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Interview mit Apocalyptica

Guter Sound geht direkt ins Herz!

Ein Interview mit Paavo Lötjönen von Apocalyptica

APOCALYPTICA, eine finnische Band bestehend aus drei festen Bandmitgliedern, alles klassische Konzertcellisten und Absolventen der angesehenen Sibelius Akademie in Finnland. Mit ihrem 1996 erschienenen Erstlingswerk "Apocalyptica plays Metallica by four Cellos" brachten sie neuen Wind in die damals etwas eingetrocknete Metal-Szene. Es folgten vier weitere Alben: "Inquisition Symphony" (1998), "Cult" (2000), "Reflections" (2003) und "Apocalyptica" (2005), auf welchen auch selbstkomponierte Songs zu hören sind. Auf den beiden letzten Werken verzichtete man sogar ganz auf Cover-Versionen. Vier Celli, harte Metal-Riffs und eine grosse Portion Kreativität. Das sind Apocalyptica!

Heute, am Nachmittag vor dem Konzert im ausverkauften X-Tra, lud mich Bandmitglied Paavo Lötjönen zum Interview ein. Ich betrete den Aufenthaltsraum des Backstagebereiches im X-Tra Limmathaus. In der Ecke machen es sich die Crewmitglieder auf dem Sofa gemütlich. Auf dem Boden versucht sich gerade Mikko Siren (Tourdrummer) mit Liegestützen fit zu halten. Ich werde herzlichst begrüsst. Aus dem Nebenzimmer kommt mir Paavo Lötjönen entgegen. Sichtlich erschöpft von der harten Tour strahlt er jedoch eine unglaubliche Fröhlichkeit aus und bietet mir sofort etwas zu trinken an. In dieser lockeren Atmosphäre beginnt unser Interview.


Sataana: Hallo Paavo! Vielen Dank, dass du dir ein wenig Zeit für mein Interview genommen hast.
Paavo: Kein Problem! Mach ich doch gerne.

Sataana: Euer letztes Konzert hier im X-Tra liegt etwa zwei Jahre zurück. Damals habt ihr das Publikum vollends begeistert. Gibt es Unterschiede zwischen den Skandinavischen- und den Schweizer Fans?
Paavo: Ja, ich finde das Schweizer Publikum viel besser!

Sataana: Ach ja? Weswegen?
Paavo: Ja, weißt du, die Skandinavier sind eher scheu und zurückhaltend. An Konzerten stehen sie meist etwas verhalten im Publikum. Sie mögen die Musik, keine Frage, aber sie zeigen ihre Begeisterung eben nicht so. Für mich ist es immer ein grosses Vergnügen, in der Schweiz zu spielen.

Sataana: Welcher ist dein Lieblingssong von Apocalyptica?
Paavo: "Cohkka" aus dem Album "Reflections". Es ist ein sehr charakteristischer Song mit einem tollen, dynamischen Aufbau. Die Energie des Songs steigt stetig. Er zeigt nicht von Anfang an die ganze Power.

Sataana: Ja, wie ein typischer, alter Metallica-Song……
Paavo: Ja genau! Wie "One" zum Beispiel. Der Song hat genau eine solche Intensität. Aus dem neuen Album ist "Deathzone" mein Favorit. Mit dem Song "Bittersweet" bin ich auch sehr zufrieden.

Sataana: Ja, ein wunderschöner Song!
Paavo: Ja, hier harmonieren die Stimmen mit dem typischen Apocalyptica-Stil hervorragend. Ich bin sehr glücklich mit dieser Zusammenarbeit.

Sataana: Werden heute Abend allenfalls noch zwei Überraschungsgäste auftreten? Ich denke da an zwei finnische Sänger.
Paavo: Nein. Weißt du, heute werden etwa 1500 Fans an unserem Konzert sein. Darunter sind sicher einige gute Sänger (lacht). Unser Publikum unterstützt uns immer bestens mit ihrem Gesang, da brauchen wir die beiden doch nicht. (grinst)

Sataana: Ich habe auf eurem Online-Tourplan gesehen, dass ihr gestern in München gespielt habt. Heute seid ihr in Zürich. Morgen werdet ihr in Wien auf der Bühne stehen. Das sieht nach Tourstress aus. Könnt ich wirklich jedes einzelne Konzert geniessen?
Paavo: Nein…. während einer langen Tour bist du manchmal müde, du magst die anderen Bandmitglieder nicht mehr sehen und willst nur noch alleine sein. Das Beste, um die Motivation beizubehalten, ist, sich dann voll und ganz auf die Show am Abend zu konzentrieren, denn das ist der wichtigste Teil des ganzen Tages. Natürlich, jedes Konzert ist anders. Man kann nicht immer gleich gut sein. Glücklicherweise fühle ich mich immer wohl auf der Bühne. Wenn ich ein schlechtes Gefühl vor der Show habe, versuche ich, in mich hinein zu horchen, und mich auf das Positive zu konzentrieren. Auf der Bühne sieht man alles. Die Fans spüren, wenn du dich nicht wohl fühlst. Du bist praktisch nackt da oben. Das ist manchmal ziemlich beängstigend. Wichtig ist einfach, dass man mit sich im Reinen ist und sich auf das Spielen konzentriert und den Fans nichts vormacht. Es ist falsch, auf der Bühne zu schauspielern, die Fans merken das sofort und es wäre einfach gefaked. Es ist wichtig, ehrlich zu sein. Die Musik macht dann alles von alleine. Sie berührt die Fans und mich gleichermassen und verbindet uns. Guter Sound geht eben direkt ins Herz!

Sataana: Ihr mögt Bands wie Metallica, Slayer und Pantera. Inspirieren euch diese Bands während des Komponierens eines neuen Songs?
Paavo: Wir sind vier bis fünf verschiedene Persönlichkeiten in der Band und jeder hat einen eigenen Geschmack. Da kommen die verschiedensten Inspirationen. Wir mögen alle die genannten Bands. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass es uns der alte Stil von Metallica doch schon sehr angetan hat. Eben dieser dynamische Aufbau bei "One" mit einer eher komplizierten Struktur. Aber auch Songs wie "Sad But True", die eher einfach aufgebaut sind und eine riesen Power haben.

Sataana: Hast du Idole im Musikbusiness?
Paavo: Ich war nie ein grosser Fan von irgendeiner Band. Ich bin halt auch schon ein bisschen älter (grinst). Als ich ein kleiner Junge war, war ich sehr angetan von Paul McCartney. Aber jetzt mag ich einfach verschiedene Bands und Musiker, welche ich aber nicht als meine persönlichen Idole sehe.

Sataana: Ihr rockt auf der Bühne ja gewaltig ab! Eure Head-Banging-Einlagen sind grandios! Wird dir dabei nie schwindlig?
Paavo: (lacht) Wir torkeln manchmal schon ein wenig, fallen aber nicht hin (grinst). Es ist so, wenn du richtig headbangst, dann aufstehst und all deine Power rausbrüllst gibt dir das einen gewaltigen Kick. Du spürst richtig, wie der Sauerstoff in deinen Kopf knallt und alles ist kristallklar. Das ist ein tolles Gefühl!

Sataana: Bist du deswegen schon mal von der Bühne gefallen?
Paavo: Nein, ich bin schon mehrmals auf der Bühne hingefallen, jedoch nie von der Bühne. Meistens falle ich dabei einfach vom Stuhl (lacht). Das sieht dann halt ein wenig dämlich aus… (grinst)

Sataana: Vor etwa drei Monaten endete bei uns die Sendung "MusicStar". Eine Casting-Show wie "Star Search", "Popstars"… Was hältst du von solchen Shows und den Gewinnern?
Paavo: Mmh….. Es ist Unterhaltung. Manchmal fast schon billig. Jedoch bekommt man gelegentlich wirklich interessante Künstler zu Gesicht. Aber wirklich nur gelegentlich (grinst). Es hat manchmal gute Sänger dabei, die allerdings nie gewinnen. Sie sind halt einfach zu gut, um zu gewinnen. Die Gewinner werden am Anfang gepusht und nach einer Weile geraten sie in Vergessenheit. Aber wie schon gesagt, diese Art von Unterhaltung ist mir ein wenig zu billig.

Sataana: Hier zeige ich dir die aktuelle Top 10 der Schweizer Singles-Charts. Kannst du bitte einen Kommentar dazu abgeben?
Paavo: Ok, zeig mal her.

1. 50 Cent feat. Olivia - Candy Shop Paavo: Wir haben da so eine Vereinigung: "Youth Against R'n'B and Hip-Hop". Willst du beitreten?

Sataana: Ja, sofort!
Paavo: (lacht lauthals)

3. Schnappi - Schnappi, das kleine Krokodil
Paavo: Oh, Schnappi, mein kleiner Sohn liebt den Schnappi-Song. Es ist wirklich süss. Mittlerweile hassen die Leute ja diesen Song. Er ist einfach zu verrückt, um in den Charts zu sein.

4. Jennifer Lopez - Get Right
Paavo: Ja, da sind wir wieder bei unserer Vereinigung (grinst).

5. Sarah Connor - From Zero To Hero
Paavo: Mmhh…, da kann ich nur sagen: "From Zero To Zero" (lacht). Mmhh, die Dame macht einfach zuviel käsige Scheisse.

6. Ciara feat. Missy Elliot - 1, 2 Step
Paavo: Wieder so was… Ich mochte Missy Elliot, bin aber sehr enttäuscht von dieser Person. Einfach dieser billige "Bling-Bling-Style". Sie hat ein paar interessante Sachen und ist eine clevere Produzentin, aber als Person mag ich sie gar nicht.

7. Söhne Mannheims - Und wenn ein Lied
Paavo: Gute Sänger! Ich hab sie ein paar Mal auf MTV gesehen. Leider verstehe ich ihre Texte nicht, aber sie machen sehr schöne, sinnliche Sachen. Die Jungs sind ok.

8. Gwen Stefani feat. Eve - Rich Girl
Paavo: Gwen Stefani mochte ich schon immer. Sie ist grossartig. Aber dieses "Rich Girl"…, das ist wieder dieser "Bling-Bling-Style"und der Text ist einfach kindisch. Wie kann man nur so blöd sein und so was Billiges bringen? Ja ok, es kommt aus Amerika, da ist so manches billig und kindisch.

9. Mustafa Sandal feat. Gentleman - Isyankar
Paavo: Ich habe diesen Song, glaube ich, schon mal gehört, kann aber nichts dazu sagen.

10. Daniel Powter - Bad Day
Paavo: Mmhh Powter…,Powder? Erinnert mich an Schnee. Gestern Nacht auf der Reise von München hierher hat es ein wenig geschneit. Es war wirklich hart für mich. Weisst du, ich bin ein grosser Ski-Fan. Einige meiner Freunde sind zurzeit in St. Anton in Österreich am Skifahren. Sie telefonierten mir und schwärmten vom tollen Puderschnee. Wir arbeiteten diesen Winter so viel, dass ich kein einziges Mal die Möglichkeit hatte, Ski zu fahren. Es war also ein harter Winter für mich. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mehr Zeit zum Skifahren haben werde.

Sataana: Danke Paavo für diese offenen und ehrlichen Antworten. Alles Gute für eure Show heute Abend!
Paavo: Danke, es war mir ein Vergnügen!


Sichtlich gut gelaunt! Paavo Lötjönen und ich.