Home | Impressum | Kontakt
Login

Interview mit Franz Ferdinand

Die Schottenrocker Franz Ferdinand, benannt nach dem habsburgerischen Erzherzog, sind seit ihrem Debut-Album nicht mehr aus der internationalen Musikszene wegzudenken. In diesem Jahr veröffentlichten sie den Nachfolgern „You Could Have It So Much Better“ und knüpften damit nahtlos an den Erfolg des Erstlingswerks an. Wir trafen uns mit zwei Mitgliedern der vierköpfigen Combo zum Interview:

hitparade.ch: Zu Beginn ein aktuelles Thema, das nichts mit Musik zu tun hat: Das Team aus Schottland wird nächstes Jahr nicht bei der Fussball-WM in Deutschland vertreten sein...
Nick McCarthy: Warum nicht?
Paul Thompson: Sie haben sich nicht qualifiziert!

hitparade.ch: Welches Team ist euer Favorit?
Nick McCarthy: Die Schweizer sind natürlich unsere Favoriten... (schmunzelt). Also im Ernst, ich denke, dass es entweder Deutschland oder England schaffen werden.
Paul Thompson: Obwohl ich mit einer Engländerin verheiratet bin, kann und will ich das englische Team nicht unterstützen. Ich bin eher für eine Aussenseiter-Mannschaft, deswegen entscheide ich mich für Trinidad und Tobago. Mir gefiele es, wenn England hier verlieren würde, da ja diese Staaten einmal eine britische Kolonie waren, würden sie mit einem Sieg also quasi England kolonisieren. Ich sehe hier also in gewisser Weise eine Form politischer Gerechtheit.

hitparade.ch: In der Vergangenheit haben Hip-Hopper und Rapper wie z.B. Snoop Dogg oder Kanye West Interesse an einer Zusammenarbeit mit euch gezeigt. Könnt ihr euch vorstellen, einmal mit den genannten Künstlern zusammenzuarbeiten?
Paul Thompson: Ich denke nicht, dass sie jemals wirklich mit uns zusammenarbeiten wollten. Wahrscheinlich sind sie einmal gefragt worden: "Würdet ihr gerne mit Franz Ferdinand kooperieren?", und sie antworteten wohl: "Ja, ok". Sie mögen wohl unsere Musik und wir mögen ihre, somit ist beidseitige Anerkennung definitiv gegeben, trotzdem glaube ich nicht, dass es in naher Zukunft zu einer Zusammenarbeit kommen wird.
Nick McCarthy: Damit hat er absolut Recht!

hitparade.ch: Ausgehend von der letzten Frage, wenn ihr mit irgendeinem Künstler zusammenarbeiten könntet, für wen würdet ihr euch entscheiden?
Nick McCarthy: Hmm, um ehrlich zu sein möchte ich mit niemandem gemeinsam einen Song aufnehmen. Es hat bisher alles ziemlich gut allein geklappt, deswegen kann ich mir momentan nicht vorstellen, mit irgendjemanden zusammenzuarbeiten.
Paul Thompson: Bisher sind uns die Ideen noch nicht ausgegangen, deshalb benötigen wir auch nicht die Kreativität eines Außenstehenden als Input für unsere Songs. Aber wenn schon Zusammenarbeit, dann vielleicht mit Sparks - ich mag ihre Musik, es ist eine sehr spezielle Pop-Musik wenn man bedenkt, dass diese schon über 20 Jahre alt ist. Sollten wir also theoretisch irgendwann mit jemandem kollaborieren, so würde ich mich für Sparks entscheiden.

hitparade.ch: Ihr habt selbst in den USA großen Erfolg, was vielen anderen Künstlern von der britischen Insel, z.B. Robbie Williams, nicht gelingt oder gelungen ist. Was ist eurer Meinung nach der wesentliche Unterschied zwischen euch und den Künstlern, denen der Durchbruch in den Staaten versagt geblieben ist?
Paul Thompson: Wir haben uns in den Staaten ganz natürlich präsentiert. Als wir das erste Mal dort auftraten, waren wir einfach nur glücklich, in diesem Land spielen zu dürfen. Unsere Band hatte einen guten Erfolgslauf in Großbritannien, wir erwarteten aber nicht, dass man uns deswegen in Ländern, in denen wir noch komplett unbekannt waren, gleich behandelt wie zuhause. So war es auch in den USA, wir sind rüberflogen, haben gespielt und so Fans gewonnen.

hitparade.ch: Ihr seid eine Band, bei der die Songs in den Charts großen Erfolg haben, die Singles weniger. Was denkt ihr könnten die Gründe hierfür sein?
Paul Thompson: Die Singles haben keinen Erfolg?
hitparade.ch: Im Vergleich Chartplatzierungen Singles - Alben weniger...
Paul Thompson: Keine Ahnung, aber ich denke nicht, dass es Künstler gibt, die mehr Singles als Alben verkaufen. Ich denke, "Retorten-Pop-Acts" haben mit Singles größeren Erfolg, aber das trifft ja auf uns nicht zu.
Nick McCarthy: Auch die Singles verkaufen sich ganz gut, wir hatten auch schon einen Song in den Top 10. Der letzte Song war in den UK-Charts auf Platz 12 zu finden. Damit sind wir zufrieden.
Paul Thompson: Die Singles verkaufen sich definitiv um einiges besser als wir je zu träumen gewagt hatten. Das lustige an Alben ist, dass viele Leute um die Weihnachtszeit diese kaufen, obwohl sie normalerweise nie Platten kaufen - dann aber holen sie Alben und Compilations, die ihre Mütter gerne hören. Aber so ist nun mal der Markt und wir interessieren uns nicht wirklich dafür.

hitparade.ch: Regelmäßig hört man in den Medien von einer neuen britischen Band, die angeblich ein hervorragendes Debut-Album auf den Markt gebracht hat und auch mit erfolgreichen und etablierten Künstlern verglichen wird. Was haltet ihr persönlich von der Musikszene in Großbritannien?
Paul Thompson: Ja, richtig. Die Musik in unserem Land ist und war immer gut. Es gibt immer tolle Bands, der Erfolg hängt aber davon ab, ob diese Musiker von den Medien wahrgenommen werden oder nicht. Wir machen wohl momentan einen ziemlich guten Job, es passiert aber viel in der Musikszene in UK, wie auch im Rest Europas und den USA. Vielleicht wird aber in den USA die Musik aus dem Untergrund nicht so sehr wahrgenommen und es scheint, als würden die Leute dort britische Musik lieben, was natürlich großartig für uns ist.

hitparade.ch: Man kann euch derzeit als eine der erfolgreichsten schottischen Bands bezeichnen. Was wollt ihr aber unbedingt noch in eurer Karriere erreichen?
Paul Thompson: Die erfolgreichste Band in Schottland zu werden!
Nick McCarthy: Ich denke, wir hören auf damit ständig die Besten oder Berühmtesten sein zu wollen, denn das ist nicht wirklich interessant für uns, es wäre sehr oberflächlich, das zu wollen. Ich möchte einfach gute Songs bis an mein Lebensende schreiben können.
Paul Thompson: Oder einfach ein im Vergleich mit dem Vorgänger noch besseres Album aufzunehmen

hitparade.ch: Inwiefern spielen Solo-Projekt eine Rolle? Denkt ihr zumindest darüber nach?
Paul Thompson: Bob bringt nächstes Jahr ein Album raus, es heißt "First Bass". Ich habe es schon gehört, es klingt wirklich toll.
Nick McCarthy: Ein Album voll mit Bass-Gitarren-Sound.
Paul Thompson: Ich glaube, er hat es Domino, unserem Label gebracht, aber die werden es nicht veröffentlichen, deshalb sucht er nach einer Alternative. Die Demo-Aufnahmen klingen aber vielversprechend.
Nick McCarthy: Vielleicht sollte er es selbst herausbringen.

hitparade.ch: Was war das beste Konzert eurer Karriere?
Paul Thompson: Oh, da gibt es viele. Die letzten beiden Auftritte in Glasgow und Dublin waren toll. Ich kann wirklich nicht ein einzelnes herauspicken und es als unser bestes Konzert bezeichnen. Das "T In The Park"-Festival, an dem wir nachmittags spielten, war verdammt aufregend. Auch unser letzter bzw. erster Auftritt in Budapest war großartig. Wir waren an diesem Tag ziemlich schlecht drauf und hatten auch keine Erwartungen an das Konzert, aber plötzlich standen wir auf der Bühne vor 75.000 Zuschauern - das hätten wir niemals erwartet. Sie waren ein tolles Publikum! Es ist brilliant, dass eine schottische Band, die in Budapest auftritt und dort vielleicht 5.000 Platten verkauf, ein Feedback in diesem gewaltigen Ausmaß bekommt. In Mexiko City hatten wir auch einen Auftritt, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Nick McCarthy: Mir hat der Auftritt in Moskau gut gefallen, das Konzert war zwar nicht so außergewöhnlich, aber es war eine sehr geschlossene Atmosphäre mit all den Sponsoren. Mexiko fand ich auch klasse.
Paul Thompson: Hmm… Ich überlege fieberhaft nach einem grandiosen Konzert in der Schweiz. Aja, als in wir Freiburg spielten, war es wirklich ein super Auftritt!
Nick McCarthy: Genau.

hitparade.ch: Ist etwas Wahres am Gerücht dran, dass Schotten so viel Whiskey trinken?
Paul Thompson: Schotten trinken Whiskey, aber natürlich nicht nur. Außerdem exportieren wir viel, somit trinken auf der ganzen Welt Menschen am Wochenende Whiskey.
Nick McCarthy: Schottischer Whiskey ist aber ziemlich gut, solltest du mal probieren. Schmeckt fast wie französischer Wein.

hitparade.ch: Traditionsgemäss legen wir unseren Interviewpartnern die aktuellen Top 10 der Singlecharts vor. Könnt ihr diese kommentieren?
Paul Thompson, Nick McCarthy: Da können wir nicht zu vielen Songs etwas sagen, außer:

Madonna - Hung Up
Paul Thompson: Großartig, ich liebe den Song!

Sugababes - Push The Button
Nick McCarthy: Guter Song, aber sie haben bessere.

Pussycat Dolls ft. Busta Rhymes - Don't Cha
Nick McCarthy: Cooler Track.
Paul Thompson: Der schnell veröffentlichte Nachfolgehit "Stickwitu" begeistert mich weniger

50 Cent - Window Shopper
Paul Thompson: Der Song ist überhaupt nichts wert. Er hatte früher ein paar gute Songs, aber mittlerweile ist seine Musik eher Zeitverschwendung.