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Interview mit Dwele





Der 26jährige R'n'B- und Soulmusiker Dwele [dwell-ay], geboren als Andwele Gardner in Detroit, dürfte einigen Schweizern bereits auf Grund seines Auftrittes beim "Jazz Festival Montreux 2003" ein Begriff sein.
Der Mitbegründer des Begriffes "Nu Soul" machte in jenem Jahr mit seinem Debut-Album "Subject" auf sich aufmerksam. Anerkennung erntete er ebenso für seinen Beitrag auf der Hit-Single "Tainted" des Hip-Hop Trios Slum Village.
Im Oktober erscheint nun sein neues Werk "Some Kinda", die Vorab-Single "I think I love you" kann bereits Airplay für sich verbuchen.
Wer sich wohlfühlt, wenn Jazz-Elemente mit sanften Hip-Hop Beats unterlegt werden und sich mit einer angenehmen Soulstimme und durchdachten Texten vermischen, der wird auch Gefallen an Dwele finden.
Wir durften mit diesem Künstler ein Telefoninterview durchführen und können euch hiermit die Gelegenheit geben, mehr über ihn zu erfahren:


hitparade.ch: Du bist auf den Namen Andwele, was auf Suaheli "Gott hat mich gebracht" heißt, getauft. Kannst du dich mit dieser Bedeutung identifizieren und warum haben sich deine Eltern für diesen Namen entschieden?
Dwele: Als meine Mutter während der Schwangerschaft im Bett lag und ein Buch über afrikanische Vornamen las, stieß sie auf Andwele. Jedes Mal, wenn sie diesen Namen laut aussprach, begann ich ihr in den Bauch zu boxen. Deshalb habe ich mir meinen Namen in gewisser Weise selbst ausgesucht.
Mit der Bedeutung kann ich mich schon aus diesem Grund sehr gut identifizieren, natürlich auch mit dem religiösem Hintergrund.

hitparade.ch: Inwiefern haben deine Kindheit und Jugend deine musikalische Entwicklung beeinflusst?
Dwele: Die ganzen Hochs und Tiefs in meinem Leben haben mich geprägt, im Besonderen der frühe Tod meines Vaters: dieses Ereignis hat mich regelrecht in die Musik getrieben, ich sah in ihr eine Art Flucht.
Mit meinen Songs hatte ich die einzige Möglichkeit, meinen Emotionen wirklich Ausdruck zu verleihen, erst das machte mich zu einem wirklichen Musiker, einem, der stolz auf seine eigenen Texte ist.

hitparade.ch: Welche Menschen inspirierten und unterstützten dich am meisten auf deinem musikalischen Werdegang?
Dwele: Ich wurde von den Soul-Größen der Vergangenheit inspiriert, speziell von Donny Hathaway, Miles Davis, Marvin Gaye und nicht zu vergessen Stevie Wonder.
Am meisten unterstützt und motiviert wurde ich von meiner Mutter. Sie hatte großes Verständnis und Geduld, wenn ich beispielsweise um 5 Uhr am Morgen laut Musik hörte oder auf Instrumenten spielte, klopfte sie nie an die Wand und sie forderte mich in keiner Situation auf, mit der Musik aufzuhören, im Gegenteil, sie ermutigte mich ständig. Dafür schätze ich sie sehr.

hitparade.ch: Ein Zitat von dir lautet: "Musik ist das, was ich tue ich und was ich bin". Welche positiven Auswirkungen hat diese Einstellung auf deine Lieder? Inwiefern heben sie sich dadurch von der "Musik der Masse" ab?
Dwele: Das positive ist, dass ich, egal was das Ergebnis ist, immer Musik mache, weil ich so am besten meine Kreativität entfalten kann. Wann immer ich ein Problem habe, verarbeite ich es in meinen Songs. An den Erfolg oder an Druck von irgendeiner Seite denke ich dabei nicht.
Ich denke generell, wenn man eine Liebe für etwas empfindet, wenn etwas ein Teil von einem selbst ist, dann kann eben dies über viele positive und negative Ereignisse hinweghelfen.
Diese Grundhaltung spielt sicherlich eine große Rolle und macht meine Musik für mich zu etwas Besonderem.

hitparade.ch: Der Konflikt zwischen East Coast und West Coast ist auch in Europa vielen ein Begriff. Wie stehst du zu dieser Problematik und wie schätzt du die negativen Auswirkungen auf "Black Music" im Allgemeinen ein?
Dwele: Ich distanziere mich von diesen Konflikten und bin der Meinung, dass sie ein schlechtes Licht auf "Black Music", besonders auf Hip-Hop, werfen.
Es ist leider so, dass viele Menschen sofort an Streitigkeiten und Gewalttätigkeiten denken, sobald sie irgendwie mit Hip-Hop-Musik konfrontiert werden. Dadurch haben sie auch automatisch ein schlechtes Bild von dieser Art von Musik, obwohl der Konflikt ja nur wenige Künstler betrifft.
Ich denke daher, dass sich die Leute mit den Werken jedes Einzelnen auseinandersetzen und nicht alle Musiker in einen Topf werfen sollten. Aber das ist natürlich leichter gesagt als getan.

hitparade.ch: Aus diesem Grund nun zu deiner Musik. Dein zweites Album "Some Kinda" wird im Oktober veröffentlicht? Warum hast du diesen Titel gewählt?
Dwele: Dieser Albumtitel hat ein offenes Ende, damit der Zuhörer für sich selbst ein passendes Ende gestalten kann, zumal "Some Kinda..." noch eine Ergänzung benötigt, z.B "Some Kinda" hope, love....
Außerdem wählte ich als Titel eine Bezeichnung, die in Alltagsgesprächen relativ häufig vorkommt. Das Album soll also in gewisser Weise die Gedanken der Menschen widerspiegeln, sie sollen herausfinden, was ihre Aufgabe, ihr Sinn im Leben überhaupt ist. Mein "Some Kinda", also mein momentaner Lebensmittelpunkt ist die Musik, für andere wiederum ist es Kunst, Tanz, Sport etc.

hitparade.ch: Was können deine Fans vom neuen Album erwarten? Bleibst du der Linie, die du auf deinem Debut "Subject" verfolgt hast, treu oder hast du dich auf "Some Kinda" gänzlich neu orientiert?
Dwele: Ich bleibe meinem Stil treu, da ich eine Art Beständigkeit in meine Musik bringen möchte. Wie schon beim letzten Album versuchte ich, Titel darauf zu platzieren, die sämtliche alltäglichen Situationen des Lebens beleuchten.
Verstärkt habe ich mich mit dem Thema Familie befasst, auf "Some Kinda" ist mehr von meiner Persönlichkeit zu finden als auf dem Debut-Album. Auf einigen Tracks bin ich beispielsweise in sehr ernster Stimmung, auf anderen wiederum sind scherzhafte und fröhliche Elemente vorherrschend.
Ich habe auch dieses Mal wesentlich mehr selbst auf den Instrumenten, großteils auf der Trompete, gespielt.

hitparade.ch: Arbeitest du auf dem bald erscheinenden Album wieder mit den Jungs von "Slum Village" zusammen? Mit wem hast du sonst noch kooperiert?
Dwele: Ja, mit meinen Kollegen von "Slum" habe ich auch dieses Mal wieder zusammen aufgenommen. Meine aktuelle Single "I Think I Love U" wurde von Mike City produziert. Mit G-1 (arbeitete bereits mit R. Kelly) habe ich auf der Single "Know Your Name" kooperiert, der ja bereits auf meinem letzten Album die Single "Find A Way" produziert hatte.

hitparade.ch: Deine Stilrichtung wird als "Nu Soul" bezeichnet und klingt sehr entspannend und ohrfreundlich. Ich habe beispielsweise bemerkt, dass ich mich beim Autofahren ruhiger und nicht aggressiv verhielt, weil ich länger deine Songs anhörte.
Für welche Lebenssituationen schreibst und komponierst du deine Songs, wozu dienen sie also als Soundtrack oder Backgroundmusik?
Dwele: Ich versuche, meine Musik so zu gestalten, dass man sie wirklich in jeder Lebenssituation genießen kann, sei es nun während des Schreibens, Lesens, Grillens oder wenn die Leute Babies machen.
Es ist meine Absicht, dass sie sich bei dem was sie tun mit Hilfe meiner Musik besser fühlen.

hitparade.ch: Wie ging die Entwicklung vor sich, bis du schließlich bei "Nu Soul" deine musikalische Heimat gefunden hast?
Dwele: Dies Musik ist eine Mischung aus allem, womit ich mich während des Erwachsenwerdens auseinandersetzt hatte und was ich in meiner Umgebung hörte. Mein Eltern waren Fans von Soul- und Jazzmusik. Später in der Highschool kam ich mit Hip-Hop in Berührung und war fortan auch Anhänger dieser Richtung. Wenn ich schreibe und produziere, dann sind die Songs eine Summe aus all den genannten Musikstilen, die mein Leben beeinflussten.

hitparade.ch: Viele bekannte Künstler covern oder samplen einen bekannten Hit, nicht zuletzt um die Wahrscheinlichkeit von kommerziellen Erfolg zu erhöhen. Ist das ein Thema für dich und wenn ja, auf welchen Song würde deine Entscheidung fallen?
Dwele: (lacht) Naja, ich habe eigentlich nichts dagegen, wenn andere Musiker sich an älteren Songs bedienen, probiert habe ich es natürlich auch, aber grundsätzlich schreibe und veröffentliche ich lieber eigene Songs.
Aber wenn ich mich für einen Originalsong entscheiden müsste, würde ich einen von CCR nehmen, aber da fällt mir der Name davon nicht ein... (nach längerem beidseitig erfolglosem Überlegen)...O.k., dann entscheide ich mich eben für einen anderen Song. Ich würde einen Christmas-Song neu aufnehmen, und zwar "This Christmas" von Donnie Hathaway.

hitparade.ch: Wie und wo siehst du dich selbst in zehn Jahren?
Dwele: Ich werde dann sicher noch im selben Bereich arbeiten, im Moment genieße ich es Musiker zu sein, aber mein weiß nie, was das Leben bringt. Vielleicht bin ich in zehn Jahren Schauspieler oder nur noch Produzent, ich bin da für einiges offen.
hitparade.ch: Hoffentlich klappt es mit dem Oscar. Ich werde die Daumen drücken.
Dwele: Ja, danke, das hoffe ich auch (lacht)

hitparade.ch: An welches besondere Ereignis seit Beginn deiner Musikkarriere wirst dich immer gerne zurückerinnern?
Dwele: (lacht) Naja, ich habe da mehrere Geschichten auf Lager, aber besonders in Erinnerung ist mir mein Auftritt beim "Montreux Jazz Festival" geblieben. Ich befand mich zu dieser Zeit noch relativ am Anfang meiner Karriere hinsichtlich Auftritten auf internationalem Parkett. Roy Ayers hat mich damals auf die Bühne gerufen und gesagt, dass sich jeder sehr freut, meinen Songs, im Speziellen damals "Find A Way", zu hören und man hoffentlich bald mehr von mir hören würde. Diese Aussage hat mich sehr motiviert!

hitparade.ch: In deiner Biografie steht geschrieben: "Ich habe auf der Bühne viel dazugelernt, anstatt darüber nachzudenken was schief gehen könnte, genieße ich die Situation einfach". Wann können sich die Schweizer Fans, nachdem du ja wie gerade erwähnt schon in Montreux im Jahr 2003 auf der Bühne bist, davon erneut überzeugen?
Dwele: Hoffentlich Ende Oktober oder November, dann beginnt nämlich die Tour. Ich möchte auch länger als bloß einen Tag bleiben, damit ich mir einiges vom Land anschauen kann, denn bei meinem letzten, wenn auch kurzen Besuch, habe ich großen Gefallen daran gefunden.

hitparade.ch: hitparade.ch ist eine Homepage, welche die Schweizer Hitparade veröffentlicht und auf der viel über Musik und Events diskutiert wird. Welche Musikrichtung glaubst du dominiert unsere Verkaufshitparade z.B. Pop, Rock, R'n'B, Hip-Hop, Volksmusik...?
Dwele: Hmm, keine Ahnung, ich weiß ehrlichgesagt zu wenig über die Musik in der Schweiz, aber ich vermute, dass R'n'B und Soul am beliebtesten sind, da ja auch das große "Montreux Jazz Festival" bei euch stattfindet. (dass R'n'B und Soul nicht unbedingt die Richtungen sind, welche die breite Masse hört - insbesondere wenn man sich die Top-Positionen in den Charts ansieht - verwundert ihn ein wenig)

hitparade.ch: Was möchtest du deinen Fans und dem Schweizer Musikpublikum noch gerne mitteilen?
Dwele: Ich hoffe, dass euch das Album genau so gut gefällt wie mir und dass ihr so eine Freude damit habt wie ich sie beim Aufnehmen hatte. Außerdem ein großes Dankeschön für die Unterstützung bei meinem letzten Album.

hitparade.ch: Danke Dwele für das Interview und weiterhin alles Gute und viel Erfolg in der Zukunft!