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Interview mit Ayo



Mit ihrem 2008er Album „Gravity At Last“ begeisterte uns Ayo mit heftigem Blues-Schmerz, Gospel-Anflüge und intensiven Balladen. Ayo war schon immer eine Künstlerin, die ihren Songs das Maximale abverlangt und ihre Hörer in den Bann zieht. Nun erscheint ihr neues Album "Billie Eve". Wir haben mit ihr vor ihrem Konzert in Genf ein kurzes Interview geführt.

hitparade.ch: Wie ist dein neues Album "Billie-Eve" im Vergleich zu deinen vorherigen 2 Alben?
Ayo: Diese Platte ist mehr… Ich sag immer, es sind noch andere Farben dazu gekommen. Viele meinen auch, dass die Musik rockiger ist. Es ist aber kein Rock sondern einfach rockiger und direkter, "rough" aber trotzdem sehr einfach. Ich würde sagen "dynamisch" triffts gut.

hitparade.ch: Ist das auch Absicht?
Ayo: Ja, definitiv. Ich sage immer, das Leben ist zu kurz um immer dasselbe zu tun. Ich glaube an natürlichen Wachstum. Ich habe zum Beispiel in einigen Liedern elektrische Gitarre gespielt, weil es mir einfach viel mehr Spass machte. Am liebsten hätte ich nur noch mit der E-Gitarre gespielt, sie war für mich ein komplett neues Spielzeug, eine ganz andere Welt. Mit dem Instrument kann man so viele verschiedene Sounds kreieren. Das ist eine der anderen Farben, die dazu kam. Das hat sich verändert, es ist viel elektrischer. Vorher war meine Musik viel akustischer und jetzt elektrischer.

hitparade.ch: Das Album wurde nach deiner Tochter benannt. Waren die Songs von ihr inspiriert, oder worüber singst du in deinen Songtexten?
Ayo: Die Texte haben viele verschiedene Thematiken. Ich kann sagen, meine Inspiration kam vor allem durch meine Schwangerschaft und all dem, was ich währenddessen erlebt habe. Die Songs wurden vom Leben inspiriert. Vom Leben generell, und auch von der Geburt. Für mich war es eine Wiedergeburt.

hitparade.ch: Sind die Lieder in einer Geschichte zusammengebunden?
Ayo: Ja, es sind alles Geschichten. Sind sie eigentlich immer, wenn sie Sinn machen. In erster Linie bin ich Singer-Songwriter und erzähle Geschichten aus verschiedenen Themen. Ich habe auch die Geschichten anderer niedergeschrieben oder eben Erlebnisse, die ich in meinem Leben hatte. Ein Lied beispielsweise heisst "Julia". Sie lernte ich durch eine Bekanntschaft kennen und ist leider an Krebs gestorben. Ein anderes Lied heisst, "I'm Gonna Dance" Das handelt davon, wie ich es geniesse, eine Frau zu sein. Es gibt verschiedene Lieder, verschiedene Themen. Globale Themen, aber auch universale Themen und natürlich, die Liebe. Es gibt ausserdem ein Lied, welches ich für meine Tochter geschrieben habe und auch für meinen Sohn.

hitparade.ch: Es hat nur 5 Tage gedauert um jedes deiner ersten 3 Alben aufzunehmen. Wie schaffst du es diese so schnell aufzunehmen?
Ayo: Ich glaube ich bin kein Mensch, der lange im Studio bleiben kann, das habe ich einmal gemacht. Da war ich im Studio, bevor ich meine Platten aufnahm und arbeitete viel mit dem Produzenten. Ich mag es einfach nicht, so lange im dunkeln Studio zu bleiben. Ich will meine Freiheit und bin lieber draussen. Ausserdem glaube ich auch nicht daran, dass man so lange Zeit im Studio braucht, weil es doch das Leben ist, was einen inspiriert! Man braucht den Raum nur, um die Musik aufzunehmen. Schöne Momente lassen sich nicht wieder kreieren. Wenn ich zum Beispiel eine Version aufnehme und ich finde sie gut, dann nehme ich keine zweite Version auf. Mit den "First takes" läuft alles viel schneller. Ich glaube, ich habe zu wenig Geduld um so lange im Studio zu bleiben.

hitparade.ch: Wie lange dauerte es deine Songs zu schreiben?
Ayo: Schreiben, tue ich eigentlich immer. Damals, als ich noch schwanger war, musste ich sehr viele Konzerte streichen. Ich ging durch eine äusserst emotionale Zeit und schrieb viel. Es gibt auch Lieder, die ich erst jetzt aufgenommen hab, die schon beim zweiten Album bereit gewesen wären.

hitparade.ch: Du hast bereits in jungen Jahren mit der Musik angefangen. Wann schriebst du deine ersten Lieder?
Ayo: Mit dreizehn. Ich muss dazu sagen, dass ich mit dreizehn natürlich noch nicht wirklich gut war. Die Texte machten nicht immer richtig Sinn. Zum Teil schrieb ich auch Geschichten, die nicht wirklich mir entsprachen. Lange dauerte es, bis ich bereit war, richtig persönlich zu werden und über mein Leben zu schreiben. Ich hatte damals schon viel erlebt und eine schwere, ungewöhnliche Kindheit gehabt. Meine Mutter wurde, als ich fünf Jahre alt war, drogenabhängig. Ich lebte darum in verschiedenen Heimen und zog später wieder zurück zu meinem Vater. Manchmal besuchte ich meine Mutter im Gefängnis. Wenn mein Leben anders gelaufen wäre, hätte ich wahrscheinlich keine Musik machen können.
Ich war aber auch erst später bereit, über mein Leben zu schreiben. Vor allem hatte ich dann mehr Mut, darüber zu sprechen und mich nicht zu verstecken. Die Musik war für mich eine Therapie und eine Erleichterung zugleich. Es ist sehr wichtig darüber reden zu können.

hitparade.ch: Du bist in Deutschland als Tochter eines nigerianischen Vaters und einer rumänischen Mutter geboren, hast in New York gewohnt und lebst jetzt in Paris. Was denkst du, wohin zieht es dich als nächstes?
Ayo: Ja, ich habe meine Wohnung in New York, die ich für 3 Jahre hatte, aufgegeben. Jetzt lebe ich in Paris. Ich weiss nicht, wohin es mich morgen ziehen wird. Ich versuche gerade an einem Ort zu bleiben. Eigentlich liebe ich es, zu reisen. Aber mein Sohn ist jetzt fünf und muss bald in die Schule gehen. Darum möchte ich mich irgendwo niederlassen.

hitparade.ch: Du hast als Kind angefangen Geige zu spielen, später kamen das Klavier und die Gitarre dazu. Denkst du, dass du später noch ein weiteres Instrument lernen möchtest?
Ayo: Ja, ich würde gerne jedes Instrument spielen können! Ich liebe Instrumente. Ich liebe das Schlagzeug, den Rhythmus. Mit dem Schlagzeug habe ich schon angefangen, darin würde ich mich gerne noch verbessern. Ausserdem möchte ich vielleicht noch Bass spielen.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac, Yvonne Zgraggen