Interview mit Disgroove
Disgroove haben 2004 im Vorprogramm zu Velvet Revolver an den Winterthurer Musikfestwochen viele überrascht. Nach zahlreichen Konzerten in den letzten Monaten haben sich die drei Basler kurz in ihr eigenes Studio zurückgezogen. Dabei entstanden ist ihre neue CD "Three", welche am 24. Februar getauft wird. Vorher stellte sich das Trio aber noch unseren Fragen. Wir haben Philippe, Sänger und Gitarrist des Trios, in Zürich zu einem Kaffee getroffen.
hitparade.ch: Nicht ganz zwei Jahre nach eurem Debüt "Down On Myself" erscheint nun euer zweiter Longplayer "Three" Ende Februar. Ich persönlich bin begeistert von dem Resultat. Was empfindet ihr, wenn ihr die CD in den Händen hält?
Philippe: Wir sind auch sehr zufrieden damit. Wobei ich sagen muss, dass ich "Three" schon eine Weile nicht mehr selber angehört habe. Ich brauchte doch mal etwas Abstand davon. Es war doch ein Monat voll im Studio und rund ein Jahr Vorbereitungszeit. Danach musste ich zuerst einmal etwas zurücklehnen. Aber wir sind wirklich zufrieden, es gefällt uns besser als unsere erste Scheibe.
hitparade.ch: Du hast es angetönt: nur ein Monat im Studio. Wenn ich zum Teil lese, dass sich andere monatelang im Studio vergraben: Lief alles so rund oder habt ihr euch explizit in diesem Jahr darauf vorbereitet?
Philippe: Monatelang muss niemand im Studio sein, hab' ich das Gefühl. Das sind Leute die vermutlich ein eigenes Studio haben und es dann eher easy nehmen. Aber ich persönlich finde es schlecht, über Monate ein Album aufzunehmen. Dann hängst du zeitweise etwas durch und lässt dich gehen. Ich finde, man sollte drei, vier Wochen Vollgas geben und die Songs reindrücken. Ich kenne andere Bands, die über ein Jahr an einem Album gearbeitet haben. Nach einem Jahr hast du bereits so eine Distanz zu den ersten Songs, dass du sie gar nicht mehr gut findest.
hitparade.ch: Wie schon auf "Down On Myself" habt ihr auf den Amerikaner Eric Klinger von "Pro Pain" als Produzenten gesetzt. Findet man in der Schweiz zu wenig gute Produzenten, für das was ihr wollt? Oder lautet bei euch die Devise bereits "Never change a winning team"?
Philippe: Es ist ein langer Weg bis es dann darum geht, die neuen Sachen aufzunehmen. Wir brauchten lange, um zu wissen, was wir genau wollen. Einmal entschieden änderst du dies auch nicht mehr. Wir hatten schon auf der ersten Scheibe eine super Zusammenarbeit. Wieso soll man es also nicht noch einmal zusammen versuchen? Es tönt ja nicht gleich, es tönt besser als "Down On Myself". Nicht nur wir haben uns weiter entwickelt, sondern auch er. Und das wird dann auch beim nächsten Mal so sein, sofern wir wieder zusammen arbeiten.
hitparade.ch: Plötzlich stand bei euch auf der Website "Flipper geht, Marek kommt" - schon nach Abschluss der Aufnahmen. War es ein Schock für euch, als euer Bassist Flipper offenbarte, die Band zu verlassen?
Philippe: Es hat sich schon länger abgezeichnet. Flipper wird jetzt dann bald zweifacher Vater und er hat das Ganze nicht mehr unter einen Hut gebracht. Wir haben das auch gemerkt: er konnte sich bei gewissen Sachen nicht mehr so beteiligen und das hat dann etwas auf die Stimmung gedrückt. Und gerade in dieser Phase, in der wir jetzt drin stecken, brauchen wir jemanden, der zu 100 % dabei ist. Wir machen nun mal verrückten Dinge, fahren zum Beispiel für ein Konzert 1000 km ins Ausland, ohne eine gröbere Gage dafür zu bekommen . Dann schlagen andere Verpflichtungen natürlich etwas aufs Gemüt. Aber wir haben trotzdem ein sehr gutes Verhältnis und es gibt absolut keine Probleme deswegen. Er unterstützt uns weiter im Hintergrund.
hitparade.ch: Also wirklich im Guten getrennt...
Philippe: Ja, auf jeden Fall, er ist erleichtert und wir auch.
hitparade.ch: Ihr habt ja schnell einen Eratz gefunden: Marek. Mit ihm habt ihr ja früher schon bei "Gurd" zusammengespielt. War er schnell mit an Bord?
Philippe: Überreden mussten wir ihn nicht, aber er hatte eine etwas komplizierte Job-Situation. Er wollte bei einer Firma in Deutschland arbeiten und es ging am Schluss nur darum, ob er diesen Job definitiv bekommt oder nicht. Und das war am Ende nicht der Fall und dann war's sofort klar, dass er kommt. Aber es ist nicht so, dass er jetzt auf uns gewartet hätte und es ist auch nicht so, dass wir die längste Zeit gefragt hätten. Es musste einfach vom Zeitpunkt her stimmen und das hat jetzt am Ende.
hitparade.ch: Wenn ich mir Presseberichte anschaue, werdet ihr häufig mit anderen Bands verglichen, "Alice In Chains", "Nickelback", "Staind", usw. Nervt es euch nicht, wenn ihr doch versucht, etwas eigenes auf die Beine zu stellen? Oder hilft das am Ende sogar, gerade im eigenen Land?
Philippe: Ich glaube der Otto-Normalverbraucher benötigt einen Anhaltspunkt, um sich etwas vorzustellen. Wir machen es sicher nicht extra, haben aber auch kein Problem damit, wenn jemand diese Vergleiche zieht. Und was sollen wir auf die Frage "wie tönt es denn?" antworten? Wie willst du Musik umschreiben? Mit den gängigen Worten und Attributen aus der Musikszene? Modern Rock? Alternative Rock? Selbst wenn du diese Ausdrücke bringst, kann sich niemand so richtig etwas darunter vorstellen. Es ist schwierig, Musik zu beschreiben, ohne Vergleiche aufzustellen. Bei gewissen Vergleichen sind wir jeweils etwas verwundert, weil wir finden, das tönt überhaupt nicht so. Aber damit muss man leben.
hitparade.ch: Euch ist wieder eine absolut abwechslungsreiche Platte gelungen: sowohl Freunde härterer Töne als auch jene leiser, feiner und akustischer Stücke werden Freude an "Three" haben. War das Euer Konzept oder hattet ihr einfach Lust, auch anderes zu versuchen?
Philippe: Das erste Album haben wir relativ ziellos und regellos geschrieben. Bei "Down On Myself" haben wir gemacht, was uns spontan in den Sinn gekommen ist. Und im Nachhinein finde ich auf der ersten Platte nicht mehr alles so toll. Und die zweite Scheibe ist jetzt einiges strukturierter geschrieben; wir wollten etwas härter spielen. Wir haben auch ein, zwei Songs am Schluss rausgekickt, bei denen wir gefunden hatten, dass sie nicht drauf passen. Diese Möglichkeit hatten wir beim Erstling nicht. Da kam alles drauf, was wir hatten. Wir machen's nicht absichtlich, aber das sind nun mal wir. Wir haben einfach nicht vor, heute ein knallhartes Rockalbum zu machen und morgen ein akustisches. Uns macht es Spass, abwechslungsreich zu sein.
hitparade.ch: Das war ja ganz anders bei "Gurd", wo ihr nur die ganz harten Töne angeschlagen habt. Wieso seid ihr nicht auf dieser Schiene weitergefahren wie damals? Ihr seid ja jetzt wieder alles ehemalige Gurd-Leute.
Philippe: Bei mir war's eine spezielle Situation. Ich selber habe vor Gurd für mich eigentlich nie solch harten Sound gehört. Für mich war Gurd eher eine Chance. Die Zeit mit Gurd war wirklich geil, aber ich war nie zu Hause in dieser Musik. Meine Welt ist in dieser 90er Seattle Sound. Und da war "Gurd" meine Chance, mal etwas von diesem Leben zu schnuppern, zu touren und das ganze drumherum zu erleben. Es war mir ohnehin immer klar, dass ich wieder irgendwann etwas eigenes beginnen würde, dass eher meinem Ursprung entsprechen wird. Irgendwann wollte ich dieses Abmetallen hinter mir lassen. Das hatte ich irgendwann gesehen.
hitparade.ch: Wie wichtig ist es euch mittlerweile, mit einem kleine Label (N-Gage) zusammen zu arbeiten? Ihr hattet ja vorher versucht, bei einem grösseren Label Unterschlupf zu finden.
Philippe: Ich glaube, das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du überhaupt jemanden hast, der etwas für dich tut. Ohne eine gewisse Infrastruktur wie Label, Vertrieb, Booking und Promo, kommst du nirgends hin. du bekommst keinen grösseren Auftritt ohne Booking. Ohne Promo bekommst Du auch keine Auftritte; auch nicht wenn keine CD im Laden steht. Es spielt alles ineinander. Ich habe gar keine Probleme damit, dass wir bei keinem Major-Label sind. N-Gage macht einen sehr guten Job. Wir müssen also nicht noch weiter umschauen.
hitparade.ch: N-Gage konzentriert sich ja eher etwas auf die Basler Musik-Szene; unter anderem auch Stile wie Hip-Hop und Reggae. Sitzt man da auch mal untereinander zusammen und tauscht sich aus?
Philippe: Natürlich kennen wir uns alle untereinander. Natürlich kenne ich Treekillaz und Undergod besser als Famara und Shabani and the Burning Birds, weil wir zusammen Konzerte spielten, was wir mit den Reggae-Acts nicht machen. Aber ich denke nicht, dass N-Gage bewusst auf die Basler Bands setzt. Er bekommt Demos aus der ganzen Schweiz und er sucht sich halt Sachen aus, die ihm gefallen und wo er ein gewisses Potenzial vermutet.
hitparade.ch: Wenn ich jetzt den Vergleich mit Zürich ziehe: da kommt relativ wenig Bekanntes her. Es macht auch nicht so den Anschein, dass hier eine überaus grosse Musikerszene vorhanden wäre. Nicht wie in Basel, wo immer wieder neue Bands in den Medien auftauchen oder in der unbestrittenen Berner Szene. Denkst du, dass es einenn Grund hat, wieso Basel in dieser Hinsicht im Vergleich mit Zürich aufblüht?
Philippe: Von Zürich kenne ich eigentlich nur Redwood und Henchman. Stimmt, wir haben auch Mühe, in Zürich Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Hier gibt es diverse Clubs, die uns aber nicht als Haupt-Act buchen. Für den Support nehmen sie dann hauptsächlich national unbekannte Zürcher Bands. Für mich ist es schwierig, Zürich zu beurteilen. Ich sehe nicht in die Szene rein, weil ich nicht von da bin. Aber es ist extrem schwierig, dort einen anständigen Auftritt zu bekommen. Daraus schliesse ich, dass die "Szene" etwas ausgetrocknet ist. Aber das ist eine Annahme.
hitparade.ch: Wie alle anderen kommst auch du nicht drumherum, die aktuellen Top 10 der Single-Charts zu kommentieren.
1. Mattafix - Big City Life
Philippe: Keine Ahnung was das ist. Ich muss dazu auch sagen, dass ich mir gerade einen iPod angeschafft und meine ganze Musiksammlung darauf geladen habe. Diesen Sound höre ich jetzt überall. Daher kannst du Radiosound bei mir zur Zeit schlichtweg vergessen.
2. Madonna - Hung Up
Philippe: Madonna - Ich kenne den Song nicht.
hitparade.ch: Das ist der mit dem ABBA-Sample.
Philippe: Ah, der wo sie im Clip im engen Höschen rumtanzt. Mit Madonna kann ich leben in den Top 10. Sie hat eine gewisse Berechtigung da drin zu sein; die macht das schon lange und hat dementsprechend auch geügend Fans, die ihre Sachen kaufen.
3. Black Eyed Peas - My Humps
Philippe: Ist auch eine coole Band. Ich kenne diesen Song gerade nicht, aber was ich bis jetzt von ihnen gehört habe, finde ich gut. Ich habe zwar keine CD von ihnen, aber ich suche keinen anderen Sender wenn sie im Radio gespielt werden. Bist du sicher, dass dies die aktuellen Charts sind?
hitparade.ch: Ja, klar.
4. Bob Sinclair - Love Generation
Philippe: Keinen blassen Schimmer
5. Xavier Naidoo - Dieser Weg
Philippe: Von ihm besitze ich auch keine Scheibe. Finde jedoch den ein oder anderen Song cool, den er macht.
6. Melanie C - First Day Of My Life
Philippe: Kenne den Song gerade auch nicht. Was soll ich sagen? Ich wünschte es gäbe mehr in diesen Top 10 zum Runterputzen, aber das kommt vielleicht noch. Melanie C. - sie macht sicher einen guten Job.
7. Pussycat Dolls: - Stickwitu
Philippe: Keine Ahnung, erzähl mal?
hitparade.ch: Junge, hübsche Mädchen in knappen, engen Höschen..
Philippe: Soso, knappe Höschen...
hitparade.ch: Sie machen aus meiner Sicht etwas 08/15-R'n'B.
Philippe: Okay, keine Ahnung, kann ich nix dazu sagen.
8. Mary J. Blige - Be Without You
Philippe: Sie ist natürlich euch eine grosse Person und darf auch in den Charts sein.
9. Eminem - When I'm Gone
Philippe: Für mich ist Eminem mehr ein Entertainer als ein Musiker. Ich finde ihn lustig. Nicht gut oder super, sondern lustig. Und ich versteh's, wenn ihn die Kids auch lustig finden.
10. 50 Cent - Window Shopper
Philippe: Mit ihm kann ich vom Typ her nicht soviel anfangen. Aber alles in allem bin ich überrascht, dass in diesen Top 10 nicht mehr Scheisse ist. Ich hätte jetzt eher mit Tokio Hotel oder dem Crazy Frog gerechnet.
hitparade.ch: Nicht ganz zwei Jahre nach eurem Debüt "Down On Myself" erscheint nun euer zweiter Longplayer "Three" Ende Februar. Ich persönlich bin begeistert von dem Resultat. Was empfindet ihr, wenn ihr die CD in den Händen hält?
Philippe: Wir sind auch sehr zufrieden damit. Wobei ich sagen muss, dass ich "Three" schon eine Weile nicht mehr selber angehört habe. Ich brauchte doch mal etwas Abstand davon. Es war doch ein Monat voll im Studio und rund ein Jahr Vorbereitungszeit. Danach musste ich zuerst einmal etwas zurücklehnen. Aber wir sind wirklich zufrieden, es gefällt uns besser als unsere erste Scheibe.
hitparade.ch: Du hast es angetönt: nur ein Monat im Studio. Wenn ich zum Teil lese, dass sich andere monatelang im Studio vergraben: Lief alles so rund oder habt ihr euch explizit in diesem Jahr darauf vorbereitet?
Philippe: Monatelang muss niemand im Studio sein, hab' ich das Gefühl. Das sind Leute die vermutlich ein eigenes Studio haben und es dann eher easy nehmen. Aber ich persönlich finde es schlecht, über Monate ein Album aufzunehmen. Dann hängst du zeitweise etwas durch und lässt dich gehen. Ich finde, man sollte drei, vier Wochen Vollgas geben und die Songs reindrücken. Ich kenne andere Bands, die über ein Jahr an einem Album gearbeitet haben. Nach einem Jahr hast du bereits so eine Distanz zu den ersten Songs, dass du sie gar nicht mehr gut findest.
hitparade.ch: Wie schon auf "Down On Myself" habt ihr auf den Amerikaner Eric Klinger von "Pro Pain" als Produzenten gesetzt. Findet man in der Schweiz zu wenig gute Produzenten, für das was ihr wollt? Oder lautet bei euch die Devise bereits "Never change a winning team"?
Philippe: Es ist ein langer Weg bis es dann darum geht, die neuen Sachen aufzunehmen. Wir brauchten lange, um zu wissen, was wir genau wollen. Einmal entschieden änderst du dies auch nicht mehr. Wir hatten schon auf der ersten Scheibe eine super Zusammenarbeit. Wieso soll man es also nicht noch einmal zusammen versuchen? Es tönt ja nicht gleich, es tönt besser als "Down On Myself". Nicht nur wir haben uns weiter entwickelt, sondern auch er. Und das wird dann auch beim nächsten Mal so sein, sofern wir wieder zusammen arbeiten.
hitparade.ch: Plötzlich stand bei euch auf der Website "Flipper geht, Marek kommt" - schon nach Abschluss der Aufnahmen. War es ein Schock für euch, als euer Bassist Flipper offenbarte, die Band zu verlassen?
Philippe: Es hat sich schon länger abgezeichnet. Flipper wird jetzt dann bald zweifacher Vater und er hat das Ganze nicht mehr unter einen Hut gebracht. Wir haben das auch gemerkt: er konnte sich bei gewissen Sachen nicht mehr so beteiligen und das hat dann etwas auf die Stimmung gedrückt. Und gerade in dieser Phase, in der wir jetzt drin stecken, brauchen wir jemanden, der zu 100 % dabei ist. Wir machen nun mal verrückten Dinge, fahren zum Beispiel für ein Konzert 1000 km ins Ausland, ohne eine gröbere Gage dafür zu bekommen . Dann schlagen andere Verpflichtungen natürlich etwas aufs Gemüt. Aber wir haben trotzdem ein sehr gutes Verhältnis und es gibt absolut keine Probleme deswegen. Er unterstützt uns weiter im Hintergrund.
hitparade.ch: Also wirklich im Guten getrennt...
Philippe: Ja, auf jeden Fall, er ist erleichtert und wir auch.
hitparade.ch: Ihr habt ja schnell einen Eratz gefunden: Marek. Mit ihm habt ihr ja früher schon bei "Gurd" zusammengespielt. War er schnell mit an Bord?
Philippe: Überreden mussten wir ihn nicht, aber er hatte eine etwas komplizierte Job-Situation. Er wollte bei einer Firma in Deutschland arbeiten und es ging am Schluss nur darum, ob er diesen Job definitiv bekommt oder nicht. Und das war am Ende nicht der Fall und dann war's sofort klar, dass er kommt. Aber es ist nicht so, dass er jetzt auf uns gewartet hätte und es ist auch nicht so, dass wir die längste Zeit gefragt hätten. Es musste einfach vom Zeitpunkt her stimmen und das hat jetzt am Ende.
hitparade.ch: Wenn ich mir Presseberichte anschaue, werdet ihr häufig mit anderen Bands verglichen, "Alice In Chains", "Nickelback", "Staind", usw. Nervt es euch nicht, wenn ihr doch versucht, etwas eigenes auf die Beine zu stellen? Oder hilft das am Ende sogar, gerade im eigenen Land?
Philippe: Ich glaube der Otto-Normalverbraucher benötigt einen Anhaltspunkt, um sich etwas vorzustellen. Wir machen es sicher nicht extra, haben aber auch kein Problem damit, wenn jemand diese Vergleiche zieht. Und was sollen wir auf die Frage "wie tönt es denn?" antworten? Wie willst du Musik umschreiben? Mit den gängigen Worten und Attributen aus der Musikszene? Modern Rock? Alternative Rock? Selbst wenn du diese Ausdrücke bringst, kann sich niemand so richtig etwas darunter vorstellen. Es ist schwierig, Musik zu beschreiben, ohne Vergleiche aufzustellen. Bei gewissen Vergleichen sind wir jeweils etwas verwundert, weil wir finden, das tönt überhaupt nicht so. Aber damit muss man leben.
hitparade.ch: Euch ist wieder eine absolut abwechslungsreiche Platte gelungen: sowohl Freunde härterer Töne als auch jene leiser, feiner und akustischer Stücke werden Freude an "Three" haben. War das Euer Konzept oder hattet ihr einfach Lust, auch anderes zu versuchen?
Philippe: Das erste Album haben wir relativ ziellos und regellos geschrieben. Bei "Down On Myself" haben wir gemacht, was uns spontan in den Sinn gekommen ist. Und im Nachhinein finde ich auf der ersten Platte nicht mehr alles so toll. Und die zweite Scheibe ist jetzt einiges strukturierter geschrieben; wir wollten etwas härter spielen. Wir haben auch ein, zwei Songs am Schluss rausgekickt, bei denen wir gefunden hatten, dass sie nicht drauf passen. Diese Möglichkeit hatten wir beim Erstling nicht. Da kam alles drauf, was wir hatten. Wir machen's nicht absichtlich, aber das sind nun mal wir. Wir haben einfach nicht vor, heute ein knallhartes Rockalbum zu machen und morgen ein akustisches. Uns macht es Spass, abwechslungsreich zu sein.
hitparade.ch: Das war ja ganz anders bei "Gurd", wo ihr nur die ganz harten Töne angeschlagen habt. Wieso seid ihr nicht auf dieser Schiene weitergefahren wie damals? Ihr seid ja jetzt wieder alles ehemalige Gurd-Leute.
Philippe: Bei mir war's eine spezielle Situation. Ich selber habe vor Gurd für mich eigentlich nie solch harten Sound gehört. Für mich war Gurd eher eine Chance. Die Zeit mit Gurd war wirklich geil, aber ich war nie zu Hause in dieser Musik. Meine Welt ist in dieser 90er Seattle Sound. Und da war "Gurd" meine Chance, mal etwas von diesem Leben zu schnuppern, zu touren und das ganze drumherum zu erleben. Es war mir ohnehin immer klar, dass ich wieder irgendwann etwas eigenes beginnen würde, dass eher meinem Ursprung entsprechen wird. Irgendwann wollte ich dieses Abmetallen hinter mir lassen. Das hatte ich irgendwann gesehen.
hitparade.ch: Wie wichtig ist es euch mittlerweile, mit einem kleine Label (N-Gage) zusammen zu arbeiten? Ihr hattet ja vorher versucht, bei einem grösseren Label Unterschlupf zu finden.
Philippe: Ich glaube, das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, dass du überhaupt jemanden hast, der etwas für dich tut. Ohne eine gewisse Infrastruktur wie Label, Vertrieb, Booking und Promo, kommst du nirgends hin. du bekommst keinen grösseren Auftritt ohne Booking. Ohne Promo bekommst Du auch keine Auftritte; auch nicht wenn keine CD im Laden steht. Es spielt alles ineinander. Ich habe gar keine Probleme damit, dass wir bei keinem Major-Label sind. N-Gage macht einen sehr guten Job. Wir müssen also nicht noch weiter umschauen.
hitparade.ch: N-Gage konzentriert sich ja eher etwas auf die Basler Musik-Szene; unter anderem auch Stile wie Hip-Hop und Reggae. Sitzt man da auch mal untereinander zusammen und tauscht sich aus?
Philippe: Natürlich kennen wir uns alle untereinander. Natürlich kenne ich Treekillaz und Undergod besser als Famara und Shabani and the Burning Birds, weil wir zusammen Konzerte spielten, was wir mit den Reggae-Acts nicht machen. Aber ich denke nicht, dass N-Gage bewusst auf die Basler Bands setzt. Er bekommt Demos aus der ganzen Schweiz und er sucht sich halt Sachen aus, die ihm gefallen und wo er ein gewisses Potenzial vermutet.
hitparade.ch: Wenn ich jetzt den Vergleich mit Zürich ziehe: da kommt relativ wenig Bekanntes her. Es macht auch nicht so den Anschein, dass hier eine überaus grosse Musikerszene vorhanden wäre. Nicht wie in Basel, wo immer wieder neue Bands in den Medien auftauchen oder in der unbestrittenen Berner Szene. Denkst du, dass es einenn Grund hat, wieso Basel in dieser Hinsicht im Vergleich mit Zürich aufblüht?
Philippe: Von Zürich kenne ich eigentlich nur Redwood und Henchman. Stimmt, wir haben auch Mühe, in Zürich Auftrittsmöglichkeiten zu bekommen. Hier gibt es diverse Clubs, die uns aber nicht als Haupt-Act buchen. Für den Support nehmen sie dann hauptsächlich national unbekannte Zürcher Bands. Für mich ist es schwierig, Zürich zu beurteilen. Ich sehe nicht in die Szene rein, weil ich nicht von da bin. Aber es ist extrem schwierig, dort einen anständigen Auftritt zu bekommen. Daraus schliesse ich, dass die "Szene" etwas ausgetrocknet ist. Aber das ist eine Annahme.
hitparade.ch: Wie alle anderen kommst auch du nicht drumherum, die aktuellen Top 10 der Single-Charts zu kommentieren.
1. Mattafix - Big City Life
Philippe: Keine Ahnung was das ist. Ich muss dazu auch sagen, dass ich mir gerade einen iPod angeschafft und meine ganze Musiksammlung darauf geladen habe. Diesen Sound höre ich jetzt überall. Daher kannst du Radiosound bei mir zur Zeit schlichtweg vergessen.
2. Madonna - Hung Up
Philippe: Madonna - Ich kenne den Song nicht.
hitparade.ch: Das ist der mit dem ABBA-Sample.
Philippe: Ah, der wo sie im Clip im engen Höschen rumtanzt. Mit Madonna kann ich leben in den Top 10. Sie hat eine gewisse Berechtigung da drin zu sein; die macht das schon lange und hat dementsprechend auch geügend Fans, die ihre Sachen kaufen.
3. Black Eyed Peas - My Humps
Philippe: Ist auch eine coole Band. Ich kenne diesen Song gerade nicht, aber was ich bis jetzt von ihnen gehört habe, finde ich gut. Ich habe zwar keine CD von ihnen, aber ich suche keinen anderen Sender wenn sie im Radio gespielt werden. Bist du sicher, dass dies die aktuellen Charts sind?
hitparade.ch: Ja, klar.
4. Bob Sinclair - Love Generation
Philippe: Keinen blassen Schimmer
5. Xavier Naidoo - Dieser Weg
Philippe: Von ihm besitze ich auch keine Scheibe. Finde jedoch den ein oder anderen Song cool, den er macht.
6. Melanie C - First Day Of My Life
Philippe: Kenne den Song gerade auch nicht. Was soll ich sagen? Ich wünschte es gäbe mehr in diesen Top 10 zum Runterputzen, aber das kommt vielleicht noch. Melanie C. - sie macht sicher einen guten Job.
7. Pussycat Dolls: - Stickwitu
Philippe: Keine Ahnung, erzähl mal?
hitparade.ch: Junge, hübsche Mädchen in knappen, engen Höschen..
Philippe: Soso, knappe Höschen...
hitparade.ch: Sie machen aus meiner Sicht etwas 08/15-R'n'B.
Philippe: Okay, keine Ahnung, kann ich nix dazu sagen.
8. Mary J. Blige - Be Without You
Philippe: Sie ist natürlich euch eine grosse Person und darf auch in den Charts sein.
9. Eminem - When I'm Gone
Philippe: Für mich ist Eminem mehr ein Entertainer als ein Musiker. Ich finde ihn lustig. Nicht gut oder super, sondern lustig. Und ich versteh's, wenn ihn die Kids auch lustig finden.
10. 50 Cent - Window Shopper
Philippe: Mit ihm kann ich vom Typ her nicht soviel anfangen. Aber alles in allem bin ich überrascht, dass in diesen Top 10 nicht mehr Scheisse ist. Ich hätte jetzt eher mit Tokio Hotel oder dem Crazy Frog gerechnet.