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Interview mit Dada Ante Portas



Dada Ante Portas - Bad Weeds Grow Tall
1 Bad Things
2 Clarity
3 I'm All Right, Jack
4 Burrito
5 Dwarf
6 Leave A Light On
7 Bad Weeds Grow Tall
8 I Lack The Dough
9 Desire And Despair
10 Catcalled
11 Angeleen
12 Why
13 Back And Rolling
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Die sympathischen Musiker von Dada Ante Portas sind zurück mit ihrem neuen Album "Bad Weeds Grow Tall". Wir haben den Gitarristen Luc zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Ihr seid schon seit Jahren als Band unterwegs. 2011/2012 war Pee solo unterwegs, wie hat sich das ergeben und ausgewirkt?
Luc: Wir schreiben ja die meisten Songs für die Band gemeinsam. Im Laufe der Zeit sind aber auch einige Titel aus Pees Feder zusammengekommen, die es nicht aufs Album geschafft haben. Er hat die Erfahrung, mal mit anderen Leuten zusammen zu arbeiten, sehr genossen.

hitparade.ch: Auf eurem neuen, dem bereits siebten Album, erfindet ihr euch musikalisch nicht neu, sondern ihr bleibt eurer Linie treu. Ist ein eigener Sound ein Vorteil, weil heute ja viele Bands krampfhaft versuchen, neue Wege zu suchen?
Luc: Über die ganze Bandgeschichte rein gesehen haben wir schon leichte Veränderungen durchgemacht. Ganz früher klangen wir noch mehr nach Crossover. Wir halten uns zwar stets an den klassischen Songaufbau mit Strophen, Refrain und Zwischenteil. Aber ich denke schon, dass wir auf jedem Album ein wenig anders klingen. Vielleicht denkt das aber auch jede Band von sich (lacht). Es gibt rauere und ruhigere Alben. Doch wir erfinden uns nicht jedes Mal neu. Mir gefallen Bands wie AC/DC, U2 oder die Beatles, denn sie haben ihr eigenes Ding über die Jahre gemacht. Am Ende des Tages müssen wir als Band mit dem Album zufrieden sein und wenn das so ist, dann ist alles gut!

hitparade.ch: Gibt es auch Fans, die ihr schon seit zehn Jahren immer bei euren Konzerten sieht?
Luc: Ja, auf jeden Fall! Was wir beobachten, ist, dass nicht mehr so viele ganz junge Leute an unseren Konzerten sind.

hitparade.ch: Die sind auch mitgewachsen…
Luc: Ja, das ist natürlich cool. Das soll aber auch nicht heissen, dass wir uns nicht über 20-Jährige im Publikum freuen würden (lacht). Wir sind gelassener geworden. Und doch fragt man sich als interessierte Musiker manchmal, wie…

hitparade.ch: …Wie man in der heutigen Branche noch auffallen kann?
Luc: Medien- und Radio-Präsenz ist für eine Band enorm wichtig. Wir halten das in Grenzen so weit es geht, weil wir nicht so die Typen dafür sind.

hitparade.ch: Das neue Album habt ihr in der Schweiz aufgenommen und nicht in Deutschland oder Schweden wie in der Vergangenheit. Spielt der Entstehungsort eine Rolle?
Luc: Der Arbeitsprozess ist immer der gleiche, egal, wo man es aufnimmt. Was dieses Mal schön war, ist, dass wir nicht völlig aus unseren Leben gerissen wurden während der Aufnahmen. Pee konnte am Abend zu seinen Kindern nach Hause. Es ist dadurch aber nicht unbedingt gemütlicher, weil die Verpflichtungen des Alltags an einen herantreten. Dieses Mal konnten wir uns die Produktion in einem anderen Land aus Zeitgründen schlicht nicht leisten.

hitparade.ch: Wie lange dauern solche Aufnahmen?
Luc: Das kann mit Aufnehmen und Mischen schon eineinhalb Monate dauern.

hitparade.ch: Jeder von euch trägt Songs bei. Ist es für den Sänger nicht eine grosse Herausforderung, Texte, die von fremder Feder stammen, authentisch rüberzubringen?
Luc: Der Sänger ist ein Schauspieler, der sich in eine Rolle versetzen muss. Weil wir alle nicht grundverschiedene Menschen sind, die einigermassen den selben Weg entlang unterwegs sind, ist das für uns darüber hinaus kein wirkliches Problem.

hitparade.ch: Man sieht euch neuerdings oft mit Masken. Auch bei den Swiss Music Awards seid ihr damit aufgetreten. Von wem war die Idee?
Luc: Das war unsere Idee. Wir sehen das Ganze in unserer Zeit als Gegenthese zu Botox.

hitparade.ch: Wie geht ihr mit den neuen Medien um? Kauft ihr selber noch CDs oder gehört ihr mittlerweile auch zu den Streaming-Hörern?
Luc: Nein, solche Programme interessieren mich weder als Musiker noch als Hörer. Als ich ein Kind war, gab es noch Vinyl, später dann die CDs als grosse Erneuerung. Ich mag CDs weiterhin sehr gerne, blättere gerne in Booklets, um Texte mitzulesen.

hitparade.ch: Denkst du, die Präsenz ganz vieler Songs auf YouTube ist für die Musikindustrie ein Vorteil aufgrund der massiven Verbreitungsmöglichkeit oder eher ein Nachteil, weil die Musik so weniger gekauft wird?
Luc: Für junge Bands, für Newcomer ist das cool. Problematisch ist meines Erachtens, dass bei Facebook, Spotify und iTunes das Business-Modell nicht so klar ist. Womit verdienen Musiker und Plattenfirmen ihr Geld? Bei iTunes hat vor allem Apple viel davon; bei Spotify sind es ebenfalls nicht die Musikschaffenden, die profitieren. Wenn man als Fan seine Lieblingsband wirklich unterstützen möchte, dann kommt man weiterhin nicht drum herum, die CD zu kaufen oder ein Konzert zu besuchen. Früher diente die Tour der Promotion eines Albums; heute ist es genau umgekehrt: Das Album bewirbt die Tour. Es ist wie es ist und ich möchte mich nicht beklagen. Musik machen ist nicht eine Frage des Geldes; man kann auch einfach so eine Jam-Session machen. Aber natürlich ist es schön, wenn man etwas für seine Arbeit bekommt und auf Tour gehen kann.

hitparade.ch: Diese Schweizer Tour steht nun bevor. Ihr wart in eurer Karriere ja schon viel unterwegs, sogar einmal in China…
Luc: Ja, das war sehr aussergewöhnlich. Damals waren die Leute dort noch nicht so daran gewöhnt, europäische Rockmusik zu hören.

hitparade.ch: Wie kam das zu Stande?
Luc: Das ging damals noch über Myspace, welches heute auch nicht mehr ganz so im Trend ist (lacht).

hitparade.ch Das waren bestimmt ganz besondere Konzert-Erfahrungen.
Luc: Das lustigste Konzert war in einer Aula in einer Hochschule mit ca. 700 jungen Chinesen. Sie wussten nicht, wie man sich an einem Rockkonzert verhalten soll; sie bewegten sich ganz anders, als wir es uns gewohnt sind. Noch nie habe ich mich so sehr wie ein 60er-Jahre-Musiker gefühlt wie damals. Dazu gibt es auf YouTube auch einen Video-Zusammenschnitt ("Dada Ante Portas in China").

hitparade.ch: Werfen wir zum Abschluss einen Blick auf die Schweizer Alben-Charts. Kommentiere einfach, was dir dabei auffällt…
Luc: Krokus habe ich früher oft gehört. Die früheren Alben gefielen mir sehr. Ich werde in die neue Platte sicher noch hineinhören, auch, weil Chris von Rohr ja betonte, dass sie wieder stärker wie früher klingt.
Adele finde ich sehr gut, aber DJ Antoine ist weniger mein Fall.
P!nk hat früher tolle Sachen gemacht; ich verfolge sie heute aber nicht mehr so.
Caroline Chevin finde ich sehr gut - nicht nur, weil sie aus der selben Stadt kommt wie ich.
Die Toten Hosen mochte ich als Teenager sehr.
Muse mag ich eigentlich, aber das neue Album ist nicht mehr so ganz mein Fall.
77 Bombay Street waren - nur so am Rande erwähnt - unsere Vorband (lacht).
Vor Patent Ochsner habe ich auch einen grossen Respekt. Sie haben über all die Jahre immer wieder sehr schöne Songs gemacht.
Philipp Fankhauser ist natürlich top und Mani Matter einfach nur grossartig - gerade aufgrund seiner tiefen, abgründigen und philosophischen Texte!
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Sonja Eberhard