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Interview mit Henchman



HENCHMAN, eine der innovativsten Rockbands der Schweiz, kehrt mit ihrem zweiten CD-Album "It All Comes Down To Gravity" in die Szene zurück. Wir haben die Stimme von Henchman, Roger Hämmerli, zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Fangen wir mal von Vorne an, wie seid ihr als Gruppe entstanden und woher stammt der Bandname "Henchman"?
Roger Hämmerli: Uns gibt es schon seit 10 Jahren, damals waren wir noch zu Viert. Seit etwa 7 Jahren sind wir zu Dritt in dieser Formation. Kennengelernt haben wir uns im Ausgang und auf Konzerten, daraus wurde eine Freundschaft… Bis vor einem Jahr ging das auch gut so, bis uns Jerome, unser Schlagzeuger, verlassen hat. Der Name "Henchman" bedeutet Handlanger, es bedeutet, dass wir die Handlanger der Musik sind. Wir brauchen die Musik als Instrument, um unsere Hörer zu erreichen.

hitparade.ch: 2006 kam bereits das Album "Unmistaken" heraus. Jetzt seid ihr mit dem zweiten Album " It All Comes Down To Gravity" zurück. Worin unterscheidet sich das neue Album von Alten?
Roger Hämmerli: Es ist wärmer, wie haben viel abwechslungsreichere Songs drauf, welche die Songs des ersten Albums übertreffen. Die erste CD hatte vielleicht noch einen eindeutigeren roten Faden, doch es war eintöniger. Mit dem neuen Album haben wir viel herumexperimentiert.

hitparade.ch: Das Album wurde mit Starproduzentin Sylvia Massy ( Tool, System Of A Down) in Kalifornien produziert. Wie kam es dazu?
Roger Hämmerli: Wir haben einmal eine Promo Tour gemacht, auf der wir auch in Kalifornien gelandet waren. Durch einen Kumpel von Sylvia, der uns abgemischt hat, ist der Kontakt entstanden und er hat uns weiterempfohlen. Da wurden wir richtig nervös! Die Zusammenarbeit mit ihr für das erste Album hat sehr gut funktioniert, darum wollten wir sie für das zweite Album ebenso. Sie wusste ja bereits, wie wir funktionieren, was ein grosser Vorteil war, da wir uns schlussendlich mehr auf den musikalischen Aspekt im Studio konzentrieren konnten. Normalerweise, wenn man in ein Studio kommt, muss man sich zuerst daran gewöhnen, auch an den Produzenten. Diesmal konnten wir alles ein bisschen mehr ausreizen.

hitparade.ch: Auf dem Album Cover sieht man Vögel, die auf einer Zielscheibe abgeschossen werden. Was hat das zu bedeuten? Wurde es nach eurer Vorstellung designt?
Roger Hämmerli: Wir haben das Bild gemeinsam mit unserem Grafiker entworfen, gewisse Vorstellungen hatten wir schon. Wir wollten etwas mit Vögeln machen welche auf den harten Boden zurückfallen. Es sollte wirklich so dargestellt werden, denn es ist schlimm für einen Vogel, wenn er nicht mehr fliegen kann. Dies ist immerhin seine grösste Freiheit. Das Thema passt sehr gut zu unserem Albumnamen.

hitparade.ch: "Burning Bridges" ist die erste Single-Auskopplung. Welche Botschaft bringt uns dieser Song? Schreibst du alle Lieder selber?
Roger Hämmerli: Ich schreibe die meisten Lieder selber, jedoch tragen auch die anderen Bandmitglieder dazu bei und geben Inputs. Beispielsweise ist es dem Schlagzeuger freigestellt, in welchem Rhythmus er spielt, er muss entscheiden, was am besten passt. So bringt Jeder ein bisschen Flair in einen Song.

hitparade.ch: Also zuerst entsteht die Musik und dann der Text?
Roger Hämmerli: Genau! Für mich definitiv, denn ich bin ein Musiker, der sich von der Musik inspirieren lässt. Ich vertone nicht den Text und schaue welche Musik dazu passt, sondern lege Text über die Musik. Es gibt aber auch Texte, die schon vorher entstehen, aber solche Texte kommen erst zum Einsatz, wenn ich das passende Stück dazu habe.

hitparade.ch: Ihr auch einen Videoclip, Geld spielt eine grosse Rolle. Wie kam es zu dem Videoclip und lohnt es sich heutzutage noch, diesen Aufwand zu betreiben?
Roger Hämmerli: Das Video wurde auf 16mm aufgenommen. Wir hatten das Glück, dass alle umsonst gearbeitet haben, denn es waren alles Profis und die kann man fast nicht bezahlen. Das ganze Filmmaterial, die Filmrollen usw. sind sehr teuer. Auf die Frage, ob sich Videoclips noch lohnen: Man kann nicht erwarten, dass man durch Videoclips Geld reinholen kann, im Gegenteil, es ist aber ein sehr gutes Promotionsinstrument und wenn man ein Budget hat für Promo, teilt man sich das ein. Jede Band muss selber entscheiden, welche Mittel es für das Budget zur Verfügung hat, wir haben schon etwas gewagt mit dem Video. Es wird immerhin auf beiden Musiksendern gespielt, die wir in der Schweiz erhalten.

hitparade.ch: Ihr habt ein paar Monate in den Staaten verbracht und Gigs gespielt, wie kam es dazu und wie vergleicht ihr die Clubs und Konzerte mit jenen in der Schweiz?
Roger Hämmerli: Im Ausland hat man als Schweizerband den Exotenbonus, vorausgesetzt, Du bringst die gleiche professionelle Performance. In der Schweiz muss man sich als englisch singende Band immer noch sehr durchkämpfen und die Frage, warum wir nicht in Schweizerdeutsch singen, taucht immer wieder bei manchen Leuten auf. Das sind gewisse Barrieren, die man im Ausland nicht hat. Im Ausland hat man sogar einen gewissen Pluspunkt. Dass wir von so weit herkommen, heisst für die Meisten dann auch, dass man wirklich dahinter steht, bei dem was man macht.

hitparade.ch: Ihr hattet im Club Abart in Zürich eure Plattentaufe zum aktuellen Album. Es war der letzte Gig für euren Drummer, der jahrelang mit euch unterwegs war. Wie kam es zu dem Entschluss?
Roger Hämmerli: Das war ein längerer Prozess, der sich abgezeichnet hat, was auch ein Grund ist, warum es so lange gedauert hat, bis das zweite Album herauskam. Wir haben gemerkt, dass innerhalb der Band nicht mehr alles stimmt. Obwohl eigentlich alles bereit war, es ging einfach nicht weiter, weil nicht alle am gleichen Strick gezogen haben. Schlussendlich mussten wir eine Entscheidung treffen, wer noch weitermachen will und Jerome war an einem Punkt in seinem Leben, an dem er sich überlegen musste, was er wirklich will und wie er es mit anderen Zielen vereinbaren kann. Jeder darf das frei entscheiden, wichtig ist, dass man überhaupt eine Entscheidung trifft. Jetzt haben wir einen neuen Schlagzeuger, den Roli, welcher ein sehr cooler Typ ist, auch vom Menschlichen her. Das motiviert uns auf jeden Fall wieder, denn es ist etwas Neues.

hitparade.ch: Als englisch singende Rock/ Alternative Band hat man es in der Schweiz nicht leicht, da viele Radiostationen Rock Musik meiden, jedoch habt ihr bereits eine gute Unterstützung durch DRS3 und langsam kommt es ins Rollen, trotzdem ist es schwierig. Wie kommt man da in der Schweiz durch?
Roger Hämmerli: Es passiert schon relativ viel, wir werden auch viel gefeatured und haben viele Interviews, jedoch wird es bei den Meisten trotzdem nicht in der Playlist aufgenommen, was dann auch kein musikalischer Entscheid ist. Es heisst dann einfach, es habe verzerrte Gitarren drin und das könne man den Hörern nicht zumuten oder es passe nicht zum Konzept. Wir haben den Song "When It All Comes Down" als Radio-Single gewählt, weil er weicher klingt. Doch die Meisten nehmen nicht einmal diesen Song. Es werden trotzdem manche internationale Künstler gespielt mit noch härteren Gitarren, da steckt halt auch ein gewisses Business dahinter und das hat nicht viel mit musikalischer Bewertung zu tun.

hitparade.ch: Wo wir doch schon bei der Promotion sind: Das Internet, Facebook und Myspace, sind gute Möglichkeiten, gratis Werbung zu machen. Früher war das nicht so einfach. Das Internet scheint die Zukunft zu sein. Wie richtet ihr euch danach?
Roger Hämmerli: Myspace war lange die grösste Musikwerbung. Ich denke aber, Myspace wird es nicht mehr lange geben, Facebook wird das übernehmen. Wir haben auch unsere eigene Fanpage, man kann direkt die Videos anschauen und in die Songs reinhören. Gleichzeitig besteht aber auch die Gefahr, dass du überrollt wirst von den anderen Bands, die genau die gleiche Marketingstrategie nutzen. Auf jeden Fall ist es ein super Vorteil, da man so auch an die jüngeren Leute herankommt. Es ist auch sehr einfach alles einzurichten - früher hat man einen riesigen Aufwand betreiben müssen, um eine eigene Seite einzurichten. Heute sind Soziale Netzwerke die beste Homepage, man bekommt das Wichtigste auf einen Blick, die Tourdaten, Songs und die Videos. Zusätzliche Features wie einen Fanshop sind auf der offiziellen Webseite immer noch praktisch, jedoch lohnt es sich bald nicht mehr, Arbeit in eine Webseite zu stecken.

hitparade.ch: Ihr habt bereits am Openair St. Gallen auf der Hauptbühne gespielt. Gab es weitere Highlights und habt ihr schon Tourdaten?
Roger Hämmerli: Das war grossartig. Auch eines unserer Highlights war in Hollywood im "Roxy Club", wo auch andere Musikgrössen uns gesehen haben. Es gab viele schöne Momente, die wir auch diesen Frühling wieder ausbauen möchten. Zuerst müssen wir wieder Aufbauarbeit leisten in unserem eigenen Land und später präsentieren wir unser Material auch im Ausland, eine grössere Tour ist definitiv in Planung.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Album Charts. Kannst du sie kommentieren?

1. Gotthard - Heaven - Best Of Ballads Part 2
Roger Hämmerli: Wenn ein Prominenter stirbt, versucht man noch die letzten Franken rauszudrücken.

2. Rihanna - Loud
Roger Hämmerli: Gähn.

3. Phillip Fankhauser - Try My Love
Roger Hämmerli: Er ist auch schon sehr lange im Business und macht sein Ding.

4. Bligg - Bart aber herzlich
Roger Hämmerli: Geiler Titel, Super Wortspiel.

5. Zucchero Sugar Fornaciari
Roger Hämmerli: Guter Musiker.

6. The Black Eyed Peas - The Beginning
Roger Hämmerli: Die werden immer schlimmer, eine Zeit lang fand ich sie wirklich cool.

7. Unheilig - Grosse Freiheit
Roger Hämmerli: Sie haben sich langsam dem heutigen Sound angepasst und werden sehr gepusht.

8. Shakira - Sale el Sol
Roger Hämmerli: Ja.. sage ich nicht viel dazu.

9. Baschi - Neui Wält
Roger Hämmerli: Er wird am meisten gepusht, sagt mir musikalisch aber weniger.

10. Adrian Stern - Herz
Roger Hämmerli: Das ist nicht unbedingt mein Sound, aber er macht seine Sache gut.

Roger Hämmerli: Meine Lieblingsalben in Top 100 sind die von Sophie Hunger, Motörhead, P!nk, Daft Punk und Kings Of Leon.
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Sonja Eberhard, Bettina Siegwart