Interview mit Halunke
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Hinter Halunke steckt der Ex-Scream Sänger Christian Häni. Nach dem Ende von Scream hat er neue Mitstreiter gefunden und präsentiert als Halunke sein Debut-Album.hitparade.ch: Ihr habt euch lange versteckt, lange wusste man nichts Konkretes über die Leute hinter den Halunken. Wieso habt ihr das gemacht?
Christian Häni: Für mich sind die "Halunken" ein Neustart. Ich finde es besser, wenn die Leute die Musik unbefangen hören. Wer meine Stimme kennt, merkte bald, dass ich dahinter stecke. Manche glaubten es aber beinahe nicht.
hitparade.ch: Neu bist du nun das erste Mal bei einem Major-Label. Bist du dorthin auch als Unbekannter gegangen?
Christian: Dort war es relativ bald klar, wer hinter "Halunke" steckt. In der Schweiz kennt man sich eben untereinander. Ich verschickte die Demo an alle Labels und traf anschliessend mich mit den verschiedensten. Das Angebot von Universal fand ich jedoch am sympathischsten.
hitparade.ch: Was hat sich geändert seit du bei einem Major-Label bist, zum Beispiel im Bezug auf die Aufnahmen und die Promos?
Christian: In erster Linie natürlich die Organisation und Finanzierung.
hitparade.ch: Wie waren die Reaktionen nach der Demaskierung von Halunke, wie haben die Interessierten und die Medien reagiert, als sie erfuhren, wer sich unter diesem Namen versteckt?
Christian: Einige fühlten sich bestätigt, weil sie es von Anfang an vermuteten. Andere waren erstaunt, weil sie nach meinem Rücktritt nicht damit gerechnet hätten. Manche wiederum, dachten sich bereits, dass ich früher oder später wieder zurück in der Musikwelt bin. Negative Rückmeldungen vernahm ich keine.
hitparade.ch: Ihr habt auch auf offener Strasse Promo-Geld verschenkt, eine interessante Aktion. Gerade für Bands, die um jeden Franken kämpfen nicht unbedingt lukrativ. Was war da der Hintergrund?
Christian: Wer eine Platte bei einem Major-Label veröffentlicht, hat ein gewisses Marketing-Geld zur Verfügung. Wir nahmen uns vor, mit diesem Geld den Leuten eine Freude zu machen. Uns geht es nicht um das Geld, drei von uns sind absolute Vollblutmusiker. Die Aktion passte meiner Meinung nach zum Thema "Halunke". Den Reicheren das Geld wegnehmen und den Leuten auf der Strasse verteilen.
hitparade.ch: In den Medien nahm man diese Aktion und die Halunken allgemein sehr positiv auf. Hast du von anderen Musikern Negatives vernommen?
Christian: Da gab es sicher den einen oder anderen negativen Kommentar. Aber wenn Musiker etwas tun, dann überlegen sie sich meistens nicht zu viel dabei. Da stand kein grosser Plan dahinter, wir hatten einfach Spass daran, das Geld zu verteilen.
hitparade.ch: Euer Album ist erschienen und war digital zum Teil unter 3.- Fr. erhältlich. Wieso verkauft ihr eure CD so billig, ist das ein Promo-Witz oder ein Fehler?
Christian: Ein Fehler. In dieser CD steckt nicht nur Geld von der Plattenfirma, sondern auch von mir persönlich, darum fände ich diesen Witz überhaupt nicht lustig. Wir waren auch die ersten, die auf den Tisch geklopft haben und herum telefonierten, als wir dies gesehen haben. Den Fehler fanden wir jedoch nirgends.
hitparade.ch: Wie bist du überhaupt auf den Projekt- und Bandnamen "Halunke" gekommen?
Christian: Als erstes standen die Songs, erst dann beschäftigten wir uns mit dem Namen. Zusammen mit meinem Manager besuchte ich ein Stiller Has-Konzert. Wir sagten uns, dass wir dort einen Namen finden würden. Stiller Has finde ich immer sehr inspirierend und kreativ bereichernd. Obwohl Stiller Has kein einziges Lied mit "Halunke" hat, passte dieser Name einfach zu mir und zu der Musik. Ausserdem war es mir wichtig, dass es sich um ein Mundart-Wort handelt.
hitparade.ch: Und dies gab auch den Ausschlag zum Albumtitel "Souerei"?
Christian: Nein, das kam erst ganz am Schluss. Ich finde Albumtitel überbewertet. Bisher hatte ich nie coole Ideen, darum entschied ich mich dieses Mal direkt für einen schlechten - damit das Thema erledigt ist. Während dem Songwriting überlegst du dir schon enorm viel, wenn die Plattenfirma dann aber wissen möchte wie die CD heisst, musst noch einmal tagelang nachdenken. Anschliessend präsentiere ich jeweils meine Vorschläge kurz mit meinen Hintergrundideen, wobei die besten Ideen aber sowieso meistens verworfen werden. Darum gefiel mir "Souerei". Der Titel ist kurz und bündig und passend zu den Songtiteln, sowie den verschiedensten Musikeinflüssen die wir kombinieren - eine musikalische "Souerei" eben.
hitparade.ch: Du hast deine Mitmusiker erst gesucht, als die Songs bereit geschrieben waren. Wie weit waren die Arbeiten für das Album insgesamt zu diesem Zeitpunkt?
Christian: Die Demos waren fertig. Ich bastle gerne zu Hause in meinem Kämmerlein an den Songs herum um zu merken, wie sie überhaupt klingen könnten. Darum sind Demos in meinen Ohren oft schon sehr gut, weil ich mögliche Entwicklungen darin höre, während die Demotracks für andere noch ziemlich roh und unfertig klingen. Mir war es wichtig, Leute zu finden, die ähnlich denken wie ich und meine Visionen umsetzen können. Darum sind wir jetzt auch Musiker aus ganz verschiedenen Ecken.
hitparade.ch: Wie schwierig war es, deine Mitstreiter überzeugen zu können, bei diesem Projekt mitzuarbeiten?
Christian: Die Überzeugung war leicht, das ging alles recht schnell.
hitparade.ch: Dann konntest du also auch alle deine Wunschkandidaten begeistern?
Christian: Ja, zum Glück! Es sind alles Musiker, die mir in einer Weise speziell aufgefallen sind.
hitparade.ch: 13 Songs sind auf dem Album, die du geschrieben hast, nachdem sich SCREAM aufgelöst haben. Was war die Motivation, weiterhin Songs zu schreiben?
Christian: Ich hörte nie damit auf, Songs zu schreiben! Das ist so zu sagen mein Hobby. Ich schrieb auch viel mehr Songs, aber die möchte ich nicht alle veröffentlichen. Das Songwriting ist für mich ein guter Prozess, Erlebnisse zu verarbeiten.
hitparade.ch: Wie war das Feedback von ehemaligen Scream Fans?
Christian: Das weiss ich noch nicht genau. Im letzten halben Jahr unterbrach ich leider viele meiner sozialen Kontakte, weil einfach alles so chaotisch zu und her ging. Von den direkten SCREAM Mitgliedern erhielt ich netterweise gute Rückmeldungen, obwohl es mich schon Mut kostete, ihnen die Songs vorzuspielen! Sie haben mich jedoch immer motiviert und unterstützt. Wenn ich kann, schaue ich, dass ich wieder mit ihnen zusammenarbeiten kann. Zum Beispiel wenn ich im Studio gute Musiker brauche, kann ich immer noch auf sie zählen.
hitparade.ch: Auf der "Halunke"-Tour wirst du aber bestimmt einige alte SCREAM-Fans wieder treffen, oder was meinst du?
Christian: Ich denke schon und es würde mich natürlich auch sehr freuen! Es gibt bereits gewisse Gesichter, die bereits an den ersten Konzerten auftauchten. Leider hatte ich noch nicht die Möglichkeit mich mit ihnen zu unterhalten.
hitparade.ch: Für Leute, die SCREAM kennen, "Souerei" aber noch nicht kennen, was sind die wesentlichsten Unterschiede?
Christian: Das kann ich nicht gut einschätzen. Mit SCREAM wollten wir uns nie wirklich festlegen, doch bei einer Band zeichnet sich eine bestimmte Richtung ab. Mir war es wichtig, nicht stehen zu bleiben und habe mich weiter entwickelt. Ich bin ständig auf der Suche nach dem besten Song.
hitparade.ch: Das Lied "Heiterefahne" fiel uns speziell auf. Es hat enorm viele Ähnlichkeiten mit "Hugetobler" von Züri West. Zufall oder gewollt?
Christian: "Heiterefahne" kam als letzter Track auf das Album. Es geht im Text um einen Musiker, der in der Druckerei arbeitet, dabei aber so müde ist, dass er einschläft. Die Maschine veranstaltet deshalb eine unkontrollierte Souerei" und der Chef schimpft mit dem Angestellten und sagt, er solle die Musik vergessen. Die Zeilen sind alles kleine Zitate aus dem wirklichen Leben, Dinge die ich so schon gehört habe. "Schreib doch mal einen Hit, wie DJ Bobo oder DJ Ötzi, dann wirst du reich und überhaupt!", das finde ich jeweils sehr amüsant.
hitparade.ch: Dann ist die Ähnlichkeit also eher Zufall?
Christian: Ja, aber was Züri West macht gefiel mir schon immer.
hitparade.ch: Jetzt geht es bald ab auf die Bühnen. Ein paar wenige Sachen sind schon im Kalender. Was kriegt man bei euch live geboten?
Christian: Wir setzen das gesamte Albummaterial zu viert um, wobei wir bestimmt viele Experimente eingehen. Das ist das tolle daran, dass wir alle gute Musiker sind, die sich gerne auf solche Dinge einlassen!
hitparade.ch: Spielt ihr auch SCREAM-Songs?
Christian: Im Set ist ein einziger SCREAM-Song vertreten, der mir sehr am Herzen liegt. Live wird er jedoch anders umgesetzt, als auf dem SCREAM-Album. Mir war das wichtig, denn immerhin ist das meine musikalische Vergangenheit und ich finde, es gibt einige gute Stücke aus dieser Zeit.
hitparade.ch: Welcher SCREAM-Song ist das?
Christian: "Charmant" heisst er. Er ist jedoch eher unbekannt!
hitparade.ch: Und einer der älteren, bekannteren Lieder als Zugabe?
Christian: Naja, die einen Lieder schrieb ich beispielsweise als ich 14 oder 15 Jahre alt war. Darum habe ich eine spezielle Beziehung zu diesen Hits. Ich war noch sehr jung und blickte anders in die Welt. Heute muss ich zum Teil selbst lachen über diese Texte!