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Interview mit Brandhärd



Seit "Noochbrand" gehört Brandhärd zu Basels bekanntesten Musik-Exporten. Das Trio hat bereits hunderte Konzerte in der ganzen Schweiz gespielt und über 35'000 Tonträger abgesetzt. Mit ihrem 4. Album sind sie fast in die Top 10 der Schweizer Hitparade eingestiegen.

hitparade.ch: Vor rund 3 Jahren hat Fetch eher augenzwinkernd gesagt, ihr wollt die Züri West des Hip-Hop werden. Wie läufts so? Seid ihr auf dem Weg dahin?
Fetch: Naja, wir sind zwar noch immer auf Kurs, aber der Weg ist noch sehr, sehr weit. Die Grundvoraussetzungen sind aber meines Erachtens gegeben: Wir veröffentlichen in regelmässigem Abstand gute Musik – finden wir – und unser Sound hat die Eigenheit und die Wiedererkennbarkeit, die es bracht, um einen solchen Status zu erlangen und eine treue Schar von Fans hinter sich zu wissen. Dass wir jedoch eines Tages auch kommerziell die Züri West des Schweizer HipHop werden, ist fraglich. Das liegt nicht in unseren Händen.

hitparade.ch: Das Interview in der Basler Zeitung liest sich so, als wärt ihr ziemlich frustriert gewesen, was mit Hip-Hop in der Schweiz so abgeht. Wie hat sich das entwickelt? Es waren ja spannende Jahre dazwischen, wenn man so mal schaut was mit Stress oder Bligg so abging.
Fetch: Ich finde, dass sich die Szene sehr cool entwickelt. Wenn ich sehe, dass Steff La Cheffe in die Album-Top-Ten einsteigt, dass der Zürcher Rapper Semantik einmal mehr ein gigantisches Album vorlegt und dass viele vielversprechende Künstler wie CBN aus St. Gallen, Milchmaa aus Chur oder Kush aus Basel ready sind, was zu reissen, dann stimmt mich das sehr positiv. Natürlich gibt es mit der Fülle an neuem Sound auch mehr Sch****, aber das war schon immer so… das Internet beschleunigt diesen Trend halt. Guter Sound wird aber immer seine Hörer finden.

hitparade.ch: Ihr habt es in der Hand, national mitzumischen mit eurem 4. Album "Blackbox". Wie seid ihr an das Album gegangen? Habt ihr euch einen Plan zurecht gelegt, was man will und in welche Richtung es gehen soll oder hat man einfach mal angefangen Ideen zusammenzutragen?
Fetch: Ich hatte die Beats von Fierce und wusste, dass ich auf dem Album etwas ernsthafter, nachdenklicher und erwachsener daherkommen will. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich dann die Texte geschrieben und dem Ganzen mit der Reise, der «Operation Black Swan», einen roten Faden verpasst. Fierce: Wir wollten von der Sound-Ästhetik zudem wieder etwas näher an unsere alten Alben "Zeiche setze" oder "Noochbrand" heran.

hitparade.ch: Im Titeltrack geht es auch um die Angst vor Misserfolg. Wie präsent und intensiv ist dieses Thema bei euch?
Fetch: Nicht ganz so präsent, wie es vielleicht den Anschein erweckt. Diese Angst kommt vor allem punktuell, dann dafür um so heftiger. Aber irgendwie gehört das bei uns dazu. Zwei Monate vor Albumabgabe hatten wir beispielsweise eine Krisensitzung im Studio, wo wir realisierten, dass es verdammt knapp wird mit dem Album und dass wir noch zu wenig Songs hatten. Da herrschte für einen Moment Panik. Da wir aber ein eingespieltes Team sind, wussten wir, dass wir das schaffen. Und so war es schlussendlich auch. Wir sind jedenfalls sehr zufrieden mit dem vorliegenden Album.

hitparade.ch: Nun seid ihr in die Album-Charts eingestiegen, so hoch wie nie. Beruhigt das? Macht es stolz?
Fetch: Ja, es macht uns sehr stolz – auch wenn es doch ein klein bisschen schmerzt, wegen einer verkauften CD nicht in die Top Ten vorgedrungen zu sein. Grundsätzlich sind wir aber sehr glücklich mit dem Platz 11 – unsere Hoffnungen wurden Realität, die Erwartungen sogar übertroffen.

hitparade.ch: Welchen Stellenwert hat eigentlich die Hitparade noch für euch Musiker? Auch wenn man gerade nicht selber darin vertreten ist?
Fetch: Die Charts sind wichtiger, als wir uns oft eingestehen wollen. Die ganze Medienaufmerksamkeit, vor allem aber auch die Konzert-Bookings hängen oft wesentlich mit der Chartplatzierung zusammen. Auch sonst verfolgen wir die Charts und freuen uns, wenn Schweizer Rapacts hoch einsteigen.

hitparade.ch: Gesellschaftskritik ist immer noch ein grosses Thema bei euch, das kommt am deutlichsten im Track "Jede Tag Frytig". Warum liegt euch das so am herz?
Fetch: Weil wir selber ein Teil dieser Gesellschaft sind – und zwar mit allen Fehlern, Problemen und Widersprüchen. Gesellschaftskritik ist bei uns immer auch Selbstkritik. Zudem ist es mir wichtig auch Themen wie den Kokain-Boom (auf "Black Hawk Down") und die krasse Veränderung der Medienlandschaft ("Jede Tag Frytig") anzusprechen und zu kritisieren. Das sind relevante Themen, die alle etwas angehen (sollten).

hitparade.ch: Im Gegensatz zu den vergangenen Alben habt ihr bei "Blackbox" weitgehend auf Featurings verzichtet. Genau eines hat es mit Mamoney, warum dieser Alleingang?
Fetch: Ein bewusster Entscheid. Auf dem letzten Album «Brandrenalin» hatten wir relativ viele Gäste. Nun bestand bei mir das Bedürftnis, alle Texte selber zu schreiben. Dass Mamoney doch noch auf dem Album gelandet ist, verdanken wir einem Überraschungsbesuch von ihm. Er stand nach zwei Jahren Funkstille plötzlich bei uns im Studio… extra angereist aus Mailand, wo Mamoney nun lebt. Uns war sofort klar, dass es einen gemeinsamen Track geben wird. "Rotwyy macht seelig" ist einer unserer Lieblingstracks des neuen Albums und bringt das angestrebte Savoir-Vivre-Feeling perfekt auf den Punkt.

hitparade.ch: Ihr seid auf Tour immer noch als Trio unterwegs, also ohne Band. Etwas, was im Hip-Hop jedoch immer mehr Einzug hält, ist dass selbst grosse internationale Acts inzwischen mit bis zu 10-köpfigen Bands auf der Bühne stehen. Kein Thema für euch?
Fetch: Nein, das kommt für uns höchstens für einzelne Konzerte in Frage. Aber Fierce macht so geniale – und vor allem auch musikalische – Beats, dass wir gerne auf eine Liveband verzichten. Auch ein wenig aus Protest, um gegen den Strom zu schwimmen ;)

hitparade.ch: Ist man da noch musikalisch flexibel, wenn die Beats alle ab Tonträger kommen? Hat es noch Platz für Spontanes?
Fetch: Ja, klar. Vergangenes Wochenende habe ich an einem Openair auf eine Publikumsreaktion hin eine Accapella-Rapeinlage hingelegt. Zudem haben wir immer auch diverse Songs in der Hinterhand, die nicht auf dem offiziellen Programm stehen. Da gibts also genügend Spielraum.

hitparade.ch: Wir nehmen an, ihr geht auf Tour mit dem neuen Album, viele Termine haben wir gerade noch nicht gefunden. Was kommt noch?
Fetch: Richtig. Im Herbst soll es eine möglichst umfassende Indoor-Tournee geben. Die Bookings werden zur Zeit klar gemacht. Wir sind natürlich immer noch offen für weitere Anfragen ;)

hitparade.ch: Was sind eure Ziele für die nahe und weitere Zukunft?
Fetch: Eine gute Tournee zu absolvieren und möglichst bald mit einem neuen Album nachdoppeln – und natürlich, die Züri West des Schweizer Rap zu werden =)