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Interview mit Florian Ast



Florian Ast - Flöru
1. I läbe no
2. Bundesrat
3. Sackgass
4. Wie am erschte Tag
5. Mundartmusig
6. Verknallt
7. 2012
8. Meitschi vom Land
9. Ds Läbe isch schön
10. Fertig Schluss
11. Goldfisch [Bonus Track]
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Florian Ast ist mit seinem achten Studioalbum am Start, das den simplen, aber naheliegenden Titel "Flöru" trägt. Wir haben den Sänger zu einem Interview getroffen, bei dem fast ausschliesslich die grösste seiner Leidenschaften, die Musik, im Zentrum stand.

hitparade.ch: In letzter Zeit gab es ja einiges in den Medien über Dich zu hören und die Leute schienen mehr Interesse an Deinem Privatleben als an Deiner Musik zu haben. Wie sehr nerven Dich Interview-Fragen, bei denen es immer wieder um dasselbe Thema geht?
Florian Ast: Bei Lichte betrachtet gab es gar nicht so viel zu lesen über mein Privatleben, doch es wurde einfach viel darüber gesprochen. Ich habe nie gross Auskunft darüber gegeben. So wurden aus wenigen Zitaten grosse Geschichten gemacht. Natürlich werde ich in diesen Tagen oft darauf angesprochen, aber wenn man ein neues Album promoten möchte, kann man sich nicht im Mausloch verkriechen.

hitparade.ch: Hast Du Dir überlegt, den Album-Release deswegen zu verschieben?
Florian Ast: Nein, das Album entstand bereits zu Zeiten, als wir noch mit "Lago Maggiore" unterwegs waren. Es war immer klar, dass das Album noch dieses Jahr kommt. Das Ganze zu verschieben, wäre feige gewesen. Es gibt nie den einen richtigen Zeitpunkt für ein Album-Release.

hitparade.ch: Du wolltest ja eigentlich nie privat so präsent sein in den Medien. Wie haben die neuesten Entwicklungen Deinen Alltag beeinflusst?
Florian Ast: Es ist sicher nicht ganz einfach, damit umzugehen.

hitparade.ch: Seit Deinem letzten Solo-Album sind mittlerweile fünf Jahre vergangen. Hast Du diese Pause bewusst gewählt?
Florian Ast: Das hat sich so ergeben. Ich wollte nach "Theater National" eine Pause machen. In der Zwischenzeit konnte ich verschiedene Sachen im Ausland produzieren, was mir sehr gut gefallen hat. Und zuletzt kam die Lago-Maggiore-Geschichte. Ich habe ein nächstes, eigenes Album aber nie aus den Augen verloren. Jetzt ist es da und ich bin sehr happy.

hitparade.ch: In diesen Jahren hat sich einiges verändert. Dank Facebook und Twitter ist der virtuelle Fan-Kontakt so einfach wie nie zuvor. Wie hast Du Dich mit diesen neuen Technologien angefreundet?
Florian Ast: Ich habe mich leider nie richtig damit befasst. Ich bin kein Internet-Freak. Natürlich könnte man Facebook als Promotion-Plattform noch stärker nutzen, aber ich habe keine Ahnung davon. Ausserdem habe ich gehört, dass man sich bei Facebook und Youtube mittlerweile Freunde und Klicks kaufen kann, wodurch das ganze natürlich an Repräsentativität einbüsst. Gleiche Bedenken habe ich bei der Hitparade, auch wenn ich es super finde, dass das Reglement jetzt offengelegt wurde.

hitparade.ch: In den letzten fünf Jahren hast Du für einige andere Künstler wie DJ Ötzi oder Katharina Michel Songs geschrieben und produziert. Was ist der grösste Unterschied, wenn man für Andere arbeitet?
Florian Ast: Der grösste und naheliegendste Unterschied ist natürlich, dass man nicht selber Interpret ist. Sobald das Album fertig ist, dreht sich alles um den Interpreten und Du stehst nur noch im Hintergrund. Das ist eine ganz andere Perspektive, die ich sehr interessant finde. Zudem ist es eine spannende Aufgabe, anderen Künstlern Songs auf den Leib zu schreiben.

hitparade.ch: Nicht vielen Schweizer Produzenten gelingt es, im Ausland Fuss zu fassen. Wie ist dir das gelungen?
Florian Ast: Die Anfrage gelangte zu mir und ich habe es gemacht. Ich fühle mich sehr geschmeichelt und geehrt, weil ich weiss, dass es als Schweizer international sehr schwer ist. Es gibt in Deutschland zehn mal mehr Musiker als hier; von Amerika ganz zu schweigen. Im Moment möchte ich mich nun aber stärker auf die Mundart-Musik konzentrieren, denn dafür schlägt mein Herz.

hitparade.ch: Hat die Arbeit für andere Künstler Deine eigene Musik beeinflusst?
Florian Ast: Nein, ich kann das - glaube ich - sehr gut trennen, auch wenn man die eigene Handschrift als Produzent natürlich nicht verstecken kann. Darum habe ich bei "Flöru" jetzt Unterstützung von Fred Hermann und Georg Schlunegger als Songwriter geholt und wir haben uns sehr gut ergänzt. Ich bin froh um ihre Hilfe und mag die beiden sehr. Wir kennen uns schon so lange, haben jetzt aber das erste Mal etwas zusammen auf die Beine gestellt.

hitparade.ch: Wann sind denn die Songs für dieses Album entstanden?
Florian Ast: Es gibt so viele Songs, die ich in den letzten fünf Jahren geschrieben habe, von denen ich dachte, dass sie auf das Album kommen. Schlussendlich sind zwei, drei ganz alte Songs darauf und die anderen sind relativ neu. Relativ neu heisst aber nicht, dass sie innerhalb eines Monats geschrieben wurden, der Prozess ging schon ein bisschen länger.

hitparade.ch: Die erste Single des neuen Albums heisst "Bundesrat". In dem Song erzählst Du, was Du als Regierungsmitglied alles verändern würdest. Würde Dich das Amt des Bundesrats ernsthaft reizen? Interessiert Dich Politik und, wenn ja, wofür würdest Du Dich einsetzen?
Florian Ast: Wenn man mich fragen würde und es ohne politischen Werdegang überhaupt möglich wäre, klar! In einer Demokratie muss Politik einen interessieren. Wir können mitbestimmen, was in unserem Land passiert, und es ist auch wichtig, das zu tun. Ich würde mich sicher gegen die illegalen Downloads einsetzen und schauen, dass die Kulturgelder besser verteilt werden und auch an den richtigen Ort kommen.

hitparade.ch: Im Song "Sackgass" besingst Du eine Lebenskrise: Jeder Tag verläuft einförmig, gleich wie der andere; man verliert den Antrieb und existiert nur noch vor sich hin. Hast Du das schon erlebt? Was machst Du dagegen und wie motivierst Du Dich wieder?
Florian Ast: Ich glaube, jeder 37-Jährige hat das bereits erlebt. Wichtig ist, wie man da wieder herauskommt. Wenn man in einer Sackgasse ist, ist es wichtig, dass man sich Zeit für sich nimmt und zu sich selbst findet. Du kannst in eine Beratung gehen, ein Buch schreiben oder Musik machen. Ich mache Letzteres.

hitparade.ch: Beim Song "Mundartmusig" geht es um eine Frau, die weder Polo Hofer noch Züri West, Büne Huber, Bligg oder Gölä mag. Auch das Flair für den "eingebildeten Florian Ast" feht der Dame. Denkst Du, die Leute empfinden Dich so?
Florian Ast: Ich habe schon oft gehört, dass die Leute mich arrogant finden. Das hängt wohl damit zusammen, dass ich in der Öffentlichkeit sehr scheu bin. Der Reim hat einfach gut auf den Song gepasst.

hitparade.ch: Weshalb überhaupt einen Song über Mundartmusik? Ist das nach Bliggs "Musigg i de Schwiiz" und Züri Wests "Göteborg" nicht schon wieder ein alter Hut?
Florian Ast: Ich darf in dem Land nun schon so lange Musik machen und wollte die Thematik mit etwas Selbstironie auf die Schippe nehmen. Seit ich musikalisch aktiv bin, habe ich schon mehrmals beobachtet, dass Kollegen aus dem Business plötzlich begannen, in Mundart zu singen, obwohl sie vorher in englischer Sprache musiziert hatten. Eigentlich ist das lächerlich, dass jemand, der früher über Mundartmusik gelacht hat, nun plötzlich selber Mundart singt, weil er auf englisch nichts erreicht. Wenn Du die englische Sprache wählst, musst Du schon gleich die Welt erobern. Und wenn Du das nicht schaffst, dann bist Du eine Pfeife (lacht).
Der Hintergrund des Songs ist aber eher, dass ich mich, wenn ich jemanden kennenlerne, schnell einmal nach dem Musikgeschmack des Gegenübers erkundige. Wie reagiert man nun, wenn die Person auf die Frage antwortet: "Alles ausser Mundartmusik"?

hitparade.ch: "2012" ist die neue Version des Songs "We d Wält ungergeit". Weshalb hast Du den Song noch einmal neu aufgelegt?
Florian Ast: Der Song passte einerseits zum aktuellen Jahr. Zudem ging er meines Erachtens auf dem Album "Läbeszeiche" etwas unter und ich wollte ihm so noch einmal eine Chance geben, weil er mir sehr gut gefällt. Die Aussage, "i bi nid ume we d'Wält ungergeit" gefällt mir einfach. Auch wenn der Maya-Kalender anderes behauptet: die Welt wird am 22. Dezember nicht untergehen. Man darf nicht vergessen, dass hinter diesem Szenario letztlich eine Geldmacherei steckt.

hitparade.ch: Im letzten Song machst Du "fertig Schluss". Müssen Deine Fans nun bangen, dass dies womöglich Dein letztes Album ist?
Florian Ast: Wenn jemand darum bangen würde, fände ich es sehr schön. Irgendwann muss Jeder aufhören. Ich weiss nicht, ob der Zeitpunkt bei mir nun gekommen ist. Mir gefällt das Lied einfach sehr, weil man es an Festivals zum Abschluss des Auftritts spielen und so dem nächsten Musiker Platz machen kann. Mit Musik ganz aufzuhören, ist undenkbar für mich. Was ich mir aber überlege, ist die Art und Weise und in welcher Funktion ich musiziere. Fraglich ist für mich, ob ich den Medienrummel brauche oder nicht. Musik ist und bleibt aber meine grösste Leidenschaft und das wird sie immer bleiben.

hitparade.ch: Was reizt Dich denn mehr? Auf der Bühne zu stehen oder im Hintergrund für Künstler zu produzieren?
Florian Ast: Beides! Ich finde beides genau gleich interessant. Schön ist, dass ich beides machen kann.

hitparade.ch: Wie steht es mit den Vorbereitungen auf die Tour? Was ist da geplant?
Florian Ast: Ich würde sehr gerne Konzerte spielen, aber zurzeit sind keine Anfragen offen. Ich bin gespannt, was nach dem Album-Release kommt.

hitparade.ch: Werfen wir einen Blick auf die Alben-Charts. Was meinst Du zu diesen Platten?

1. Gölä - Ängu u Dämone II / 5. Gölä - Angu u Dämone I
Florian Ast: Gölä ist ein guter Kollege von mir. Ich gönne ihm die Platzierung seiner beiden Alben und wünsche ihm viel Glück.

2. Amigos - Bis ans Ende der Zeit
Florian Ast: Die Amigos habe ich auch schon getroffen. Sie schreiben und produzieren alle ihre Songs selber und stehen zu dem, was sie machen. Die Jungs sind völlig okay.

3. Pegasus - Human.Technology
Florian Ast: Ich finde das Cover cool. Und Noah singt auch sehr schön.

7. Linkin Park - Living Things
Florian Ast: Die Band gefällt mir gut, aber ich kenne mich mit den neuen Songs nicht so gut aus, weil ich gerade in Los Angeles war.

8. Amy Macdonald - Life In A Beautiful Light
Florian Ast: Das ist bestimmt auch gut. Amy macht keinen Seich.

10. Patent Ochsner - Johnny - The Rimini Flashdown Part II
Florian Ast: Büne hat meines Erachtens die schönste Mundartstimme. Ich mag sie seit eh und je. Patent Ochsner stehen immer für qualitativ hochstehende Produktionen. Auch privat ist Büne eine sehr nette und lustige Person.
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Remo Hiltbrunner