Home | Impressum | Kontakt
Login

Interview mit Bela B.



Drei Jahre nach dem Debut-Soloalbum "Bingo" ist nun die neue CD "Code B" erhältlich. Wir haben Bela B. von den Ärzten zum Interview eingeladen.

hitparade.ch: Du bist nach wie vor ein Mitglied der Ärzte.
Bela B.: (unterbricht) Ja, ich habe jedenfalls nichts anderes gehört. (lacht)
hitparade.ch: Da sind wir froh! Ausserdem bist aber auch auf Solopfaden unterwegs. Beruhigt dich da die Tatsache, dass du nebenbei die Ärzte hast, die dich stützen?
Bela B.: Das ist natürlich ein sehr komfortables Polster! Ich verdanke den Ärzten schliesslich auch, dass ich überhaupt so viel Aufmerksamkeit bekomme. Alleine hätte ich viel mehr um Aufmerksamkeit kämpfen müssen.

hitparade.ch: Was waren deine Beweggründe, eine Solo-Karriere zu lancieren?
Bela B.: Als Musiker ist es mir wichtig, immer wieder etwas neues zu versuchen. Musik bedeutet mir sehr viel und spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Durch unsere eigene Ärzte-Plattenfirma entfremdete ich mich jedoch zunehmend von der Musik und konzentrierte mich zu sehr auf die Vermarktung. Um in den Schoss der Musik zurückzukehren widmete ich mich meinen eigenen Songs, die ich zum Teil mit Freunden schrieb. So ist "Bingo", meine erste CD entstanden. Nach "Jazz ist anders", einem Ärzte-Album auf das wir mächtig stolz sind, war für mich klar, dass ich wieder eine Solo-CD veröffentlichen wollte.

hitparade.ch: Der Vergleich mit den Ärzten ist wahrscheinlich unvermeidbar.
Bela B.: (unterbricht) Warum?
hitparade.ch: Weil du immerhin ein Mitglied der Ärzte bist! Oder passiert dir das wenig, dass deine Musik verglichen wird?
Bela B.: Nein, weniger. Naürlich gibt es ab und zu ein Radiomoderator der nicht genau hinhört. "Ich höre die Stimme von Bela B. Und eine verzerrte Gitarre - das klingt doch wie bei den Ärzten!" Die Leute hingegen bestätigen mir schon, dass sich "Bingo" und jetzt auch meine neue CD von den Ärzte-CDs unterscheidet. Ich bin bloss ein Drittel der Band und die Songs die ich für mein Solo-Projekt schreibe, gestalten sich anders, als jene für die Ärzte. Sowohl textlich und auch musikalisch.

hitparade.ch: Wie war das während den Arbeiten zu deinem neuen Album, standest du in Kontakt zu den übrigen Ärzte-Jungs? Hast du dir ab und zu auch ihre Meinung eingeholt?
Bela B.: Bei der Arbeit nicht, nein. Die Platte ist mein Ego-Trip. Zusammen besprechen wir die Songs nur bei den gemeinsamen CDs. Farin würde uns auch nicht um Rat fragen und genau so ist es bei Rodrigo. Danach wollte ich natürlich schon ihre Meinung wissen!

hitparade.ch: Aber ihr unterstützt euch schon gegenseitig bei euren Vorhaben?
Bela B.: Natürlich! Die Unterstützung zeigt sich darin, dass wir wo nötig aufeinander Rücksicht nehmen. Zum Beispiel gehen wir nicht parallel zueinander auf Tour, denn die Road-Crew bei Farin Urlaub Racing Team, den Ärzten und mir ist dieselbe.

hitparade.ch: Mode scheint dir wichtig zu sein, du trägst derzeit gerne edle, an dich angepasste Designer-Einzelstücke. Machst du das in erster Linie für dich persönlich oder geht es dir eher darum, beim Publikum optisch gut rüber zu kommen?
Bela B.: Ich trage gerne Anzüge, das ist so. Bei den Ärzten kommt es vor, dass ich doch recht spezielle Dinge trage, zum Beispiel diese 70-er-Glamrock-Kleider.
Bei meinem Solo-Projekt gehört dies aber auch ein bisschen zum Konzept. Das hat mit der Musik zu tun, die zum Teil von den 60er-Jahren inspiriert ist, eher retro also. Die Wirkung ist dadurch ganz anders, als wenn ich zum Beispiel im AC/DC-Shirt erscheine.
Live wird es übrigens auch eine Art Uniformierung geben - das ist mir wichtig. Ob man das als Mode oder als Entertainment bezeichnen will, sei dahingestellt!

hitparade.ch: Vincent Gallo ist das neue Gesicht in der H&M-Werbekampagne. Viele Leute denken, dass du das bist, weil ihr euch verblüffend ähnlich seht. Bist du darauf schon einmal angesprochen worden?
Bela B.: Ehrlich? Nein, auf die Werbung wurde ich nie angesprochen. Aber als Vincent zum ersten Mal im Kino zu sehen war, bekam ich das oft zu hören. Zum Beispiel Heike Makatsch rief mich an und sagte: "Da gibt es einen Doppelgänger von dir!". Ich persönlich sehe das übrigens nicht so, wobei ich mich natürlich geehrt fühle, da er ein total gutaussehender Mann ist (grinst).
In einem Film sollte ich jedoch seinen Doppelgänger spielen, weil Vincent Gallo dann aber absagte, war mein Auftritt damit auch gestorben. Seinem Ersatz, Herny Thomas, seh ich nämlich überhaupt nicht ähnlich! (lacht)
Zu der H&M-Werbung kann ich sagen, dass ich es nicht war, weil ich nie eine Werbung machen würde und schon gar nicht für H&M. Kinderarbeit zu Niedrigstpreisen verkaufen geht gar nicht. Aber ich möchte nicht jeden verurteilen, der H&M-Kleider trägt (lacht)

hitparade.ch: Wie wir gerade erfahren haben, bist du auch schauspielerisch aktiv. Man hat dich kürzlich gesehen....
Bela B. (unterbricht): ...ich mich nicht! (lacht)
hitparade.ch: Ich dich schon...
Bela B.: Okay (lacht wieder)
hitparade.ch: Du hattest einen kurzen Gastauftritt in Tarantinos neuem Meisterwerk "Inglourious Basterds". Wie war es für dich mit so einem Regisseur zusammenzuarbeiten?
Bela B.: Wie gesagt, ich streite es ab, darin vorzukommen! (grinst)
Ich war im Kino um den Film zu sehen und ungefähr eine halbe Stunde vor Schluss, drehte ich mich zur Seite um etwas zu sagen. Dann rief jemand: "Da ist ja Bela!" und ich merkte, dass die gar nicht zu mir, sondern auf die Leinwand schauten! Also ich habe nichts gesehen und im Abspann stand auch kein Name, das war total seltsam...

hitparade.ch: Dann kommen wir doch wieder auf deine neue CD zu sprechen. Woher kommt der Name "Code B"?
Bela B.: Ursprünglich fand ich einfach den Klang toll. Ich wollte unbedingt einen Namen mit "B". Bei "Code" denke ich automatisch an Verschlüsselungen und alte Agentenfilme, das gefiel mir!
Im Laufe der Produktion wurde mir bewusst, dass der Titel natürlich auch auf den Inhalt bezogen werden konnte. Die Texte sind verschlüsselte Nachrichten aus der Seele der Künstler. Insofern steckt in den Texten alles um den Code B(ela) zu entschlüsseln.
Definitiv eine schönere Erklärung, als die Begründung: "Es klang einfach gut!" (lacht)

hitparade.ch: Kannst du uns auch ein wenig verraten, was denn solche verschlüsselte Nachrichten aus deiner Seele sind?
Bela B.: Die Texte stehen im Album und die Platte ist erschienen - man kann also alles nachlesen! Das Erklären der Texte empfinde ich als mühselig und anstrengend, gerade weil ich das überhaupt nicht möchte. Viel lieber sollen die Leute assozieren! Oft interpretieren die Leute ganz anderes, als ich es mir ursprünglich beim Schreiben vorstellte. Solche Vorstellungen, Bilder die beim Hören entstehen, gehen mit meinen genauen Erläuterungen kaputt und das möchte ich nicht.
Ich sage nur so viel: Der erste Song ist als Opener für die Tour gedacht, er ist mit Sicherheit der ironischste Song von dieser CD. Alles andere sind Einblicke in mein Er- oder Gelebtes, dabei lernt man auch einiges über mich.

hitparade.ch: Privat hat sich einiges getan bei dir. Du bist Vater geworden. Herzlichen Glückwunsch! Wie hat sich dadurch dein Berufsleben verändert?
Bela B.: Ich habe weniger Schlaf, aber das kenne ich ja noch von früher. (lacht)
Von meinem Privatleben möchte ich möglichst wenig preisgeben, tut mir leid, wenn ich euch schon wieder enttäuschen muss. Aber genau sagen kann ich es sowieso noch nicht. Ich arbeite an der Platte schon länger als ich Vater bin. Wobei es auf der CD sicher einen Song hat, auf den das Erlebte starken Einfluss hatte.
In der Zukunft wird sich zeigen, wie sich diese Tatsache ausgewirkt hat. Momentan bin ich voll damit beschäftigt, es zu leben und geniessen!

hitparade.ch: Vielen Dank für das Interview, würdest du zum Schluss für uns die aktuelle Top 10 der Schweizer Hitparade kommentieren?

1. The Black Eyed Peas - I Gotta Feeling
Bela B.: Nummer eins bei euch? Wird wohl seine Berechtigung haben! Ich find die Black Eyed Peas nicht so interessant für mich.

2. David Guetta feat. Akon - Sexy Bitch
Bela B.: Habe ich nur kurz in einer Klingeltonwerbung gehört. Totaler Müll!

3. Gossip - Heavy Cross
Bela B.: Gossip finde ich eine tolle Band. Die meisten finden ja einfach die Sängerin stark, ich finde den Gitarristen wahnsinnig! Der spielt Gitarre und Bass.

4. Marit Larsen - If A Song Could Get Me You
Bela B.: Ist todlangweilig, glaube ich...

5. Lady GaGa - Paparazzi
Bela B.: Einfach super!

6. Nelly Furtado - Manos al aire
Bela B.: ja, ist hübsch...

7. Shakira - She Wolf
Bela B.: Ist das Lieblingslied meines Schweizer Promoters, darum darf ich da nichts gegen sagen (lacht)

8. David Guetta feat. Kelly Rowland - When Love Takes Over
Bela B.: Schon wieder dieser David Guetta?!

9. Melanie Fiona - Give It To Me Right
Bela B.: Ich bin ein Ignorant, auch dieses Lied kenne ich nicht!

10. Madonna - Celebration
Bela B.: Ich finde Madonna ganz, ganz toll und sie verdient wirklich viel Respekt. Diese 80er-Sounds, die sie hier verwendet, hauen mich jedoch nicht vom Hocker. Aber ich bin auch nicht ihre Klientel. Ich habe einige Madonna Platten die ich toll finde, diese hier würde ich mir nicht kaufen.