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Interview mit Bligg



Bligg - Service Publigg
1. Service Publigg Intro
2. Chopfkino
3. Ohrwurm
4. Wer isch dä Mörder?
5. Mamacita
6. MundART
7. Sigi
8. Hilf mir
9. Morn dänn
10. Ayleen's Song
11. Ikarus
12. D'Idee.-
13. S'Füür
14. Miss Trau
15. Träne lüged nöd
16. Bye Bye
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Das neue Album von Bligg, "Service Publigg", ist das dritte Bligg-Album in Folge, das es an die Spitze der Schweizer Hitparade geschafft hat. Wir haben Bligg in seinem Studio für ein Interview besucht.

hitparade.ch: "Service Publigg" ist auf Platz 1 eingestiegen, herzliche Gratulation! Etwas anderes erwartet hast du wohl kaum, oder?
Bligg: Das ist eben der Fluch des Erfolges. Als ich die Nachricht erfuhr, habe ich meine Produktions-Partner und meine Eltern angerufen. Sie hatten alle die gleiche Reaktion: "Ja hoffentlich auch!" Ich werde völlig aus meiner Euphorie gerissen. Für mich ist es nach wie vor krass. Es ist auch eine Erleichterung aufgrund der Vorgeschichte, welche das Album mit sich bringt. Ich hatte privat ein schwieriges Jahr. Und es hat auch einige Änderungen gegeben: Ich habe mich von meinem Management, mit welchem ich sieben Jahre zusammengearbeitet habe, getrennt. Fred Herrmann war bei der Album-Produktion nicht mehr dabei. Hinter den Kulissen haben sich viele Sachen verändert, deshalb ist es für mich nicht selbstverständlich.
Es heisst "Never change a winning team" und ich hatte vorher ein Winning-Team.

hitparade.ch: Dein letztes Studio-Album erschien vor 3 Jahren, die "Brass aber herzlich" Edition vor 2 Jahren. Eine ungewohnt lange Pause für Bligg. Wie hast du die Zeit genutzt?
Bligg: Für andere Künstler ist es normal, bei mir spricht man schon fast von einem Comeback. Ich habe in den letzten fünfzehn Jahren jedes Jahr etwas gemacht und wollte nun eine Pause machen nach "Bart aber herzlich". Es war sicher auch für die Leute da draussen cool, mal eine Pause von mir zu haben. Meine Texte sind facettenreich, und dafür brauche ich Inputs und muss Ideen sammeln. Ein Künstler braucht auch ein normales Leben, um Texte schreiben zu können.

hitparade.ch: Du hast deine Firma DreamStar Entertainment ausgebaut, die nun die gesamte Künstler-Betreuung übernommen hat. Was sind die Vorteile bei diesem Album, wenn man alles selbst in der Hand hat?
Bligg: In erster Linie sieht man das Album eines Künstlers. Da steckt aber noch viel mehr dahinter: Live-Tour, Webseite, Video, Merchandise, Promotion. Wen man ein Konzept-Album macht wie "Service Publigg", kann man bereits im Vorfeld gewisse Sachen machen, weil man sein Team zusammenhat. Sie sind schon beim Kick-Off dabei und kommen nicht erst später hinzu. Bei diesem Album war der Grundgedanke, dass es live-orientiert sein sollte. Wenn du diese Leute schon von Anfang an dabei hast, kannst du ganz anders an die Sache herangehen und dir ellenlange Mails sparen. Wenn es etwas zu besprechen gibt, sitzen wir als Team zusammen.

hitparade.ch: Nachdem du die letzten beiden Alben mit HitMill gemacht hast, hast du nun alles in Eigen-Regie gemacht. Was waren die Gründe, dass du nicht mehr mit Fred Herrmann zusammengearbeitet hast?
Bligg: Von einer Trennung kann man nicht sprechen. Es hat einfach zeitlich dieses Mal nicht gestimmt. Fred Herrmann wurde in der Zeit, als wir mit dem Album beginnen wollten, gerade Vater und hat bei "the Voice of Switzerland" mitgeholfen. Er weiss genau, was es heisst, ein Bligg-Album zu machen, nämlich ein Jahr nichts anderes als Bligg. Deshalb war er bei dieser Produktion nicht mit dabei. Ich habe von HitMill aber eine SMS bekommen, in dem sie mir zum Album gratulierten und meinten, dass es ein paar gute Perlen auf dem Album habe.

hitparade.ch: Das Album heisst "Service Publigg". Ein witziges Wortspiel, wie seid ihr darauf gekommen?
Bligg: Es ist das erste Mal in meiner Laufbahn, dass ich den Album-Namen zu Beginn bereits hatte. Sonst ist das Album meistens bald fertig, und dann fällt mir noch ein Album-Titel ein, aber dieses Mal wusste ich den Titel von Anfang an. Die Idee kam mir im Auto, als ich einen Radio-Moderator sagen hörte "im Auftrag des Service Public". Darin habe ich das Wort "Bligg" gehört. Service Public deckt sich auch extrem mit meiner Philosophie, was das Musik-Schaffen betrifft. Es ist eine Dienstleistung oder Güter von öffentlichem Interesse mit einem demokratischen Gedanke dahinter. Das finde ich sehr cool. Meine Musik ist das mittlerweile auch geworden. Es wurde viel grösser, als ich mir jeweils erträumt habe.

hitparade.ch: "Public" bedeutet auch die verschiedenen Sprachregionen in der Schweiz. Wie sieht es aus mit Fans im Welschen oder im Tessin? Kennen dich die Leute dort?
Bligg: Wenn ich nach Lausanne einen Kollegen besuchen gehe, erkennen mich die Leute schon zum Teil. Es ist aber natürlich nicht zu vergleichen mit der Intensität der Deutschschweiz. Aber ich habe über Facebook Nachrichten von Leuten aus Norwegen, Kanada, Mexiko oder den USA. Der Vorteil von diesem Album ist, dass man es weltweit über den iTunes Store kaufen kann.

hitparade.ch: 16 Songs hat das neue Album, du nennst es den Soundtrack eines wichtigen Abschnitts deines Lebens. Was macht diesen Lebensabschnitt so speziell?
Bligg: Ein Abschnitt meiner Lebensphase hat dieses Album sicher massiv beeinflusst. Was das Album sonst speziell macht, ist, dass es der dritte Teil einer Trilogie ist und aus meiner Sicht den Kreis meines Musik-Schaffens ein bisschen schliesst. Die Gitarre steht sehr im Vordergrund. Mein erster Berührungspunkt mit der Musik, bevor ich mit Rappen begann, war die Gitarre. Das wissen viele Menschen nicht. Da schliesst sich für mich der Kreis.

hitparade.ch: Wie hast du dich weiterentwickeln können im Vergleich zu "Bart aber herzlich"?
Bligg: Es ist in diesem Sinn eine Trilogie, weil es ein weiteres Konzept-Album ist. Während bei "0816" die traditionellen Elemente und bei "Bart aber herzlich" die Bläser im Vordergrund standen, ist es jetzt die Gitarre. Was die Weiterentwicklung betrifft, habe ich das Album dieses Mal selber produziert mit meinen Co-Produzenten. Es ist nicht so, dass ich früher noch nie ein Album produziert hätte, aber auf diesem Level, an dem das ganze mittlerweile angekommen ist, habe ich noch nie ein Album produziert. Das war für mich auch ein grosser Challenge, nicht nur als Artist, sondern auch als Main-Leader. Was besonders speziell war: Wir haben uns noch nie so viel Zeit gelassen, um am Sound zu feilen, wie dieses Mal. Alles wurde stundenlang durchgecheckt. Am Anfang setzte ich mich mit einem weissen Blatt Papier hin. Ich hatte nur den Namen des Albums und überlegte mir ein Konzept-Album mit einem roten Faden. Ich habe in den letzten Jahren im Live-Bereich viel Erfahrung gesammelt und erkannt, dass ich eine grosse Live-Fanbase habe, die an meine Konzerte kommt. Live zu spielen ist auch einer der Hauptgründe, weshalb ich Musik mache. Ich wollte das Album mit fünf Tags beschreiben: Der Druck von einem Hip Hop-Album, die Attitüde eines Rock-Albums, Catchiness eines Pop-Albums, textliche Vielfältigkeit und live-orientiert. Auf Grund dessen haben wir das Album produziert. Ein Journalist hat mir vor kurzem gesagt, dass es klingen würde, als ob auf dem Album eine Band live im Hintergrund spielen würde. Das war das schönste Kompliment, welches er mir geben konnte! Es sagt mir, dass ich mein angestrebtes Ziel erreicht habe.

hitparade.ch: Mit dem Album "0816" kam dein Durchbruch, du konntest von deiner Musik leben. Wie würde das neue Album klingen, wenn du den Durchbruch nicht geschafft hättest?
Bligg: "Wenn" ist ein Wort, welches in meinem Wortschatz nicht vorkommt. Ich kann das so nicht sagen. In der heutigen Zeit kann man schon mit wenigen finanziellen Mitteln relativ coole Sachen machen. Dazu gibt es verschiedene Programme. Als ich mit der Musik begonnen habe, gab es nur ein paar wenige Ton-Studios. Heute hast du das alles im Computer und kannst jederzeit und überall auf dein Home-Studio zugreifen. Zurück zu deiner Frage: Das Album hätte sicher ähnliche Ansätze wie jetzt gehabt. Ich war schon immer ein Fan von poppigen Melodien und Gitarren-Elementen.

hitparade.ch: In der Single "MundART" singst du in den verschiedensten Schweizer Dialekten. Wie schwer war es für dich, diese Rap-Parts einzusingen?
Bligg: Es hat zwei Arten von Schwierigkeitsgraden gegeben: Erstens die Texte zu schreiben, weil es ein anderer Dialekt ist. Und zweitens die Texte dann noch so zu performen, dass man auch hört, welcher Dialekt es ist. Am Anfang hatte ich eine Liste mit ca. 40 Dialekten. Die habe ich auf die fünf bis sechs plakativsten reduziert. Ich wollte auch Wortspiele hineinnehmen. Dazu musst du aber die Ausdrücke erst einmal kennen. Ich habe viel Recherche-Arbeit betrieben, dies hat den grössten Teil der Arbeit beansprucht. Erst später habe ich Profis dazugeholt, die mir geholfen haben.

hitparade.ch: Wie war das Feedback deiner Nicht-Zürcher-Fans, deren Dialekte du womöglich nicht 100% akzentfrei getroffen hast?
Bligg: Soweit ich das beurteilen kann, feiern sie's ab. Wir haben kürzlich eine Showcase-Tour gemacht, und jedes Mal, wenn ihr Dialekt gekommen ist, sind die Leute abgegangen. Aber mir war bewusst, dass es mit diesem Song gröbere Kritik hageln wird. Erstens wegen der Thematik, und zweitens weil sich bei uns in der Schweiz einzelne Dialekte im kurzen Umkreis zu deformieren beginnen. Ein Basler, welcher in Kleinbasel wohnt, spricht nicht dasselbe Baseldeutsch wie ein Basler, welcher in Liestal wohnt. Es hat schon die eine oder andere Kritik gegeben, dass der Dialekt nicht richtig klingen würde, aber immerhin klingt es so, dass derjenige herausgefunden hat, dass es sein Dialekt ist. Ich merke, wie existent das ganze Kantons-Thema ist und man sich gegenseitig auf die Schippe nimmt. Das macht das Ganze auch interessant.

hitparade.ch: Der Song "MundART" ist der offizielle Titel-Song für den Film "Achtung, fertig, WK!" Credit Suisse hat eine Showcase-Tour durch die Schweiz organisiert. Man hat das Gefühl, dass dir alle Türen offen stehen, stimmt der Eindruck?
Bligg: Es ist eine berechtigte Frage. Lange Zeit musste ich für meine Sache kämpfen. Auch mit den Radios. "Frei wie en Vogel" ist meiner Meinung nach nach wie vor einer meiner besten Songs, auch wenn er produktionsmässig nicht auf dem gleichen Standard ist wie die heutigen Songs. Er hatte damals einfach den Anklang an die breite Masse nicht gefunden, weil die Radios zu dieser Zeit diese Art von Musik sehr stiefmütterlich behandelt hatten.

hitparade.ch: Du hast ein paar Wochen vor dem Release deines Albums eine Showcase-Tour gemacht. Deine Fans kannten also die Songs im Voraus nicht, wie war das?
Bligg: Es war ein extrem spezielles Gefühl. An einem normalen Konzert singen die Fans mit, und das ist sehr cool. Das Publikum ist für mich wie ein weiteres Band-Mitglied. Das war bei der Showcase-Tour nicht der Fall. Die Leute standen da und waren still, weil sie hören wollten, was Neues kommt, insbesondere bei einem Künstler wie mir, wo der Text im Vordergrund steht. Ich bin schon mit gemischten Gefühlen an die Konzerte gegangen. Ich habe das ja schon einmal gemacht und auf Grund der ersten Erfahrung konnte ich dieses Mal ein bisschen lockerer herangehen.

hitparade.ch: Nächstes Jahr gehst du im Februar auf Tour, was machst du in der Zwischenzeit?
Bligg: Die Tournee vorbereiten. Wir müssen uns extrem viele Gedanken machen, unter anderem, welche die nächste Single wird. Oder ob ich einen Videoclip mache. "MundART" war ja nur ein Vorbote aufs Album, der Rest des Albums kommt von der Thematik her ziemlich anders daher. Auf der Tour werden wir in sehr grossen Locations spielen, und dadurch, dass das Album sehr live-orientiert ist, wollen wir so viel wie möglich live spielen im nächsten Jahr. Dazu gehört auch die Planung der Sommer-Festivals. Die Leute können an der Tour eine rund zweistündige Show erwarten, gespickt mit sämtlichen Hits von mir. Ich möchte auch ein spezielles Bühnenbild machen, welches es bis dato in der Schweiz noch nicht gegeben hat.

hitparade.ch: Neben dem Künstler Bligg gibt es auch den Geschäftsmann Bligg, der Verantwortung übernimmt für seine Mitarbeiter. Was macht dir mehr Spass?
Bligg: Schon die Musik. Wenn ich zu lange als Business-Mann unterwegs bin, brauche ich eine Pause. Musik ist der Grund, weshalb ich das Ganze mache. Früher hat eine Platten-Firma bestimmt, ob aus dir etwas wird oder nicht. In der heutigen Zeit entscheiden das die Leute im Internet. Irgendwann möchte ich auch Newcomer produzieren.

hitparade.ch: Von den letzten beiden Alben gab es jeweils eine Spezial-Version, ich denke die Fans erwarten auch dieses Mal eine Spezial-Version. Ist so etwas bereits geplant und hast du schon deine Ideen dafür?
Bligg: Ich weiss noch nicht, ob ich das wieder machen werde. Im Moment habe ich gar keine Zeit zum Vordenken. Ich habe es immer cool gefunden, so eine Edition zu machen. Viele machen einfach zwei neue Songs darauf, die sie esowieso schon hatten. Das finde ich kacke. Meine Spezial-Editionen waren komplett anders interpretiert. Wenn ich bei "Service Publigg" etwas mache, wäre es naheliegend, etwas Akustisches zu machen, fällt mir gerade spontan ein. Es ist auch finanziell sehr teuer. Das "Brass aber herzlich"-Album war mein teuerstes Album.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?

10. Katy Perry - Prism
Bligg: Mein Patenkind ist ein Riesen-Fan des Songs "Firework". Sie singt ihn rauf und runter, und ich kenne ihn in- und auswendig, obwohl ich den Song gar nicht mag.

9. Sunrise Avenue - Unholy Ground
Bligg: Hat seine Berechtigung als Band. Mir gefällt es aber nicht so.

8. Lorde - Pure Heroine
Bligg: Kenne ich zu wenig, scheint mir aber interessant zu sein.

7. Stromae - Racine carrée
Bligg: Finde ich sehr geil. Ich war irgendwann einmal bei Stress zuhause, da hat er mir die Musik von Stromae gezeigt. Das eine Video ist mir in Erinnerung geblieben.

6. Linkin Park - Recharged
Bligg: Finde ich eine geile Band. Das neue Album kenne ich aber nicht.

5. Prince Kay One - Rich Kidz
Bligg: Muss sich wohl zurzeit einen Unterschlupf suchen, da er im Stern Magazin gegen Bushido gewettert hat. Ist nicht meine Welt, hat aber sicher seine Daseinsberechtigung.

4. Arcade Fire - Reflektor
Bligg: Ist so neu, dass ich es nicht kenne. Ich würde aber gerne einmal hineinhören.

3. Helene Fischer - Farbenspiel
Bligg: Für mich sehr gefährlich. Helene Fischer, Andrea Berg, Lady Gaga und Eminem sind meine grossen Konkurrenten.

2. James Blunt - Moon Landing
Bligg: Er ist ein guter Songwriter. Auf Dauer finde ich seine Musik aber langweilig.

1. Bligg - Service Publigg
Bligg: Öhm, ja… der wieder!
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Remo Hiltbrunner, Steffen Hung