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"Ich bin mehr als ein Rapper" - Interview mit Bligg



Bligg - KombiNation
1. Ja aber...
2. Stammtisch
3. 1954
4. Bligg feat. Zid - In Tüüfels Chuchi
5. Im freiä Fall
6. Gabirano Skit
7. S'Blaue vom Himmel
8. Bligg feat. Marc Sway - Us Mänsch
9. MoMoll
10. Hausi's Wort
11. Wörter us Gold
12. Bligg feat. Xen - Schnee
13. Was s'Mami geh hätt
14. Milieu
15. D'Chrüzig
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Musiker Bligg ist zurück! Nach einer längeren Pause präsentiert er sein neues Werk "KombiNation", das seine grossen Stärken zeigt: Vielfältigkeit, Kreativität und das Zusammenspiel verschiedenster Elemente. Wir haben mit ihm über sein neues Werk und die kommende Tour gesprochen.

hitparade.ch: Anfang 2017 hast Du angekündigt, eine einjährige Pause zu machen. Was hast Du in dieser Zeit gemacht?
Bligg: Die Pause bezog sich in erster Linie auf öffentliche Auftritte und Medienarbeit. Ich lag also nicht am Strand und liess die Seele baumeln, sondern ich streckte meine kreativen Fühler aus. Ich ging auf Reisen und liess mich für das neue Album inspirieren.

hitparade.ch: Wann war für Dich klar, dass Du ein neues Album machen möchtest?
Bligg: Für die Pause habe ich mich im November 2016 entschieden - und einen Monat später schrieb ich bereits wieder Songs. Von dem her hielt ich es nur knapp einen Monat ohne Musik aus (lacht). Normalerweise arbeite ich vier Monate lang intensiv an einem Album. Diesmal verteilten sich diese vier Monate auf ein ganzes Jahr. Ich habe immer mal wieder Pausen gemacht, war unterwegs, kam zurück und arbeitete weiter. Das Album ist organisch gewachsen und das hat sich auch musikalisch abgezeichnet.

hitparade.ch: Beispielsweise beim Song "Was s'Mami geh hätt"? Der fällt musikalisch sehr auf.
Bligg: Genau! Ich war in Miami, als diese Songidee kam. Ich liess mich von den Klängen dort inspirieren.

hitparade.ch: Deine Arbeitsweise war also anders als früher. Knüpft es dennoch an die Vorgänger an?
Bligg: Als klar war, dass ich ein neues Album machen möchte, trommelte ich mein Team zusammen. Denn auch wenn ich mir diesmal mehr Zeit liess: Ein Konzept habe ich immer. Ich wollte nach wie vor den Fokus auf meine Stärken legen. So stehen die Texte im Zentrum, aber auch meine experimentierfreudige Seite, die sicher ein Fingerprint von mir ist. Daher auch der Titel "KombiNation". Ich kombiniere gerne verschiedene Dinge miteinander und deswegen klinge ich immer wieder neu - das sorgt für Frische mit Erkennungswert. Somit knüpft "KombiNation" eigentlich an mein Album "0816" aus dem Jahr 2008 an. Ich mische auch diesmal ganz verschiedene Dinge miteinander auf dieser Scheibe.

hitparade.ch: Was denn genau?
Bligg: Der Titel bezieht sich auf Instrumente, Rhythmik, auf die Machart bis hin zum Artwork! Es ist eine Art Kombi-Collage aus verschiedenen Elementen, die in verschiedener Hinsicht zum Tragen kommen. Es sind Gäste auf dem Album, die das Album noch bunter machen. Mein Grossvater ist ein Teil des Albums geworden.

hitparade.ch: Er erzählt im Skit "1954" seine Lebensgeschichte. Wie kam es zu dieser Idee?
Bligg: Auf meinem Album "0816" gibt es den Song "Secondos". Dort erzähle ich seine Geschichte aus meiner Perspektive. "1954" knüpft an diesen Song an, indem mein Grossvater seine Version in Kurzfassung erzählt. Seine Erzählung bildet das Intro für den anschliessenden Song "In Tüüfels Chuchi", ein Song der sehr gesellschaftskritisch ist und dazu passt.

hitparade.ch: Mir ist aufgefallen, dass Du überraschend viel singst auf der Scheibe - beispielsweise bei "D'Chrüzig", dem letzten Song. Ist das Singen eine Leidenschaft von Dir?
Bligg: Ich sehe mich ehrlich gesagt schon lange nicht mehr einfach als Rapper. Ich habe mich weiterentwickelt und mache schon längst viel mehr. Ich schreibe Songs und Texte, ich produziere, spiele Gitarre und führe ein Label. Ich mache Musik - so kann man das zusammenfassen.

hitparade.ch: Ein Song, der mir besonders auffällt ist "Us Mänsch" mit Gastmusiker Marc Sway. Der Song passt total zu seiner Stimme. Habt Ihr das Stück gemeinsam geschrieben?
Bligg: Marc ist ein langjähriger Freund von mir. Musikalisch haben wir aber noch nie etwas gemeinsam gemacht. Ich versuche ihn seit Jahren zu einem Mundart-Album zu überreden - ich würde ihn total unterstützen, denn ich bin mir sicher, dass das toll klingen würde. Als ich den Song "Us Mänsch" geschrieben habe, da spürte ich, dass ein besonderer Klang fehlt. Plötzlich war mir klar, dass seine Stimme perfekt für den Refrain wäre. Ich habe ihn angefragt und es hat gepasst. Er hat dem Song dann noch seinen "Sway" verliehen.

hitparade.ch: Ich musste lachen wegen dem Klischee-Dialog bei "Gabirano Skit"! War das improvisiert?
Bligg: Gabirano habe ich durch einen Teilnehmer bei "Die grössten Schweizer Talente" kennengelernt und ich fand ihn von Anfang an super. Er produziert witzige Videos - also fiel er mir sofort ein für diesen "Skit". Es geht dabei ums Intro zum Song "S'Blaue vom Himmel" und sollte sich auf eine Thematik beziehen, bei der wir Notlügen gebrauchen. Er hat absolut das Beste daraus gemacht!

hitparade.ch: Werden die Gäste mit auf Tour kommen?
Bligg: Da ich meine Gäste nicht aus marketingtechnischen Gründen auf dem Album habe, sondern, weil mich mit ihnen eine Freundschaft verbindet, versuche ich auch, möglichst viele davon an den Konzerten dabei zu haben. Es werden natürlich nicht immer alle da sein, aber ich werde mein Möglichstes tun.

hitparade.ch: Wie ist der Draht zu Deinen Fans? Wie spürst Du sie bis jetzt mit der neuen Scheibe?
Bligg: Ich merke, dass ich so langsam bei der vierten Fan-Generation ankomme. Früher war das alles viel weniger spürbar. Da hat man eine Platte gemacht, hatte aber keine Ahnung, was das für Menschen sind, die Deine Musik hören. Erst bei den Konzerten konntest Du Dir ein Bild machen. Heute ist Dank all den Social-Media-Plattformen viel mehr Nähe da und man bekommt direkte Feedbacks. Als ich Preview-Streams vom Album "KombiNation" online gestellt hatte, bekam ich Feedback aus allen Generationen - teilweise von 13-Jährigen! Das zeigt mir, dass die vierte Fan-Generation im Anmarsch ist.

hitparade.ch: Deine Fans haben ja bereits einen Vorgeschmack erhalten mit "Ja aber...". Wieso wurde es gerade dieser Song?
Bligg: Es war keine leichte Entscheidung. Im Endeffekt haben wir uns für diesen Song entschieden, da er heiter ist, was zum Frühling passt, und weil er durch die abwechslungsreiche Machart das ganze Album gut verkörpert.
Interview durchgeführt: Stella Nera
Redaktion: Stella Nera