Interview mit Duran Duran
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Kurz nach der Veröffentlichung ihres 13. Studio-Albums kam die Band "Duran Duran" nach Zürich, um an der Energy Fashion Night im Hallenstadion aufzutreten. Kurz bevor es so richtig losging, sprachen wir mit einem der Gründungsmitglieder dieser legendären Band: Nick Rhodes! Wir sprachen mit ihm über das neueste Werk.hitparade.ch: Duran Duran hatte jahrelangen, grossen Erfolg, doch die Berühmtheit scheint sich von Land zu Land zu unterscheiden, wenn man sich die Chartplatzierungen ansieht…
Nick Rhodes: Ja, so ist es nun mal auf der Welt. In Europa sind wir nur in gewissen Ländern wirklich berühmt. Wir sind beispielsweise in Italien viel bekannter als in Frankreich.
hitparade.ch: Welches ist Dein Lieblingsland in Europa und warum?
Nick Rhodes: Italien! Das ist so, seit ich das erste Mal dort gewesen bin vor vielen Jahren. Ich habe mich total in dieses Land verliebt. Irgendwie haben die dort von Allem ein Vielfaches: Lebensstil, Essen, Mode, tolle Architektur, Kunst, Museen, hübsche Städte wie Florenz, Venedig, Rom… Einfach unglaublich!
hitparade.ch: "All You Need Is Now" hat einen speziellen, modernen Sound, während "Blame The Machines" eher retro-mässig klingt. Ist es schwierig, Sound zu kreieren, der den modernen Trends entspricht, ohne den typischen Sound von Duran Duran zu verlieren?
Nick Rhodes: Ich denke, neue Musik zu schreiben ist immer eine Herausforderung, wenn man etwas machen möchte, das man zuvor noch nicht gemacht hat. Insbesondere, wenn es zeitgemäss klingen soll. Man muss einfach aufpassen, dass man nicht den Sound kopiert, der aktuell in den Charts ist. Man möchte ja seinen eigenen Sound machen. Wir haben das immer versucht, so zu machen. Wir haben ja mit Timbaland zusammengearbeitet auf dem letzten Album, der war zu dem Zeitpunkt absolut in! Also ist es ein zweischneidiges Schwert…
hitparade.ch: Der Song "Being Followed" klingt absolut typisch nach Duran Duran. Es geht um die falsche Anwendung von Technologie der heutigen Zeit. Kannst Du ein wenig von diesem Song erzählen?
Nick Rhodes: Sicher! "Being Followed" hat auf jeden Fall all die klassischen Elemente des Old School Sounds von Duran Duran. Mark Ronson, der das Album produziert hat, wollte, dass wir alte Soundelemente aus unseren Anfangszeiten wiederentdecken für das neue Album. Dabei ging es um die Nutzung von analogen Synthesizern, mehrstimmigen Gesangseinlagen und funkigen Bass- und Drum-Elementen. Bei dem Song war es so, dass wir den Backing-Track schon hatten, aber noch auf der Suche nach dem "Thema" des Songs waren. Irgendwie klang der Song osteuropäisch am Anfang, so mochten wir den Sound schon immer. Schliesslich fanden wir auch das Thema des Songs: "Kontrolle". Es geht darum, wie wir in der heutigen Zeit leben, dass nichts mehr geheim bleibt. Du kannst nichts mehr verstecken. Ich glaube, Google weiss mehr über uns als unsere Familienmitglieder. Es geht auch um Sicherheit im Internet und CCTV Kameras. In London haben wir mehr CCTV Kameras als sonstwo in der Welt. Die können Dir im wahrsten Sinne des Wortes überall hin folgen, jeden Tag. Es hat natürlich auch seine guten Seiten, wenn man an Kriminalität denkt, beispielsweise. Unglücklicherweise denken die Meisten, dass böse Absicht dahinter steckt, dass man sich in unser Leben einmischen will. Es ist wie im Roman von George Orwell, "1984". Genau darum geht es in dem Song: Unter Beobachtung stehen.
hitparade.ch: Es dauerte eine ziemlich lange Zeit, bis "All You Need Is Now" fertig war. Ist es Produzent Mark Ronson zu verdanken, dass das Album nun zu einem Ende gefunden hat?
Nick Rhodes: Mark war die meiste Zeit dabei. Er kam eigentlich schon kurz nach unserer ersten Songschreib-Session an Bord. Er war die ganzen 18 Monate, die es bis zur Fertigstellung des Albums gedauert hat, voll dabei. Wir arbeiteten in 2-wöchigen Blocks. Ganz am Ende gab es schliesslich eine vier- oder fünfwöchige Session, in der wir alles beendeten. Die Musik war eigentlich sehr schnell da, wir brauchten aber eine Weile, bis wir auch die Lyrics hatten. Grundsätzlich dauerte es gesamthaft 18 Monate, aber wenn man die Zeit nimmt, in der wir intensiv gearbeitet haben, würde ich sagen, wären das etwa 3 Monate. Wir wollten uns einfach genug Zeit dafür nehmen, um auch sicher alles richtig zu machen. Mir selbst passiert es oft, dass ich ein Album kaufe, weil mir ein Song gut gefällt, und dann bin ich enttäuscht, wenn ich feststelle, dass da nur ein einziger Song auf der Scheibe ist, der mir gefällt. Das macht mich ganz verrückt! Wir wollten etwas schaffen, wobei jeder Song seinen Platz verdient. Wir haben etwa doppelt so viele Songs, wie auf dem Album sind, weggeworfen.
hitparade.ch: Auch Texte?
Nick Rhodes: Alles! "Girl Panic!" hatte vier verschiedene Lyrics, bevor der Song so geworden ist, wie er jetzt ist.
hitparade.ch: Könntest Du Dir vorstellen, dass gewisse Versionen, die Ihr weggeschmissen habt, einmal in einem späteren Album zum Zug kommen könnten?
Nick Rhodes: Es könnte sein, dass ein Text noch verwendet wird: Die erste Version von "Girl Panic!" hiess "Pale Blue Planet". Der Song basierte auf einem Carl Sagan Film. Das war ein wirklich guter Text. Daher würde ich ihn gern mal noch verwenden. Er passte halt nicht so richtig zu diesem Song.
hitparade.ch: Als eine der ersten Bands, die Musikvideos revolutioniert hat: Wie wichtig sind Musikvideos Eurer Meinung nach für einen Song und welche Auswirkungen haben sie auf den Erfolg?
Nick Rhodes: Ich denke, dass die Videos in den letzten 10 bis 15 Jahren in erster Linie für die Hip Hop Szene wichtig waren. Die haben bisher die interessantesten Videos gemacht, wenn man da an Missy Elliot oder Kanye West denkt. Nun, denke ich, ändert sich das wieder. Inzwischen gibt es YouTube, wo man alles finden kann. Nun sind es Kids, die mit ihren iPhones und Kameras verrückte Sachen zusammenschneiden. Ich liebe solche ungewöhnlichen Sachen. Die Leute können ihrer Kreativität freien Lauf lassen, manche haben grossartige Ideen. So soll das sein, ich mag das total.
hitparade.ch: Wieviel Einfluss haben Eure Videos auf Euren gesamthaften Erfolg? Was denkst Du?
Nick Rhodes: Ich glaube, dass die Videos zweifellos eine grosse Rolle für den Erfolg der Band gespielt haben, zumindest am Anfang. Sie haben uns geholfen, an mehreren Orten gleichzeitig zu sein. Die Leute kannten dadurch unsere Gesichter und wurden mit den Songs vertraut, weil die Videos oft am TV gezeigt wurden. Wir haben einige sehr heftige Videos gemacht, die sich in die Gehirne der Leute eingebrannt haben. So heftiges Material, dass wir noch heute davon sprechen.
hitparade.ch: Für einige Jahre wart Ihr involviert bei der Energy Fashion Night von Radio Energy und dem Style Magazin. Worum geht es bei diesem Event?
Nick Rhodes: Wir kennen Energy schon seit vielen Jahren, ursprünglich aus Frankreich, wo alles angefangen hat. Wir waren eingeladen, an dieser Show mitzuwirken. Wir fühlten uns sehr wohl mit dieser Kreuzung mit der Mode, weil das schon immer wichtig für Duran Duran gewesen ist, schon seit den Anfängen. Wir haben mit vielen tollen Modedesignern auf der ganzen Welt zusammengearbeitet, ich schätze deren Kreativität sehr. Ich glaube, dass viele Menschen Mode nicht so ernst nehmen, doch das sind wahre Künstler. Es gibt so viele tolle Designer in Europa. Ich glaube, das Schöne an Mode ist, dass jeder Mensch für sich seinen eigenen Style haben kann, mit dem er sich wohl fühlt und mit dem er sich ausdrücken kann. Es ist nichts Falsches daran, wenn Leute einfache und bequeme Kleidung möchten. Doch ich bin sehr fasziniert von Menschen, die sich bewusst kleiden und auch auf ausgefallene Klamotten von Catwalk-Designern stehen. Das verleiht dem Leben etwas mehr Energie, Aufregung und Glamour. Wir wachen jeden Morgen auf und sehen all die Katastrophen und Kriege auf der Welt, also kann doch ein kleines bisschen Energie im Alltag viel mehr Balance in die ganze Sache bringen…
hitparade.ch: Wer ist Dein Lieblings-Designer?
Nick Rhodes: Ich mag einen dnglischen Designer namens Antony Price sehr, mit dem arbeiten wir viel zusammen. Diese Zusammenarbeit existiert schon seit vielen, vielen Jahren. Ausserdem mag ich italienische Designer wie Armani, Versace oder Dolce & Gabbana. Und natürlich Alexander McQueen, der leider von uns gegangen ist, aber das Label existiert weiter. Und ich mag Vivienne Westwood, Marc Jacobs und noch viele mehr!
hitparade.ch: Kürzlich seid Ihr als Stil-Ikonen der 20er Jahre bezeichnet worden. Ist es für Euch wichtig, dass man Euren Stil ebenso stark gewichtet wie die Musik?
Nick Rhodes: Wir waren total berührt davon. Das war total süss von der italienischen Vogue und den Mailändern, dass sie uns mit dem Award ausgezeichnet haben. Ich weiss nicht ganz genau, wie diese Wahl abgelaufen ist, aber uns hat es sehr berührt und wir waren dankbar!
hitparade.ch: Bist Du noch immer mit viel Freude am Musik machen, genauso wie damals, als Ihr frisch angefangen habt, oder fühlt sich der Prozess des Musikmachens inzwischen anders an?
Nick Rhodes: Ich bin jetzt sogar mit noch mehr Gefühl dabei! Auf diesem Album konnten wir ein Live-Video mit dem Kultregisseur David Lynch einbauen. Zudem haben wir auch multimedialer gearbeitet, das heisst, mit Facebook, Twitter und natürlich mit unserer Website www.duranduran.com. Wir präsentieren uns mit Kleidern von verschiedenen Designern wie Burberry oder Antony Price. Die Bühnenpräsentation, die man bei unseren Live-Shows erleben wird, ist wirklich ambitioniert und interaktiv. Wir haben viel mit Apple zusammengearbeitet. Also kann ich sagen: Für Musiker und die Musik ist dies eine aufregende Zeit!
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac, Bettina Siegwart