Interview mit Déborah
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Als Leadsängerin von Sens Unik schrieb Déborah 15 Jahre Schweizer Rap- und Hitparaden-Geschichte.
Ihr erstes, vor 10 Jarhen herausgekommenes Solo-Projekt kennen aber nur die treuesten Fans. Mit "Un temps pour tout" geht
die in Lausanne lebende Französin neue, eigene Wege.
hitparade.ch: Mit 36 Jahren bist du im besten Alter. Wenn man aber all' die Casting-Shows oder VIVA betrachtet, sind viele Pop-Prinzessinnen noch Teenager - was sagst du dazu?
Déborah: Nun, ich glaube, dass sich Teenager schon noch mehr manipulieren lassen. Sie sind noch formbar, weil sie einfach noch nicht genau wissen, was sie wirklich wollen. Das heisst nicht, dass sie dumm sind oder sich alles vorsagen lassen. Aber wenn Du 36 bist - wobei, in meinem Fall ist das eigentlich keine Frage des Alters, es geht mehr darum, was ich denke und was ich so alles gemacht habe - also, wenn Du 36 bist, gibt es Dinge, die Du willst, aber auch Dinge, die Du nicht willst. Denn ich kenne das Umfeld schon recht lange. Und dann gibt es die Art von Leuten, die glauben, man könne sich oder seine Laufbahn mit 36 nicht mehr verändern.... kompletter Schwachsinn.
hitparade.ch: Rap in der Schweiz - vor 15 Jahren war das fast noch undenkbar. Heutzutage ist dieses Genre ein fixer Bestandteil der nationalen Musikszene. Warum habt ihr euch mit Sens Unik ausgerechnet dieser Musik zugewandt?
Déborah: Zu Sens Unik bin ich gekommen, als die Band schon bestand. Ich bin durch "Zufall" aufgenommen worden, denn ich habe damals, es war etwa 1991, an einem Stück mitgearbeitet, das "Héros de Latino" hiess. Es ging ums erste Album der Band, "Les portes de temps." Vorher gab es nur eine EP, "le sixième sens." Wir haben damals nicht viel überlegt, es geschah einfach, ganz natürlich. Ich sage das zwar immer, aber es ist die Wahrheit.
Die Band wollte in dem erwähnten Lied einen kurzen Teil mit einer Sängerin haben. Da sprang ich ein. Und schliesslich, weil wir uns gut verstanden, fingen wir an, zusammen aufzutreten und blieben auch zusammen. Aber wir haben uns damals nicht etwa für den Rap entschieden, weil er "in" war. Es war mehr so, dass wir damit ein grösseres Publikum erreichen konnten. Damals war das ganz neu, der Rap an sich, und noch mit einer Sängerin. Vor allem in der französischen Szene wurden wir belächelt, denn was wir machten, war nicht "hard core rap", wie sonst üblich. Zum Glück hat sich vieles verändert und sogar die Amerikaner haben gemerkt, dass man den Rap weiterentwickeln kann.
hitparade.ch: Hattest Du als Französin mit weisser Hautfarbe nie ein Problem mit der Glaubwürdigkeit?
Déborah: Nein, überhaupt nicht. Ich weiss ja, was ich tue und bin mit mir im Reinen, sonst würde ich's nicht machen. Rap zu singen hat mich nie geniert, im Gegenteil, es hat mich weitergebracht.
hitparade.ch: Schlägt sich dein Leben auch in den Songs nieder?
Déborah: Du meinst auf dem neuen Album "un temps pour tout"?
hitparade.ch: Ja, aber auch in der Zeit vorher.
Déborah: Ja, wobei schon etwas weniger während der Zeit bei Sens Unik. Da haben wir uns gemeinsam für die Songs entschieden, und es war oft Carlos, der BOSS, der die Texte bestimmte und Just One, der die Musik lieferte. Dazu kam ich und trug mein "Federchen" dazu bei, meine Ideen, aber das waren nicht automatisch meine. Ganz alleine hätte ich vielleicht gewisse Songs, die ich für Sens Unik schrieb, nicht geschrieben. Aber es hat mich auch weitergeführt, indem ich Themen anging, die ich vielleicht alleine nicht angepackt hätte. Aber es ist natürlich viel interessanter, wirklich von dem zu singen, von dem Du sprechen willst, und die Verantwortung für dich selbst zu tragen.
hitparade.ch: Hast Du vorher schon gesungen?
Déborah: Ich hab viele, viele Dinge gemacht, ich kann sie hier nicht mal aufzählen, weil ich mich gar nicht mehr an alles erinnere. Ich hatte viele Auftritte, ohne bezahlt zu werden, mit etwas verrückten Gruppen auch....was mich interessierte, war auf die Bühne zu gehen und zu singen. Schon als kleines Mädchen machte ich an kleinen Wettbewerben mit oder sonstige Dummheiten ("des p'tites conneries, quoi"), sowohl im Tanz wie auch im Gesang. Aber ich liess mir nie träumen, einmal davon leben zu können. Es war mehr ein unerreichbarer Traum.
hitparade.ch: Kooperationen mit anderen Künstlern sind in der Rap-Musik sehr häufig. Auf dem Clip von "Si tu aimes" singst Du zum Beispiel mit den Deutschschweizern Stress und Greis. Mit wem würdest du in Zukunft gerne mal einen Song gemeinsam aufnehmen?
Déborah: Heute habe ich nicht mehr besonders Lust, Songs mit Exponenten des Rap aufzunehmen. Das geht schon eher in Richtung Soul oder R'n'B. In Deutschland würde ich gerne etwas zusammen mit Joy Denalane machen, weil wir sehr viel gemeinsam haben. Sie hat eine wunderbare Stimme und einen ebensolchen Spirit ("une grande qualité d'âme"). Es gibt viele, mit denen ich gerne singen würde, zum Beispiel Mary J. Blige. Aber ich weiss nicht, ob sie einverstanden wäre (lacht).
hitparade.ch: Auf Abracadabra habt ihr mit Elektro-Pop experimentiert. Dieses Experiment habt beim nächsten Album wieder beendet, um mehr zum Soul zurück zu kommen. Möchtest du dich solo wieder verstärkt der Pop-Musik zuwenden?
Déborah: Auf "un temps pour tout" gibt es viele verschiedene Stile. Der Soul und der Hip-Hop sind zwar der rote Faden, doch du hörst auch Reggae, Funk, Jazz, etwas von allem. Ich lasse mich nicht einschränken. Was mich interessiert, ist die Melodie, verstehst Du? Es gibt zum Beispiel Pop-Rock-Melodien, die ich liebe, bei Pink oder Gwen Stefani. Ich habe auch Sympathien für das typische französische Chanson, auch wenn es nicht gerade die Musik ist, die ich mir für zu hause kaufe. Aber ich habe trotzdem einige Discs, auf denen ich die Mélodien und die Texte mag. Das heisst, ich bin offen für viele Dinge. Mir gefallen auch Tracks, die extrem Elektro-Pop-lastig sind, zum Beispiel auf dem neusten Album von Justin Timberlake, vor allem der vierte Song. Der ist "hyper-éléctro-étrange", einfach super, das würde ich auch gerne tun. Wenn es mich inspiriert, mache ich es. Ich habe überhaupt keine Lust, mich musikalisch einzuschränken, und darum fahre ich auch solo.
hitparade.ch: Du giltst als eine der besten R'n'B-Sängerinnen Europas - hattest du im Bandleben das Gefühl, dass dein Talent und Können vielleicht manchmal zu wenig zur Geltung gekommen sind?
Déborah: Merci für das Kompliment! Ja, als ich noch mit und für Sens Unik sang, war alles doch ziemlich limitiert, es ging ja immer um relativ kurze Passagen. Aber es war immer angenehm und hat Spass gemacht, es zu realisieren. Jetzt ist es schon etwas anderes, das tun zu können, was ich selber will und so weit zu gehen, wie ich Lust habe. Ich habe zum Beispiel viel mehr an meiner Stimme gearbeitet als noch mit Sens Unik, das war nötig. Denn nun gebe ich Konzerte, wo ich praktisch 45 Minuten am Stück alleine singe.
hitparade.ch: Nur um das richtig zu verstehen: Sens Unik ist für dich also eine Sache der Vergangenheit?
Déborah: Ja, im Moment schon. Natürlich weiss man nie, was die Zukunft noch alles bereit hält… aber jetzt steht für mich das Projekt Déborah an erster Stelle.
hitparade.ch: Was ist es für ein Gefühl, wenn Du bei Live-Auftritten allein im Rampenlicht stehst und weisst, dass die Zuschauer nur oder vor allem wegen Dir gekommen sind?
Déborah: Das ist sehr aufregend! (Lacht). Aber es bringt natürlich auch Verantwortung. Wie in jedem Beruf hast Du als Sängerin auch Verantwortung. Und wie immer, wenn man dir Verantwortung gibt, kommst Du auch vorwärts, weil Du dir es ganz einfach schuldig bist, dein Bestes zu geben. Für mich ist das genial, ich liebe es. Aber klar, das kann auch schwierig sein. "Mais le travail ne me fait pas peur" (lacht).
hitparade.ch: Ja, man merkt, dass Du deine Arbeit liebst. Trotzdem nochmals zum Thema Sens Unik. Seit Herbst 2005 ist es aus - oder arbeiten die drei "Verbleibenden" noch zusammen?
Déborah: Nun, sieh mal, es ist so: Auf der Bühne ist immer noch Just One mit mir zusammen, es gibt immer noch Bio, den Ex-Sens Unik Drummer am Schlagzeug… das heisst wir sind immer noch alle drei zusammen. Carlos arbeitet unabhängig, er ist viel in Paris, er macht Castings… er ist ein grosser "Bosseur". Er ist jemand, der diese Freiheit brauchte, der sich entwickeln wollte in diesem Métier. Aber wir drei sind immer noch zusammen, und dabei ist auch Vulseur, ein Bassist. In Zukunft wünsche ich mir auch einen Gitarristen und ganz sicher einige Backgroundsänger ("choristes"), denn ich möchte wirklich eine Soul-Bühnenshow auf die Beine stellen. Das wird nicht mehr Hip-Hop sein, sondern Soul. Mit dem Unterschied, dass es einen DJ dabei hat. Das heisst, es wird schon Hip-Hop drin haben, als kleine Basis, aber ich will das Ganze als Soul-Act rausbringen, mit Musikern und einem Chor.
hitparade.ch: Also fast so was wie ein neues Genre?
Déborah: Ja, aber ich nehme ja alles mit, das ich vorher gemacht habe, in meinem Rucksack, quasi. Es gibt keinen Grund, das fallen zu lassen.
hitparade.ch: Daran habe ich auch gedacht. Verspürst du bei deiner Solo-Arbeit irgend einen Druck aufgrund der Erfolge von Sens Unik?
Déborah: Hm, das macht mir natürlich schon ein wenig Angst, denn mit Sens Unik hatten wir wirklich grossen Erfolg. Den wünsche ich mir natürlich auch für mein Solo-Projekt. Aber alles was ich tun kann, ist gut zu arbeiten. Und das kann ich am besten auf der Bühne, dort kann ich die Leute berühren, ihnen etwas mitgeben. Aber die Leute kommen natürlich nicht zu mir, wenn ich nichts zu geben habe. Ich muss mich also selber anspornen. Natürlich gibt es viele, die Sens Unik sehr mochten und die nun, sagen wir mal, enttäuscht sind. Aber ich glaube schon, dass die Leute kommen, um mich zu sehen, und dass sie meine Musik mögen.
hitparade.ch: Welches Publikum möchtest Du mit dem neuen Album besonders ansprechen? Junge, Frauen?
Déborah: Mein Publikum ist zum Glück sehr gemischt. Aber ich glaube schon, dass es vor allem ein aufgeklärtes Publikum ist, etwas reifere Leute. Im Moment ist das Album noch nicht draussen, nur die Single "la route" ist schon am Radio zu hören. Aber wenn die Disc in ein paar Tagen in den Läden steht, bin ich natürlich gespannt auf die Reaktionen. Ich glaube weniger, dass es etwas für die ganz Jungen ist, die eher MTV und Ami-Rap hören. Die haben diese Soul-Kultur nicht, die wir am Anfang des Hip-Hop hatten. Und dennoch will ich auch auf sie zugehen, denn der Soul ist für mich Teil des Hip-Hop.
hitparade.ch: Wie schwer glaubst du ist es, sich solo etablieren zu können und den Stempel "das ist die Sängerin von..." loszuwerden? Ist die Vergangenheit eher förderlich oder hinderlich?
Déborah: Nein. Hör zu, ich hab's dir doch grad vorhin erklärt: Ich habe meinen Rucksack, und das macht mir keine Sorgen. Natürlich spricht man noch davon, denn es ist ja noch nicht lange her, seit es Sens Unik nicht mehr gibt. Also ist es auch normal, dass man darüber spricht. Es ist wie mit Sting: da denkt man auch immer noch an seine Band Police, nach Jahrzehnten.
hitparade.ch: Ich habe grade eine Analogie mit Strassenschildern vor Augen... könnte man sagen, dass Du die "Einbahnstrasse" ("route à sens unique") verlassen hast, um dich nun für "toutes directions" ("alle Richtungen") zu öffnen?
Déborah: Ja (lacht), nicht schlecht, das stimmt.
hitparade.ch: Du hast von Gwen Stefani gesprochen. Beyoncé oder auch Fergie (Blackeyed Peas) sind prominente Beispiele für Sängerinnen, die es solo geschafft haben. Nimmst du sie dir als Vorbild? Welche Künstlerinnen haben dich am meisten beeinflusst?
Déborah: Ich habe keine Idole und nie welche gehabt. Aber ich habe natürlich immer zu einem gewissen Zeitpunkt ein gewisses Lied im Kopf gehabt und den Künstler oder die Künstlerin verehrt. Aber ich habe keine Idole… ausser vielleicht, ja, Mary J. Blige, die eine der alten Garde ist. Aber sie ist heute genau so präsent und aktuell, auch wenn sie schon seit Urzeiten zur Hip-Hop Szene gehört. Sie hat ein wahres Charisma und eine zauberhafte Stimme. Aber es gibt auch viele andere… irgendwie lässt Du dich unbewusst von dem beeinflussen, was du empfängst. (Denkt nach) - oder besser gesagt: statt mich beeinflussen zu lassen, kann ich mich wiedererkennen in anderen Künstlerinnen. Also zum Beispiel Gwen Stefani, bei der ist es recht durchzogen, und Pink, die macht sehr auf Rock- aber ich erkenne mich in ihren Texten und Haltungen, die sie einnehmen. Natürlich nicht vollständig, aber ich entdecke kleine Dinge an mir in anderen Sängerinnen. Am meisten in Mary J. Blige, vor allem wegen ihrem Werdegang und ihren Leistungen.
hitparade.ch: Zehn Jahre sind seit deinem letzten Solowerk vergangen - warum hast du deine Fans so lange darauf warten lassen?
Déborah: Na ja, weil wir mit Sens Unik sehr viel gearbeitet haben nach meinem ersten Album. Damals, es war übrigens sehr Sens Unik, Sens Unik und alles für Sens Unik… wir haben damals das Album gemacht, fast um uns selbst einen Gefallen zu tun, haben es nicht wirklich promotet. Das Gegenteil von dem, was nun geschieht mit "un temps pour tout." Wir hatten viele Parallelprojekte damals. Aber ich war wirklich sehr bei Sens Unik involviert, und das Projekt Déborah, das war mehr ein erster Versuch, "un truc sympa". Aber nun will ich wirklich einen weiteren Schritt in meiner Karriere gehen mit meinem eigenen Projekt.
hitparade.ch: Das neue Album trägt den Titel "un temps pour tout" - was möchtest du damit aussagen?
Déborah: Genau das. Für alles gibt es eine (gewisse) Zeit, für alle Dinge. Aber manchmal dauern sie halt etwas länger. Es sind nämlich wirklich 10 Jahre, seit denen ich gerne etwas Eigenes gemacht hätte. Aber zwischendurch habe ich viel anderes gemacht, zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Freundeskreis. Dann habe ich auch eine 6jährige Tochter…. Und wenn Du ein neues Album machst, dann bedeutet das viel Zeit, Energie, und du musst dazu bereit sein. Vorher hatte ich zu viele Projekte am Laufen. Und dann war endlich die Zeit da, um "un temps pour tout" zu machen - von daher auch der Titel. Am Freitag kommt das Album raus und ich bin seit zwei Wochen auf Promo-Tour, mit Konzerten etc.
hitparade.ch: Hast du für dein jüngstes Projekt vieles entscheiden können und bei Texten und Komposition mitgewirkt?
Déborah: Ich habe alles selbst gemacht bei den Texten, wie schon bei Sens Unik. Danach habe ich mit Just One und Shourik'n zusammen weitergearbeitet, zu dritt. Es gab auch Inputs von aussen, aber zum Schluss hatte immer ich das Sagen. Zuerst haben Shourik'n und ich an "la route" gearbeitet, und das ist nun auch die Single geworden. Wir haben gut zusammengearbeitet und weiter gemacht, aber es war nicht von Anfang an unsere Absicht, weitere Songs aufzunehmen. Aber es sind immer meine Ideen gewesen. Zum Beispiel der Text von "un temps pour tout", der ist irgendwann in diesen 10 Jahren entstanden, wartete in einer Ecke. Es war noch nicht alles fertig daran, aber Shourik'n hatte mich gebeten, mal die Dinge auszugraben, die ich geschrieben hatte und liess sich davon inspirieren. Er schrieb die Musik und ich meine Texte dazu. Das war eine ganz enge Kooperation.
hitparade.ch: Letzte Frage: Möchtest du dich in Zukunft eher dem Privatleben widmen oder verfolgst du in künstlerischer Hinsicht noch einige Ziele?
Déborah: Ich muss alles unter einen Hut bringen, meine Tochter Illoa und meine Musik. Im Moment gehts mir recht gut, doch ich bin allein erziehend, und das heisst auch viel Organisation. Aber sie versteht das und wir reden viel zusammen. Sie weiss, dass die Musik und der Gesang meine Leidenschaft sind und das ich das brauche, um mich wohl zu fühlen.
hitparade.ch: Das möchte ich doch noch wissen: Kannst Du von deiner Musik leben?
Déborah: Tja, im Moment ist das mehr ein Vegetieren (lacht). Wenn Du ein Album machst während eines Jahres, dann hast Du auch ein Jahr lang keine Einkünfte. Nicht alle Künstler sind auf Rosen gebettet. Jedenfalls nicht auf meinem Niveau. Natürlich ist das Ziel, die neue Disc gut zu verkaufen und viele Besucher an den Konzerten zu sehen. Es gibt viele, die meine Auftritte schätzen und ich könnte mir vorstellen, weitere Alben zu produzieren. Aber das muss sich alles mit der Zeit entwickeln. Es endet ja nicht hier, ich bin ja noch jung mit 36....und ich habe noch viele Ideen, die ich verwirklichen will.
hitparade.ch: Könntest Du für uns noch die aktuellen Top 10 Singles kommentieren? Was denkst Du zu den Songs und den Interpreten?
1. Robbie Williams - Rudebox
Déborah: Robbie Williams, der Erstplatzierte, er ist momentan sehr elektro... aber ich liebe ihn. Er zeigt wirklich seinen Charakter in seiner Musik. Er ist sehr authentisch, ein bisschen durchgeknallt, aber es gefällt mir. Das ist zwar nicht speziell meine Musik, aber ich respektiere ihn sehr.
2. Justin Timberlake - SexyBack
Déborah: Dann Justin Timberlake. Wie gesagt, das vierte Stück finde ich heiss, das wird vielleicht die nächste Single? Er ist super.
3. Rihannah - Unfaithful
Déborah: Rihannah, ist das nicht dieses langsame Stück? Das Album davor hat mir besser gefallen. Natürlich ist es recht stereotyp, amerikanischer R'n'B... aber sie ist sehr hübsch. Aber nicht wirklich mein Ding.
4. Scissor Sisters - I Don't Feel Like Dancin'
kein Kommentar.
5. Gnarls Barkley - Crazy
Déborah: Ja, das mag ich auch, das hört man oft (singt: "I think you're craaaazyyy").
6. The Pussycat Dolls feat. Snoop Dogg - Buttons
Déborah: Pussicat Dolls? Nein, da bin ich kein grosser Fan. Die sind noch sehr jung, alles ist super ins Szene gesetzt, dass es das Auge anspricht, aber wie Rihannah - das ist keine Eifersucht - es ist halt doch ein bisschen einfache Musik.
7. Beyoncé feat. Jay-Z - Déjà Vu
Déborah: Beyoncé, hier hat mir das letzte Album besser gefallen, oder sogar das vorletzte.
8. Nelly Furtado feat. Timbaland - Promiscuous
9. Nelly Furtado - Maneater
Déborah: Nelly Furtado, die mag ich sehr, das ist sehr poppig. Ich mag die "meuf" (= femme), ich finde den neuen Charakter der Songs cool. Maneater ist auch super, sehr gute Percussion da drauf. Der Clip ist genial, ganz schlicht gemacht, das ist etwas für mich.
10. Christina Aguilera - Ain't No Other Man
Déborah: Christina Aguilera ist hingegen gar nicht mein Bier, aber sie hat eine super Stimme. Viel zu oberflächlich, überproduziert. Ich kann das Album nicht mal ganz anhören, einfach zu viel Hype.
hitparade.ch: Vielen Dank und viel Erfolg mit dem neuen Album!
hitparade.ch: Mit 36 Jahren bist du im besten Alter. Wenn man aber all' die Casting-Shows oder VIVA betrachtet, sind viele Pop-Prinzessinnen noch Teenager - was sagst du dazu?
Déborah: Nun, ich glaube, dass sich Teenager schon noch mehr manipulieren lassen. Sie sind noch formbar, weil sie einfach noch nicht genau wissen, was sie wirklich wollen. Das heisst nicht, dass sie dumm sind oder sich alles vorsagen lassen. Aber wenn Du 36 bist - wobei, in meinem Fall ist das eigentlich keine Frage des Alters, es geht mehr darum, was ich denke und was ich so alles gemacht habe - also, wenn Du 36 bist, gibt es Dinge, die Du willst, aber auch Dinge, die Du nicht willst. Denn ich kenne das Umfeld schon recht lange. Und dann gibt es die Art von Leuten, die glauben, man könne sich oder seine Laufbahn mit 36 nicht mehr verändern.... kompletter Schwachsinn.
hitparade.ch: Rap in der Schweiz - vor 15 Jahren war das fast noch undenkbar. Heutzutage ist dieses Genre ein fixer Bestandteil der nationalen Musikszene. Warum habt ihr euch mit Sens Unik ausgerechnet dieser Musik zugewandt?
Déborah: Zu Sens Unik bin ich gekommen, als die Band schon bestand. Ich bin durch "Zufall" aufgenommen worden, denn ich habe damals, es war etwa 1991, an einem Stück mitgearbeitet, das "Héros de Latino" hiess. Es ging ums erste Album der Band, "Les portes de temps." Vorher gab es nur eine EP, "le sixième sens." Wir haben damals nicht viel überlegt, es geschah einfach, ganz natürlich. Ich sage das zwar immer, aber es ist die Wahrheit.
Die Band wollte in dem erwähnten Lied einen kurzen Teil mit einer Sängerin haben. Da sprang ich ein. Und schliesslich, weil wir uns gut verstanden, fingen wir an, zusammen aufzutreten und blieben auch zusammen. Aber wir haben uns damals nicht etwa für den Rap entschieden, weil er "in" war. Es war mehr so, dass wir damit ein grösseres Publikum erreichen konnten. Damals war das ganz neu, der Rap an sich, und noch mit einer Sängerin. Vor allem in der französischen Szene wurden wir belächelt, denn was wir machten, war nicht "hard core rap", wie sonst üblich. Zum Glück hat sich vieles verändert und sogar die Amerikaner haben gemerkt, dass man den Rap weiterentwickeln kann.
hitparade.ch: Hattest Du als Französin mit weisser Hautfarbe nie ein Problem mit der Glaubwürdigkeit?
Déborah: Nein, überhaupt nicht. Ich weiss ja, was ich tue und bin mit mir im Reinen, sonst würde ich's nicht machen. Rap zu singen hat mich nie geniert, im Gegenteil, es hat mich weitergebracht.
hitparade.ch: Schlägt sich dein Leben auch in den Songs nieder?
Déborah: Du meinst auf dem neuen Album "un temps pour tout"?
hitparade.ch: Ja, aber auch in der Zeit vorher.
Déborah: Ja, wobei schon etwas weniger während der Zeit bei Sens Unik. Da haben wir uns gemeinsam für die Songs entschieden, und es war oft Carlos, der BOSS, der die Texte bestimmte und Just One, der die Musik lieferte. Dazu kam ich und trug mein "Federchen" dazu bei, meine Ideen, aber das waren nicht automatisch meine. Ganz alleine hätte ich vielleicht gewisse Songs, die ich für Sens Unik schrieb, nicht geschrieben. Aber es hat mich auch weitergeführt, indem ich Themen anging, die ich vielleicht alleine nicht angepackt hätte. Aber es ist natürlich viel interessanter, wirklich von dem zu singen, von dem Du sprechen willst, und die Verantwortung für dich selbst zu tragen.
hitparade.ch: Hast Du vorher schon gesungen?
Déborah: Ich hab viele, viele Dinge gemacht, ich kann sie hier nicht mal aufzählen, weil ich mich gar nicht mehr an alles erinnere. Ich hatte viele Auftritte, ohne bezahlt zu werden, mit etwas verrückten Gruppen auch....was mich interessierte, war auf die Bühne zu gehen und zu singen. Schon als kleines Mädchen machte ich an kleinen Wettbewerben mit oder sonstige Dummheiten ("des p'tites conneries, quoi"), sowohl im Tanz wie auch im Gesang. Aber ich liess mir nie träumen, einmal davon leben zu können. Es war mehr ein unerreichbarer Traum.
hitparade.ch: Kooperationen mit anderen Künstlern sind in der Rap-Musik sehr häufig. Auf dem Clip von "Si tu aimes" singst Du zum Beispiel mit den Deutschschweizern Stress und Greis. Mit wem würdest du in Zukunft gerne mal einen Song gemeinsam aufnehmen?
Déborah: Heute habe ich nicht mehr besonders Lust, Songs mit Exponenten des Rap aufzunehmen. Das geht schon eher in Richtung Soul oder R'n'B. In Deutschland würde ich gerne etwas zusammen mit Joy Denalane machen, weil wir sehr viel gemeinsam haben. Sie hat eine wunderbare Stimme und einen ebensolchen Spirit ("une grande qualité d'âme"). Es gibt viele, mit denen ich gerne singen würde, zum Beispiel Mary J. Blige. Aber ich weiss nicht, ob sie einverstanden wäre (lacht).
hitparade.ch: Auf Abracadabra habt ihr mit Elektro-Pop experimentiert. Dieses Experiment habt beim nächsten Album wieder beendet, um mehr zum Soul zurück zu kommen. Möchtest du dich solo wieder verstärkt der Pop-Musik zuwenden?
Déborah: Auf "un temps pour tout" gibt es viele verschiedene Stile. Der Soul und der Hip-Hop sind zwar der rote Faden, doch du hörst auch Reggae, Funk, Jazz, etwas von allem. Ich lasse mich nicht einschränken. Was mich interessiert, ist die Melodie, verstehst Du? Es gibt zum Beispiel Pop-Rock-Melodien, die ich liebe, bei Pink oder Gwen Stefani. Ich habe auch Sympathien für das typische französische Chanson, auch wenn es nicht gerade die Musik ist, die ich mir für zu hause kaufe. Aber ich habe trotzdem einige Discs, auf denen ich die Mélodien und die Texte mag. Das heisst, ich bin offen für viele Dinge. Mir gefallen auch Tracks, die extrem Elektro-Pop-lastig sind, zum Beispiel auf dem neusten Album von Justin Timberlake, vor allem der vierte Song. Der ist "hyper-éléctro-étrange", einfach super, das würde ich auch gerne tun. Wenn es mich inspiriert, mache ich es. Ich habe überhaupt keine Lust, mich musikalisch einzuschränken, und darum fahre ich auch solo.
hitparade.ch: Du giltst als eine der besten R'n'B-Sängerinnen Europas - hattest du im Bandleben das Gefühl, dass dein Talent und Können vielleicht manchmal zu wenig zur Geltung gekommen sind?
Déborah: Merci für das Kompliment! Ja, als ich noch mit und für Sens Unik sang, war alles doch ziemlich limitiert, es ging ja immer um relativ kurze Passagen. Aber es war immer angenehm und hat Spass gemacht, es zu realisieren. Jetzt ist es schon etwas anderes, das tun zu können, was ich selber will und so weit zu gehen, wie ich Lust habe. Ich habe zum Beispiel viel mehr an meiner Stimme gearbeitet als noch mit Sens Unik, das war nötig. Denn nun gebe ich Konzerte, wo ich praktisch 45 Minuten am Stück alleine singe.
hitparade.ch: Nur um das richtig zu verstehen: Sens Unik ist für dich also eine Sache der Vergangenheit?
Déborah: Ja, im Moment schon. Natürlich weiss man nie, was die Zukunft noch alles bereit hält… aber jetzt steht für mich das Projekt Déborah an erster Stelle.
hitparade.ch: Was ist es für ein Gefühl, wenn Du bei Live-Auftritten allein im Rampenlicht stehst und weisst, dass die Zuschauer nur oder vor allem wegen Dir gekommen sind?
Déborah: Das ist sehr aufregend! (Lacht). Aber es bringt natürlich auch Verantwortung. Wie in jedem Beruf hast Du als Sängerin auch Verantwortung. Und wie immer, wenn man dir Verantwortung gibt, kommst Du auch vorwärts, weil Du dir es ganz einfach schuldig bist, dein Bestes zu geben. Für mich ist das genial, ich liebe es. Aber klar, das kann auch schwierig sein. "Mais le travail ne me fait pas peur" (lacht).
hitparade.ch: Ja, man merkt, dass Du deine Arbeit liebst. Trotzdem nochmals zum Thema Sens Unik. Seit Herbst 2005 ist es aus - oder arbeiten die drei "Verbleibenden" noch zusammen?
Déborah: Nun, sieh mal, es ist so: Auf der Bühne ist immer noch Just One mit mir zusammen, es gibt immer noch Bio, den Ex-Sens Unik Drummer am Schlagzeug… das heisst wir sind immer noch alle drei zusammen. Carlos arbeitet unabhängig, er ist viel in Paris, er macht Castings… er ist ein grosser "Bosseur". Er ist jemand, der diese Freiheit brauchte, der sich entwickeln wollte in diesem Métier. Aber wir drei sind immer noch zusammen, und dabei ist auch Vulseur, ein Bassist. In Zukunft wünsche ich mir auch einen Gitarristen und ganz sicher einige Backgroundsänger ("choristes"), denn ich möchte wirklich eine Soul-Bühnenshow auf die Beine stellen. Das wird nicht mehr Hip-Hop sein, sondern Soul. Mit dem Unterschied, dass es einen DJ dabei hat. Das heisst, es wird schon Hip-Hop drin haben, als kleine Basis, aber ich will das Ganze als Soul-Act rausbringen, mit Musikern und einem Chor.
hitparade.ch: Also fast so was wie ein neues Genre?
Déborah: Ja, aber ich nehme ja alles mit, das ich vorher gemacht habe, in meinem Rucksack, quasi. Es gibt keinen Grund, das fallen zu lassen.
hitparade.ch: Daran habe ich auch gedacht. Verspürst du bei deiner Solo-Arbeit irgend einen Druck aufgrund der Erfolge von Sens Unik?
Déborah: Hm, das macht mir natürlich schon ein wenig Angst, denn mit Sens Unik hatten wir wirklich grossen Erfolg. Den wünsche ich mir natürlich auch für mein Solo-Projekt. Aber alles was ich tun kann, ist gut zu arbeiten. Und das kann ich am besten auf der Bühne, dort kann ich die Leute berühren, ihnen etwas mitgeben. Aber die Leute kommen natürlich nicht zu mir, wenn ich nichts zu geben habe. Ich muss mich also selber anspornen. Natürlich gibt es viele, die Sens Unik sehr mochten und die nun, sagen wir mal, enttäuscht sind. Aber ich glaube schon, dass die Leute kommen, um mich zu sehen, und dass sie meine Musik mögen.
hitparade.ch: Welches Publikum möchtest Du mit dem neuen Album besonders ansprechen? Junge, Frauen?
Déborah: Mein Publikum ist zum Glück sehr gemischt. Aber ich glaube schon, dass es vor allem ein aufgeklärtes Publikum ist, etwas reifere Leute. Im Moment ist das Album noch nicht draussen, nur die Single "la route" ist schon am Radio zu hören. Aber wenn die Disc in ein paar Tagen in den Läden steht, bin ich natürlich gespannt auf die Reaktionen. Ich glaube weniger, dass es etwas für die ganz Jungen ist, die eher MTV und Ami-Rap hören. Die haben diese Soul-Kultur nicht, die wir am Anfang des Hip-Hop hatten. Und dennoch will ich auch auf sie zugehen, denn der Soul ist für mich Teil des Hip-Hop.
hitparade.ch: Wie schwer glaubst du ist es, sich solo etablieren zu können und den Stempel "das ist die Sängerin von..." loszuwerden? Ist die Vergangenheit eher förderlich oder hinderlich?
Déborah: Nein. Hör zu, ich hab's dir doch grad vorhin erklärt: Ich habe meinen Rucksack, und das macht mir keine Sorgen. Natürlich spricht man noch davon, denn es ist ja noch nicht lange her, seit es Sens Unik nicht mehr gibt. Also ist es auch normal, dass man darüber spricht. Es ist wie mit Sting: da denkt man auch immer noch an seine Band Police, nach Jahrzehnten.
hitparade.ch: Ich habe grade eine Analogie mit Strassenschildern vor Augen... könnte man sagen, dass Du die "Einbahnstrasse" ("route à sens unique") verlassen hast, um dich nun für "toutes directions" ("alle Richtungen") zu öffnen?
Déborah: Ja (lacht), nicht schlecht, das stimmt.
hitparade.ch: Du hast von Gwen Stefani gesprochen. Beyoncé oder auch Fergie (Blackeyed Peas) sind prominente Beispiele für Sängerinnen, die es solo geschafft haben. Nimmst du sie dir als Vorbild? Welche Künstlerinnen haben dich am meisten beeinflusst?
Déborah: Ich habe keine Idole und nie welche gehabt. Aber ich habe natürlich immer zu einem gewissen Zeitpunkt ein gewisses Lied im Kopf gehabt und den Künstler oder die Künstlerin verehrt. Aber ich habe keine Idole… ausser vielleicht, ja, Mary J. Blige, die eine der alten Garde ist. Aber sie ist heute genau so präsent und aktuell, auch wenn sie schon seit Urzeiten zur Hip-Hop Szene gehört. Sie hat ein wahres Charisma und eine zauberhafte Stimme. Aber es gibt auch viele andere… irgendwie lässt Du dich unbewusst von dem beeinflussen, was du empfängst. (Denkt nach) - oder besser gesagt: statt mich beeinflussen zu lassen, kann ich mich wiedererkennen in anderen Künstlerinnen. Also zum Beispiel Gwen Stefani, bei der ist es recht durchzogen, und Pink, die macht sehr auf Rock- aber ich erkenne mich in ihren Texten und Haltungen, die sie einnehmen. Natürlich nicht vollständig, aber ich entdecke kleine Dinge an mir in anderen Sängerinnen. Am meisten in Mary J. Blige, vor allem wegen ihrem Werdegang und ihren Leistungen.
hitparade.ch: Zehn Jahre sind seit deinem letzten Solowerk vergangen - warum hast du deine Fans so lange darauf warten lassen?
Déborah: Na ja, weil wir mit Sens Unik sehr viel gearbeitet haben nach meinem ersten Album. Damals, es war übrigens sehr Sens Unik, Sens Unik und alles für Sens Unik… wir haben damals das Album gemacht, fast um uns selbst einen Gefallen zu tun, haben es nicht wirklich promotet. Das Gegenteil von dem, was nun geschieht mit "un temps pour tout." Wir hatten viele Parallelprojekte damals. Aber ich war wirklich sehr bei Sens Unik involviert, und das Projekt Déborah, das war mehr ein erster Versuch, "un truc sympa". Aber nun will ich wirklich einen weiteren Schritt in meiner Karriere gehen mit meinem eigenen Projekt.
hitparade.ch: Das neue Album trägt den Titel "un temps pour tout" - was möchtest du damit aussagen?
Déborah: Genau das. Für alles gibt es eine (gewisse) Zeit, für alle Dinge. Aber manchmal dauern sie halt etwas länger. Es sind nämlich wirklich 10 Jahre, seit denen ich gerne etwas Eigenes gemacht hätte. Aber zwischendurch habe ich viel anderes gemacht, zum Beispiel die Zusammenarbeit mit Freundeskreis. Dann habe ich auch eine 6jährige Tochter…. Und wenn Du ein neues Album machst, dann bedeutet das viel Zeit, Energie, und du musst dazu bereit sein. Vorher hatte ich zu viele Projekte am Laufen. Und dann war endlich die Zeit da, um "un temps pour tout" zu machen - von daher auch der Titel. Am Freitag kommt das Album raus und ich bin seit zwei Wochen auf Promo-Tour, mit Konzerten etc.
hitparade.ch: Hast du für dein jüngstes Projekt vieles entscheiden können und bei Texten und Komposition mitgewirkt?
Déborah: Ich habe alles selbst gemacht bei den Texten, wie schon bei Sens Unik. Danach habe ich mit Just One und Shourik'n zusammen weitergearbeitet, zu dritt. Es gab auch Inputs von aussen, aber zum Schluss hatte immer ich das Sagen. Zuerst haben Shourik'n und ich an "la route" gearbeitet, und das ist nun auch die Single geworden. Wir haben gut zusammengearbeitet und weiter gemacht, aber es war nicht von Anfang an unsere Absicht, weitere Songs aufzunehmen. Aber es sind immer meine Ideen gewesen. Zum Beispiel der Text von "un temps pour tout", der ist irgendwann in diesen 10 Jahren entstanden, wartete in einer Ecke. Es war noch nicht alles fertig daran, aber Shourik'n hatte mich gebeten, mal die Dinge auszugraben, die ich geschrieben hatte und liess sich davon inspirieren. Er schrieb die Musik und ich meine Texte dazu. Das war eine ganz enge Kooperation.
hitparade.ch: Letzte Frage: Möchtest du dich in Zukunft eher dem Privatleben widmen oder verfolgst du in künstlerischer Hinsicht noch einige Ziele?
Déborah: Ich muss alles unter einen Hut bringen, meine Tochter Illoa und meine Musik. Im Moment gehts mir recht gut, doch ich bin allein erziehend, und das heisst auch viel Organisation. Aber sie versteht das und wir reden viel zusammen. Sie weiss, dass die Musik und der Gesang meine Leidenschaft sind und das ich das brauche, um mich wohl zu fühlen.
hitparade.ch: Das möchte ich doch noch wissen: Kannst Du von deiner Musik leben?
Déborah: Tja, im Moment ist das mehr ein Vegetieren (lacht). Wenn Du ein Album machst während eines Jahres, dann hast Du auch ein Jahr lang keine Einkünfte. Nicht alle Künstler sind auf Rosen gebettet. Jedenfalls nicht auf meinem Niveau. Natürlich ist das Ziel, die neue Disc gut zu verkaufen und viele Besucher an den Konzerten zu sehen. Es gibt viele, die meine Auftritte schätzen und ich könnte mir vorstellen, weitere Alben zu produzieren. Aber das muss sich alles mit der Zeit entwickeln. Es endet ja nicht hier, ich bin ja noch jung mit 36....und ich habe noch viele Ideen, die ich verwirklichen will.
hitparade.ch: Könntest Du für uns noch die aktuellen Top 10 Singles kommentieren? Was denkst Du zu den Songs und den Interpreten?
1. Robbie Williams - Rudebox
Déborah: Robbie Williams, der Erstplatzierte, er ist momentan sehr elektro... aber ich liebe ihn. Er zeigt wirklich seinen Charakter in seiner Musik. Er ist sehr authentisch, ein bisschen durchgeknallt, aber es gefällt mir. Das ist zwar nicht speziell meine Musik, aber ich respektiere ihn sehr.
2. Justin Timberlake - SexyBack
Déborah: Dann Justin Timberlake. Wie gesagt, das vierte Stück finde ich heiss, das wird vielleicht die nächste Single? Er ist super.
3. Rihannah - Unfaithful
Déborah: Rihannah, ist das nicht dieses langsame Stück? Das Album davor hat mir besser gefallen. Natürlich ist es recht stereotyp, amerikanischer R'n'B... aber sie ist sehr hübsch. Aber nicht wirklich mein Ding.
4. Scissor Sisters - I Don't Feel Like Dancin'
kein Kommentar.
5. Gnarls Barkley - Crazy
Déborah: Ja, das mag ich auch, das hört man oft (singt: "I think you're craaaazyyy").
6. The Pussycat Dolls feat. Snoop Dogg - Buttons
Déborah: Pussicat Dolls? Nein, da bin ich kein grosser Fan. Die sind noch sehr jung, alles ist super ins Szene gesetzt, dass es das Auge anspricht, aber wie Rihannah - das ist keine Eifersucht - es ist halt doch ein bisschen einfache Musik.
7. Beyoncé feat. Jay-Z - Déjà Vu
Déborah: Beyoncé, hier hat mir das letzte Album besser gefallen, oder sogar das vorletzte.
8. Nelly Furtado feat. Timbaland - Promiscuous
9. Nelly Furtado - Maneater
Déborah: Nelly Furtado, die mag ich sehr, das ist sehr poppig. Ich mag die "meuf" (= femme), ich finde den neuen Charakter der Songs cool. Maneater ist auch super, sehr gute Percussion da drauf. Der Clip ist genial, ganz schlicht gemacht, das ist etwas für mich.
10. Christina Aguilera - Ain't No Other Man
Déborah: Christina Aguilera ist hingegen gar nicht mein Bier, aber sie hat eine super Stimme. Viel zu oberflächlich, überproduziert. Ich kann das Album nicht mal ganz anhören, einfach zu viel Hype.
hitparade.ch: Vielen Dank und viel Erfolg mit dem neuen Album!