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Interview mit Burrell



Was mit dem letztjährigen Radio Dauerbrenner "Favorite Waste Of Time" begonnen hat, setzt sich nun mit dem atemberaubenden Nachfolgealbum "Hello Hello Hello" in elf Kapiteln fort. Wir haben Reto und Cyrill zu einem Interview getroffen und einige Fragen stellen dürfen.

hitparade.ch: "Musik ist mein Leben" - trifft dieses Statement auf euch zu?
Reto: Definitiv! Weil wir atmen, wir machen es. Ja, es gibt nichts anderes. Wir leben davon.
Cyrill: Ja, das ist auch von meiner Seite so. Ich glaube, es spricht für die ganze Band.

hitparade.ch: Wie bei Bon Jovi habt auch ihr euch nach dem Leadsänger benannt - habt ihr das Gefühl, dass die anderen Bandmitglieder dadurch automatisch in den Hintergrund gedrängt werden?
Reto: Ich denke nicht, weil ich glaube, gerade jetzt auch mit der neuen Platte, da merkt man, dass wir alle aufeinander hören und einander brauchen und auch alle voneinander Fan sind. Es ist einfach so, weil ich eine Vorgeschichte habe mit Burrell. Ich war verschiedenen Künstlern unterwegs, und die letzte Platte kam auch schon unter Burrell raus, und das war wirklich eine Band-Platte. Ich meine bei Bon Jovi, bei Van Halen, Roachford ist das genauso. Und genau in diesen Bands sind auch die Mitglieder sehr, sehr wichtig, wie es auch bei uns ist. Weil jeder hat seinen Charakter, der für Burrell wichtig ist.
Cyrill: Definitiv, es ist so. Ich meine, Reto hat sicher auch schon die längere Vorgeschichte, also ist das in gewissen Punkten auch berechtigt, denke ich. Bandintern war das gar nie ein Thema - wirklich nicht, ich glaube, es kommt auch immer darauf an, wie du dich selbst fühlst. Ich meine, wie das nach aussen wirkt, ist nochmal etwas anderes, aber wenn du dich als Band fühlst, glaube ich, dann wirkt das auch als Burrell nach aussen. Also, ich denke, das ist bei uns kein Problem.

hitparade.ch: Bandmitglied bei Burrell, Produzent und Songwriter für andere Künstler sowie Background-Band für einen Solokünstler - wenn ihr euch für eine Tätigkeit entscheiden müsstet, welche wäre dies?
Reto: Burrell! Ganz klar. Das ist einfach wirkliches Herzblut, die ganze Passion.
Cyrill: Ja, das ist bei mir genau gleich. Das hat sich dann einfach so ergeben, wir waren ja schon vorher als Burrell unterwegs, und es hat sich so ergeben, dass Dani uns als Band Burrell spielen sah und dachte "Cool, ich würde diese Band gerne mit auf Tour haben." Also war im Vorhinein klar, wir sind nur Burrell.

hitparade.ch: Inwiefern geht ihr anders an die Arbeit, wenn ihr einen Song für Burrell anstatt für einen anderen Künstler schreibt und komponiert?
Reto: Also, ich schreibe die Songs einfach, wie sie kommen und dann merke ich selber, wenn ich einen Song für uns schreibe, dann tue ich mein Herzblut rein und sonst, wenn ich Songs für andere schreibe ist es meistens so, dass ich co-schreibe. Ich bringe Musik und Melodien und überlasse es natürlich dem Hauptkünstler selbst, seinen Text dazuzubringen. Ich finde das schon sehr wichtig, auch bei den Acts, die ich produziere. Es macht mir keinen Spass, wenn ich ihnen einfach einen fertigen Song geben muss und sie singen den dann. Ich bin nicht die Art Produzent, sondern ich möchte wirklich von den Künstlern, die ich produziere, einen gewissen Input haben. Er soll entscheiden, ob er den Song will oder nicht, oder er soll ihn einfach fertigschreiben. Das ist mir sehr wichtig.

hitparade.ch: Kandlbauer hat sich vom Castingshow-Teilnehmer zu einem etablierten Musiker entwickelt - wie hoch schätzt ihr euren Beitrag hierzu ein?
Cyrill: Ich denke, dass es für Dani das Glück war, dass er mit Burrell eine Band fand, die schon eingespielt war. Das ist natürlich ein anderes Ding, wenn du eben so wie wir als ein eingespieltes Team auf die Bühne gehst, als wenn du irgendwie zusammengewürfelt ein paar gute Musiker nimmst und so auf die Bühne gehst. Ich denke, das wirkt am Anfang als eins - das war sicher ein Vorteil für ihn auch. Also, ich möchte es jetzt nicht an dem aufhängen, aber ich denke, das wir sicher etwas.
Reto: Ja, das denke ich auch. Ich habe das Gefühl, dass dies für Dani fast das Wichtigste am Ganzen war. Ich glaube nicht, dass wir nur Musiker sind, weil wir den Rock'n'Roll leben und das brauchen. Wir sind besessen von der Musik, und dadurch ist Musik viel wichtiger als nur schnell ein paar Songs zu schreiben. Dani kam gerade von dieser Karaokeshow in eine Echtheit hinein, in der Musik nicht nur Musik ist sondern auch ein Stück Kunst, wo du auch eine gute Message reinbringen kannst. Also ein bisschen mehr als nur "Baby, Baby, Baby", und dadurch lernte er, was es heisst, für Musik zu leben und zu sterben. Es wäre sicher anders gewesen, wäre er zu einem anderen Produzenten gekommen, der eine Band um ihn herumgestellt hätte, die dann die Musik einfach nur spielen.
Cyrill: Aber wir haben ihm die Sicherheit einfach gegeben, damit er sich selbst sein kann.
Reto: Oder lernen, was es bedutet, eine Band zu haben und zu führen, denn jetzt ist er Bandleader. Jetzt hat er seine eigene Band gegründet um sich herum, und das ist natürlich genial. Ich finde auch, dass er jetzt viel geiler singt als mit uns damals, weil er den ganzen Lernprozess gemacht hat und merkte: Entweder sterbe ich für das oder sonst nehme ich das nur oberflächlich dahin. Ich denke, dass dies der Unterschied ist zwischen Popstar und Rockstar, und Dani wählte den Rockstarweg.

hitparade.ch: Eure Lyrics wirken ausgesprochen tiefsinnig und niveauvoll - wie entstehen die Texte? Habt ihr immer einen Notizblock dabei um spezielle Eindrücke festhalten zu können?
Reto: Der Notizblock fehlt mir manchmal. Weil mir gerne mal während dem Autofahren etwas in den Sinn kommt, muss ich manchmal rausfahren, um es auf eine Serviette oder was gerade im Auto liegt aufzuschreiben. Aber so enstehen die Geschichten: Aus Ansichten, Emotionen, Verarbeitung irgendwelcher Gefühle, sei es jetzt Freude oder Stress - darauf kommt es nicht an.

hitparade.ch: Auffällig sind auch die sozialkritischen Elemente in den Songs - denkt ihr, dass sich der typische Radio-Hörer dessen bewusst wird oder wollt ihr damit ohnehin den Fan ansprechen, der sich ernsthaft mit den Texten auseinandersetzt?
Reto: Es wäre schön, wenn sich der Radiohörer dessen bewusst wäre, aber ich denke, dass selbst da Bruce Springsteen oder Bono Mühe hätten mit ihren sozialkritischen Texten, weil das nicht unsere Hauptsprache ist. Ich denke, würde ich das jetzt da auf Mundart singen, käme es näher zum Zuhörer. Aber ich kann nicht Mundart singen, denn ich wuchs bilingue auf - ich bin halb Engländer, und das liegt mir eigentlich am besten. Man muss bei uns tief auf die Lyrics eingehen, man muss zuhören wollen und nicht nur der Melodie folgen.

hitparade.ch: Welche Hörer-Zielgruppe versucht ihr hauptsächlich anzusprechen?
Reto: Alle! Wirklich alle!
hitparade.ch: Wenn ihr es euch aussuchen müsstet?
Reto: Nur Girls, oder?
Cyrill: Ja, wenn mann es so teilen kann, sicher! (beide lachen) Nein, das ist noch schwierig. Wem's gefällt - ich denke, das ist wirklich schwierig. Ich glaube, wir machen Musik, weil es von uns von Herzen kommt, und für die, die sich damit identifizieren können.
Reto: Ja, ich denke wir machen keine Strategie, wie wenn eine Plattenfirma sagen würde "Wir brauchen Zielgruppen". Die Zielgruppe ist die, die die Musik mag. Es macht auch Spass, wenn du 16jährige Girls hast, die ausflippen, und dahinter siehst du irgend einen 50 jährigen Papa, der auch extrem Fan ist. Das macht mehr Spass. Ich glaube, wir machen nicht Musik, um krampfhaft Erfolg zu haben oder reich und berühmt zu werden. Wir machen Musik, weil wir das machen müssen. Das ist einfach unser...
Cyrill: Wir können nichts anderes.
Reto: Das hättest du jetzt nicht sagen sagen sollen! (beide lachen)

hitparade.ch: Habt ihr einen persönlichen Lieblingssong auf dem neuen Album "Hello Hello Hello"?
Cyrill: Also, mir hat schon von der Vorproduktion her "You And Me Tonight" sehr gut gefallen, weil es ja die aktuelle Single ist. Aber wir haben gerade heute gemerkt, dass wir jetzt einen gemeinsamen Song haben, der uns beiden gut gefällt, und das ist "One Step Back And Two Steps Forward".
Reto: Er wirkt so frisch und laut. Auch den Titelsong "Hello Hello Hello" finde ich absolut der Hammer. Es ist schwer, für eigene Songs so zu schwärmen, aber es ist sehr schön, wenn du eine Platte machst und selber findest: "Wow, das ist cool!", weil wir Freude haben. Jetzt haben wir gerade mit der Tournee begonnen, hatten die ersten Konzerte, und es ist einfach schön, wennn du die Kraft der Songs spürst, wie sie auf dich wirken, als hättest nicht du es geschrieben und permformed. Das war auch eine neue Erfahrung für uns, einen Level erreicht zu haben, wovon wir selber Respekt haben und natürlich auch Freude.
hitparade.ch: Also merkt ihr einen grossen Unterschied zu früher?
Reto: Ich finde ja, weil wir jetzt halt effektiv in den letzten zwei Jahren so intensiv zusammengearbeitet haben. Wir sind zusammen gekommen - bei der letzten Platte waren noch nicht alle dabei -, wir haben die Tour in dieser Besetzung fertiggemacht und haben auch für andere Künstler gespielt und geschrieben - und konnten diese Platte wirklich zusammen machen. Man siehts im Booklet - da steht "Made By The Band". Wir haben sie produziert, arrangiert, engineered, gemischt, aufgenommen - es ist alles gemacht, ausser dem Mastering. Wir haben auch ein eigenes Label gegründet, Vertriebspartner und externe Promoagenturen gesucht, weil wir fanden, dass die Musikmarktsituation der Plattenfirmen etwas schwierig ist, selbst intern immer ein Geknorze. Wir wollen Musik machen, nicht Politik. Deshalb sagten wir: "Komm, wir machen selbst ein Label". Darum ist alles unter unserem Hut, und deswegen sind wir auch extrem glücklich.

hitparade.ch: Wie von euch beabsichtigt klingt das Album sehr international - soll es auch diesen Durchbruch bringen oder ist für euch Erfolg in der Schweiz primär?
Reto: Also, klar ist uns jetzt zuerst die Schweiz wichtig, da es in der Schweiz rauskam. Das Album wird jetzt im Moment - also in den nächsten drei Monaten - dieses Jahr noch im Ausland angeboten werden, und wir hoffen und glauben auch, dass wir nächstes Jahr in verschiedenen Ländern rauskommen werden. Das Album klingt international, weil wir das halt einfach schon lange tun, nicht nur Songs schreiben, spielen, sondern eben auch aufnehmen, produzieren. So ist dies einfach der Level, auf dem wir diese Platte selber machen durften. Darum klingt sie so.

hitparade.ch: Ihr seid bereits als Vorband von Green Day und Texas aufgetreten. Was war das für ein Gefühl?
Reto: Sehr cool. Ich habe schon vor x Jahren vor Green Day im Volkshaus spielen dürfen. Es ist gut, wirklich cool, also Green Day ist wirklich eine coole Band, da sie eben auch auf den Boden geblieben sind, Texas war ein bisschen introventiert.
hitparade.ch: Also hattest Du die Möglichkeit, Green Day persönlich kennen zu lernen?
Reto: Ja, abhängen backstage - ein Bierchen trinken, das ist schon noch cool.

hitparade.ch: Was würdet ihr als den schönsten Moment in eurer bisherigen Karriere bezeichnen?
Cyrill: Der schönste Moment ist sicher jetzt für mich auch, dass wir das Album miteinander als Band geschafft haben, schlussendlich dahinter stehen können und sagen können: "Yes, das ist das Ding!". Ich glaube es klingt so, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben das Baby nach dieser langen Zeit jetzt wirklich in den Händen. Das ist ein sehr schöner Moment. Und natürlich allgemein einfach spielen. Wir sind bühnengeil, einfach auf die Art, dass wir gerne spielen möchten. Und ich denke, dass jedes Konzert seine positiven Eindrücke hinterlässt. Davon leben wir und tun es sehr gerne.
Reto: Ich denke auch, das ist schon das wichtigste, dass wir viel spielen können, und der schönste Moment ist für mich, dass das Album im Ausland Erfolg hat, das ist für mich sehr, sehr wichtig, weil es dann eben auch der Kick und die Inspiration ist für die Zukunft - für die Fortsetzung.

hitparade.ch: Zum Schluss noch die noch Top 10 der Schweizer Hitparade:
10. Fergie - London Bridge
Reto: Ich kenne weder Fergie noch den Song.
Cyrill: Ich muss passen.

9. The Pussycat Dolls feat. Snoop Dogg - Buttons
Reto: Pussycat Dolls kenne ich, Snoop Dogg kenne ich auch, aber den Song habe ich noch nie gehört. Das wird jetzt recht peinlich.

8. Nelly Furtado feat. Timbaland - Promiscuous
Cyrill: Nelly Furtado - ich finde cool, was sie macht, wirklich. Ich finde es sehr experimentell - und das gefällt mir, find' ich cool.

7. Evanescence - Call Me When You're Sober
Cyrill: Die haben jetzt gerade kürzlich das neue Album rausgebracht, oder?
Reto: Das hat mir gefallen - finde ich cool. Sind poppiger geworden, aber gefallen mir besser als früher.

6. Robbie Williams - Rudebox
Reto: Ich finde, er ist ein cooler Enterainer, ein cooler Schauspieler, der musiziert. Aber er ist für mich jetzt nicht so ein Musiker, wie Lenny Kravitz, der wirklich seinen Stil hat, eine Attitude. Robbie Williams is okay, but not "Yeah"!

5. Tiziano Ferro - Stop! Dimentica
Reto: Der ist Italiener, oder?

4. Bob Sinclar & Cutee-B feat. Dollarman & Big Ali & Makedah - Rock This Party (Everybody Dance Now)
Reto: Kenne ich nicht. Aber Bob Sinclar sagt mir etwas. Ist das nicht ein Produzent? Der hat die Fussballhymne rausgebracht? Ich kenne nur die Hymmne der Lightning Seeds "Football's Coming Home". Oder die von Camenzind: "Chumm, bring en hei"

3. Justin Timberlake - SexyBack
Cyrill: Haben wir heute gehört. Katastrophe! Definitiv nicht unsere Welt. (lacht)
Reto: Justin, du hast eine coole Freundin - aber das ist nicht unsere Welt!

2. Scissor Sisters - I Don't Feel Like Dancin'
Reto: Scissor Sisters habe ich noch nie gehört, aber einiges gelesen. Ist glaube ich eine coole neue Band aus New York, oder sind es Engländer?
Cyrill: Die, die so hoch singen.
Reto: Ich habe immer gemeint, das seien Girls, ist aber nur eine Frau dabei - glaube ich.

1. Rhihanna - Unfaithful
Reto: Ist das zum Rauchen? Die kenne ich nicht. Hat nicht viel Rock'n'Roll von 1-10. Bei den Albumcharts wäre es sicher anders.