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Interview mit George



Mit seinem vierten Album «Buuregiel», produziert von Roman Camenzind und Fred Herrmann, ist George direkt auf Platz 6 der Schweizer Alben-Charts eingestiegen. Der Seeländer Sänger mit der grossen und treuen Fangemeinde im Bernbiet und angrenzenden Gegenden ist bereit für die ganze Schweiz. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Deine 4. CD ist erschienen und direkt auf Platz 6 in die Albumcharts eingestiegen. Hast Du das erwartet?
George: Ich bin auch überrascht, das hatte ich nicht erwartet. Nachdem "Härz" auf Platz 18 war, haben wir natürlich schon ein wenig gehofft, dass es eine gute Platzierung gibt. Mit der Top 10 haben wir ein bisschen geliebäugelt. Aber man weiss ja, wie schwierig es ist mit den CD-Verkäufen. Platz 6 ist für uns sensationell.

hitparade.ch: Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Produzentenduo Camenzind/Herrmann?
George: In erster Linie wollte das natürlich Universal. Aber auch für mich war es schon immer ein Traum, mal mit den Beiden zusammenarbeiten zu können. Die haben Dinge produziert wie "Bring en hei" oder auch die Bligg-Geschichte. Es war daher eine grosse Ehre mit den Beiden zu arbeiten und die Zusammenarbeit hat zudem grossen Spass gemacht.

hitparade.ch: Wie ist die Arbeit verlaufen, was war anders im Gegensatz zu den alten Alben?
George: Es war sehr interessant. Am ersten Tag, als ich dort angekommen bin, haben wir noch gar nicht richtig über die Aufnahmen gesprochen, sondern lernten uns zuerst einmal richtig kennen. Sie wollten sehen, was George für ein Typ ist. Sie fragten mich, welche Musik ich privat bevorzuge und wir plauderten den ganzen Tag nur darüber. Ich nannte meine Favoriten wie beispielsweise Bruce Springsteen. Sie wollten einfach wissen, wer ich bin. Und erst dann sind wir an die Aufnahmen herangegangen. Bei den Aufnahmen sind sie dann auch darauf eingegangen: Sie wussten, dass George ein urchiger, bodenständiger Buuregiel ist. Daher sollte auch die Musik so sein: Keine Sampels, keine Loops, keine Streicher - einfach ehrliche und direkte Musik. Das war das Motto. Und dies ist wohl auch der Unterschied zu den vorherigen Alben.

hitparade.ch: Denkst Du, dass die Zusammenarbeit mit diesen Erfolgsproduzenten der Grund für den Erfolg des Albums ist?
George: Sicher haben sie dazu beigetragen. Aber diese Band ist seit zehn Jahren gemeinsam unterwegs, wir haben immer kontinuierlich gespielt und waren uns auch nie zu schade in ganz kleinen Clubs für wenig Gage zu spielen. So konnten wir uns im Laufe der Zeit eine Fangemeinde aufbauen, die immer ein wenig grösser wurde, es waren immer mehr Leute an den Konzerten. Wir spürten das auch jetzt im Vorfeld, die Leute haben offenbar wirklich gewartet auf diese neue CD. Wahrscheinlich sind die alle am Releasetag in die Läden gerannt um sie zu kaufen. Ich glaube, dass dies der Hauptgrund für diesen 6. Platz ist.

hitparade.ch: Was wird einfacher bei der 4. Scheibe und wo macht man sich mit steigenden Ansprüchen das Leben schwer bei immer neueren CD-Produktionen?
George: Was bei mir sicher zentral ist, ist das Problem mit den Texten. Jedes Mal fürchte ich, dass mir nichts mehr einfallen wird. Ich frage mich einfach, ob ich noch Ideen haben werde, denn ich habe ja schon alles geschrieben, was mich beschäftigt. Aber glücklicherweise führe ich ein sehr bewegtes Leben. Da kommen immer wieder neue Stories, die Material für einen neuen Song sein können (lacht).

hitparade.ch: Bislang ist ja etwas das Problem bei euch, dass ihr in der Grossregion Bern vermutlich 100 Konzerte geben könntet, alle ausverkauft, selbst das Bierhübeli, aber dann irgendwo Richtung Aargau und Baselland verliert sich das sehr schnell. Nicht so wie bei Bands wie Züri West oder Patent Ochsner. Woran, denkst Du, liegt das? Ist die Zeit noch nicht reif?
George: Also ich denke, jetzt wäre sie langsam reif. Ich hoffe, dass diese Chartsplatzierung dazu beitragen wird, auch in anderen Regionen ein bisschen Fuss zu fassen. Wir haben auch gemerkt, dass langsam aber sicher immer mehr Anfragen aus der Ostschweiz kommen. Es ist natürlich auch so, dass wir bei den vorherigen Alben kein so grosses Budget hatten, um die Scheiben richtig promoten zu können. Dies ist bei der aktuellen CD ein bisschen anders. Daher denke ich, es ist an der Zeit, auch die restliche Deutschschweiz zu erobern (lacht).

hitparade.ch: Im Kalender bei euch ist dann auch genau ein Konzert, welches nicht in der angesprochenen Region stattfindet, nämlich in Zollikon am Zürichsee. Was denkst du, was euch da erwartet?
George: Ich hoffe, dass viele Leute kommen werden. Wir haben schon früher mal in der Nähe gespielt, das war in Erlenbach. Dort haben wir auch eine kleine Fanbase aufbauen können. Nun hoffe ich, dass wir dank der Hilfe der Lokalradios wie dem Radio Zürisee nicht vor leeren Rängen spielen werden (lacht).

hitparade.ch: "Buuregiel" heisst dein Album, wieviel Buuregiel ist da drin bei dir?
George: Viel! Ich bin als Buuregiel aufgewachsen und hätte diesen Beruf vielleicht sogar gelernt. Es war dann einfach so, dass mein älterer Bruder den Hof meiner Eltern übernommen hat. Ich habe dann den Beruf des Landschaftsgärtners gelernt, der ja sehr verwandt ist mit dem Bauernberuf. Man ist ja auch den ganzen Tag draussen in der Natur. Ich bin auch heute noch viel auf dem elterlichen Hof. Wenn man einmal ein Buuregiel war, dann bleibt man das auch für immer. Deswegen steckt viel Buuregiel in mir.

hitparade.ch: Wie ist das mit den Texten? Sind die auch so authentisch? Wieviel George steckt da drin?
George: Die Texte schreibe ich alle selber und es steckt sehr viel von mir drin. Manchmal sogar ein bisschen zuviel. Es kommt vor, dass ich manchmal ein Problem damit habe, wenn ich merke, wieviel Privates ich in einem Text preisgegeben habe. Aber im Endeffekt muss ich sagen - das war auch bei meinen vorherigen Alben so - dass ich nicht der Typ bin, der irgendwelche Geschichten erfinden kann, die mit mir nichts zu tun haben. Ich beneide die Menschen, die das können. Kuno Lauener beispielsweise, der ist ein Riesentalent. Dort steckt wahrscheinlich auch manchmal was von ihm drin, aber er kann sich in andere Charaktere hineinversetzen und darüber schreiben. Dies konnte ich nie. Aber eigentlich bin ich darüber nicht so unglücklich, denn dies scheint ganz gut anzukommen bei den Leuten.

hitparade.ch: Dein wohl bekanntester Song, "Hie bini deheim" habt ihr für die neue CD nochmals neu aufgenommen. Weshalb?
George: Ein Grund war, dass es der Wunsch der Plattenfirma war. In unserer Region kannten die Leute diesen Song, doch der Rest der Schweiz nicht. In der Originalversion war der Song aber über 5 Minuten lang und wir haben oft von Leuten gehört, dass sie den Song im Radio gewünscht haben, dieser aber aufgrund der Länge meist nicht gespielt worden ist - wie das halt so ist bei Radios. 5.12min ist einfach zu lange, heute will man 3.20min oder noch kürzer. Aber auch produktionstechnisch waren wir uns einig, dass man diesen Song, den wir 2003 aufgenommen hatten, noch besser machen kann. Daher haben wir das gemacht. Es ist vielleicht für die Leute aus unserer Region ein wenig befremdlich, aber ich habe den Grund begriffen, vorallem weil die ganze restliche Schweiz den Song noch nicht kennt.

hitparade.ch: Ihr habt ja auch mal klein angefangen und habt auf Bühnen gespielt, vor denen vielleicht 30 Nasen gestanden haben. Inzwischen ist die Hütte voll wenn ihr spielt und die Leute schreien und toben wenn ihr die Bühne besteigt. Was geht da in Dir vor? Denkst Du dann an die alten Zeiten zurück?
George: Unbedingt! Ich denke, dass wenn wir uns zu schade gewesen wären, in kleinen Clubs vor 20 Leuten aufzutreten, dann würden wir heute kein Bierhübeli füllen. So ein Start ist wichtig. Diesen Weg muss man einfach gehen. Als wir angefangen haben Mundartrock zu machen, da hat das noch kein Mensch interessiert. Aber wir hatten einfach grosse Freude daran. Und als wir dann gemerkt haben, wie Step by Step immer mehr Leute an die Konzerte gekommen sind, hat uns das angespornt. Wir waren gespannt, wie weit das noch geht. Jetzt sind wir an einem Punkt, wo ein Bierhübeli oder eine Mühle Hunziken ausverkauft ist, und daher müssen wir sagen, dass es sich absolut ausgezahlt hat, auch vor wenigen Menschen zu spielen.

hitparade.ch: Was war euer schönstes Erlebnis an einem Konzert?
George: Ich denke die Plattentaufe. Oder auch der Tourschluss im Bierhübeli, da waren zahlreiche Leute anwesend, das war ein emotionales Erlebnis. Oder auch jetzt mit der neuen CD, die ausverkaufte Mühle Hunziken: Es ist ein Traum jedes Musikers dort mal spielen zu können - wenn es dann auch noch ausverkauft ist, ist dies schon ein riesiges Highlight.

hitparade.ch: Wenn Du nicht auf der Bühne stehst und singst, arbeitest Du als Landschaftsgärtner. Wie bringst du Job und Musik unter einen Hut? Wie gross ist dein Arbeitspensum?
George: Momentan 80%, Montag bis Donnerstag. Ich arbeite seit 15 Jahren in der selben Firma und habe einen sehr toleranten Chef. Der ist natürlich auch ein bisschen stolz (lacht). Es ist sehr streng, muss ich sagen. Auch finanziell muss ich sagen, reicht es noch nicht, um rein von der Musik leben zu können. Es ist für mich ein optimaler Ausgleich: Freitag, Samstag und Sonntag gehört der Musik, und am Montag freue ich mich dann, in den Garten zu gehen. Landschaftsgärtner ist ein kreativer Job. Für mich passt das so zusammen. Wenn ich eines Tages mal sagen kann, dass ich nur noch 3 Tage als Landschaftsgärtner arbeiten muss, bin ich auch nicht wütend.

hitparade.ch: Es ist in der Schweiz immer wieder ein Thema, dieses "von der Musik leben". Es ist ja bekannt, dass dies meist nicht wirklich klappt oder man dann doch ein sehr bescheidenes Leben führen muss. Wie siehst Du das? Muss man als Schweizer einfach damit leben, neben der Musik noch einen Job zu haben?
George: Man muss sich einfach bewusst sein, dass wenn man Mundartrock macht, dass Dein Gebiet die Deutschschweiz ist. Ab Freiburg oder vom Gotthard abwärts hast Du kein Publikum mehr. Es gibt schon welche, die es schaffen, wie Gölä oder Flöru, aber das ist eine recht kleine Anzahl an Musikern, die von Mundartrock leben können. Aber für mich ist das kein Problem.

hitparade.ch: Es gibt ja beispielsweise Baschi, der es jetzt mit Hochdeutsch versucht um so in Deutschland Fuss fassen zu können…
George: Meist scheitert sowas. Das haben Rumpelstilz in den 70er Jahren ebenfalls versucht und ich denke, dass auch Bands wie Züri West oder Patent Ochsner versucht haben, in Deutschland Fuss zu fassen, aber ich glaube das ist alles gescheitert. Baschi wäre da eine Ausnahme. Dies ist ja noch am Laufen, mal schauen was daraus wird. Aber er wird es nicht leicht haben, denn Deutschland ist ein grosser Markt und dort gibt es hunderte Baschis.
Rolf Schlup: Rumpelstilz hätte diese Chance wirklich gehabt, die waren ja mit Kiosk in den Charts. Aber Polo Hofer war einfach zu faul, diesen Text ins Hochdeutsche zu übersetzen. Patent Ochsner haben viel in Deutschland gespielt und haben dies auch gerne gemacht. Sie hatten immer gute Kritiken. Aber mit einer 9-köpfigen Band so weit umher zu reisen, das kostet viel Geld. Es wäre ja toll mal einfach für ein halbes Jahr in Deutschland herumzureisen und dort zu spielen, aber wenn man das finanziell nicht kann, dann wird es schwierig.
George: Kuno Lauener hat mal gesagt, bei seinem ersten Konzert in Deutschland waren sieben Leute im Publikum und vier davon haben Tischfussball gespielt (lacht).

hitparade.ch: Hast Du neben Deiner ganzen Promo-Arbeit überhaupt Zeit die WM mitzuverfolgen?
George: Wenn immer ich dazu komme, schaue ich sehr gerne. Die Eröffnung habe ich mir angesehen, das war ein super Match. Ich bin nicht der absolute Hardcore-Fan, der auf keinen Fall ein Spiel verpassen darf, aber wenn ich Zeit habe, dann schaue ich auf jeden Fall.

hitparade.ch: Was ist Dein Tipp für die Schweiz?
George: Sehr optimistisch gesagt: Viertelfinale.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Alben-Charts. Kannst Du sie kommentieren?

10. Lady Gaga - The Fame
George: Eine absolute Skandalnudel mit vielen verrückten Geschichten. Sie hat aber einige gute Songs.

9. Soundtrack / AC/DC - Iron Man 2
George: Da muss man nicht viel dazu sagen: Geile Songs, immer wieder!

8. Amy Macdonald - A Curious Thing
George: Amy gefällt mir sehr gut, absolut meine Musik

7. Breitbild - Was für a Moment
George: Sind das diese Bündner? Ich kenne die Musik nicht, es fällt mir einfach auf, dass die sehr oft in den Charts vertreten sind.

6. George - Buuregiel
George: Hm, keine Ahnung (lacht).

5. Die Fantastischen Vier - Für dich immer noch Fanta Sie
George: Die haben viele Sachen, die mir sehr gut gefallen. Die sind ja auch schon seit 20 Jahren unterwegs und immer noch erfolgreich. Da muss man den Hut ziehen.
DJ Antoine - 2010
George: Das ist auch eine riesige Erfolgsgeschichte. Ist nicht meine Musik.

3. Lena - My Cassette Player
George: Was soll ich da sagen. Gesanglich finde ich sie nicht so toll. Aber was sie hat, das ist Charisma - eine gute Ausstrahlung. Das habe ich gemerkt, als ich sie im TV gesehen habe. Das kann sehr entscheidend sein.

2. Katie Melua - The House
George: Schöne Songs! Aber eine ganze CD wäre mir wahrscheinlich zu langweilig.

1. Jack Johnson - To The Sea
George: Hier ist es genau wie bei Katie Melua: Die aktuelle Single finde ich super, aber eine ganze Jack Johnson CD… naja, ich weiss nicht. Da muss man wohl Surfer sein (lacht).