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Interview mit Dani Kalt



Dani Kalt hat es mit seinen Stärnenfründe, dem grössten Rock-/Pop-Chor in der Schweiz, das erste Mal in die Charts geschafft. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Dein neues Album mit den Stärnefründe hat es auf Platz 67 der Schweizer Hitparade geschafft. Überhaupt bist du zum ersten Mal in den Charts. Hast du damit gerechnet?
Dani Kalt: Ich habe gehofft, dass wir es schaffen. Es ist doch eine nachhaltige Arbeit, die bereits 2001 begonnen hat. Das wir diese Chartsplazierung erreicht haben, ist der Lohn für sehr viel Aufwand und Engagement.

hitparade.ch: "Dani Kalt & Stärnefründe" ist der grösste Rock-/Pop-Chor in der Schweiz. Wie ist der Chor entstanden?
Dani Kalt: Das hat ursprünglich 2005 angefangen. Ich hatte 2002 das Musical "E Stärn so schön…" aufgeführt und ich wollte mit den Leuten, die dort mitmachten, nicht nur an Weihnachten singen können, sondern das ganze Jahr durch. Dadurch entstand die Idee, dass wir drei Monate lang den grössten Chor machen wollten, um ihn dann wieder aufzulösen. Dieses Projekt war aber dermassen erfolgreich - wir hatten drei ausverkaufe Vorstellungen -, dass ich gefunden habe, dass es eigentlich noch eine gute Idee wäre, damit weiterzumachen.

hitparade.ch: Wie würden die Leute in deinen Chor aufgenommen? Hast du sie gecastet?
Dani Kalt: Nein, ein Casting mache ich nicht. Immer wieder fragen mich Leute an, die gerne singen. Ich veranstalte jedoch kein Einzelvorsingen, sondern lade die Leute in Probelektionen ein, auf die sie zwei, drei Songs vorbereiten sollen. Diese singen wir dann mit ihnen. Und ich gehe meistens ein bisschen in ihre Nähe, um zu hören, wie sie singen und ob sie sich vorbereitet haben. Das Engagement ist bei mir das wichtigste. Interessant bei diesem Chor ist, dass 30 bis 50 Prozent gar keine Noten lesen können. Denn hier ist trotzdem jeder mit einer guten Stimme willkommen, weil ich ihnen die Lieder ja vorsinge. Es wären vergebene gute Stimmen, wenn ich mich auf Leute, die Noten lesen können, beschränken würde.

hitparade.ch: Wie entstand der Name "Stärnefründe"?
Dani Kalt: Das Musical heisst eben "E Stärn so schön…" und, als wir das Projekt lancierten, überlegten wir uns einen Namen, der die Herkunft aus dem Musical erahnen lässt.

hitparade.ch: Siehst du dich als einen zweiten Bo Katzmann?
Dani Kalt: Nein. Bo Katzmann singt fast ausschliesslich Hits, d.h. Cover. Wir singen durchwegs eigene Sachen. Bo Katzmann spricht klar die Weihnachtszeit und Gospel-Fans an, während wir eher Mundart-Pop machen. In meinem Chor sind aber einige aus seinem Chor dabei. Als Konkurrenz sehe ich mich sicher nicht, sondern eher als Bereicherung.

hitparade.ch: Eure zweite CD "Chlini grossi Wält" gibt's in den CD-Läden zu kaufen, während die erste CD "Wiehnacht i mim Härz" nur online zu beziehen war. Wieso landete das erste Album nicht bereits in den CD-Läden?
Dani Kalt: Ich denke, wir stellen damals auch für die Vertriebe in der Schweiz etwas absolut Neues dar. Es ist in der heutigen Zeit wahnsinnig schwierig, einen Vertrieb zu finden - selbst wenn man mit pfannenfertigen Werbeunterlagen, Marketing und allem drum und dran daher kommt. Deshalb blieb es bei dieser Projekt-CD, die es nur online gab. Die neue CD ist auch vielseitiger, da wir hier jetzt wirklich in unsere eigene Richtung als Mundart-Pop-Chor gehen und uns nicht auf Weihnachten beschränken.

hitparade.ch: Auf eurer CD geht es vor allem um Liebe, Geburt und das Zusammenleben miteinander. Wie entstehen solche Songs?
Dani Kalt: Die entstehen eigentlich alle aus einer Geschichte heraus. Ich kann nicht auf Kommando einen Song schreiben. Der Mensch steht für mich immer im Zentrum - vielleicht hängt das damit zusammen, dass ich früher einmal Pfarrer werden wollte. Ich finde es schlimm, dass die Menschlichkeit in der heutigen Zeit am Abkühlen ist. Würdest du einen wildfremden Menschen einfach mal umarmen, würde er sofort erschrecken und in sich zusammensacken. Für mich sind meine Lieder eine Art Sprachrohr, wo ich Gefühle vermittle, die sonst vielleicht verloren gehen.

hitparade.ch: Fast alle Songs auf der CD befinden sich ja bereits auf deiner Solo-CD. Du hast sozusagen deine eigenen Songs gecovert. Wieso?
Dani Kalt: Als wir das Projekt lancierten, ging es vor allem auch darum, die alten Songs nicht zu verlieren. Auf meinen drei Alben befinden sich viele Songs, bei denen ich das Gefühl habe, dass sie gar nicht das Gehör gefunden haben, das sie eigentlich verdient hätten.
"Wohri Liebi" - ein Duett mit Lesley Bogaert - war bei Radio Top damals, glaube ich, 30 Wochen auf Platz 1 in den Hörercharts. Ich fragte mich damals, wieso das nicht in der ganzen Schweiz eingeschlagen hat. Vermutlich war's der falsche Zeitpunkt und der falsche Ort. Die Lieder, die ich jetzt mit dem Chor aufgenommen habe, sind meine Favoriten auf meinen drei Alben. Ein sechsstimmiger Chorsatz gibt den Kompositionen zusätzliche Füllung.

hitparade.ch: Ihr hattet bereits zwei grössere TV-Auftritte - zum einen beim Musikantenstadl, zum andern beim Grand Prix der Volksmusik. Wie kam es dazu? Was habt ihr als Rock- und Pop-Chor mit Volksmusik zu tun?
Dani Kalt: Das war ein Zufall. Die Redaktion des Musikantenstadl suchte einen grösseren Chor aus der Nord-West-Schweiz. So sind sie über uns gestolpert und haben angefragt, ob wir kommen würden. Etwas Besseres konnte uns eigentlich gar nicht passieren. Auch wenn wir mit Rock- und Pop-Elementen arbeiten, sind unser Zielpublikum Familien. Familien, die am Samstag Abend den Musikantenstadl schauen.

hitparade.ch: Live bist du mit deinem Chor vor allem im Aargau und um Basel unterwegs. Wie wär's mit einer Schweizer Tournee?
Dani Kalt: Ich denke mit dem Erfolg kann man die Kreise auch ein bisschen weiter zu ziehen. Doch was ist zuerst? Kommst du zuerst in die Gegend und hast dann vor Ort Erfolg? Oder hast du Erfolg und kommst dann in verschiedene Gegenden? Als fünfköpfige Band kannst du in den Tourbus sitzen und jedes Pub abklappern, um deinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Bei 120 Leuten ist das schon schwieriger - wir füllen drei Reisebusse. Ich denke, wir müssen zuerst unsere Musik in die Schweiz hinaustragen, bevor wir das ganze Land bereisen können.

hitparade.ch: Auch dieses Jahr bist du wieder mit deinem Weihnachtsmusical "E Stärn so schön…" unterwegs. Bereits 34'000 Personen haben diese Show gesehen. Eigentlich waren ja nur drei Auftritte in Magden geplant. Nun seid ihr aber schon das achte Jahr damit unterwegs. Was ist der Erfolg dieses Musicals?
Dani Kalt: Ich glaube, es ist das selbe Phänomen wie bei den "Stärnefründe". Es ist die unglaubliche Begeisterungsfähigkeit, die du mit den Leuten auf der Bühne über den Bühnenrand zu den Zuschauern transportieren kannst. Der Erfolg des Musicals entsteht auch, indem sich die Leute weitererzählen: "Hey, das musst du auch gesehen haben!" Es wirken 45 Menschen beim Musical mit - von Kindern bis zu Erwachsenen. Das Geheimrezept ist, dass das keine Schauspieler sind, sondern Leute wie du und ich, die das mit Herzblut spielen.

hitparade.ch: Ihr hattet am Sonntag Tourstart in Gelterkinden. Dieses Jahr hat es zum ersten Mal eine neue zusätzliche Szene dabei. Hast du schon Feedbacks erhalten?
Dani Kalt: Ja, ich habe schon ganz viele Feedbacks erhalten. Am Premierentag hatten wir zwei Aufführungen in zwei vollen Kirchen. Da hatte es Gäste darunter, die Wiederholungstäter sind. Sie schreiben zum Teil schon auf der Anmeldung drauf, dass sie seit acht Jahren mit dabei sind und das Musical für sie zu Weihnachten gehört. Und von denen kriegst du natürlich ein Feedback, weil sie eine Vergleichsmöglichkeit haben. Sie sehen die Szene als Bereicherung für das Musical. Es ist eine weitere Randgeschichte, die ich erzähle. Natürlich ist es eine Weihnachtsgeschichte mit Maria, Josef, den Hirten und den Königen. Doch die Randgeschichten machen den Reiz aus. Bettlerkinder, die über ein Fünkchen Hoffnung sprechen; Könige, die über ihr Gefühle sprechen - das sind nicht typische Bibelgeschichten, das sind Geschichten aus dem heutigen Leben.

hitparade.ch: Zusammen mit deinen Stärnekids hast du für die neue CD von Kliby und Caroline zehn Lieder beigesteuert. Kliby hat uns im Interview verraten, dass es deine Idee war. Wie kam es dazu?
Dani Kalt: Ich wurde vom Management angefragt, ob ich mit ihnen ein paar Weihnachtssongs singen könnte. Zuerst habe ich abgewunken und gesagt, dass es schon 3'750 Versionen von "Stille Nacht" gibt, auf die niemand je gewartet hat. Ich war aber bereit, Caroline Songs auf den Leib zu schreiben. Drum habe ich den Vorschlag gemacht und ihnen Demos erstellt, von denen sie begeistert waren. So habe ich die Songs geschrieben und sie dann auch noch mit meinen Stärkekids eingesungen.

hitparade.ch: Zusammen mit 2'500 Kindern - dem grössten Kinderchor der Schweiz - nimmst du den Song "Jetzt isch es Wiehnachte uf". Schon eine ziemlich verrückte Idee, oder?
Dani Kalt: Mein Übername ist "Crazy Dan". Es ist eine verrückte Idee, aber eben eine verrückt gute Idee. Es ist schon abartig, was wir in den letzten Wochen mit cooleschule.ch da aufgenommen haben. Die Arbeit mit den Kindern zu arbeiten, braucht Unmengen von Energie. Aber du bekommst so viel von ihnen zurück, wenn du sie abholen kannst. Ich habe mal nachgerechnet. Es sind 2'700 Schülerinnen und Schüler, die mitsingen - plus meine Stärnefründe und Stärnekids. Das gibt 2'850 Stimmen, die da mitsingen. Es gab auch einige Späteinsteiger, die von dem Lieder hörten und anfragen, ob sie auch noch mitmachen könnten.

hitparade.ch: Hast du bereits neue Projekte in Planung?
Dani Kalt: Es ist nun zuerst mal wichtig, die Idee zu festigen. Es wird sicher neue Projekte geben. Eine Tournee mit den Stärnefründe wünsche ich mir sehr - doch sicher nicht mehr vor Weihnachten. Ich denke, die Musik funktioniert auch ausserhalb dieser Zeit. Ich glaube, es gibt 200'000 bis 300'000, die meine Musik toll fänden, wenn sie davon wüssten. Und mein Ziel ist nun nichts anderes, als in die Schweiz hinaus zu laufen und den Leuten von meiner Musik zu erzählen.

hitparade.ch: Wie geht es mit euch weiter? Wird es eine neue CD geben? Wenn ja, dieses mal mit ganz neuen Songs?
Dani Kalt: Der Starterfolg ist uns durchaus eine Verpflichtung, weiter zu machen. Es ist mein Traum, weiter zu kommen - sowohl mit den Stärnefründe als auch mit den Stärnekids.

hitparade.ch: Du hast im Moment viele verschiedene Sachen um die Ohren. Wie bringst du das alles unter einen Hut?
Dani Kalt: Der Tag hat 24 Stunden und die Nacht zum Glück auch noch 12 (lacht). Mein Vorteil ist, dass ich sehr wenig Schlaf brauche. Vier Stunden pro Nacht reichen mir, so dass ich 20 Stunden aktiv sein kann.

hitparade.ch: Wie geht es mit deiner Solokarriere weiter?
Dani Kalt: Ich denke, wir haben genug Mundartbands in der Schweiz. Die Arbeit mit den Stärnefründe und den Stärnekids macht mir dermassen Spass, dass ich sie auf der Bühne sehr vermissen würde. Die Lieder mit so vielen Leuten zusammen zu singen, ist mir viel mehr wert, als wenn ich sie alleine präsentieren müsste.

hitparade.ch: Was bedeutet dir Weihnachten?
Dani Kalt: Nach acht Jahren Weihnachtsmusical ist die eigentliche Bedeutung des 24. und 25. Dezembers ein wenig in den Hintergrund gerückt. Denn mit der letzten Musicalaufführung ist Weihnachten in meinem Herzen. Weil die Familie für mich ein zentrales Thema ist, hat Weihnachten für mich eine hohe Bedeutung. Weihnachten ist ein Fest von Freundschaft und Gemeinsamkeit. Das tönt jetzt sehr spirituell, doch das ist es nicht: Menschsein ist unser Thema. Und an Weihnachten verkörpern wir das einmal mehr.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie kommentieren?
Dani Kalt: Das wird ganz schwierig für mich, weil ich so ein abartiger DRS-1-Hörer bin.

9. Bligg - Musigg i dä Schwiiz
Dani Kalt: Habe ich auch schon gehört. Ich finde das textliche Arrangement teilweise noch witzig. Ab und zu höre ich solche Sachen.

8. T.I. feat. Rihanna - Live Your Life
Dani Kalt: Wenn ich es hören würde, würde ich es sicher kennen.

5. Beyoncé - If I Were A Boy
Dani Kalt: Das gefällt mir sehr. Beyoncé ist gut.

4. P!nk - So What
Dani Kalt: P!nk ist immer wieder interessant. Ihr gelingt immer wieder eine gute Hitparadenplatzierung. Ich denke, das hat damit zu tun, dass sie bei ihrem Zielpublikum gut ankommt.

3. Britney Spears - Womanizer
Dani Kalt: Da habe ich das ganze Video geschaut. Es ist etwas, das immer wieder funktioniert, aber auch immer wieder das selbe ist.

2. Katy Perry - Hot N' Cold
Dani Kalt: Das ist cool. Guter Sound.

1. Jodlerklub Wiesenberg & Francine Jordi - Das Feyr vo dr Sehnsucht
Dani Kalt: Das freut mich natürlich und ist phänomenal. Es ist gut, zu sehen, dass nicht immer nur das funktioniert, was Standard ist. Toll, dass sie seit fünf Wochen auf Platz 1 sind. Francine ist sowieso eine herzige.