Interview mit Chase & Status
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"Chase & Status", die erfolgreichste UK-Band 2011, war am 11.11.11 live im X-TRA zu sehen. Wir haben sie vor ihrem Autritt zum Interview getroffen.hitparade.ch: Euer Genre ist Drum 'n' Bass mit vielen Einflüssen aus anderen Stilrichtungen. Wie würdet Ihr Euer Genre bezeichnen?
Saul 'Chase' Milton: Gute Frage!
Will 'Status' Kennard: Wir haben kein spezifisches Genre. Es basiert lediglich auf UK Bass Musik - starker UK Bass Musik.
Saul 'Chase' Milton: Für uns ist es wichtig, dass wir nicht in ein bestimmtes Genre oder Style gedrängt werden. Wir versuchen, unsere Ideen und Variationen in unseren Songs zu verschmelzen. Und wenn wir uns damit identifizieren können, dann stimmt es.
hitparade.ch: Wie fandet Ihr heraus, dass Eure jetzige Stilrichtung die richtige ist?
Will 'Status' Kennard: Zu Beginn, so 2001-2002, spielten wir hauptsächlich UK Garage, Dubstep und Drum 'n' Bass. Mit der Zeit wollten wir uns nicht mehr mit verschiedenen Stilrichtungen auseinandersetzen und wir einigten uns auf den Drum 'n' Bass. Wir experimentierten sehr viel, um aus dem gewöhnlichen Drum 'n' Bass etwas Neues zu kreieren. Das erlaubte uns auch, unsere Kreativität auszuweiten. Das liegt in unserer Natur, wir spielen Gitarre, hören Folkmusik oder auch Reggae und genau das versuchen wir mit Drum 'n' Bass zu kombinieren.
hitparade.ch: Eure Stilrichtung ist nicht unbedingt einfach. Wie schwierig ist das Komponieren Eurer Songs zu zweit?
Saul 'Chase' Milton: Es ist nicht so einfach. Es ist schwierig, Songwriting mit Tanz-Musik zu kombinieren. Wir investieren auch sehr viel Zeit in unsere Songs. Zum Teil haben wir 10 bis 20 verschiedene Versionen für einen Song. Verschiedene Gesangsideen, verschiedene Texte und unterschiedliche Aufbauarten. Wir sind sehr kritisch und stets unzufrieden mit unserer Arbeit. Aber wir arbeiten mit unglaublichen Leuten zusammen. Wir haben ein sehr gutes Team und einen super Manager, der uns dabei sehr unterstützt. Vor allem schauen all diese Menschen, dass wir uns nicht zu sehr in die Songs vertiefen und verrückt werden (lacht).
Will 'Status' Kennard: Sie versuchen es zumindest! (lacht)
Saul 'Chase' Milton: Gut ist, dass wir von der Plattenfirma Deadlines bekommenn. Dann müssen die Songs einfach fertig sein.
hitparade.ch: Wer entscheidet über Eure Songs? Wer ist der Boss?
Will 'Status' Kennard: Wir sind die Bosse. Wir haben immer das letzte Wort.
Saul 'Chase' Milton: Aber es ist gut, wenn auch andere Leute etwas dazu sagen. Denn mit der Zeit, wenn Du die Songs immer und immer wieder anhören musst, verlierst Du Dich darin und Du hast einfach keine Referenzen und Anhaltspunkte mehr, zu unterscheiden, was nun gut oder schlecht ist. Aus unserer Sicht hört sich dann eh alles nach Schrott an. Deswegen ist es gut, ein Team zu haben, das mit objektiver Kritik die Songs bewerten kann.
hitparade.ch: Habt Ihr jemals gedacht in einem Atemzug mit "The Prodigy" oder den "Chemical Brothers" genannt zu werden?
Will 'Status' Kennard: Die Leute sagen uns immer wieder, wir seien berühmt. Aber wir sehen und nicht unbedingt als eine Berühmtheit an. Uns gefällt es einfach, Musik zu machen und aufzutreten. Und wenn unsere Musik den Leuten gefällt, dann umso besser.
Saul 'Chase' Milton: Wir hatten immer schon als Kind den Traum, in Clubs oder auf grossen Konzert-Bühnen vor vielen Leuten aufzutreten. Das ist auch der Grund, warum es dazu gekommen ist.
hitparade.ch: Die Electro-Szene war grundsätzlich eine alternative Szene. Seit einiger Zeit aber wird sie mehr und mehr zum Mainstream. Was denkt Ihr, könnte der Grund dafür sein?
Saul 'Chase' Milton: In England war die Rock- und Indie Szene immer schon sehr verbreitet. In den 90ern, anfangs der Jahrtausendwende kam die HipHop-Welle und war sehr dominierend. Ich denke, der Grund dafür könnte sein, dass der Mainstream sowie auch die Radio Stationen etwas Neues und Frisches hören wollten. Die Zeit, als die Leute nur den simplen Bass-, Gitarren-, Schlagzeug-Kombo-Sound hören wollten, ist wohl vorbei. Man sieht es an Rappern und Mc's, die auf einmal Elektro-Sound produzieren oder Rockbands, die immer mehr auf prägnante Synthesizer und Sequencer setzen.
hitparade.ch: Heisst das, dass Ihr Eure Musik dem Mainstream anpasst?
Will 'Status' Kennard: Natürlich! Das ist auch der Grund, warum elektronische Musik immer mehr aufkommt. Das ist einfach die Musik, die die heutige Generation hören will.
hitparade.ch: Auf der Bühne sind bei Euch immer wieder verschiedene Künstler mit dabei. Wie kommt es zu diesen Zusammenarbeiten? Sucht Ihr Euch diese Künstler aus oder kommen diese auf Euch zu?
Saul 'Chase' Milton: Beides. Wir fragen sie sehr oft bei grösseren Anlässen, ob sie mit uns auf der Bühne performen möchten. Wir haben eine sehr gute Beziehung zu den verschiedenen Musikern. Natürlich müssen sie auch Zeit dafür haben. Oft haben sie auch gerade ihre eigenen Projekte am Laufen oder sind selber auf Tournee und dann ist es leider einfach nicht möglich. Aber wenn sie Zeit dafür haben, kommen sie gerne.
hitparade.ch: Ihr hattet auch Projekte mit Lily Allen oder Rihanna. Wie war die Zusammenarbeit mit solchen Stars?
Saul 'Chase' Milton: Rihanna kannten wir schon sehr gut. Mit ihr zu arbeiten, war eine unglaubliche Erfahrung. Am Anfang spürten wir schon eine kleine Diskrepanz zwischen uns - aber wir haben uns sehr schnell gefunden. Dank dieser Zusammenarbeit hatten wir auch die Gelegenheit, Stars wie Pharrell, Jay-Z und Beyoncé kennenzulernen. Lustigerweise waren alle überhaupt nicht arrogant oder unfreundlich - sie waren sogar wirklich sehr herzlich zu uns. Wir sind mittlerweile richtig gute Freunde geworden.
hitparade.ch: Gibt es einen Künstler, mit dem Ihr gerne zusammenarbeiten würdet?.
Will 'Status' Kennard: Ja. Wir würden sehr gerne mit dem jungen Rapper aus L.A., "Tyler, The Creator", zusammenarbeiten.
hitparade.ch: Habt Ihr ihn schon für ein gemeinsames Projekt angefragt?
Saul 'Chase' Milton: Noch nicht. Wir haben ihn schon öfters an Festivals getroffen und mal darüber gesprochen. Aber direkt gefragt haben wir ihn noch nicht.
hitparade.ch: Was für Musik hört Ihr Euch privat an?
Will 'Status' Kennard: Alles. Um ein paar aufzuzählen: Bon Iver, Subtracks, das neue Florence and the Machine Album ist sehr gut, Nero, 16bit... .hmmmmm
Es ist ziemlich schwierig, eine solche Frage spontan zu beantworten. (lacht). Halt wie gesagt sehr Vieles von Hip-pop, Dancehall bis hin zu Singer-Songwriter und Rock 'n' Roll: Alles ist dabei.
hitparade.ch: Ihr seid auf Twitter, Facebook und myspace. Was denkt Ihr, wie wichtig ist der Gebrauch einer solchen Plattform für einen Künstler?
Saul 'Chase' Milton: Ich denke, es ist nicht zwingend notwendig. Aber wenn man wirklich keine dieser Plattformen nutzt, dann muss man schon wirklich sehr, sehr speziell sein und womöglich muss man auch sehr viel Glück haben, um auf sich aufmerksam machen zu können. Wie will man den Leuten in der heutigen Zeit sonst zeigen, dass man existiert? Zum Beispiel Bon Ivers erstes Album "For Emma, Forever Ago" war sehr gross auf Facebook. Die Leute hatten die Gelegenheit, es sich anzuhören ohne grosses Marketing und es gefiel ihnen. Das ist eine schöne Geschichte, aber eben, wie gesagt - notwendig ist das nicht zwingend.
hitparade.ch: Euer zweites Album wurde im Januar dieses Jahres veröffentlicht und jetzt seid Ihr damit auf Tournee. Wie sieht es mit dem dritten Album aus?
Will 'Status' Kennard: Wir haben unseren Laptop stets dabei und halten so unsere Ideen fest. Wir werden uns dann Anfang nächstes Jahr, wenn die Tour vorbei ist, ein paar Monate Zeit nehmen, um konkret am dritten Album zu arbeiten. Wir wissen zwar noch nicht, in welche Richtung es genau gehen soll, aber wir werden dann wieder sehr kreativ sein und sehen, was dann dabei herauskommt.
hitparade.ch: Ich habe gesehen, dass Ihr nebst Euren vielen Konzerten in ganz Europa auch einen Auftritt in Sao Paolo, Brasilien, habt. Wie kam es zu diesem Engagement?
Saul 'Chase' Milton: Ja, das wird wohl ein seltsames Konzert. Wir bekamen eine Anfrage, ob wir für die After-Show Party vom "Grand Prix" von Sao Paolo ein Konzert spielen. Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommen wird, denn unsere Musik und Formel 1 - naja. (lacht) Aber wir waren noch nie in Brasilien und freuen uns sehr darauf.
hitparade.ch: Spielt Ihr denn auf allen Kontinenten oder ist das für Euch eine Ausnahme?
Saul 'Chase' Milton: Glücklicherweise hatten wir schon die Gelegenheit, auf fast allen Kontinenten zu spielen. Auch das war je nach Ort immer wieder eine unglaubliche Erfahrung.
hitparade.ch: Und in der Schweiz wart Ihr ja auch schon öfters, oder?
Saul 'Chase' Milton: Nein. Wir kommen schon seit sieben Jahren in die Schweiz. Wir spielten schon in Lausanne, Langenthal, Bern und Luzern. Es war immer grossartig, in der Schweiz zu spielen. Luzern gefiel uns ganz gut.
Interview durchgeführt: Bettina Siegwart
Redaktion: Bettina Siegwart