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Interview mit Cloud Control

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'Cloud Control' sind die Sensation aus Australien, die auch bei uns gerade durchstarten. Die schräge Band, die ihren Musikstil nicht gerne in eine Kategorie einteilt, ist momentan mit ihrem aktuellen Album 'Bliss Release' unterwegs. Wir haben Heidi Lenffer zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Ihr seid als Band umgesiedelt nach London. Ging es lange, bis es soweit war und was hat euch dazu bewegt, nach London zu gehen?
Heidi: Wir wollten dem europäischen Musikmarkt vertrauter sein und uns näher bringen. Der einzige Weg, dies als australische Band zu machen, war umzuziehen. Australien ist einfach zu weit weg, um etwas zu machen mit einem begrenzten Budget. Nach London zu ziehen, war ein grosser Schritt, uns zu nähern und mehr über die englische Musikszene zu lernen. Wenn man als australische Band eine Karriere starten möchte, dann ist der nächste Schritt, umzuziehen. Es gibt wenige Bands, die es in Australien weit geschafft haben. Wir haben England für den Anfang gewählt, lieber als Amerika, weil wir viel Interesse haben von englischen Plattenfirmen. Darum hat es für uns mehr Sinn gemacht, nach England zu ziehen, weil das Interesse da höher ist als in Amerika. Wir haben auch eine historische Verwandtschaft in Europa, darum war es für uns auch wichtiger, Europa zu bevorzugen.

hitparade.ch: Diesen März 2011 habt ihr den australischen Musikpreis gewonnen. Wie wichtig war euch dieser Preis und was hat es euch persönlich bedeutet?
Heidi: Wir haben tatsächlich nicht daran geglaubt, dass wir gewinnen würden, besonders, weil es eine freiwillige Entscheidung ist, entschieden von einer Gruppe respektierender Beurteiler der Branche. Verschiedene Alben auszuwählen und zu bewerten, ist immer schwer. Wir haben wirklich gedacht, dass "Tame Impala" den Award abräumen würden, da sie so viele Fans und Unterstützung haben. Ausserdem ist ihr Album wirklich gut. Wir haben also gegen ein paar wirklich gute Bands gewonnen, die wir selber sehr mögen. Der Gewinn war wirklich eine grosse Überraschung! Seitdem ist das Interesse der Leute auch gestiegen. Den Award gibt es seit 6 Jahren. Es gibt nur zwei grosse Awards in Australien, den Australian Music Prize und den ARIA Award. Dieser geniesst noch mehr Respekt als der ARIA Award, weil auch viel Politik beteiligt ist.

hitparade.ch: Ihr habt einen sehr eigenen Sound mit einem Wiedererkennungswert. Wolltet ihr schon immer diesen Sound machen oder hat es sich mit der Zeit einfach so ergeben?
Heidi: Dieser Sound hat uns so zusammengebracht als Band, wie wir jetzt sind. So sind wir, ganz einfach. Wir sind keine trainierten Musiker und haben die Absicht, mit verschiedenen Sounds zu experimentieren. Wir haben auch kein Training gehabt im Singen, ich denke jedoch, ich sollte trotzdem ein paar Stunden nehmen. Es ist fast schon Glück, dass wir zusammen gut klingen. Hätte das so nicht geklappt, hätten wir wohl einen anderen Weg eingeschlagen.

hitparade.ch: Der Musikstil von euch ist schwer einzuteilen in eine Kategorie. Habt ihr das lieber so oder wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Heidi: Ich denke, das ist nicht so wichtig. Auf unserer Homepage bezeichnen wir uns extra als Metal Band, nur so als Witz. Wir machen ständig Witze, was das angeht. Die komischste Richtung ist doch "Indie". Diese Musikrichtung ist in der heutigen Zeit nur noch ein Witz. Genauso ist es mit "Alternative". Ich bin glücklich, dass ich in der "undefinierbaren" Musikrichtung sitze.

hitparade.ch: Die Homepage der Band hat sehr schöne Fotos, aber man findet keine Biografie. Habt ihr sie extra weggelassen oder kommt sie noch?
Heidi: Hmm, ja wir sollten eine Biografie schreiben. Ich habe vor ein paar Jahren eine geschrieben, als wir entstanden sind, war jedoch nicht so gut. Fünf Jahre später beantworten wir immer noch Fragen darüber und versuchen immer noch zu entlarven, warum es noch keine gibt. Als wir angefangen haben, haben wir nie gedacht, dass wir mal eine seriöse Band werden.

hitparade.ch: Ihr habt schnell Erfolg gehabt in Australien, der Sound kommt gut an. Wie ist die Reaktion in Europa, wenn ihr es vergleicht?
Heidi: Wir sind momentan mehr fokussiert auf den Westen Europas, es scheint auch, als ob Holland uns richtig gut empfängt. Ich weiss nicht genau, warum das so ist, jedoch waren alle vier Konzerte in Holland ausverkauft. Wir haben auch schon zwei von unseren Konzerten in grössere Hallen verschoben und trotzdem alles gefüllt. Ich weiss nicht einmal warum! Im Vergleich zu Deutschland, wo wir noch sehr langsame Ticket-Verkäufe haben, obwohl zwei von uns halb deutsch sind. Mein Name ist Heidi, come on! Ich habe mir gedacht, schon der Name sage ihnen etwas. Es geht wohl ein bisschen langsamer in Deutschland voran, weil es ein so grosser Markt ist. Es ist gut, wieder in der Schweiz zu sein, wir haben letztes Mal eine sehr gute Show gehabt.

hitparade.ch: Jeremy Kelshaw hat die Band verlassen. Ein paar Tage später hast du erwähnt, dass er zurückgekehrt ist zu seiner Familie, da er Vater ist. Ist das die echte Geschichte oder gab es andere Konflikte?
Heidi: Das ist eigentlich die echte Geschichte! Er hat erst gerade ein Kind bekommen. Wir haben uns gedacht, es wäre lustig, ein Video zu machen, wie wir ihn 'rauswerfen. Es ist aber so, dass niemand wirklich den Witz erkannt hat. Wir waren wohl ein bisschen zu raffiniert. Wir haben auch nirgends angedeutet, dass er ein Baby hat. Auch wenn das Video echt gewesen wäre, da müsste man einen sehr schlechten Geschmack haben, ein Video zu drehen, wie man jemanden aus der Band wirft. Er hat seine Zeit mit dem Kind und der Familie genossen. In der Zwischenzeit hatten wir einen Freund aus Australien, der ihn ersetzt hat.

hitparade.ch: Das war bestimmt nicht einfach, da es genau in der Festival-Saison war.
Heidi: Nein, aber man kann solche Sachen nicht wirklich planen. Du musst flexibel sein und deine Unterstützung zeigen. Wir haben alle noch ein Privatleben!

hitparade.ch: Mit Heidi und Ulrich als Geschwister in der Band: War es einfach, zusammen zu arbeiten, oder gab es schon einige Auseinandersetzungen?
Heidi: Wir haben noch nie eine solche epische Beziehung gehabt wie jetzt. Klar gibt es manchmal einige Reibungen, egal mit welchem Band Member, das ist normal. Wir verbringen auch sehr viel Zeit zusammen, das ist manchmal sehr herausfordernd, aber mein Bruder ist einer meiner besten Freunde. Er ist mir eine grosse Hilfe und Aufmunterung. Überall zu reisen mit 7 Jungs, da ist es schon schön, wenn man einen Bruder mit sich hat, der einen gut unterstützt.

hitparade.ch: Ich weiss, es ist vielleicht ein bisschen zu früh, um schon nach dem nächsten Album zu fragen, da ihr das letzte Album namens 'Bliss Release' erst im Mai veröffentlicht habt. Ich habe jedoch gelesen, dass ihr schon neue Songs geschrieben habt. Wie geht es voran, und erwarten uns ähnliche Songs wie in diesem Album?
Heidi: Es ist interessant, wir haben zwei neue Songs. Wir werden einen der Songs auch schon live spielen. Der andere Song ist immer noch in Bearbeitung, wir experimentieren. Al und Ulrich haben erst gerade die Band "Pavement" entdeckt. Ich weiss, es ist eine alte Band, aber sie hat ihre Fantasie gut festgehalten. Ich denke, der neue Song spiegelt dies zurück. Ich werde mehr Pop Songs schreiben. Ich bin mir sicher, dieser Einfluss wird offensichtlicher. Ich denke, es ist zu früh um zu sagen, dass wir einem Trend folgen, aber wir schreiben wieder.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Sonja Eberhard, Gabi Wegmüller