Interview mit Gotthard
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Anlässlich der Veröffentlichung ihres zehnten Studioalbums haben wir Steve Lee und Freddy Scherrer von GOTTHARD zu einem Interview getroffen. Sie erzählen von ihrem neuen Album „Need to believe“, der bevorstehenden Tour in ganz Europa und weiteren spannenden Projekten.
hitparade.ch: Ich habe euch bei eurem Unplugged-Konzert gesehen. Was für ein Unterschied ist es für euch ein solches Konzert zu machen, im Gegensatz zu "normalen" Konzerten?
Steve: Es ist eine lockere Angelegenheit, nichts geht nach Plan. Wenn Du Abends in einer dunklen Halle spielst, da muss das Licht und alles stimmen - fast ein wenig theatermässig inszeniert. Da macht man eine richtige Show. Wenn man jeden Abend etwas anderes machen würde, planlos zwischendurch was erzählen würde oder die Setliste ständig wechseln würde, dann würde der Lichtmann nicht damit zurechtkommen. Bei einem Unplugged-Konzert bei Tageslicht ist man viel näher bei den Leuten, man macht vielleicht mal ein Witzchen, ist spontaner. Da ist dann eben nicht jeder Schritt einstudiert. Das macht es sicher symphatischer, denke ich. Die Leute sind dann mehr involviert in die ganze Sache. Auch für uns ist es eine Abwechslung. Wenn man 70 oder 80 Konzerte nacheinander gespielt hat, die immer ähnlich abgelaufen sind, dann ist das eine willkommene Abwechslung würde ich sagen.
hitparade.ch: Ihr habt auch ganz andere Songs gespielt als sonst. Dann war das auch deswegen?
Freddy: Es gibt Songs, die akustisch entstehen, es gibt aber auch welche, die genau von Schlagzeugbeats oder Riffs leben. Solche Songs wären akustisch nicht so richtig umsetzbar. Es gibt Songs die so funktionieren, andere nicht. Auch bei der neuen Platte werden wir merken, dass einige Songs im Studio funktionieren und live elektrisch dafür überhaupt nicht. Das sind dann wieder die Songs, die eventuell akustisch wunderbar funktionieren. Jeder Song hat seine Eigendynamik. Und wir bei Gotthard sind in der glücklichen Lage, dass doch zwei oder drei Songs da sind seit diesen 19 Jahren (lacht). Wir können also auswählen.
hitparade.ch: "Lift You Up" fand ich in der akustischen Version sehr interessant
Steve: Ja, das ist ein ganz anderes Feeling. Es hat auch uns Spass gemacht, es bringt frischen Wind. Wir spielen heute nochmals ein solches Konzert in Bern, allerdings indoor. Es ist kein offizielles Konzert sondern ein Galaabend mit der Nationalmannschaft des Fussballs. Das wird speziell und wir freuen uns schon darauf. Es ist für uns ein genauso spezielles Erlebnis wie für's Publikum. Nur so funktioniert es: Wenn man von beiden Seiten Synergien entwickelt die spannend sind.
hitparade.ch: Sind noch mehr solcher Konzerte geplant?
Freddy: Es kommt noch einiges auf uns zu und die Grossplanung ist auf jeden Fall elektrisch. Jetzt kommt dann langsam die Tournee für das neue Album, die im Oktober losgeht und ich denke unsere Gedanken drehen sich daher momentan eher um grosse Shows.
Steve: Es kann aber durchaus zwischendurch wieder Gelegenheiten geben. Es gibt immer wieder mal Events wo akustisch besser passt und dann machen wir das auch so. Momentan konzentrieren wir uns auf elektrisch, aber uns gefällt auch die Abwechslung.
hitparade.ch: Rich Chycki, der Aersomith- und Rush-Produzent hat sich selbst bei euch gemeldet, um mit euch zusammenzuarbeiten. Was hat ihm denn speziell an Gotthard gefallen?
Steve: Er ist ja auch Musiker und kommt auch aus dieser Ecke. Ich denke, als er gehört hatte was wir machen, konnte er sich mit der Musik identifizieren. Er hatte auch gewusst, dass wir auf der Suche nach einem Produzenten waren, der uns helfen würde, unsere Musik zu modernisieren. Wir wollten nicht Gotthard modernisieren, sondern wir wollten Jemanden, der unseren Songs fürs Album die richtigen Arrangements und den perfekten Sound verleiht, wie es bei modernen Songs so ist. Darauf muss man achten. Wir sind seit 19 Jahren als Band unterwegs und da läuft man Gefahr, dass man sich nach zehn Alben plötzlich immer wieder selber repetiert. Klar, das ist unsere Musik die wir gerne machen und das ist auch gut so. Nur möchten wir bei den Leuten keinen Gähn-Effekt hervorrufen wo es dann heisst, es ist zwar geil, aber es ist immer das Gleiche. Chycki hat sich dann beworben bei uns, dass er das gerne machen würde. Wir haben dann mit Zweien im Studio probehalber gearbeitet bevor wir uns entschieden haben. Steve Bauer aus England war einer davon, er ist ein hervorragender Produzent, der auch schon mit Robbie Williams zusammengearbeitet hat. Aber es wurde uns dann doch etwas zu Brit-Poppig, was nicht so richtig zu Gotthard gepasst hat. Chycki ist dann einige Tage zu uns ins Tessin gekommen und hat mit uns gearbeitet. Wir haben dann nur noch gesagt: Rich, you're the man! Du weisst was Gotthard ist und was wir wollen oder auch nicht wollen. Früher haben wir uns immer zu sehr auf die Produzenten verlassen, inzwischen haben wir gemerkt, dass doch eigentlich viel wichtiger ist, was wir wollen. Also brauchten wir jetzt jemanden von Aussen der uns versteht und unsere Musik so produziert, dass sie modern, aber eben immer noch nach Gotthard klingt.
hitparade.ch: War die Zusammenarbeit mit ihm nun eine einmalige Sache oder bleibt dies nun bestehen?
Freddy: Eine schwierige Frage. Zuerst muss diese Platte mal erscheinen, bevor wir uns überlegen, was wir mit der nächsten machen. Ich denke wir sind alle happy mit der neuen Platte und nun wird dann eines das andere ergeben. Vielleicht ist das neue Album so erfolgreich, dass wir damit nun mehrere Jahre auf Tour gehen und erst in drei Jahren ein neues Album planen, vielleicht ist Rich dann ja wieder mit Mick Jagger im Studio am arbeiten, denn mit ihm hat er auch schon Alben gemacht. Es spielen viele Zufälle mit. Aber momentan kann ich sagen: Wir sind happy, er ist happy und wir haben unser best Mögliches gemacht. Die Zusammenarbeit hat gefruchtet.
hitparade.ch: Das Cover des aktuellen Albums sieht mit der Faust irgendwie ungewohnt hart aus, wenn man es mit euren letzten Covers vergleicht, habt ihr das bewusst so ausgewählt?
Steve: Ja, optisch kommt es auf jeden Fall härter rüber, doch die Idee ist eigentlich eine tiefgründige Sache. Es kam die Idee auf den Titel "Need To Believe" als Albumtitel zu wählen um damit Positivität reinzubringen und zu sagen, dass man auch Unmögliches erreichen kann wenn man möchte, selbst aus einem Stein den Saft herauszupressen. Das ist die Idee dieses Covers. Und es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass man auch von schlimmen Krankheiten geheilt werden kann, wenn man sich autosuggestionmässig einredet, dass man gesund werden wird. In dieser Welt voller Krisen und Problemen hört man ja auch nichts anderes mehr. Sicher gibt es diese Probleme und es scheint alles bachab zu gehen, aber wenn man mal versucht, solche Dinge in den Griff zu bekommen und das Beste daraus zu machen, dann könnte man diese Welt doch sicher in den Griff bekommen. Ich denke man darf nicht aufgeben und sollte die Courage haben, die Dinge auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das war die Grundidee dieses Covers, auch wenn es optisch eher rockig daherkommt.
Freddy: Einen Stein auszupressen ist ja nicht etwas Hartes, sondern etwas Bewegendes. Man denkt doch einfach "WOW", weil es emotional in Dir etwas bewegt und auslöst.
Steve: Es soll auch grafisch gut aussehen und zum Denken anregen. Es ist keine Kartoffel, sondern ein Stein. Auch wenn eine Kartoffel vielleicht schweizerischer gewesen wäre. Aber wir sind eine Rockband, also passt der Stein besser.
hitparade.ch: "Need To Believe" soll Mut machen, in der momentanen Krisenzeit, an etwas zu glauben. Inwiefern spürt ihr als Musiker momentan die Wirtschaftskrise und an was glaubt ihr?
Steve: Man merkt es natürlich schon, man wird auch in der Musikbranche nicht davon verschont. Man muss damit leben. In unserer Branche ist die Krise sogar schon länger da mit den ganzen Downloadproblemen. Bevor man einen Song aufgenommen hat ist er im Internet zu finden. Es ist zum Teil interessant denn man kann sich informieren. Es ist nicht immer alles negativ, man kommt so auch zu neuen Fans, jetzt im Zeitalter des Internet. Auf der anderen Seite war halt früher alles viel langlebiger. Wenn heute ein Album erscheint fragen die Leute schon einen Monat danach nach dem Nächsten. Man hört und kennt nur noch die Single, der Rest ist uninteressant. Für uns ist das falsch, denn wir sind schon immer eine sehr albumorientierte Band gewesen und ich denke es lohnt sich, sich jeweils das ganze Gotthard-Album anzuhören. Wir haben nicht einen Aufhänger und der Rest geht daneben unter. Das ist heutzutage schwer durchzubringen. Radios zum Beispiel haben meist nur die Single auf dem Computer, den Rest bekommt man nicht zu hören. Ich finde das schade, denn man steckt wirklich Emotionen, Herzblut und auch Spass in so eine Plattenproduktion. Jeder Song sollte eine Chance haben gehört zu werden und meinetwegen könnte die Hälfte des Albums eine Single sein. Die grössten Probleme die wir haben sind die Fragen um's Cover der CD und welchen Song wir zur Single machen sollen. Aber das sind ja schöne Probleme.
Freddy: Die Krise die spürt man in der Musikindustrie auch dadurch, dass Musiker damit Profit machen, wie die Leute, die Probleme haben, ihre Ablenkung in der Musik suchen. Das wird so richtig gesteuert, die Leute wollen abschalten und einen guten Abend verbringen, und da kommen gute Live-Bands wie gerufen. Solche Dinge werden wieder mehr geschätzt. So gesehen profitiert die Musik auch von dieser Krise.
hitparade.ch: Shangri-La heisst ein neuer Song und ist ein sagenumwobener Ort, der im Tibet, liegt. Was hat es damit auf sich?
Steve: Dieser Song ist entstanden, als ich einmal an einem Wochenende zu einem Songwriter Duo nach Schweden geflogen bin. Mit denen haben wir schon bei den beiden Vorgänger-Alben "Lip Service" und "Domino Effect" zusammengearbeitet. An einem Nachmittag bin ich mit ihnen zusammengesessen und wir haben vier Songideen ausgetüftelt. Eine davon war eben dieser Shangri-La. Damals war der Titel noch nicht klar, aber ich habe eine mystische Story machen wollen. Er fängt auch ein bisschen orientalisch an mit dem Gesang, an den ich mich gewagt hatte. Wir haben dann über den Inhalt gesprochen und gedacht, wir möchten über eine magische, mystische Liebesbeziehung reden. Dies könnte das Paradies sein, wenn es funktioniert, es könnte aber auch die Hölle werden. Da sieht man, wie nahe die beiden Elemente beieinander liegen. Dies findet man aber nur heraus, wenn man sich auch mal ein bisschen traut und sich mit dem Risiko auseinandersetzt. Shangri-La ist ein magischer Ort in Tibet, an dem die Leute nicht altern - einfach gesagt das Paradies auf Erden. Das fanden wir interessant und auch wenn es unlike Gotthard ist hat es doch immerhin bewirkt, dass Du nachgeschlagen hast, was es bedeutet (lacht).
hitparade.ch: Dann habt ihr sonst mit Tibet nichts am Hut…
Steve: Nein, aber es fasziniert mich. In all den Jahren in denen man so viel reist und sieht, beginnt man sich für andere Kulturen zu interessieren. Gerade Tibet ist ein sehr interessantes Land, das aber leider nicht immer nur durch positive Schlagzeilen hervorsticht. Wenn man nicht jedes Jahr eine Tour und ein Album hätte, wäre vielleicht auch einmal die Zeit da, ein solches Land zu bereisen.
Freddy: Vielleicht spielen wir ja mal dort - ein Anruf genügt (lacht).
hitparade.ch: Wird es vom neuen Album auch Songs geben, die man auf Singstar singen kann? (wie bereits Lift u up)
Freddy: Es hat bereits stattgefunden und es wird auch wieder stattfinden. Solche Dinge laufen aber meistens nur über die Plattenfirma. Um solche Sachen können wir uns nicht auch noch kümmern, wenn wir auf Tour sind. Zuerst war SingStar da, dann kam noch so ein Spiel mit unserer Musik, das hiess "Guitar Hero". Ich denke, SingStar kommt wieder, ich finde die Idee auf jeden Fall gut.
Steve: Damit kommt dann auch der Dusch-Effekt, so kann man die Songs auch unter der Dusche singen. Und sicher ist es auch eine Möglichkeit, neue junge Fans zu gewinnen. Wir wollen ja nicht eines Tages nur noch Rentner vor der Bühne haben, sondern Musik für alle machen.
Freddy: Aerosmith beispielsweise verkaufen ihre Musik momentan mehr durch das RockStar-Spiel als mit ihren CDs. Für den Fan ist sowas sicher hammermässig.
hitparade.ch: In den letzten 16 Jahren hat es jedes Album von Euch auf die Spitze der Schweizer Charts geschafft. Unternehmt ihr was, um diese unglaubliche Serie fortzusetzen, indem ihr eher poppige Songs aufnehmt oder ist euch egal, ob es der breiten Masse gefällt?
Steve: Ich denke es wäre falsch an ein Album heranzugehen und zu planen, wie es klingen sollte, um beim Publikum gut anzukommen. Es ist ehrliche Musik, die zu uns passen soll und an der wir uns erfreuen. Sicher, wenn man 18 oder 20 Songs fertig hat, dann achtet man darauf, ein farbiges, dynamisches und interessantes Album zusammenzustellen und nicht eine Platte, auf der ein Song klingt wie der andere. Die Auswahl muss stimmen.
Freddy: Was sicher auch noch etwas ausmacht, ist der Mix. Wenn alles aufgenommen ist und sich langsam herauskristallisiert, dass wie jetzt "Need to believe" die Single sein wird, dann schaut man sicher, dass der Mix etwas radiofreundlicher gemacht wird. Man nimmt dann halt ein bisschen Gitarre zurück und passt den Song etwas an, damit die Radios ihn spielen - das ist schliesslich das Ziel. Aber wir fangen nicht so an, dass wir bewusst an einem Single-Song arbeiten, den wir von Beginn an radiotauglich gestalten. Es ist mehr das Finish. Man würde sich sonst viel zu sehr darauf versteifen. Ich denke unser Album ist deshalb so gut geworden, weil wir uns nicht von Anfang an sämtliche Türen verschlossen haben. Kein "wir müssen ein neues Lift U Up oder Heaven haben", sonst engt man sich selbst ein und die Ideen bleiben aus. Man würde sich einen solchen Druck aufbauen, dass am Ende nichts mehr gehen würde.
hitparade.ch: Für den Film über Max Schmeling wurdet ihr engagiert den Soundtrack beizusteuern. Um welchen Song handelt es sich dabei? Eher ein nicht-radiotauglicher Song?
Steve: Lustigerweise nicht. Wir haben dem Regisseur des Films, Uwe Boll, eine Auswahl an Songs geschickt für diesen Film, der nächstes Jahr in die Kinos kommt. Er hat mit uns schon einmal zu tun gehabt, das war damals für den Film "Hostel". Dies war eher ein Ulk-Film, der in den Medien nicht wirklich präsent gewesen ist, doch dort haben wir schon einen Song beigesteuert. Und nun hat er uns angefragt, ob wir einen Song für seinen neuen Box-Film hätten. Wir sagten dann "klar, kommt aber auch darauf an, worum es im Film geht." Und dann haben wir ihm eine Auswahl von drei oder vier Songs angeboten. Er hat sich dann den Song "Unconditional Faith" ausgesucht, der eigentlich eher Anti-Boxfilm ist, aber ich glaube der hat von der Klangfarbe her, die er sich für den Film gewünscht hat, gepasst. Wir haben dann auch in Zagreb, wo das Filmset aufgebaut war, ein Video dazu gedreht. Ich bin gespannt auf das Video, wir haben es noch nicht gesehen. Und dass Uwe Boll genau diesen Song ausgesucht hat war uns sehr recht. Es ist auch eine schöne Reklame, in einem Movie-Soundtrack dabei zu sein. Es ist ein historischer Film, der sich um die Box-Legende Max Schmeling dreht. Er hat sich im zweiten Weltkrieg getraut, gegen Hitler und Konsorten anzutreten. Dies war ja nicht gerade ungefährlich, und so ist er zum Helden geworden.
hitparade.ch: Zagreb ist sicher ein eindrücklicher Schauplatz?
Freddy: Eindrücklich war vor allem die Geschichte um die 30er und 40er Jahre. Als wir in Zagreb in diese Halle hineingingen, sah alles aus wie in dieser Zeit. Es gab über 2000 Statisten, die genau so herumgelaufen sind, mit den richtigen Hüten und Hosenträgern. Wir haben in einem Boxring gedreht und der wurde von vier uralten Lampen beleuchtet. Die Lampen waren sogar so alt, dass eine davon später noch heruntergefallen ist (lacht). Zum Glück hat sie uns nicht getroffen. Jedenfalls haben wir uns wie in einer anderen Zeit gefühlt. Da wurde an alles gedacht: vom Fotoapparat bis hin zum Stuhl - jedes Detail war perfekt. Das war unheimlich eindrücklich. Sonst haben wir von Zagreb nicht viel gesehen. Nur noch das Restaurant, in dem wir spätabends dann noch gegessen haben und unser Hotel. Diese andere Zeit zu erleben war wirklich beeindruckend.
hitparade.ch: Auf eurem Programm stehen in nächster Zeit viele Konzerte im Ausland, wird euer Album dort zeitgleich released oder wie geht ihr im Ausland promomässig vor?
Steve: Ja, es wird zeitgleich released, das haben wir immer so gemacht, es hat sich bewährt. Wir sind in letzter Zeit immer mehr im Ausland unterwegs was sehr schön ist, denn so gehen viele Türen auf. Die Tour ist sehr wichtig, um das Album zu promoten, also soll es auch überall erhältlich sein. Man kann es auf unserer Homepage nachschauen, die Tour beginnt in Italien, dann kommen Spanien, Frankreich, England, Deutschland und natürlich die Schweiz im Dezember, worauf wir uns besonders freuen. Die Tour wird auch nach der Pause Ende Dezember noch weiter gehen, wir hoffen auf eine lange Tournee. Es ist immer blöd, wenn es zu früh schon wieder heisst, ein neues Album muss her. Ich denke dieses Album verdient es, dass man es möglichst lange spielt und an die Leute bringt. Es gibt auch immer wieder neue Länder die man entdecken kann um dort zu spielen. Es ist eindrücklich wenn man zehn Alben hat und sich irgendwann fragt: Welches Lied habe ich eigentlich noch nicht geschrieben? Deswegen ist es schön, wenn man solche Alben auch lange geniessen kann. Wir sind ja auch eine Live-Band. Das ist auch der Platz, an dem wir hoffentlich die Loorbeeren ernten kann, wenn man sein Produkt präsentiert.
hitparade.ch: Aber ihr geht jetzt nicht gross auf Promo-Tour im Vorfeld?
Freddy: Wir machen schon Promo, denn sie findet auch während der Tournee statt. Es gibt zwischen den Konzerten viele Interviews und momentan machen wir sehr viele Telefoninterviews. In jedem Land, in dem die CD erscheint - und das sind doch immerhin 46 Länder - gibt es irgendwo wieder ein Magazin oder eine Zeitung, die ein Interview oder Infos haben möchte, auch Radios und Fernsehen. So hat man extrem viele Interviews. Wir denken immer, wir könnten zwischendurch mal in Ruhe aufs WC, doch wir haben oft von 09.00 Uhr früh bis abends um 23.00 Uhr durchgehend Interviews. Heutzutage kann man Interviews auch wirklich gut übers Telefon, per E-Mail oder per Skype machen.
hitparade.ch: Macht es euch denn Spass Promo zu machen?
Steve: Nicht immer, nein. Das Problem ist nicht zu erklären warum und wieso und es geht auch nicht darum, dass immer wieder die gleichen Fragen kommen - man hat kein 0815-Produkt und daher drängen sich gewisse Fragen auf. Das Problem ist vielmehr immer wieder umzuswitchen von Italienisch auf Deutsch, dann wieder Englisch… da drehe ich fast durch, denn man muss sich dreifach konzentrieren.
Freddy: Oder auch wenn ein Nicht-Englisch-Sprechender mit Dir ein Interview auf Englisch machen will - über's Radio mit schlechter Verbindung. Dann wird's echt schwierig und macht auch nicht so viel Spass. Dort hört der Spass auf (lacht).
hitparade.ch: Dann macht es euch im Moment wohl mehr Spass?
Steve: Jawohl, so ist es richtig angenehm.
hitparade.ch: Nach Gotthard & Deep Purple 2008 folgen nun Konzerte mit Europe in Deutschland. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und der grossen Chance wieder vor tausenden von Leuten zu spielen?
Freddy: Die Idee stand schon lange im Raum, besonders von unserem Promoter in Deutschland. Er hat für Europe auch schon Konzerte organisiert. Gotthard ist in Deutschland immer populärer geworden und dann kam die Frage auf, wie wir noch weiter wachsen und von diesem Erfolg profitieren können. Dann kam der Vorschlag, in der Olympia-Halle in München zu spielen. Aber nur wir alleine, dafür ist diese Halle dann doch wieder etwas zu gross. Also ist die Idee entstanden, mit Europe als Vorband aufzutreten um die Halle zu füllen. Und ich meine, wir alle kennen Europe, das ist eine grosse Band die mit "The Final Countdown" einen riesen Hit geschrieben haben. Eine solche Band als Support zu haben ist natürlich eine riesige Ehre für uns. Es war ja eigentlich nicht eine Vorband in dem Sinne, eher ein Special Guest. So ist das alles entstanden. Wir hatten uns überlegt, wer kommt in Frage? Es müsste ja etwas im gleichen Stil sein, wenn man zusammen spielen möchte. Für Rock-Fans ist das natürlich ein Hammer-Package.
hitparade.ch: Ist ein Konzert dieser Art auch für die Schweiz geplant?
Freddy: Also das mit Europe ist definitiv nur in Deutschland.
hitparade.ch: Und wie sieht es mit den Ticketverkäufen aus? Wisst ihr da was? Sieht es gut aus?
Freddy: Also in der Schweiz läuft es extrem gut. Ich habe heute im Radio gehört, dass diese Dezember-Konzerte extrem gut angezogen haben. Von Deutschland weiss ich es nicht.
Steve: Es ist noch etwas zu früh um das zu sagen, denn sie haben erst gerade mit den Vorverkäufen angefangen. Aber ich denke das läuft auch ganz gut, denn wenn es nicht so wäre, hätten wir schon was gehört. Es wird sich zeigen.
hitparade.ch: Könnt ihr bereits mehr über den "special guest" auf eurer Tour verraten? Sunrise Avenue, die bei der letzten Schweizer Tour dabei waren sind von der ersten Sekunde an ein Glückstreffer gewesen.
Steve: Gerade im Moment ist das ein Thema bei uns. Wir haben bereits Ideen und schauen ob es passt, aber konkret können wir noch keinen Namen sagen.
Freddy: Wir haben immer noch alle Ohren offen.
hitparade.ch: Man kann sich also noch bewerben?
Freddy: Absolut!
hitparade.ch: In der Zeit auf Tournee seid ihr intensiv und auf engem Raum unterwegs. Wie schaut Euer "Zusammenleben" denn eigentlich ausserhalb der Tournee-Zeiten aus? Seht ihr Euch da auch regelmässig oder zieht sich da jeder eher zurück?
Steve: Es gab eine Zeit da haben wir uns tatsächlich irgendwie zu oft gesehen und jeder hat dann die Gotthard-freie Zeit sehr genossen um einmal andere Gesichter zu sehen und auf andere Gedanken zu kommen. Aber durch das Grotthard Restaurant, das Leo Leoni aufgemacht hat, treffen wir uns zwangsläufig oft dort. Unsere Zusammenarbeit hat sich in letzter Zeit aber wieder sehr verstärkt. Das Bandfeeling und die Freundschaft sind intensiver geworden. Man geht sich nicht aus dem Weg, aber sicher hat jeder seine Hobbys, seine Vorstellungen und natürlich seine Lieblingsplätze. Eine Band die gut harmonieren soll, muss auch privat harmonisch sein. Freundschaft, Respekt und eine gute Zusammenarbeit sind Aspekte die stimmen müssen. Es würde nicht funktionieren, wenn man sich aus dem Weg gehen würde weil man sich nicht mehr sehen mag.
Freddy: Wir haben auch sehr vieles zu besprechen, sei es nun die Vorband oder sonst was. Wir haben in der Schweiz unsere eigene Plattenfirma und können dadurch sehr vieles selber bestimmen. Würde man die Stunden zusammenzählen, die wir miteinander verbringen, würde man auf ein extrem hohes Ergebnis kommen. Steve: Wir sind schon fast miteinander verheiratet.
hitparade.ch: Gestern hattet ihr einen neuen Perkussionisten dabei. Plant ihr für die "Need to believe"-Tour einen "Neuen" einzustellen?
Steve: Für diese Tour nicht, nein. Das war Andi Pupato, der auch schon bei "DeFrosted" - unserem akustischen Album - dabei gewesen ist. Er ist ein sehr guter Perkussionist und auch ein guter Freund von uns. Er hatte damals schon gesagt, dass er gerne wieder einmal etwas mit uns machen möchte, also haben wir ihn angefragt und uns sehr über seine Zusage gefreut. Er ergänzt uns natürlich schon sehr gut, er bringt einen guten Groove hinein. Wir haben auch immer grossen Spass mit ihm. Wir möchten aber auf der Tour nicht alle Gastmusiker auch noch mitnehmen. Ausser vielleicht Nicolo Fragile am Keyboard, den man als Extra-Musiker bezeichnen könnte, ist niemand dabei.
hitparade.ch: Nach der Zusammenarbeit mit Jon Lord und Orchester sind wir gespannt ob es in Zukunft weitere Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern geben wird?
Freddy: Da ist etwas in Planung, Steve hat in Italien ein Duett aufgenommen des Songs "Tears To Cry" aus unserem neuen Album. Und diese Aufnahmen sind gut gelaufen.
Steve: Es ist ein Künstlerin, sie heisst Dolcenera und hat 2003 das San Remo Festival als Neuerscheinung gewonnen. Es ist eine junge Dame die freche und tolle Musik mit dem Piano macht. Es ist die Alicia Keys von Italien. Schön ist, dass die Zusammenarbeit entstanden ist, weil sie durch unseren italienischen Produzenten in Italien, der schon mit Grössen wie Laura Pausini und Zucchero gearbeitet hat, diesen Song gehört hat und so auf uns zugekommen ist. Dann haben wir beschlossen das zu machen und für sie war es sehr interessant auf Englisch zu singen. Für uns war es auch toll, so den italienischen Markt ein bisschen aufzupeppen. Wir sind nun gespannt, was dabei herauskommt. Die Aufnahmen sind sehr gut gelaufen. Was Musik angeht ist Italien irgendwie ein eigenes Pflaster.
hitparade.ch: Florian Ast hat am Sonntag ein Duett mit einer Musicstargewinnerin performt. Bligg, Baschi, Seven, Stress und Ritschi haben zusammen einen Song aufgenommen. Gibt es Schweizer Künstler die euch für ein Duett reizen würden?
Steve: Das können wir uns auf jeden Fall gut vorstellen, es ist einfach noch nicht dazu gekommen. Wenn die Musik passen würde und die Person auch Freude daran hätte - schliesslich sind solche Sachen oft auch nur PR - dann auf jeden Fall.
Freddy: Wenn man spezifisch danach sucht und unbedingt ein Duett machen möchte, dann klappt das selten so richtig. Aber wenn es so läuft wie nun so mit Dolcenera, dass man zufällig aufeinander stösst und Interesse hat, dann ist das natürlich eine tolle Sache. So steht es sicher unter einem besseren Stern. Wer weiss, vielleicht klopft ja bald jemand an, wir sind auf jeden Fall offen dafür.
Steve: Wir sind uns nicht zu schade für etwas Schweizerisches, aber Gotthard hat schon immer sehr international gedacht. Wir wissen nicht, wie wichtig sowas für das Ausland ist. Bei Dolcenera war es sehr gut, weil uns dies ein Markt eröffnen könnte, bei dem wir immer noch ein wenig am kämpfen sind. Italien war immer schwierig. Wir haben da mal vor AC/DC gespielt und es ist niemand von unserer Plattenfirma gekommen. Nicht einmal um zu schauen, wie es uns geht. Darum ist es wichtig, bei solchen Ländern dranzubleiben und darum zu kämpfen, erreichen zu können, was in anderen Ländern bereits geklappt hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Es kommt auf die Qualität an - wir sind sicher nicht zu schade für die Schweiz.
hitparade.ch: Bei den Grössten Schweizer Hits 2008 habt ihr mit Heaven den Sieg nur knapp verpasst. Dieses Jahr wird wieder ein Hit gesucht aus dem Jahr 08/09. Leider seid ihr nicht nominiert. Gibt es einen Schweizer Song aus dem letzten Jahr an den ihr euch noch erinnern könnt?
Steve: Mir hat Stefanie Heinzmann sehr gut gefallen mit "My Man Is A Mean Man". Es gibt unheimlich viel Gutes aus der Schweiz, vieles das ich hören würde und gar nicht wüsste, dass es aus der Schweiz kommt. Es gibt viele interessante neue Bands. Stefanie Heinzmann war für mich aber auf jeden Fall die grösste Überraschung. Als ich die das erste Mal im Radio gehört hatte, dachte ich zuerst, das sei wieder eine neue amerikanische Rockgöre, ich hätte nie gedacht, dass sie aus der Schweiz kommt. Schon gar nicht aus dem Wallis.
Freddy: Sie macht das richtig! Wenn die Walliser mal loslegen, dann klappt das auch!
hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Könnt ihr die Songs kurz bewerten?
(besprechen untereinander): Steve: Hast Du ein Album von Lady Gaga? - Freddy: Nein - Steve: Du bist mir immer sympathischer.
Steve: Ich kenne Green Day, die sind gut.
Freddy: Aber das neue Zeug ist nicht mehr so wie es einmal war.
Steve: Black Eyed Peas ist eine Geldmaschine.
Steve: Ich habe mit vielem Mühe, da es sich einfach nach billigen Studioproduktionen anhört. Aber wahrscheinlich würde es mich umhauen, wenn ich es live erleben würde.
Freddy: Milow finde ich unheimlich gut gemacht. Dass der auf die Idee gekommen ist einen Song von 50 Cent so komplett anders neu zu covern.. darauf muss man erst kommen. Hut ab!
Freddy: Kid Rock hat einen sehr langen Sommer, sein "All Summer Long" ist immer noch vertreten. Ein Dauer-Sommerhit.
Steve: Und dabei klingt er genau gleich wie "Sweet Home Alabama".
Steve: Mit der Hitparade ist es halt so eine Sache. Klar ist es toll, wenn man mit einer Single in der Hitparade platziert ist, das hilft natürlich extrem ein Album zu promoten oder eine Tour. Wenn man aber eher eine Albumband ist, ist man nicht unbedingt auf einen Nummer 1 Hit im Radio angewiesen. Es ist schön, wenn es passiert, aber man schreibt die Songs nicht, damit sie weit nach oben in die Charts kommen. Die Songs müssen gute Live-Songs sein, hinter denen man stehen kann. Wir wollen auch kein Rezept erfinden, um einen Hit zu schreiben. Es gibt da so gewisse Richtlinien dafür, aber das ist bei uns eher was, das aus dem Herzen kommt. Entweder man schreibt ihn oder nicht. Wenn man keinen Hit schreibt, hat man dafür andere gute Sachen gemacht, die dich als Musiker weiterbringen und die auch bei den Fans gut ankommen. Ich würde mal so frech behaupten, dass wir jetzt wieder Songs dabei haben, die für Gotthard-Fans sicher interessanter klingen als Lady GaGa.
hitparade.ch: Ich habe euch bei eurem Unplugged-Konzert gesehen. Was für ein Unterschied ist es für euch ein solches Konzert zu machen, im Gegensatz zu "normalen" Konzerten?
Steve: Es ist eine lockere Angelegenheit, nichts geht nach Plan. Wenn Du Abends in einer dunklen Halle spielst, da muss das Licht und alles stimmen - fast ein wenig theatermässig inszeniert. Da macht man eine richtige Show. Wenn man jeden Abend etwas anderes machen würde, planlos zwischendurch was erzählen würde oder die Setliste ständig wechseln würde, dann würde der Lichtmann nicht damit zurechtkommen. Bei einem Unplugged-Konzert bei Tageslicht ist man viel näher bei den Leuten, man macht vielleicht mal ein Witzchen, ist spontaner. Da ist dann eben nicht jeder Schritt einstudiert. Das macht es sicher symphatischer, denke ich. Die Leute sind dann mehr involviert in die ganze Sache. Auch für uns ist es eine Abwechslung. Wenn man 70 oder 80 Konzerte nacheinander gespielt hat, die immer ähnlich abgelaufen sind, dann ist das eine willkommene Abwechslung würde ich sagen.
hitparade.ch: Ihr habt auch ganz andere Songs gespielt als sonst. Dann war das auch deswegen?
Freddy: Es gibt Songs, die akustisch entstehen, es gibt aber auch welche, die genau von Schlagzeugbeats oder Riffs leben. Solche Songs wären akustisch nicht so richtig umsetzbar. Es gibt Songs die so funktionieren, andere nicht. Auch bei der neuen Platte werden wir merken, dass einige Songs im Studio funktionieren und live elektrisch dafür überhaupt nicht. Das sind dann wieder die Songs, die eventuell akustisch wunderbar funktionieren. Jeder Song hat seine Eigendynamik. Und wir bei Gotthard sind in der glücklichen Lage, dass doch zwei oder drei Songs da sind seit diesen 19 Jahren (lacht). Wir können also auswählen.
hitparade.ch: "Lift You Up" fand ich in der akustischen Version sehr interessant
Steve: Ja, das ist ein ganz anderes Feeling. Es hat auch uns Spass gemacht, es bringt frischen Wind. Wir spielen heute nochmals ein solches Konzert in Bern, allerdings indoor. Es ist kein offizielles Konzert sondern ein Galaabend mit der Nationalmannschaft des Fussballs. Das wird speziell und wir freuen uns schon darauf. Es ist für uns ein genauso spezielles Erlebnis wie für's Publikum. Nur so funktioniert es: Wenn man von beiden Seiten Synergien entwickelt die spannend sind.
hitparade.ch: Sind noch mehr solcher Konzerte geplant?
Freddy: Es kommt noch einiges auf uns zu und die Grossplanung ist auf jeden Fall elektrisch. Jetzt kommt dann langsam die Tournee für das neue Album, die im Oktober losgeht und ich denke unsere Gedanken drehen sich daher momentan eher um grosse Shows.
Steve: Es kann aber durchaus zwischendurch wieder Gelegenheiten geben. Es gibt immer wieder mal Events wo akustisch besser passt und dann machen wir das auch so. Momentan konzentrieren wir uns auf elektrisch, aber uns gefällt auch die Abwechslung.
hitparade.ch: Rich Chycki, der Aersomith- und Rush-Produzent hat sich selbst bei euch gemeldet, um mit euch zusammenzuarbeiten. Was hat ihm denn speziell an Gotthard gefallen?
Steve: Er ist ja auch Musiker und kommt auch aus dieser Ecke. Ich denke, als er gehört hatte was wir machen, konnte er sich mit der Musik identifizieren. Er hatte auch gewusst, dass wir auf der Suche nach einem Produzenten waren, der uns helfen würde, unsere Musik zu modernisieren. Wir wollten nicht Gotthard modernisieren, sondern wir wollten Jemanden, der unseren Songs fürs Album die richtigen Arrangements und den perfekten Sound verleiht, wie es bei modernen Songs so ist. Darauf muss man achten. Wir sind seit 19 Jahren als Band unterwegs und da läuft man Gefahr, dass man sich nach zehn Alben plötzlich immer wieder selber repetiert. Klar, das ist unsere Musik die wir gerne machen und das ist auch gut so. Nur möchten wir bei den Leuten keinen Gähn-Effekt hervorrufen wo es dann heisst, es ist zwar geil, aber es ist immer das Gleiche. Chycki hat sich dann beworben bei uns, dass er das gerne machen würde. Wir haben dann mit Zweien im Studio probehalber gearbeitet bevor wir uns entschieden haben. Steve Bauer aus England war einer davon, er ist ein hervorragender Produzent, der auch schon mit Robbie Williams zusammengearbeitet hat. Aber es wurde uns dann doch etwas zu Brit-Poppig, was nicht so richtig zu Gotthard gepasst hat. Chycki ist dann einige Tage zu uns ins Tessin gekommen und hat mit uns gearbeitet. Wir haben dann nur noch gesagt: Rich, you're the man! Du weisst was Gotthard ist und was wir wollen oder auch nicht wollen. Früher haben wir uns immer zu sehr auf die Produzenten verlassen, inzwischen haben wir gemerkt, dass doch eigentlich viel wichtiger ist, was wir wollen. Also brauchten wir jetzt jemanden von Aussen der uns versteht und unsere Musik so produziert, dass sie modern, aber eben immer noch nach Gotthard klingt.
hitparade.ch: War die Zusammenarbeit mit ihm nun eine einmalige Sache oder bleibt dies nun bestehen?
Freddy: Eine schwierige Frage. Zuerst muss diese Platte mal erscheinen, bevor wir uns überlegen, was wir mit der nächsten machen. Ich denke wir sind alle happy mit der neuen Platte und nun wird dann eines das andere ergeben. Vielleicht ist das neue Album so erfolgreich, dass wir damit nun mehrere Jahre auf Tour gehen und erst in drei Jahren ein neues Album planen, vielleicht ist Rich dann ja wieder mit Mick Jagger im Studio am arbeiten, denn mit ihm hat er auch schon Alben gemacht. Es spielen viele Zufälle mit. Aber momentan kann ich sagen: Wir sind happy, er ist happy und wir haben unser best Mögliches gemacht. Die Zusammenarbeit hat gefruchtet.
hitparade.ch: Das Cover des aktuellen Albums sieht mit der Faust irgendwie ungewohnt hart aus, wenn man es mit euren letzten Covers vergleicht, habt ihr das bewusst so ausgewählt?
Steve: Ja, optisch kommt es auf jeden Fall härter rüber, doch die Idee ist eigentlich eine tiefgründige Sache. Es kam die Idee auf den Titel "Need To Believe" als Albumtitel zu wählen um damit Positivität reinzubringen und zu sagen, dass man auch Unmögliches erreichen kann wenn man möchte, selbst aus einem Stein den Saft herauszupressen. Das ist die Idee dieses Covers. Und es ist auch wissenschaftlich erwiesen, dass man auch von schlimmen Krankheiten geheilt werden kann, wenn man sich autosuggestionmässig einredet, dass man gesund werden wird. In dieser Welt voller Krisen und Problemen hört man ja auch nichts anderes mehr. Sicher gibt es diese Probleme und es scheint alles bachab zu gehen, aber wenn man mal versucht, solche Dinge in den Griff zu bekommen und das Beste daraus zu machen, dann könnte man diese Welt doch sicher in den Griff bekommen. Ich denke man darf nicht aufgeben und sollte die Courage haben, die Dinge auch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Das war die Grundidee dieses Covers, auch wenn es optisch eher rockig daherkommt.
Freddy: Einen Stein auszupressen ist ja nicht etwas Hartes, sondern etwas Bewegendes. Man denkt doch einfach "WOW", weil es emotional in Dir etwas bewegt und auslöst.
Steve: Es soll auch grafisch gut aussehen und zum Denken anregen. Es ist keine Kartoffel, sondern ein Stein. Auch wenn eine Kartoffel vielleicht schweizerischer gewesen wäre. Aber wir sind eine Rockband, also passt der Stein besser.
hitparade.ch: "Need To Believe" soll Mut machen, in der momentanen Krisenzeit, an etwas zu glauben. Inwiefern spürt ihr als Musiker momentan die Wirtschaftskrise und an was glaubt ihr?
Steve: Man merkt es natürlich schon, man wird auch in der Musikbranche nicht davon verschont. Man muss damit leben. In unserer Branche ist die Krise sogar schon länger da mit den ganzen Downloadproblemen. Bevor man einen Song aufgenommen hat ist er im Internet zu finden. Es ist zum Teil interessant denn man kann sich informieren. Es ist nicht immer alles negativ, man kommt so auch zu neuen Fans, jetzt im Zeitalter des Internet. Auf der anderen Seite war halt früher alles viel langlebiger. Wenn heute ein Album erscheint fragen die Leute schon einen Monat danach nach dem Nächsten. Man hört und kennt nur noch die Single, der Rest ist uninteressant. Für uns ist das falsch, denn wir sind schon immer eine sehr albumorientierte Band gewesen und ich denke es lohnt sich, sich jeweils das ganze Gotthard-Album anzuhören. Wir haben nicht einen Aufhänger und der Rest geht daneben unter. Das ist heutzutage schwer durchzubringen. Radios zum Beispiel haben meist nur die Single auf dem Computer, den Rest bekommt man nicht zu hören. Ich finde das schade, denn man steckt wirklich Emotionen, Herzblut und auch Spass in so eine Plattenproduktion. Jeder Song sollte eine Chance haben gehört zu werden und meinetwegen könnte die Hälfte des Albums eine Single sein. Die grössten Probleme die wir haben sind die Fragen um's Cover der CD und welchen Song wir zur Single machen sollen. Aber das sind ja schöne Probleme.
Freddy: Die Krise die spürt man in der Musikindustrie auch dadurch, dass Musiker damit Profit machen, wie die Leute, die Probleme haben, ihre Ablenkung in der Musik suchen. Das wird so richtig gesteuert, die Leute wollen abschalten und einen guten Abend verbringen, und da kommen gute Live-Bands wie gerufen. Solche Dinge werden wieder mehr geschätzt. So gesehen profitiert die Musik auch von dieser Krise.
hitparade.ch: Shangri-La heisst ein neuer Song und ist ein sagenumwobener Ort, der im Tibet, liegt. Was hat es damit auf sich?
Steve: Dieser Song ist entstanden, als ich einmal an einem Wochenende zu einem Songwriter Duo nach Schweden geflogen bin. Mit denen haben wir schon bei den beiden Vorgänger-Alben "Lip Service" und "Domino Effect" zusammengearbeitet. An einem Nachmittag bin ich mit ihnen zusammengesessen und wir haben vier Songideen ausgetüftelt. Eine davon war eben dieser Shangri-La. Damals war der Titel noch nicht klar, aber ich habe eine mystische Story machen wollen. Er fängt auch ein bisschen orientalisch an mit dem Gesang, an den ich mich gewagt hatte. Wir haben dann über den Inhalt gesprochen und gedacht, wir möchten über eine magische, mystische Liebesbeziehung reden. Dies könnte das Paradies sein, wenn es funktioniert, es könnte aber auch die Hölle werden. Da sieht man, wie nahe die beiden Elemente beieinander liegen. Dies findet man aber nur heraus, wenn man sich auch mal ein bisschen traut und sich mit dem Risiko auseinandersetzt. Shangri-La ist ein magischer Ort in Tibet, an dem die Leute nicht altern - einfach gesagt das Paradies auf Erden. Das fanden wir interessant und auch wenn es unlike Gotthard ist hat es doch immerhin bewirkt, dass Du nachgeschlagen hast, was es bedeutet (lacht).
hitparade.ch: Dann habt ihr sonst mit Tibet nichts am Hut…
Steve: Nein, aber es fasziniert mich. In all den Jahren in denen man so viel reist und sieht, beginnt man sich für andere Kulturen zu interessieren. Gerade Tibet ist ein sehr interessantes Land, das aber leider nicht immer nur durch positive Schlagzeilen hervorsticht. Wenn man nicht jedes Jahr eine Tour und ein Album hätte, wäre vielleicht auch einmal die Zeit da, ein solches Land zu bereisen.
Freddy: Vielleicht spielen wir ja mal dort - ein Anruf genügt (lacht).
hitparade.ch: Wird es vom neuen Album auch Songs geben, die man auf Singstar singen kann? (wie bereits Lift u up)
Freddy: Es hat bereits stattgefunden und es wird auch wieder stattfinden. Solche Dinge laufen aber meistens nur über die Plattenfirma. Um solche Sachen können wir uns nicht auch noch kümmern, wenn wir auf Tour sind. Zuerst war SingStar da, dann kam noch so ein Spiel mit unserer Musik, das hiess "Guitar Hero". Ich denke, SingStar kommt wieder, ich finde die Idee auf jeden Fall gut.
Steve: Damit kommt dann auch der Dusch-Effekt, so kann man die Songs auch unter der Dusche singen. Und sicher ist es auch eine Möglichkeit, neue junge Fans zu gewinnen. Wir wollen ja nicht eines Tages nur noch Rentner vor der Bühne haben, sondern Musik für alle machen.
Freddy: Aerosmith beispielsweise verkaufen ihre Musik momentan mehr durch das RockStar-Spiel als mit ihren CDs. Für den Fan ist sowas sicher hammermässig.
hitparade.ch: In den letzten 16 Jahren hat es jedes Album von Euch auf die Spitze der Schweizer Charts geschafft. Unternehmt ihr was, um diese unglaubliche Serie fortzusetzen, indem ihr eher poppige Songs aufnehmt oder ist euch egal, ob es der breiten Masse gefällt?
Steve: Ich denke es wäre falsch an ein Album heranzugehen und zu planen, wie es klingen sollte, um beim Publikum gut anzukommen. Es ist ehrliche Musik, die zu uns passen soll und an der wir uns erfreuen. Sicher, wenn man 18 oder 20 Songs fertig hat, dann achtet man darauf, ein farbiges, dynamisches und interessantes Album zusammenzustellen und nicht eine Platte, auf der ein Song klingt wie der andere. Die Auswahl muss stimmen.
Freddy: Was sicher auch noch etwas ausmacht, ist der Mix. Wenn alles aufgenommen ist und sich langsam herauskristallisiert, dass wie jetzt "Need to believe" die Single sein wird, dann schaut man sicher, dass der Mix etwas radiofreundlicher gemacht wird. Man nimmt dann halt ein bisschen Gitarre zurück und passt den Song etwas an, damit die Radios ihn spielen - das ist schliesslich das Ziel. Aber wir fangen nicht so an, dass wir bewusst an einem Single-Song arbeiten, den wir von Beginn an radiotauglich gestalten. Es ist mehr das Finish. Man würde sich sonst viel zu sehr darauf versteifen. Ich denke unser Album ist deshalb so gut geworden, weil wir uns nicht von Anfang an sämtliche Türen verschlossen haben. Kein "wir müssen ein neues Lift U Up oder Heaven haben", sonst engt man sich selbst ein und die Ideen bleiben aus. Man würde sich einen solchen Druck aufbauen, dass am Ende nichts mehr gehen würde.
hitparade.ch: Für den Film über Max Schmeling wurdet ihr engagiert den Soundtrack beizusteuern. Um welchen Song handelt es sich dabei? Eher ein nicht-radiotauglicher Song?
Steve: Lustigerweise nicht. Wir haben dem Regisseur des Films, Uwe Boll, eine Auswahl an Songs geschickt für diesen Film, der nächstes Jahr in die Kinos kommt. Er hat mit uns schon einmal zu tun gehabt, das war damals für den Film "Hostel". Dies war eher ein Ulk-Film, der in den Medien nicht wirklich präsent gewesen ist, doch dort haben wir schon einen Song beigesteuert. Und nun hat er uns angefragt, ob wir einen Song für seinen neuen Box-Film hätten. Wir sagten dann "klar, kommt aber auch darauf an, worum es im Film geht." Und dann haben wir ihm eine Auswahl von drei oder vier Songs angeboten. Er hat sich dann den Song "Unconditional Faith" ausgesucht, der eigentlich eher Anti-Boxfilm ist, aber ich glaube der hat von der Klangfarbe her, die er sich für den Film gewünscht hat, gepasst. Wir haben dann auch in Zagreb, wo das Filmset aufgebaut war, ein Video dazu gedreht. Ich bin gespannt auf das Video, wir haben es noch nicht gesehen. Und dass Uwe Boll genau diesen Song ausgesucht hat war uns sehr recht. Es ist auch eine schöne Reklame, in einem Movie-Soundtrack dabei zu sein. Es ist ein historischer Film, der sich um die Box-Legende Max Schmeling dreht. Er hat sich im zweiten Weltkrieg getraut, gegen Hitler und Konsorten anzutreten. Dies war ja nicht gerade ungefährlich, und so ist er zum Helden geworden.
hitparade.ch: Zagreb ist sicher ein eindrücklicher Schauplatz?
Freddy: Eindrücklich war vor allem die Geschichte um die 30er und 40er Jahre. Als wir in Zagreb in diese Halle hineingingen, sah alles aus wie in dieser Zeit. Es gab über 2000 Statisten, die genau so herumgelaufen sind, mit den richtigen Hüten und Hosenträgern. Wir haben in einem Boxring gedreht und der wurde von vier uralten Lampen beleuchtet. Die Lampen waren sogar so alt, dass eine davon später noch heruntergefallen ist (lacht). Zum Glück hat sie uns nicht getroffen. Jedenfalls haben wir uns wie in einer anderen Zeit gefühlt. Da wurde an alles gedacht: vom Fotoapparat bis hin zum Stuhl - jedes Detail war perfekt. Das war unheimlich eindrücklich. Sonst haben wir von Zagreb nicht viel gesehen. Nur noch das Restaurant, in dem wir spätabends dann noch gegessen haben und unser Hotel. Diese andere Zeit zu erleben war wirklich beeindruckend.
hitparade.ch: Auf eurem Programm stehen in nächster Zeit viele Konzerte im Ausland, wird euer Album dort zeitgleich released oder wie geht ihr im Ausland promomässig vor?
Steve: Ja, es wird zeitgleich released, das haben wir immer so gemacht, es hat sich bewährt. Wir sind in letzter Zeit immer mehr im Ausland unterwegs was sehr schön ist, denn so gehen viele Türen auf. Die Tour ist sehr wichtig, um das Album zu promoten, also soll es auch überall erhältlich sein. Man kann es auf unserer Homepage nachschauen, die Tour beginnt in Italien, dann kommen Spanien, Frankreich, England, Deutschland und natürlich die Schweiz im Dezember, worauf wir uns besonders freuen. Die Tour wird auch nach der Pause Ende Dezember noch weiter gehen, wir hoffen auf eine lange Tournee. Es ist immer blöd, wenn es zu früh schon wieder heisst, ein neues Album muss her. Ich denke dieses Album verdient es, dass man es möglichst lange spielt und an die Leute bringt. Es gibt auch immer wieder neue Länder die man entdecken kann um dort zu spielen. Es ist eindrücklich wenn man zehn Alben hat und sich irgendwann fragt: Welches Lied habe ich eigentlich noch nicht geschrieben? Deswegen ist es schön, wenn man solche Alben auch lange geniessen kann. Wir sind ja auch eine Live-Band. Das ist auch der Platz, an dem wir hoffentlich die Loorbeeren ernten kann, wenn man sein Produkt präsentiert.
hitparade.ch: Aber ihr geht jetzt nicht gross auf Promo-Tour im Vorfeld?
Freddy: Wir machen schon Promo, denn sie findet auch während der Tournee statt. Es gibt zwischen den Konzerten viele Interviews und momentan machen wir sehr viele Telefoninterviews. In jedem Land, in dem die CD erscheint - und das sind doch immerhin 46 Länder - gibt es irgendwo wieder ein Magazin oder eine Zeitung, die ein Interview oder Infos haben möchte, auch Radios und Fernsehen. So hat man extrem viele Interviews. Wir denken immer, wir könnten zwischendurch mal in Ruhe aufs WC, doch wir haben oft von 09.00 Uhr früh bis abends um 23.00 Uhr durchgehend Interviews. Heutzutage kann man Interviews auch wirklich gut übers Telefon, per E-Mail oder per Skype machen.
hitparade.ch: Macht es euch denn Spass Promo zu machen?
Steve: Nicht immer, nein. Das Problem ist nicht zu erklären warum und wieso und es geht auch nicht darum, dass immer wieder die gleichen Fragen kommen - man hat kein 0815-Produkt und daher drängen sich gewisse Fragen auf. Das Problem ist vielmehr immer wieder umzuswitchen von Italienisch auf Deutsch, dann wieder Englisch… da drehe ich fast durch, denn man muss sich dreifach konzentrieren.
Freddy: Oder auch wenn ein Nicht-Englisch-Sprechender mit Dir ein Interview auf Englisch machen will - über's Radio mit schlechter Verbindung. Dann wird's echt schwierig und macht auch nicht so viel Spass. Dort hört der Spass auf (lacht).
hitparade.ch: Dann macht es euch im Moment wohl mehr Spass?
Steve: Jawohl, so ist es richtig angenehm.
hitparade.ch: Nach Gotthard & Deep Purple 2008 folgen nun Konzerte mit Europe in Deutschland. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und der grossen Chance wieder vor tausenden von Leuten zu spielen?
Freddy: Die Idee stand schon lange im Raum, besonders von unserem Promoter in Deutschland. Er hat für Europe auch schon Konzerte organisiert. Gotthard ist in Deutschland immer populärer geworden und dann kam die Frage auf, wie wir noch weiter wachsen und von diesem Erfolg profitieren können. Dann kam der Vorschlag, in der Olympia-Halle in München zu spielen. Aber nur wir alleine, dafür ist diese Halle dann doch wieder etwas zu gross. Also ist die Idee entstanden, mit Europe als Vorband aufzutreten um die Halle zu füllen. Und ich meine, wir alle kennen Europe, das ist eine grosse Band die mit "The Final Countdown" einen riesen Hit geschrieben haben. Eine solche Band als Support zu haben ist natürlich eine riesige Ehre für uns. Es war ja eigentlich nicht eine Vorband in dem Sinne, eher ein Special Guest. So ist das alles entstanden. Wir hatten uns überlegt, wer kommt in Frage? Es müsste ja etwas im gleichen Stil sein, wenn man zusammen spielen möchte. Für Rock-Fans ist das natürlich ein Hammer-Package.
hitparade.ch: Ist ein Konzert dieser Art auch für die Schweiz geplant?
Freddy: Also das mit Europe ist definitiv nur in Deutschland.
hitparade.ch: Und wie sieht es mit den Ticketverkäufen aus? Wisst ihr da was? Sieht es gut aus?
Freddy: Also in der Schweiz läuft es extrem gut. Ich habe heute im Radio gehört, dass diese Dezember-Konzerte extrem gut angezogen haben. Von Deutschland weiss ich es nicht.
Steve: Es ist noch etwas zu früh um das zu sagen, denn sie haben erst gerade mit den Vorverkäufen angefangen. Aber ich denke das läuft auch ganz gut, denn wenn es nicht so wäre, hätten wir schon was gehört. Es wird sich zeigen.
hitparade.ch: Könnt ihr bereits mehr über den "special guest" auf eurer Tour verraten? Sunrise Avenue, die bei der letzten Schweizer Tour dabei waren sind von der ersten Sekunde an ein Glückstreffer gewesen.
Steve: Gerade im Moment ist das ein Thema bei uns. Wir haben bereits Ideen und schauen ob es passt, aber konkret können wir noch keinen Namen sagen.
Freddy: Wir haben immer noch alle Ohren offen.
hitparade.ch: Man kann sich also noch bewerben?
Freddy: Absolut!
hitparade.ch: In der Zeit auf Tournee seid ihr intensiv und auf engem Raum unterwegs. Wie schaut Euer "Zusammenleben" denn eigentlich ausserhalb der Tournee-Zeiten aus? Seht ihr Euch da auch regelmässig oder zieht sich da jeder eher zurück?
Steve: Es gab eine Zeit da haben wir uns tatsächlich irgendwie zu oft gesehen und jeder hat dann die Gotthard-freie Zeit sehr genossen um einmal andere Gesichter zu sehen und auf andere Gedanken zu kommen. Aber durch das Grotthard Restaurant, das Leo Leoni aufgemacht hat, treffen wir uns zwangsläufig oft dort. Unsere Zusammenarbeit hat sich in letzter Zeit aber wieder sehr verstärkt. Das Bandfeeling und die Freundschaft sind intensiver geworden. Man geht sich nicht aus dem Weg, aber sicher hat jeder seine Hobbys, seine Vorstellungen und natürlich seine Lieblingsplätze. Eine Band die gut harmonieren soll, muss auch privat harmonisch sein. Freundschaft, Respekt und eine gute Zusammenarbeit sind Aspekte die stimmen müssen. Es würde nicht funktionieren, wenn man sich aus dem Weg gehen würde weil man sich nicht mehr sehen mag.
Freddy: Wir haben auch sehr vieles zu besprechen, sei es nun die Vorband oder sonst was. Wir haben in der Schweiz unsere eigene Plattenfirma und können dadurch sehr vieles selber bestimmen. Würde man die Stunden zusammenzählen, die wir miteinander verbringen, würde man auf ein extrem hohes Ergebnis kommen. Steve: Wir sind schon fast miteinander verheiratet.
hitparade.ch: Gestern hattet ihr einen neuen Perkussionisten dabei. Plant ihr für die "Need to believe"-Tour einen "Neuen" einzustellen?
Steve: Für diese Tour nicht, nein. Das war Andi Pupato, der auch schon bei "DeFrosted" - unserem akustischen Album - dabei gewesen ist. Er ist ein sehr guter Perkussionist und auch ein guter Freund von uns. Er hatte damals schon gesagt, dass er gerne wieder einmal etwas mit uns machen möchte, also haben wir ihn angefragt und uns sehr über seine Zusage gefreut. Er ergänzt uns natürlich schon sehr gut, er bringt einen guten Groove hinein. Wir haben auch immer grossen Spass mit ihm. Wir möchten aber auf der Tour nicht alle Gastmusiker auch noch mitnehmen. Ausser vielleicht Nicolo Fragile am Keyboard, den man als Extra-Musiker bezeichnen könnte, ist niemand dabei.
hitparade.ch: Nach der Zusammenarbeit mit Jon Lord und Orchester sind wir gespannt ob es in Zukunft weitere Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern geben wird?
Freddy: Da ist etwas in Planung, Steve hat in Italien ein Duett aufgenommen des Songs "Tears To Cry" aus unserem neuen Album. Und diese Aufnahmen sind gut gelaufen.
Steve: Es ist ein Künstlerin, sie heisst Dolcenera und hat 2003 das San Remo Festival als Neuerscheinung gewonnen. Es ist eine junge Dame die freche und tolle Musik mit dem Piano macht. Es ist die Alicia Keys von Italien. Schön ist, dass die Zusammenarbeit entstanden ist, weil sie durch unseren italienischen Produzenten in Italien, der schon mit Grössen wie Laura Pausini und Zucchero gearbeitet hat, diesen Song gehört hat und so auf uns zugekommen ist. Dann haben wir beschlossen das zu machen und für sie war es sehr interessant auf Englisch zu singen. Für uns war es auch toll, so den italienischen Markt ein bisschen aufzupeppen. Wir sind nun gespannt, was dabei herauskommt. Die Aufnahmen sind sehr gut gelaufen. Was Musik angeht ist Italien irgendwie ein eigenes Pflaster.
hitparade.ch: Florian Ast hat am Sonntag ein Duett mit einer Musicstargewinnerin performt. Bligg, Baschi, Seven, Stress und Ritschi haben zusammen einen Song aufgenommen. Gibt es Schweizer Künstler die euch für ein Duett reizen würden?
Steve: Das können wir uns auf jeden Fall gut vorstellen, es ist einfach noch nicht dazu gekommen. Wenn die Musik passen würde und die Person auch Freude daran hätte - schliesslich sind solche Sachen oft auch nur PR - dann auf jeden Fall.
Freddy: Wenn man spezifisch danach sucht und unbedingt ein Duett machen möchte, dann klappt das selten so richtig. Aber wenn es so läuft wie nun so mit Dolcenera, dass man zufällig aufeinander stösst und Interesse hat, dann ist das natürlich eine tolle Sache. So steht es sicher unter einem besseren Stern. Wer weiss, vielleicht klopft ja bald jemand an, wir sind auf jeden Fall offen dafür.
Steve: Wir sind uns nicht zu schade für etwas Schweizerisches, aber Gotthard hat schon immer sehr international gedacht. Wir wissen nicht, wie wichtig sowas für das Ausland ist. Bei Dolcenera war es sehr gut, weil uns dies ein Markt eröffnen könnte, bei dem wir immer noch ein wenig am kämpfen sind. Italien war immer schwierig. Wir haben da mal vor AC/DC gespielt und es ist niemand von unserer Plattenfirma gekommen. Nicht einmal um zu schauen, wie es uns geht. Darum ist es wichtig, bei solchen Ländern dranzubleiben und darum zu kämpfen, erreichen zu können, was in anderen Ländern bereits geklappt hat. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Es kommt auf die Qualität an - wir sind sicher nicht zu schade für die Schweiz.
hitparade.ch: Bei den Grössten Schweizer Hits 2008 habt ihr mit Heaven den Sieg nur knapp verpasst. Dieses Jahr wird wieder ein Hit gesucht aus dem Jahr 08/09. Leider seid ihr nicht nominiert. Gibt es einen Schweizer Song aus dem letzten Jahr an den ihr euch noch erinnern könnt?
Steve: Mir hat Stefanie Heinzmann sehr gut gefallen mit "My Man Is A Mean Man". Es gibt unheimlich viel Gutes aus der Schweiz, vieles das ich hören würde und gar nicht wüsste, dass es aus der Schweiz kommt. Es gibt viele interessante neue Bands. Stefanie Heinzmann war für mich aber auf jeden Fall die grösste Überraschung. Als ich die das erste Mal im Radio gehört hatte, dachte ich zuerst, das sei wieder eine neue amerikanische Rockgöre, ich hätte nie gedacht, dass sie aus der Schweiz kommt. Schon gar nicht aus dem Wallis.
Freddy: Sie macht das richtig! Wenn die Walliser mal loslegen, dann klappt das auch!
hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Könnt ihr die Songs kurz bewerten?
(besprechen untereinander): Steve: Hast Du ein Album von Lady Gaga? - Freddy: Nein - Steve: Du bist mir immer sympathischer.
Steve: Ich kenne Green Day, die sind gut.
Freddy: Aber das neue Zeug ist nicht mehr so wie es einmal war.
Steve: Black Eyed Peas ist eine Geldmaschine.
Steve: Ich habe mit vielem Mühe, da es sich einfach nach billigen Studioproduktionen anhört. Aber wahrscheinlich würde es mich umhauen, wenn ich es live erleben würde.
Freddy: Milow finde ich unheimlich gut gemacht. Dass der auf die Idee gekommen ist einen Song von 50 Cent so komplett anders neu zu covern.. darauf muss man erst kommen. Hut ab!
Freddy: Kid Rock hat einen sehr langen Sommer, sein "All Summer Long" ist immer noch vertreten. Ein Dauer-Sommerhit.
Steve: Und dabei klingt er genau gleich wie "Sweet Home Alabama".
Steve: Mit der Hitparade ist es halt so eine Sache. Klar ist es toll, wenn man mit einer Single in der Hitparade platziert ist, das hilft natürlich extrem ein Album zu promoten oder eine Tour. Wenn man aber eher eine Albumband ist, ist man nicht unbedingt auf einen Nummer 1 Hit im Radio angewiesen. Es ist schön, wenn es passiert, aber man schreibt die Songs nicht, damit sie weit nach oben in die Charts kommen. Die Songs müssen gute Live-Songs sein, hinter denen man stehen kann. Wir wollen auch kein Rezept erfinden, um einen Hit zu schreiben. Es gibt da so gewisse Richtlinien dafür, aber das ist bei uns eher was, das aus dem Herzen kommt. Entweder man schreibt ihn oder nicht. Wenn man keinen Hit schreibt, hat man dafür andere gute Sachen gemacht, die dich als Musiker weiterbringen und die auch bei den Fans gut ankommen. Ich würde mal so frech behaupten, dass wir jetzt wieder Songs dabei haben, die für Gotthard-Fans sicher interessanter klingen als Lady GaGa.