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Interview mit Helloween



Die deutsche Metal-Mannschaft macht ihrem Namen alle Ehre und lieferte pünktlich zu Halloween ein lupenreines Heavy-Metal-Album ab... Wer den härteren Tönen gegenüber nicht abgeneigt ist, wird hier auf "7 Sinners" bestens bedient... Sämtliche "Trademarks" des Hamburger Exportschlagers finden sich auf dieser CD wieder und spätestens beim zweiten Hören wird deutlich, wie eingängig die Melodien von Helloween sind... Als kenne man die Songs bereits seit Ewigkeiten, setzen sich "Are You Metal?" (kann eine Heavy-Metal-Band einen treffsichereren Titel wählen?), "Who Is Mr. Madman?" oder "The Smile Of The Sun" umgehend in den Gehörgängen fest und laden zum Mitmachen ein. Helloween sind zurück - und das mit einem Werk, dass ihren Status in der weltweiten Elite der Heavy-Metal-Bandsdeutlichst unterstreicht! Wir haben Andi Deris und Sasche Gerstner zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Ihr geltet als eine der erfolgreichsten deutschen Metal-Bands. War das ein Jugendtraum von euch, in so einer Band zu sein oder hattet ihr ganz andere Berufswünsche?
Andi: Also bei mir war es schon ein Jugendtraum, gepusht durch Kiss. Es war schon der ausschlagende Punkt, auf der Bühne zu stehen, eine solche Energie verbreiten, Menschen zum Jubeln zu bringen. Dass man da auch noch Gitarre und singen lernen muss ist eine andere Kiste, aber wir haben es ja dann getan (lacht).
Sascha: Es war unser Plan. Dass es dann aber geklappt hat, war nicht abzusehen. Irgendwann schiesst man dann auch über das Ziel hinaus, man fängt klein an und plötzlich ist man überall unterwegs , da ist definitiv ein grosser Traum in Erfüllung gegangen.

hitparade.ch: Vor kurzem habt ihr euer 25jähriges Bandjubiläum mit einem Jubliäums-Album gefeiert. Wie habt ihr das unter euch gefeiert? Und gab es auch ein Wiedersehen mit ehemaligen Mitgliedern?
Andi: Wir haben schon im Tourbus gefeiert. Wir sassen da und laberten zuerst einen Haufen Scheisse, und ist so ne Idee gekommen: Lass doch einfach mal die ganzen Gassenhauer verhohnepimpeln. Die einzig wirklich ernstzunehmende Kiste ist glaub das Symphonieorchester, was dann die langen Songs als Medley spielt, sehr beeindruckend. Das ist dann auch nichts humorvolles sondern einfach nur beeindruckend.. der ganze Rest würde ich sagen, ist schon ein Grinser wert. Ein Wiedersehen gab es nicht, das ist immer ein bisschen schade, weil die meisten nicht so richtig kapieren wollen, warum sie eigentlich entlassen wurden. Gerade bei den letzten zwei, Roland und Uli, das ging ja menschlich gar nicht mehr, die haben sich so verhalten, als wären sie letztendlich die absoluten Macher der Band, aber es gibt keine Macher der Band. Es funktioniert nicht ohne den anderen. Ich finde es wichtig, wie im normalen Leben auch, dass du den nötigen Respekt zeigst, die Leute so behandelst wie du auch behandelt werden möchtest. Wenn das nicht mehr funktioniert, will ich persönlich mit so einem Menschen auch nichts mehr zu tun haben. Mich hat es zwar nicht so betroffen, das war hauptsächlich Weiki und Markus, die dann irgendwann mal gesagt haben, wir wollen nicht mehr. Die Beziehungen sind nicht unbedingt harmonisch mit den Ex- Mitgliedern.

hitparade.ch: Euer Jubiläums-Album kam wegen der Insolvenz eurer Plattenfirma verspätet raus. Wie sehr hat die Insolvenz euch beeinflusst?
Andi: Insofern dass wir jetzt bei Sony sind schon. Zuerst ist es wieder eine Konstellation , die sich zuerst wieder beweisen muss. Ich bin eher skeptisch mit diesen Major-Firmen, aber man hat mich letztlich dazu überredet , dass man das wieder mal versuchen sollte (lacht). Ich habe angefangen mit einer Major-Firma, und das war damals auch Sony, und da hatte ich halt sowohl gute als auch schlechte Erfahrungen gemacht. Wenn es um Exploitation geht, ist es immer ein Kampf da draussen, es ist ein neuer Plattenvertrag, obwohl du bei der gleichen Firma bist. Ich sehe das immer für unlogisch an und werde es nie verstehen, wie man so gegen sich selbst arbeiten kann, wie das eine Major-Firma schlussendlich tut. Wir werden sehen, wenn jetzt alles funktioniert ist alles okay.

hitparade.ch: 25 Jahre Helloween - eine lange Zeit. Wie hat sich der Metal in den letzten 25 Jahren verändert?
Sascha: Es hat sich gewaltig ausgesplittet. Als es los ging, gab es eigentlich nur Heavy Metal. Jetzt ist es so, Speed-Metaller hören kein Trash-Metal, und der Trash- Metaller hört kein Gossip-Metal. Jetzt nimmt sich jeder selbst ganz wichtig… die Metal Szene hat sich schon ein bisschen gewandelt. Früher war es eine grosse stolze Metalnation, sie ist mittlerweile der Vielvölkerei zum Opfer gefallen.
Andi: Früher hatten wir um einiges mehr zusammen gespielt, da gings zum AC/DC Konzert, warst letzte Woche auf dem Scorpions Konzert und übermorgen gehst du auf Metallica. Da war es Rock, später bekam es den Begriff Metal, da fing es schon an, sich mit den Rock und Hardrock Bands sich zu distanzieren. Mittlerweile gab es dann die Unterschiede zwischen Hardrock, Rock und Metal-Bands. Es ist heute traurig, dass sich der Metal selbst in die Vielstaaterei zerstört.
Sascha: Früher war man noch stolz, wenn man seine Klamotten selbst verändert hat, umgeschnitten und umgenäht. Heute kannst du das alles im Laden kaufen. Früher gabs nur ein paar Metal-Bands, die Auswahl war nicht so gross wie heute. Heutzutage wird schon definiert, was genau Metal ist, du musst solche Haare haben und solche Kleider. Irgendwie sehen heute alle gleich aus, das war früher noch ein bisschen anders.

hitparade.ch: Auch die Promotion hat sich in den letzten 25 Jahren massiv verändert. Was denkt ihr über die neuen Möglichkeiten, die das Internet den Musikern bietet?
Andi: Das ist nunmal das 21. Jahrhundert, man kann es nicht verhindern, schwimm einfach mit und tu das Beste, dann kannst du auch keinen Schaden anrichten für dich selbst. Ich bin dafür, dass wenn die Technologie da ist, soll man sie auch benutzen. Es eröffnet viele gute, neue Chancen.
Sascha: Für junge Künstler ist es glaub noch mehr das Portal, als es für die Plattenfirma sein kann. Es ist ein riesiger Vorteil, du kannst dich schon vor einem grossen Publikum präsentieren, was früher nicht so einfach war. Ein Demo an Millionen Menschen rumschicken ging gar nicht. Jetzt ist es aber möglich und super für junge Bands. Für alteingesessene Bands, die Andi gerade anspricht, ist es manchmal echt schwer.

hitparade.ch: Euer neues Album kommt in der Halloween-Woche heraus. Auffällig viele ältere Alben wurden ebenfalls Ende Oktober veröffentlicht. Ich nehme an, das ist kein Zufall…
Andi: Irgendein Schlaukopf hat sich wohl gedacht, dass es super ist wenn Helloween an Halloween veröffentlicht. Ich würde es lieber im März veröffentlichen, weil wir dann im Sommer touren könnten, so touren wir im Winter und ich hasse Winter! In einer "Perfect World" funktionierts, aber wenn es dann einmal nicht so toll läuft und du fertig werden musst, weil es raus muss an Halloween, dann wird's schwierig.
Sascha: Es ist immer ein bestimmter Kreislauf, den man befolgt.

hitparade.ch: "7 Sinners" heisst euer neues Album. Mit welchen Vorstellungen und Zielen seid ihr an die Arbeit gegangen?
Andi: Vorstellung keine und Ziele auch nicht, es war eher wieder mal ein Luftablass-Album nach dem akustischen und klassischem. Es war wieder ein Aufatmen, dass du wieder auf Elektrisch wechseln kannst. Das ist auch die Antwort, warum das Album wieder schneller und lauter ist, das war auch wieder mal Zeit. Ich hatte wieder richtig Bock. Ich glaube, ich habe nie nach einer Session gleich wieder angefangen im Studio zu arbeiten. Ich habe es nicht als Arbeit empfunden. Es war richtig geil!

hitparade.ch: Ihr versucht ja immer wieder neue Sachen, bleibt aber trotzdem eurer Tradition treu. Was sind die wesentlichen Neuerungen des neuen Albums?
Sascha Gerstner - Einige, viele subtile Sachen. Das ganze Album wurde ohne festes Tempo eingespielt, der Schlagzeuger hat völlig frei gespielt. Wir haben ein komplett anderes Tuning genommen, sind ein bisschen tiefer gegangen, weil es sich anders anfühlt. Alles ist ein bisschen "rougher", wir haben nicht so drauf geachtet, dass alles perfekt sitzt, es war gelassener. Es ist schon anders als die vorigen Alben.
Andi: Du brauchst natürlich auch einen schweinegeilen Schlagzeuger, sonst kannst du dir das echt nicht leisten. Du musst wirklich einen Typ haben, der einfach den Song wie ein Musiker erlebt und spielt, das anzieht wo er wirklich Bock hat anzuziehen und nicht stumpf dem Takt folgt von Sekunde eins bis zum Ende des Songs, also mechanisch durchballert.
Sascha: Mittlerweile ist ja selbst im Metal alles so steril und genau geworden, wir wollten es einfach mehr musikalisch klingen lassen.

hitparade.ch: Ihr habt bereits unzählige Studio-Alben veröffentlicht. Wie einfach ist es, euch immer wieder für ein neues Album zu motivieren?
Andi: Für das Album war es sehr einfach, weil das Hobby wieder da war, wieder Krach machen zu dürfen. Wie es mit dem nächsten aussieht muss man mal, sehen ob ich mich motivieren muss oder nicht. Man macht ja gerne Krach, das ist unser Leben. Man wird richtig süchtig davon. Die Musik ist wie eine Droge.
Sascha: Wir hatten auch eine längere Pause (seit 2008) und dann ist man auch wieder heiss drauf, wieder was neues zu machen . Man ist wieder geladen (lacht).
Andi: In der heutigen Zeit reicht es nicht mehr, ein Album abzuliefern, das 40 Minuten dauert. Heute werden minimal 50 Minuten verlangt, aufgenommen haben wir 67 Minuten. Man ist dann aber schon froh, wenn man noch Songs übrig hat, für B-Sides und Bonus Tracks.

hitparade.ch: Im November startet ihr mit der Tour, die bis Ende 2011 dauert. Wie viele Konzerte werdet ihr insgesamt spielen und worauf freut ihr euch besonders?
Andi Deris - Es werden zwischen 110-140 Shows sein. Wir freuen uns auf die neuen Länder wie Malaysia und Thailand.