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Interview mit Dada Ante Portas



Dada Ante Portas veröffentlichen das fünfte Studio-Album. Die Luzerner legten all ihre Erfahrung und all ihr Können auf die Waagschale, wischten dann alles leichtfertig weg und rotzten ihre grossartigen Lieder naiv auf Band. Wir haben Sänger Pee Wirz und Gitarrist Lukas Schaller zum Interview eingeladen

hitparade.ch: "Dada Ante Portas" - für diejenigen unter uns, die nicht Latein in der Schule hatten: Was bedeutet der Bandname und wie seid ihr darauf gekommen?
Pee Wirz: "Dada Ante Portas" heisst "Dada vor den Toren". Wobei "Dada" die Abkürzung für die Kunst- und Literaturform "Dadaismus" ist. In meiner Schulzeit schrieb ich eine Arbeit über den in Zürich entstandenen Dadaismus. Dabei stolperte ich über den Ausdruck, der zur damaligen Zeit fast wie ein Schlachtruf verwendet wurde. Der Dadaismus ist bereit, wir erobern die Welt!

hitparade.ch: Wie seid ihr aufeinander getroffen? Kennt ihr euch schon von Kindesbeinen an oder haben sich erst in musikalischer Hinsicht eure Wege gekreuzt?
Lukas Schaller: Wir sind zusammen aufgewachsen. Bevor wir Musik machten, spielten wir gemeinsam Fussball. Doch bald begannen Pee und ich mit unserer ersten Hardrock-Band. Seit 10 Jahren ist auch Luc, der andere Gitarrist mit dabei..
Pee: Wir kennen uns also seit etwa 25 Jahren, weil unsere Eltern damals am gleichen Ort ein Haus gekauft haben und wir Nachbarn wurden.

hitparade.ch: Habt ihr gleich angefangen eigene Songs zu schreiben oder seid ihr anfangs noch als Cover-Band aufgetreten?
Pee: Nein, wir haben von Anfang an eigene Songs gespielt. Insgesamt, konnte man an unseren bisher 280 Konzerten nur etwa drei Covers hören.

hitparade.ch: "Rock aus der Provinz" - welche Vor- und Nachteile hattet ihr diesbezüglich im Nachhinein gesehen?
Lukas: Steht das in der Bio? (lacht) Im Prinzip machen doch alle Schweizerbands "Rock aus der Provinz"! Klar hat es Vor- und Nachteile. Die Herkunft prägt einem natürlich schon. Was wir jedoch von Anfang an anstrebten, war internationaler Erfolg. Darum war es bereits zu Beginn klar, dass wir Englisch singen. Mit dem neuen Album war unser Ziel ebenfalls, aus der Provinz heraus zu kommen - auch wenn dies nicht nur einfach ist!

hitparade.ch: Mundart war nie ein Thema? Auch nicht mit der Mundartwelle?
Pee: Nein, überhaupt nicht. Wir sind halt eher Fans von Rock'n'Roll-Bands, deren Musik sowieso Englisch ist. Darum war es für uns kein Thema, schweizerdeutsche Musik zu machen.

hitparade.ch: Das fünfte Album "The Theory Of Everything" steht bereits in den Startlöchern, die letzten beiden Alben konnten auf Platz 3 bzw. 4 in die Charts einsteigen. Wie wichtig ist es euch, die Marken der Vorgänger zu toppen?
Pee: Es gibt wie zwei Seiten. Einerseits denke ich schon, dass es toll wäre gleichen oder sogar noch grösseren Erfolg zu haben. Andererseits, ist dies nicht unbedingt das entscheidende. Wichtiger ist für uns eher, dass unser Album möglichst lange aktuell bleibt und nicht gleich wieder aus den Charts verschwindet.

hitparade.ch: Habt ihr beim Releasedatum speziell darauf geachtet, dass ihr zu diesem Zeitpunkt eher alleine seit mit der Neuveröffentlichung? Damit erreicht ein Album ja mehr Aufmerksamkeit.
Pee: Als Schweizer Band ist es sicher wichtig, den Schweizer Markt ein wenig im Auge zu behalten. Für uns war es jedoch schon lange klar, dass "The Theory Of Everything" anfangs 2008 erscheinen würde.
Lukas: Ich glaube es gab auch Bands, die sich ein wenig an uns orientierten. Dies war möglich, da der 18. Januar, wie gesagt, bereits recht früh fixiert wurde. Für uns ist es wichtig, dass wir einen festen Terminplan haben.

hitparade.ch: Während und nach den Aufnahmen zum letzten Album habt ihr euch zerstritten. Wie sah das interne Klima bei der Produktion des neuen Album aus?
Pee: Es war alles anders! Nachdem unser Bassist Mitch die Band nach 10 Jahren verliess, waren wir an einem Punkt, wo wir uns fragen mussten, wie es weiter gehen soll. Lukas übernahm dann den Bass. Bei den Aufnahmen entstand so eine ganz neues Klima. Der Prozess vom Songwriting bis jetzt zum fertigen Album war wirklich super.
Lukas: Ich würde sagen, wir haben aus dem letzten Album gelernt. Jeder versuchte damals seinen Kopf durchzusetzen und das merkte man beim Endresultat gut. Nachdem wir untereinander alles ausdiskutiert hatten, war die Situation viel angenehmer und jeder fühlte sich wieder wohl in der Band. Wobei es für uns normal ist, dass wir uns miteinander auseinander setzen. Das ist wichtig, damit wir gut zusammenarbeiten können.

hitparade.ch: Hatte denn dieser Streit Einfluss auf den Austritt von Mitch, eurem Bassist?
Lukas: Nein, das nicht. Er hat uns verlassen, weil er nach 10 Jahren seine Ziele ein wenig anders gesteckt hatte. Dadurch mussten wir vier uns wieder neu orientieren und finden, was dabei herauskam ist absolut zufriedenstellend, es passt alles. Für unsere Tour haben wir ja momentan einen Bassist engagiert. Bis jetzt ist das ganz toll, aber ich weiss nicht wie es beim nächsten Album sein wird. Zu viert hat es wirklich gut funktioniert.

hitparade.ch: Inwiefern leidet bzw. profitiert eure Freundschaft darunter bzw. davon, dass ihr fast ständig zusammenarbeitet und seid?
Lukas: Für uns ist das total normal! Auch ohne Musik wäre diese Freundschaft vorhanden. Ich glaube jedoch schon, dass die Musik sehr verbindet und die Freundschaft stärkt. Da wir immer die gleichen Ziele hatten, sind wir auch die selben Wege gegangen und haben uns zusammen entwickelt. Zusätzlich gibt es dank der Band viel Gesprächsstoff und Emotionen in unserer Freundschaft.

hitparade.ch: Man konnte im Vorfeld in den Medien, ausser in eurem Blog, sehr wenig über euch und die neue Platte lesen. War das bewusst so gesteuert oder haben sich alle Journalisten auf das "Spektakel" Züri West konzentriert und euch vergessen?
Pee: Nein, das war nicht bewusst gesteuert. Die Promo bei Züri West war in der Tat enorm! Wir haben jedoch in nächster Zeit auch noch einiges vor. Darum denke ich, dass man sicher noch vieles über unser Album lesen kann.

hitparade.ch: Fabio Trentini (Donots, Sasha, Guano Apes) war euer Produzent für das neue Album. Wie seid ihr auf ihn gestoßen?
Lukas: Bereits vor vier Jahren war er bei uns im Gespräch für die Produktion des dritten Albums. Die Entscheidung fiel schlussendlich jedoch auf den schwedischen Produzent. Fabio kam für das neue Album wieder ins Gespräch, da er sehr gut Bass spielt. Gleichzeitig wollten wir uns in "The Theory Of Everything" neu orientieren und dafür war er genau der Richtige. Als wir ihn anfragten, ob er Produzent und Studiobassist sein möchte, sagte er auch sofort zu. Das Timing war dieses Mal wirklich perfekt.

hitparade.ch: Was war der Ausschlag, das neue Album in Hannover zu produzieren? Schon wieder im Ausland. Ist die Schweiz kein guter Ort für so etwas?
Pee: Wir haben nicht das Gefühl, dass man in der Schweiz kein gutes Album produzieren kann - überhaupt nicht! Unsere Band ist einfach gerne unterwegs. Wenn wir weg von zu Hause sind, können wir uns wirklich 24 Stunden am Tag auf das neue Album konzentrieren.

hitparade.ch: "The Theory Of Everything" - wie sieht diese aus?
Pee: (lacht) Dafür muss man eben das Album hören!
Lukas: Ja, da musst du dich jetzt durcharbeiten! (lacht ebenfalls) Der Albumtitel hat verschiedene Seiten. Wir haben nicht eine Theorie für die ganze Welt gefunden, aber wir haben die Theorie für unsere Welt gefunden. Dies ist auch der Grund, warum wir vier auf dem Plattencover zu sehen sind. Die Vierer-Konstellation war sehr ausschlaggebend für die Entstehung dieser CD. Wir glauben, um einen geilen Song zu schreiben braucht es vier Dinge: eine Gitarre, einen Bass, ein Schlagzeug und eine coole Stimme. Unsere Aufnahmen fühlten sich in dieser Zusammensetzung komplett an. Wir konnten auch unsere verschiedenen Facetten zeigen auf dem Album, und darum ist diese CD eigentlich "Everything", dass wir momentan zu bieten haben. "The Theory Of Everything" ist so zu sagen die Formel für unsere Dada-Welt.

hitparade.ch: Letztes Mal hiess es ihr hättet 46 Songs geschrieben für die neue Platte, war es diesmal wieder ähnlich?
Pee: Dieses Mal entschieden wir uns ganz bewusst für einen anderen Weg. Wir schrieben Songs und haben davon im Ausscheidungsverfahren die Besten ausgewählt. Es kamen immer wieder neue Songs dazu, die sich an die Vorherigen anfügen mussten, damit eine Linie entstand.

hitparade.ch: Was hat eure Platte beeinflusst, was wird alles verarbeitet auf dieser Platte, damit sie so rausgekommen ist?
Pee: Vieles!
Lukas: Ja, das Album ist total vielseitig und facettenreich.
Pee: Von mir hat es sicher viel Persönliches drin, aber allgemein. In den Songs geht es einfach um das Leben.
Lukas: Es geht in den Texten um alltägliche Themen wie Liebe, Gewalt, Leidenschaft. Die ganze emotionale Bandbreite kommt vor, würde ich sagen.

hitparade.ch: In der Bio heisst es "Wer hier nicht tanzen wird, wird es nie tun". Was kann man speziell von euren live Shows erwarten?
Pee: Eine Tour spornt uns immer extrem an, da wir eine ausgesprochene Live-Band sind. Weil wir momentan so stolz auf unser neues Album sind, sind viele Ideen vorhanden, wie wir "The Theory Of Everything" live präsentieren wollen. Inzwischen haben wir ja eine recht grosse Auswahl an coolen Songs. Die Tour wird sicher rockig und laut, denn auf dem neuen Album hat es viele Rocksongs. Trotzdem werden die ruhigeren Songs natürlich auch nicht fehlen!

hitparade.ch: Jetzt sind 15 Auftritte in Clubs angesagt im Frühling, es geht dann aber sicher noch raus an die frische Luft im Sommer, an Open Airs. Verraten dürft ihr, nehme ich an, noch nicht wo ihr spielen werdet, aber man wird euch schon antreffen im Sommer, oder?
Pee: Hoffen wir natürlich!
Lukas: Verraten können wir wirklich noch nichts. Die meisten Buchungen werden in nächster Zeit gemacht, wir wissen selbst noch gar nicht wo wir spielen.

hitparade.ch: Wo liegen die Unterschiede für die Band ob draussen oder drinnen?
Lukas: Generell kommen die Leute an Clubkonzerte nur wegen uns. Diese Fan-Dynamik ist an einem Open Air nicht vorhanden, da das Publikum sehr durchmischt ist. Ein weiterer Unterschied ist natürlich die Grösse. Wobei ich sagen muss, dass ich beides sehr cool finde! Nach der Clubtour freue ich mich immer auf die Open Airs, weil dort jeweils auch eine sehr spezielle Atmosphäre herrscht.
Pee: Schade ist jedoch, dass wir unser Programm an Festivals meistens einschränken müssen, weil die Spielzeit nur eine Stunde beträgt.

hitparade.ch: Bei den Tourdaten befinden sich ausschliesslich Termine in der Schweiz - habt ihr evt. später im Jahr noch vor, zumindest das angrenzende Ausland zu bereisen?
Pee: Ja, es gibt sogar schon sehr konkrete Pläne. Unser nächstes Ziel ist Deutschland. Dies war unter anderem ein Grund, warum das neue Album in Hannover produziert wurde, denn im gleichen Haus, wo sich das Studio befand, war eine Plattenfirma im oberen Stock. Wir dachte, dass wir so das Interesse für uns wecken konnten, und so ist auch die Zusammenarbeit zustande gekommen. Sobald das Album in der Schweiz erschienen ist, und die Promozeit vorbei ist, gehen wir zurück nach Hannover, um das in Deutschland aufzugleisen. Wir hoffen natürlich auch auf Konzerte in Deutschland.

hitparade.ch: Gerade wurde berichtet, dass EMI tausende von Künstler entlässt. Mach ihr euch Gedanken darüber wie das weitergehen könnte in diesem Business und wie eure Zukunft dereinst aussehen könnte?
Pee: Klar! Wenn ich solche Dinge höre denke ich, das ist dein Business, das hier den Bach ab geht. Selbst haben wir diese Situation auch schon erlebt, als wir noch bei Warner waren. Während den Aufnahmen zum dritten Album hiess es plötzlich, dass es keine Schweizer-Acts mehr bei Warner gibt! Und wir standen so zu sagen auf der Strasse…
Leider hört man vor allem negative Dinge über das Musikbusiness. CD's werden nicht mehr gekauft usw. Andererseits wissen wir ja, dass die Musik nicht einfach verschwindet. Vor allem live ist sie immer noch sehr gefragt!

hitparade.ch: Nach fünf Studio-Alben wäre es doch mal Zeit für eine Best-of-CD oder ein Live-Album...
Pee: Gute Idee!
Lukas: Wir haben noch keine konkreten Pläne, aber es wäre sicher cool! Unser sechstes Album wird wahrscheinlich nicht ein normales Album sein, wir wollen etwas spezielles machen. Aber wir wissen noch nicht genau was.

hitparade.ch: Hier die Top 10 der aktuellen Schweizer Hitparade. Könnt ihr die Songs kommentieren?

10. Züri West - Fische versänke
Lukas: Für mich das typische Züri West-Phänomen, zuerst fand ich den Song nichts spezielles und nach mehrmaligem Hören... Hat was, hat was!

9. Stress - On n'a qu'une terre
Pee: Sensationell, sein Erfolg momentan. Er hat natürlich auch gute Promo mit seiner Frau! Sind sie schon verheiratet? (lacht) Jedenfalls finde ich cool, was Stress macht, auch wenn es nicht so meine Musik ist.

8. Seal - Amazing
Pee: Gefällt mir nicht so.
Lukas: Mir auch nicht. Seal im Allgemeinen trifft meinen Geschmack eher weniger.

7. Amy Winehouse - You Know I'm No Good
Pee: Eine tolle Künstlerin und ein cooler Song. Wobei mir jedoch all die Geschichten um ihre Person verleidet sind.

6. James Blunt - 1973
Lukas: Find ich cool. Was mir an dem Song gefällt ist der Bass, ein richtiges Highlight!
Pee: Mir gefällt er auch!

5. Leona Lewis - Bleeding Love
Pee: Keine Ahnung.
Lukas: Kenn ich auch nicht. Ist das ein Brotaufstrich?

4. Alicia Keys - No One
Pee: Kenn ich wieder nicht.
Lukas: Vielleicht wenn ich ihn hören würde...

3. Rihanna - Don't Stop The Music
Pee: Ich bin ein wenig verliebt... Darum kann ich nicht objektiv urteilen. Sie gefällt mir einfach. Okay, dieser Song etwas weniger, aber auf dem letzten Album hatte sie ein ganz toller Song. Wie hiess der noch mal, der mit dem Piano..?!
Lukas: Umbrella?
Pee Wirz: Nein, aber den finde ich auch genial!
hitparade.ch: Unfaithful?
Pee: Ja, genau! Der ist super. Sie hat wirklich eine super Stimme, und sie sieht gut aus.

2. DJ Ötzi & Nik P. - Ein Stern (der deinen Namen trägt)
Lukas: Oh nein! (lacht)
Pee: Was für eine Ohrfeige, dass ein solcher Song auf Platz zwei ist!
Lukas: Geht gar nicht! Stimmt mich irgendwie nachdenklich...

1. Timbaland - Apologize
Pee: Geil!
Lukas: Brutaler Ohrenwurm, echt geil gemacht!