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Interview mit Gustav





Der zweisprachige Musik- und Bühnenakrobat ist ein nimmermüder Vorturner für Stilmixer und Wortverdreher. Als "Bühnenwildsau" und Charmeur sprengt er die gewohnten Muster eines Pop-Rock Konzertes und lässt die Herzen allen Alters und Geschlechts weich werden. Wer Gustav live erlebt hat, weiss, dass seine Auftritte schon mal mit halben Beinbrüchen, neuer Stumpfscherenfrisur oder von Hormon getriebenen Spontan-Heiratsanträgen enden können. Sein musikalisches Schaffen ist durchzogen von Vielfalt: von orchestraler Musik bis Elektro gibt es keinen Musikstil, den er nicht einmal durch den gustavschen Fleischwolf gedreht hätte. Singen tut er auf Französisch, Deutsch und Dialekt. Wir haben ihne zu einem Interview getroffen

hitparade.ch: Du heisst Pascal Vonlanthen - der Name klingt doch gut. Warum hast du dich für den Künstlernamen Gustav entschieden?
Gustav: Er klingt noch besser (lacht). Mit einem Pseudonym kannst du dich verstecken. Ich habe mich beim ersten Projekt für diesen Namen entschieden. Er hat dazu gepasst.

hitparade.ch: Ein Mitglied auf unserer Seite hat geschrieben, dass er früher bei dir Musikstunden genommen hat. Hast du tatsächlich einmal unterrichtet?
Gustav: In Murten habe ich einmal für ein Jahr unterrichtet. Ich bin jedoch lieber auf der Bühne.

hitparade.ch: War dir schon immer klar, dass du auf die Bühne gehörst?
Gustav: Nicht wirklich. Ich war damals in der Pubertät ein ganz schlimmer Junge, hatte überall Probleme. Vielleicht hatte ein Aufmerksamkeitsdefizit. Ich musste damals auf jeden Tisch klettern und eine Show abziehen. Irgendwann habe ich mir gesagt: "Warum machst du das nicht auf der Bühne?" Ich habe begonnen, Gitarre zu spielen, ging auf die Bühne damit und habe gemerkt, dass es funktioniert. Und wenn du einmal auf der Bühne bist - sei es nun vor zehn oder tausend Leuten - willst du nicht mehr runter.

hitparade.ch: Unzählige Wortspielereien prägen deine Songtexte. Welchen Anteil am Erfolg haben solche Texte?
Gustav: Früher hatten die Texte keine grosse Bedeutung. Doch wenn du auf Französisch oder Deutsch singst, hören die Leute sofort auf den Text. Ganz anders als im Englischen. Da muss der Song keine Botschaft haben.

hitparade.ch: Du bist ein anerkannter Musiker, wohl kaum jemand an zweifelt an deinem Potential. Dennoch hat es bis zu deinem Durchbruch relativ lange gedauert. Wie siehst du das im Nachhinein?
Gustav: Ich bin noch immer im Durchbruch (lacht). Scherz beiseite: Ich war kein One-Hit-Wonder, dass durch eine Casting-Show gepusht wurde. Ich mache mein Ding nun seit zehn Jahren, habe klein angefangen und freue mich über jede Weiterentwicklung, quasi auf jede Stufe, die ich auf der Leiter nehmen kann. Ich will daher gar keinen Durchbruch.

hitparade.ch: Konrad Adenauer sagte: "Wenn Sie Erfolg haben wollen, müssen Sie Schwierigkeiten machen!" Trifft das auch auf dich zu?
Gustav: Ich bin schon immer gegen den Strom geschwommen. Wenn alle mundart sangen, wollte ich natürlich auf hochdeutsch singen. Man kann nichts bewegen, wenn man ständig mit dem Strom schwimmt. Man muss die Grenzen ausloten.

hitparade.ch: Zwischen den Alben "Rosemary's Bar" und "Ultra Vista" hast du dich auf eine längere Reise begeben. Was war das für eine Reise und welche Motivation hat dahinter gesteckt?
Gustav: Nach der "Rosemary's Bar"-Tour habe ich plötzlich Probleme gekriegt. Der ganze administrative Quatsch kam auf mich zu. Ich hatte die Nase voll und wollte frische Energie sammeln. Daher ging ich für ein Jahr auf Südostasien. Ich machte mir genaue Gedanken über die Zukunft und als ich zurückkam, stellte ich mich selbst vor die Entscheidung: "normales" Leben oder Musik. Ich habe mich für die Musik entschieden.
hitparade.ch: Profitierst du heute noch davon?
Gustav: Und ob! Es gibt mir Kraft, wenn ich mich an die Momente damals in Südostasien zurück besinne.
hitparade.ch: Musikalisch? Textlich?
Gustav: Ich mache keine asiatische Musik (lacht). Das Thema "Aufbruch" behandle ich aber oft.

hitparade.ch: Wie hast du die letzten beiden Jahre verbracht?
Gustav: Ich war stets auf Tournee. Während den Konzerten fand ich Zeit, die Songs für das neue Album zu schreiben. Das Album hat aber viel Zeit gebraucht. Im Anschluss an die Tournee ging ich darum sofort ins Studio. Seit Juni bin ich nun wieder unterwegs.

hitparade.ch: Am 17. August erscheint das neue Album "Le jardin de mon coeur". Welche Attribute charakterisieren dieses Werk am besten?
Gustav: Das Album ist sehr romantisch, wohl auch das reifste. Es steckt viel Arbeit dahinter. Es ist vielfarbig und doch warm. Auf allzu elektronische Elemente habe ich verzichtet und doch rockt es. Ein Hitalbum (lacht).

hitparade.ch: Du hast dich schon in ganz vielen verschiedenen Stilen versucht - welche werden wir auf "Les Jardin De Mon Coeur" zu hören bekommen?
Gustav: Als ich die Musik entdeckt habe, habe ich gemerkt, dass mir nicht nur die Rockmusik gefällt. Ich mag auch Orchestermusik oder Elektronisches. Doch diesmal ist der Stil eher so im Singer/Songwriter-Bereich anzusiedeln.

hitparade.ch: Ist der neue Sound bzw. das neue Album eine Weiterentwicklung oder ein Neuanfang?
Gustav: Gute Frage! Es ist wohl beides. Zum einen ist die Qualität besser, zum anderen singe ich aber nun auch mundart, was eher für einen Neuanfang steht.

hitparade.ch: Die Single "Di Wäg / Ton Chemin" bedeutet deinen ersten Charthit - wie war das Gefühl, als du das erfahren hast?
Gustav: Das war ein gutes Gefühl. Er stieg bei knapp 100 ein und kam bis auf Rang 57 nach vorne. Für einen Musiker wie mich ist das ein grosser Erfolg, das ist ganz schwer, zumal meine Fans eher Alben- als Singlehörer sind. Ohne Downloads, Klingeltöne und VIVA-Clips schaffst du es wohl kaum in die Top-30.

hitparade.ch: Du gibst mit deiner "Lonely Heart Attack" Band diesen Sommer einige Konzerte. Die Anspielung auf die Beatles ist nicht zu übersehen. Dürfen wir uns auf ein paar Versionen von Beatles-Klassikern freuen?
Gustav: Keinesfalls! Das ist mehr ein Augenzwinkern. Ein solch epochales Werk wie das "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" Album werden wir nie zustande bringen.

hitparade.ch: Über deine Vielseitigkeit haben wir schon viel gesprochen: In welche Richtung gehen deine Pläne für die Zukunft?
Gustav: Nächste Woche habe ich mein Album endlich in den Händen. Dann wird gefeiert. Später geht's natürlich ab auf Tournee. Dann sehen wir weiter.

hitparade.ch: Kommen wir nun zur Top-10 der Hitparade.

10. Nelly Furtado - Say It Right
Gustav: Eine tolle Frau mit genialen Songs! Verdient in den Charts. Die Schweizerinnen und Schweizer haben Stil und Geschmack, wie ihre gute Platzierung zeigt.

9. Timbaland - The Way I Are
Gustav: Die neue Platte ist nicht gut. Aber er ist einer der grössten Produzenten, seine Arbeit ist wirklich genial.

8. Fergie - Big Girls Don't Cry
Gustav: Ist die Sängerin der Black Eyed Peas? Die Band finde ich gut. Des Weiteren ist Fergie eine gute Sängerin. Sicherlich verdient in den Charts.

7. DJ Ötzi & Nik P - Ein Stern (der deinen Namen trägt)
Gustav: Kenne ich nicht. Muss wohl Bullshit sein!

6. P!nk - Dear Mr. President
Gustav: Die hat Stil. Sie bringt neuen Schwung in die Ami-Szene.

5. Marquess - Vayamos companeros
Gustav: Latin? Der muss wohl gut sein.

4. Enrique Iglesias - Do You Know? (The Ping Pong Song)
Gustav: Kenne ich nicht.

3. Mika - Relax (Take It Easy)
Gustav: Der ist schon seit Ewigkeiten in den Charts. Sein anderer Song ist nicht so toll.

2. Monrose - Hot Summer
Gustav: Ich habe keine Folge verpasst, habe die ganze Sendung gesehen. Der Song ist ganz okay.

1. Rihanna feat. Jay-Z - Umbrella
Gustav: Der Typ ist seit hundert Jahren in den Charts und ich weiss heute noch nicht, wie seine Musik klingt. Wohl ein Teenie-Song, an dem die Jungen Freude haben.