. Wenn wir beide dieses Album hören, dann fangen wir auch an, in Erinnerungen zu schwelgen. Dann artet das Ganze in gegenseitiger Lobhudelei aus (lacht) und wir steigern uns dann in eine Euphorie rein. Ich finde es abgefahren, dass die Songs, die live ganz super funktionieren, für mich auf dem Album immer kritisch sind. Die ganz grossen Bomben wie "Die ehrliche Haut", "Fettnäpfchen" oder auch "Eve", das sind Songs die ich live unglaublich liebe, die aber auf der CD nicht funktionieren. Einen Song wie "Eve" muss man spielen, das Publikum gehört dazu.

hitparade.ch: Du bist jetzt mit Musiker Martin Gallop zusammen. Ich nehme an, nun gibt es für dich wieder viel neue Inspiration. Hast du deswegen auf der Bonus-CD einen englischen Song gemacht?
Annett: Ja, die "Silver Lady" ist von ihm. Und auch "More Than You Should Know", das Duett, ist da drauf. Es gab nach der Tour sehr viele Fragen von Leuten, die das gerne nochmals aufgenommen hören möchten. Wir haben es auf die Bonus CD gepackt, weil die Nachfrage gross war. Zuerst überlegten wir uns, eine Live-Version zu nehmen, doch es gab keine wirklich gute Aufnahme. Dann haben wir's nochmals produziert. Und "Silver Lady" hab ich auch schon live gesungen, in Deutschland auf einem Konzert von Martin. Den kennen viele Fans, deswegen ist er auch drauf gelandet. Ich finde, dafür ist ja eine Bonus CD auch da, für die Sachen, die die Leute vielleicht nicht so kennen, alles Spezielle.

hitparade.ch: Kannst Du Dir auch vorstellen, noch mehr englische Songs zu machen?
Annett: Ja, ich habe ja früher viel Englisches gemacht. Es ist eine schwierige Frage. Die Muttersprache kann es niemals ersetzen. Ich bin anders, und es ist für mich was Anderes, englischsprachige Songs zu singen. Aber vorstellen kann ich es mir, ich möchte ganz Vieles noch ausprobieren. Wenn, dann aber ganz bewusst auch mit meinem deutschen Akzent, und nicht so, als wäre ich in Kalifornien geboren. Nicht akzentfrei was Glattes produzieren. So wie wenn Charles Aznavour den Song "She" auf englisch singen würde, wo man dann wirklich hört, dass er Franzose ist. Ich könnte mir vorstellen, ein paar Sachen von "Bohème" mal zu übersetzen. Das wäre interessant, ob das in einer anderen Sprache auch funktioniert. Aber es müsste gut sein. Wenn es nicht gut gemacht ist, dann nicht. Es ist nicht einfach, den Humor in eine andere Sprache zu übertragen.

hitparade.ch: Im Vergleich zu vielen anderen Interpreten bringst du jährlich ein neues Album raus. Hattest du in den letzten Jahren nie das Gefühl, eine Auszeit zu brauchen?
Annett: Ja, das hab ich hie und da. Aber die Leute sind es einfach nicht mehr gewohnt, dass alles so schnell geht. Die Beatles haben in den ersten Jahren noch schneller Alben veröffentlicht. Ich versuche das nicht mehr zu hinterfragen, so lange die Alben so werden, wie sie werden, und ich zufrieden bin, mache ich so weiter. Klar wird es nicht ewig so weitergehen. Aber es macht mir auch Spass und für mich sind meine Alben miteinander verknüpft. Das ist so ne Geschichte, die weitergeht. Und das diesmalige Ende ist wirklich so toll geworden mit diesem Outro. Da stelle ich mir immer vor, wie ich irgendwo rausgehe ins Freie und weglaufe. Ein schöner Abschluss für ein Album und ein Anfang für was Neues. Also, ich kann noch… (lacht)

hitparade.ch: Entspannt dich dein Erfolg oder erzeugt er Druck?
Annett: Wäre ich nicht ehrgeizig, würde ich das nicht so machen. Die Sehnsucht nach Anerkennung, und dass man für seine Arbeit auch geliebt wird, spielt sicher mit. Dass es Sinn hat, auch die Popularität, Bedürfnisse auslösen, ich finde das irrsinnig. Sonst würde ich es auch nicht lieben auf der Bühne zu stehen und den Applaus zu geniessen. Ich brauche ein Publikum und auch die Bestätigung. Ich bin niemand der sagt: Ich muss das machen, egal ob es die Leute mögen oder nicht, ich mach das. Ich brauche die Bestätigung, es ist ein Wechselspiel. Es kickt mich auch unheimlich. Es ist nicht so, dass es umsonst ist. Diese Liebe, die man bekommt, die versuche ich dann in meine Arbeit zu stecken. Als Ehrgeiz irgendwie.

hitparade.ch: Wie schaffst du es am besten abzuschalten?
Annett: Kann ich schon viel besser als früher. Es ist wie bei einem Leistungssportler, der sich dann runtertrainieren muss, nachdem er für die Olympiade trainiert hat. Und dann jeden Tag ein bisschen weniger. So ist das bei mir auch irgendwie nach Tourneen. Bis dieser Adrenalinpegel, den man da so tagtäglich ausschüttet, wieder runter ist. Und dann sitzt man abends auf der Couch und denkt: Wann gehen die Lampen an? Es ist wie eine Entzugskur, man muss lernen wieder ohne dies glücklich zu sein. Und das ist ganz schön schwer, das sag' ich dir.

hitparade.ch: Im Winter und Frühjahr 2009 tourst du durch Deutschland, Schweiz und Österreich. Nach welchen Kriterien werden deine Auftrittsorte ausgewählt, worauf legst du besonderen Wert?
Annett: Soll ich Dir das ehrlich sagen? Das entscheidet ja mein Tourmanager. Und ich bin ehrlich gesagt sauer, weil ich gesehen habe, dass ich dieses Mal nicht in Bern spiele. Ich weiss nicht, wie das passieren konnte, denn das gehört für mich einfach zur Schweiz dazu. Das Bierhübeli war ein Club, in dem ich von Anfang an immer gespielt habe, das waren immer ganz tolle, emotionale Konzerte. Sehr schade. Aber, Zürich ist dabei. Und es kann sein, dass mein Tourmanager auch sagt, dass wir nicht jedes Mal jede Stadt nehmen, sondern es immer abwechseln. Einmal Basel, dann wieder Bern… letztes Jahr waren es Herisau und Solothurn, vorletztes Jahr war es Luzern. Das ist wahrscheinlich so eine Philosophie, dass man einfach versucht, alles mal zu bespielen.

hitparade.ch: Was können die Fans von deiner neuen Tour erwarten? Gibt es da auch Veränderungen?
Annett: Oh ja! Es wird beispielsweise eine Vorband geben. Martin Gallop wird das machen, weil es auf der letzten Tour einfach so toll war. Er macht ein neues Album und es passt musikalisch einfach hervorragend. Die Musik beeinflusst sich gegenseitig. Dann werde ich mit 5 Jungs unterwegs sein, nicht mehr mit 6, denn der Flügel wird wegfallen. Ich habe schon eine Vorstellung, ich bin gerade am Planen: Ganz viel Schnickschnack soll weg. In Deutschland hatten wir beispielsweise Projektionen, die fallen weg. Einfach ein bisschen Licht, ein bisschen Hippie, Rock'n'Roll, ganz viele Instrumente, auch ungewöhnliche und ich will, dass die Jungs ein bisschen beweglich sind. So, dass sie auch mal nach vorne kommen können, oder dass mein Drummer sich mal ein paar Percussions schnappt oder so. Es soll sehr musikalisch werden, aber ohne Schnickschnack.

hitparade.ch: Hast du noch Lampenfieber und wenn ja, wie gehst du vor einem Auftritt damit um?
Annett: Ich habe immer noch starkes Lampenfieber vor meinen Auftritten, kann heute aber besser damit umgehen. Mit dem Schritt auf die Bühne, ist das dann irgendwie umgelegt, dann kann ich's nicht mehr spüren. Früher habe ich noch ein bisschen gebraucht, und habe diese Anspannung auf der Bühne noch gemerkt, und nach zwei oder drei Songs wurde es dann besser. Heute kann ich's wirklich vom ersten Schritt an. Aber davor ist es immer noch so. Das ist so ein Gefühl… alle Angst im Leben sammelt sich da an diesem Punkt. Es ist aber auch schön, ich glaube es gehört dazu. Es ist der Respekt davor, was man macht. Und ich habe Angst davor, wenn das weggeht, dann verliert man ein bisschen auch den Respekt davor. Das ist auch eine riesige Kraft, das spüren die Leute auch, wenn man wirklich da ist.

hitparade.ch: Widmest du dich noch immer der Kunst? Der Malerei?
Annett: Ich hab ne Blockade, was das angeht. Ich habe es lange nicht mehr so forciert. Ich hatte so viel mit meiner Musik zu tun und nur wenig Privatleben. Es ist momentan einfach keine gute Ausdrucksform für mich, weil ich so ungeduldig und schnell geworden bin. Die Liebe zur Malerei ist aber nach wie vor ungebrochen. Ich mach's nur nicht mehr aktiv.

hitparade.ch: Was ist deine momentane Lieblings-CD? Was hörst du privat?
Annett: Ich habe mir letztens die aktuelle CD von Emmylou Harris gekauft, ich bin ein grosser Country-Fan. Für mich ist Country-Musik das amerikanische Chanson. Wenn man sich die Geschichten und die Liebe zur handgemachten Musik anhört… es ist stilistisch halt ein bisschen anders, weil es traditionelle Musik ist. Das finde ich so schön, genau wie traditionelle französische Chansons. Und dieses Formelle findet man ja auch in meiner Musik. Die typisch deutschen Elemente, wie der Walzer, der immer wieder auftaucht, die Instrumente, die natürlich sehr europäisch sind, die auch in klassischer Volksmusik zu finden sind. Umso älter ich werde, umso mehr gehe ich zurück, kaufe alte Platten und entdecke da noch ganz viel. Ich bin gar nicht so aktuell momentan. Das letzte Lied, das ich gehört habe war Kate Perry mit "I Kissed A Girl", das find ich scharf!

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Was kennst du davon?

10. Amy McDonald - This Is The Life
Annett: Tolle Stimme, toller Song und ein süsses Video.

7. Maria Mena - Just Hold Me
Annett: Den Song kenne ich nicht, ich kenne die Künstlerin aber. War letztes Jahr mit ihrem Album sehr erfolgreich…

6. Jodlerclub Wiesenberg & Francine Jordi - Das Feyr vo dr Sehnsucht
Annett: Sehr interessant! Kenn ich nicht, würd ich gern mal hören (lacht)

4. Katy Perry - I Kissed A Girl
Annett: Also wie gesagt, das ist eine ganz tolle Popnummer mit einem sehr scharfen Text, spricht mich an, berührt mich. Find ich lustig, hab ich meinen Freundinnen auch schon geschickt. Ist so ein Mädchen-Song. So ein Samstag-Abend-Losgeh-Ding, man trinkt vorher noch nen Prosecco zusammen und lacht…

3. Gabriella Cilmi - Sweet About Me
Annett: Ganz tolles Ding, gefällt mir, ist ein Hit. Sofort zu hören. Tolle Stimme. Am besten gefällt mir dieses "Yeah".

1. P!nk - So What
Annett: Das ist auch in Deutschland schon wochenlang auf der 1. Ich hab sie neulich zum ersten Mal live gesehen auf einer Sony BMG Party in München. Das ist ne ganz sympathische Künstlerin. Für amerikanische Verhältnisse ist sie sehr natürlich. Daher ist sie sicher auch schon so lange dabei. Was ich sehr süss fand, ist, dass sie auch ne sehr kleine Frau ist. Genau wie Madonna, die übrigens exakt gleich gross ist wie ich. Das denkt man nicht, wenn man die im TV sieht. Sehr viele kleine Frauen im Musikbusiness. Katie Melua, Kylie Minogue… Das ist schon abgefahren… (lacht)