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Interview mit Bastian Baker

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Mit dem Album 'Tomorrow May Not Be Better' hat Bastian Baker die Schweiz erobert. Bei den diesjährigen Swiss Music Awards gewann er hochverdient den Preis für den besten Newcomer. Wir haben ihn vor seinem Auftritt am m4music-Festival zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Spätestens jetzt nach den Swiss Music Awards kennt dich Jeder in der Schweiz oder hat schon einmal von dir gehört. Wie hast du mit der Musik angefangen? Hast du schon als Kind begonnen, Gitarre zu spielen?
Bastian Baker: Ich habe mit 7 Jahren angefangen Gitarre zu spielen, ohne wirklich Unterricht genommen zu haben. Nur eine halbe Stunde pro Woche, aber ich fand es wenig motivierend, denn es war eine klassische Sache und ich wollte nicht das machen. Darauf habe ich einen Lehrer gefunden, bei dem ich sagen konnte: "Ich möchte gerne 'Lenny Kravitz - Fly Away' spielen", und er zeigte mir, wie ich das machen muss. So habe ich es ein bisschen gelernt; ich bin kein unglaublicher Gitarrist, aber ich weiss ein wenig Bescheid.

hitparade.ch: Wann hast du angefangen, deine eigenen Lieder zu schreiben?
Bastian Baker: Ich habe immer gerne komponiert. Als ich sehr klein war, so 7, 8 Jahre alt, habe ich viele Geschichten auf Französisch aufgeschrieben, mit 10 Jahren habe ich eine Platte aufgenommen mit eigenen Liedern, aber auf Französisch und a cappella, und das war gratis am Montreux Jazz Festival, etwas Spezielles. Ich habe sehr früh angefangen, die ersten Lieder auf Englisch, mit Gitarre und Stimme zusammen, da war ich ungefähr 14, 15 Jahre alt. Seitdem komponiere ich auf Englisch, Gitarre und Stimme.

hitparade.ch: Kommst du aus einer musikalischen Familie?
Bastian Baker: Überhaupt nicht! Mein Vater war Eishockey-Profi, hat 15 Jahre lang in der Nationalliga A gespielt, in verschiedenen Clubs in der ganzen Schweiz, meine Mutter war Volleyball-Spielerin und Lehrerin, und mein Vater hat jetzt ein Restaurant. Auch meine Grosseltern nicht. Mein Vater hat Gitarre gespielt, aber mehr zur Unterhaltung der Kollegen, meine Mutter nahm Gitarren-Unterricht, war aber zu schüchtern, um zu spielen. Sie haben Musik gemacht, aber sie waren nicht Profis.

hitparade.ch: Wann war es soweit, dass du gedacht hast: 'Jetzt möchte ich eine CD veröffentlichen?'
Bastian Baker: Es ging alles total schnell, ich kann es leider nicht erklären, aber…

hitparade.ch: …Geht alles zu schnell?
Bastian Baker: Es geht nicht zu schnell. Wir überlegen uns wirklich jede Entscheidung, die wir fällen, wir nehmen uns Zeit für Sachen, die wir machen, und manchmal sagen wir "nein", es sei zu früh, wir warten ab, diese Sache zu machen. Ich habe nicht das Gefühl, es gehe zu schnell. Es geht zwar schnell, aber ich finde es gut, dass wir viel Arbeit haben. Wir machen immer mehr und mehr. Ich habe während 3 Monaten gleichzeitig Eishockey gespielt und Musik gemacht. Ich hatte 13 Jahre lang Eishockey gespielt, aber später entschied ich mich, immer mehr Musik zu machen. Ich hatte Songs geschrieben, ich hatte einen Produzenten, der mir helfen wollte, ein Album zu machen, ich habe ein erstes Lied aufgenommen, das war "Lucky", was ein grosser, unerwarteter Erfolg in den Radios der Romandie wurde. Das hat uns geholfen, das Album im Sommer aufzunehmen. Im September ist es veröffentlicht worden, vor 5 Monaten.

hitparade.ch: Wie gehst du mit dem sehr grossen Rummel um dich um? Realisiert man das überhaupt? Du bist momentan überall in den Medien, im Fernsehen, im Radio… Kapierst du das überhaupt? Wie gehst du damit um?
Bastian Baker: *lacht* Ich bin jeden Tag mittendrin. Es ist so: Das ist nur ein Teil des Jobs. Was mich mehr interessiert, ist die Musik, und dass ich auf der Bühne bin. Deswegen stört es mich nicht. Es gibt einen Moment, ab dem ein Künstler existieren muss, und da helfen die Medien, indem sie zum Beispiel Artikel schreiben. Im Radio spielen sie im Moment oft die Single "I'd Sing For You". Ich hatte gestern das Konzert in Basel, 400 Leute, ausverkauft. Ich fange an, dieses Lied zu spielen, und ich brauche es nicht mehr zu singen, weil es alle Leute singen. Das ist das schönste Feeling für einen Künstler. Wow, Halleluja, es ist geschafft! Erfolg bringt auch gute Emotionen, solche Sachen sind unglaublich!

hitparade.ch: Wie gehst du mit Kritik um?
Bastian Baker: Im Grossen und Ganzen muss ich sagen, lese ich, was über mich geschrieben wird. Ich hasse Leute mit Vorurteilen, und es gibt viele auf dieser Welt. Ich habe Glück, dass das bei mir nicht oft vorkam. Ich war einmal in einer Radiosendung mit einem Mann, der meine Musik nicht mochte. Wir haben diskutiert, und es war ok. Ein anderer Radiosender hatte einen schlechten Bericht über mich gemacht, ich bin gegangen, und er entschuldigte sich. Bis jetzt hatte ich Glück, dass ich nicht sehr viel Negatives erlebt habe. Negativ finde ich eher, wenn ich höre, dass zum Beispiel ein Kollege eines Kollegen gesagt hat, Bastian Baker sei scheisse. Wenn ich dann frage, ob er denn meine Musik gehört hat: "Nein, aber das Bild ist scheisse!" Ich bekomme so viele positive Reaktionen, dass die negativen dabei ein bisschen untergehen. Ich bin jemand, der alles persönlich nimmt. Wenn etwas Schlechtes gesagt oder geschrieben wird, überlege ich, ob es wirklich so ist und ob ich es ändern kann. Manchmal handelt es sich nur um neidische Leute, und ich sollte nicht soviel investieren in diese negative Kritik, aber ich nehme alles persönlich und manchmal ist es ein bisschen schwierig.

hitparade.ch: Deine CD verkauft sich sehr gut, dein Album ist aber auch wie bei vielen Musikern als Gratis-Download erhältlich auf diversen Tauschportalen. Ist das für dich kein grosses Ding, da sich die CD sehr gut verkauft?
Bastian Baker: Es ist auch ein positiver Punkt. Das bedeutet, dass du ein Teil der Musik-Welt bist. Wenn du nicht bekannt bist, kannst du eine CD nicht inoffiziell downloaden. Es ist klar, es ist sehr schlecht für uns Künstler, denn wir verlieren Geld, und die Platte ist etwas, in das wir sehr viel investieren, es ist Stehlen… und ich hasse das…

hitparade.ch: …Aber deine CD verkauft sich ja gut, du bist in den Top 20 vertreten… und so verbreitet sich deine Musik noch mehr…
Bastian Baker: …Ja, das ist sehr positiv. Aber, weisst du, ich habe eine kleine Analyse gemacht mit einem Musiker-Kollegen, dem Gitarristen von "Maroon 5". Wir haben darüber geredet, und er war mit mir einig, dass die Leute einerseits illegal downloaden, andererseits aber, wenn sie dies nicht getan hätten, deine Musik wahrscheinlich nicht gehört hätten, und wahrscheinlich auch nicht an die Konzerte gekommen wären. Ich glaube, wenn du es liebst, auf der Bühne zu sein, so wie es ist für mich, kann es etwas Positives sein im Negativen. Dies wiederum bringt mehrere Konzerte mit sich und das ist positiv daran.

hitparade.ch: Du gehörst auch zu der Generation, in der es mit dem Downloaden der Musik angefangen hat…
Bastian Baker: Klar! Das ist so einfach! Das ist die Entdeckung. Was machst du? Du googelst einen Künstler, wirst nicht einen oder zwei Songs kaufen, denn es ist teuer. Du wirst alle Alben downloaden und wenn dieser Künstler in die Schweiz kommt, sagst du: "Ich will ihn unbedingt sehen!" Ich habe das gemacht, als ich 14 Jahre alt war. Es schämt sich Keiner mehr dafür, heutzutage ist das normal. Ich denke, es ist oft altersbedingt. Wenn du zwischen 14 und 17 Jahre alt bist oder auch jünger, nicht viel Geld hast, Musik wirklich liebst… Früher kaufte ich Platten von vielen, verschiedenen Künstlern und stellte mir davon eine Platte zusammen. Jetzt habe ich gemerkt, dass, wenn du die Platten kaufst von einem Künstler, dann hast du seine ganze Welt, und das ist wirklich das, was ich interessant finde. Mit meinem WG-Kollegen kaufe ich jede Woche eine Platte und wir hören sie zusammen oder auch alleine, oder im Auto, und wir diskutieren darüber, was uns gefällt und was nicht. Ich finde das interessant. Was ich immer gemacht habe, ist, wenn ich einen Künstler wirklich gern gemocht habe, immer seine Platten zu kaufen.

hitparade.ch: Du hast bei den Swiss Music Awards gewonnen, dazu hast du nachher noch ein Ständchen gesungen. Was hat sich seit dem Gewinn für dich geändert?
Bastian Baker: *lacht* Ich hatte schon einen Auftritt an den Swiss Music Awards und das hatte uns in der Deutschschweiz schon geholfen. Was wir suchten, waren mehr Konzerte in der Deutschschweiz, mehr Radius in der Deutschschweiz. Die Swiss Music Awards haben uns Türen geöffnet, weil die Veranstaltung viele ZuschauerInnen hat, die sahen, dass ich gewonnen habe. Aber schon als persönlichen Punkt war es sehr wichtig. Aber ja, ich glaube, es hat ein paar Türen geöffnet. Es ist besser zu gewinnen als zu verlieren. Das ist Sportler-Mentalität.

hitparade.ch: Wie du vorher schon erwähnt hast, hast du schon immer gerne Eishockey gespielt, hast du jetzt überhaupt noch Zeit dazu?
Bastian Baker: Ich habe keine Zeit mehr, Eishockey zu spielen. Es ist schwierig zu organisieren, ich konnte es nicht mehr. Du brauchst viele Leute, du brauchst eine Eishalle… Manchmal spiele ich, ich habe ein Chalet in den Bergen, und da gibt es eine Eishalle. Ich war zweimal in diesem Jahr… Aber ja, es ist klar, seit einem Jahr ist es ein Wunder, wenn ich nichts vorhabe. Das heisst, wir haben wirklich jeden Tag etwas los, aber das gefällt mir. Wenn ich zu Hause bin und ich nichts zu tun habe, sage ich mir: "Da ist etwas falsch! Warum machen wir nichts? Wir müssen arbeiten!" Ich bin so! Wenn ich etwas mache, will ich es zu 100% und mehr machen. Ich will mehr als die Anderen machen, das ist Sportler-Mentalität.

hitparade.ch: Welche Musik hörst du privat, welche hat dich beeinflusst? Haben dich irgendwelche Künstler beeinflusst bei der Musik, die du jetzt machst?
Bastian Baker: Bei der Musik, die ich jetzt mache, finde ich keinen Vergleich. Es ist von verschiedenen… Es war immer ein bisschen anders bei mir. Als ich sehr jung war, hörte ich immer Queen, R.E.M., Led Zeppelin, Eagles, weil das die Musik meiner Eltern war. Mit 10, 11, 12 hörte ich alles, was im Radio lief, mit 15, 16 mochte ich die akustischen Sachen wie Jack Johnson, Jason Mraz, John Mayer, usw. Was ich jetzt höre, ist eher rockig, wie Editors, Coldplay, Muse, The Script, von den französischen Künstlern Noir Désir. Band Of Horses, Nirvana, Oasis. Da wir oft unterwegs sind, haben wir sehr viel Zeit, uns diese Platten anzuhören. Wir können sogar mitsingen. *lacht*

hitparade.ch: Du bist in der ganzen Schweiz auf Tour, hast du auch vor, das Ausland zu erobern?
Bastian Baker: Wir sind momentan in Frankreich. Ich bin Support von Nolwenn Leroy. Sie ist im Moment die grösste Künstlerin in Frankreich, sie hat 1,3 Millionen Alben verkauft. Sie ist schon seit 10 Jahren in der Musik-Szene. Sie hat mich ausgewählt und ich bin super stolz. Ich hatte vor einer Woche als Support meinen ersten Auftritt mit ihr. Das war wirklich toll, und ich freue mich auf den nächsten. Und ich bin in der grössten TV Sendung Frankreichs "Taratata". Das ist die grösste Musik-TV Sendung Frankreichs. Stephan Eicher und Sophie Hunger waren auch schon dort. Deswegen bin ich sehr, sehr, sehr aufgeregt. Und das Album erscheint am 26. April in Frankreich. Anschliessend haben wir eine Anfrage aus Deutschland.

hitparade.ch: Bei all diesen Konzerten, die du schon gespielt hast, welches gehört zu deinen Highlights?
Bastian Baker: Mein erster Auftritt als Bastian Baker! Das war am "Caprices Festival" in Crans Montana. Es war einfach unglaublich! Meine ganze Familie war da, alle Kollegen waren da, es waren 3'000 Leute an meinem ersten Konzert! Wir hatten "Lucky" seit einem Monat im Radio, es waren schon 3'000 Leute da um 19 Uhr! Mir stehen die Haare noch zu Berge, wenn ich jetzt davon rede! Meine Schwestern haben geweint, mein Vater… Emotionen pur! Es war das Grösste!
Unglaublich für mich waren auch die Platten-Aufnahmen.

hitparade.ch: Hast du Zeit genug gehabt dafür?
Bastian Baker: Ja, wir haben uns 3 Monate Zeit dafür genommen. Für die elektrische Gitarre und das Klavier zum Beispiel haben wir uns 3 Tage Zeit genommen. Wir verliessen das Studio nicht, wir sind 3 Tage im Studio geblieben, haben eine Stunde geschlafen, wieder gearbeitet. Das war ein bisschen hart.
Und suscht, suscht *lacht* war das grösste Highlight sicher der Support für "Roxette", vor 13'000 Leuten. Supports kommen mir sehr gelegen, weil ich immer im Kopf habe, dass es im idealsten Fall die Leute mögen, im schlimmsten Fall nicht mögen. Aber sie sind nicht wegen dir gekommen, dann werden sie sicher nicht enttäuscht sein.

hitparade.ch: Kannst du die Top 10 der Schweizer Hitparade kommentieren?
Bastian Baker: Bruce Springsteen, eher das Idol meiner Eltern, Michel Teló… verstehe ich nicht, Katie Melua habe ich getroffen, sie ist nett. Adele, wow, unglaublich, unglaublich, dieser Erfolg! Brauche ich aber zu Hause nicht zu hören, denn ich höre sie immer im Radio. Immer wenn ich in die Charts schaue, vergleiche ich mich immer mit Adele, zum Beispiel wäre ich da auf Platz 6. Ich habe die Platte gehört und mir haben nicht alle Lieder gefallen, aber ihre Stimme ist perfekt und so… Hammer! Xavier Naidoo, ich glaube, das ist ein Deutscher, DJ Antoine habe ich bei den Swiss Music Awards getroffen, ist sehr lieb, seine Familie auch. Es ist immer cool, wenn du im Club bist, "Welcome To St. Tropez", what a hit! Lana Del Rey, das ist wirklich ein Phänomen! Ich habe sie leider live gesehen im Fernsehen, und sie hat immer falsch gesungen, ich war sehr, sehr, sehr enttäuscht und ich hoffe, es war nur einmalig, weil ich denke, dass sie sonst keine Leute mehr an ihren Konzerten haben wird, Plüsch habe ich auch getroffen, was für eine nette Band! Ich weiss den Namen des Sängers nicht, ich sage immer "Hey, Plüsch!" zu ihm! *lacht* Wie war dieser…? (beginnt "'s kennt ne kene so gnau" zu singen). Sean Paul, ich verstehe nicht, wie er sich immer wieder neu erfinden kann. Aber das ist sehr stark, denn es klingt immer neu, aber es ist immer das Gleiche, cool für Parties. 77 Bombay Street, das ist auch unglaublich! Sie sind wirklich gute Typen. Ich sage nur "Bravo!" Immer, wenn ich kann, sage ich Positives in Interviews über diese Band. Mein erster Erfolg in der Deutschschweiz war dank diesen Leuten, sie haben mich als Support genommen, als ich noch ein totaler Nobody war in der Deutschschweiz. Ich hatte 6 Auftritte mit dieser Band, wir sind wirklich gute Kollegen geworden. Immer, wenn sie Konzerte in Lausanne geben, gehe ich auch hin und wir machen Featurings. Von den 6 Hallen, in denen wir gespielt haben, habe ich anschliessend in 4 als Headliner gespielt. Ich werde immer "Danke, danke, danke!" sagen. Ich habe mich entschuldigt, dass ich sie bei den Swiss Music Awards geschlagen habe, aber sie haben 2 andere Preise bekommen, also ist das in Ordnung! *lacht*
Was ich seltsam finde: Ich höre in der Musik-Welt oft, dass Alle A… seien. Aber ich selber habe im Moment selber mehr Künstler, die für mich Kollegen sind, als dass ich sie hassen würde oder es nicht passen würde. Ich meine 77 Bombay Street, Pegasus, Stefanie Heinzmann, Plüsch, DJ Antoine…, Stress ist auch ein guter Kollege von mir. Keine Probleme… Mir passt's!

hitparade.ch: …Du bist ja auch kein Rapper, der die anderen disst…
Bastian Baker: *lacht* (Gibt eine Kostprobe seiner Rap-Künste)

hitparade.ch: Ich wünsche dir viel Erfolg!
Bastian Baker: Danke vielmals und vielen Dank für das Interview!
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Gabi Wegmüller, Sonja Eberhard