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Interview mit Henrik Belden

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Henrik Belden, der sympathische Schweizer Sänger ist zurück mit seinem neuen Album 'Barrique Barell'. Auf dem Album zu finden sind schöne, ruhige und ehrliche Songs.

hitparade.ch: Vor fünf Jahren hast du dein erstes Album in Eigenregie produziert. Wie hat es da angefangen?
Henrik Belden: Beim ersten Album wusste ich noch gar nicht, ob ich es überhaupt herausgebe. Ich wusste nur, dass ich sämtliche Instrumente ein bisschen spielen kann. Zuvor hatte ich 8 Jahre in einer Hardcore Punkband gespielt, da haben wir von Grund auf alles gelernt. Mit der Zeit wollte ich mein eigenes Ding machen, denn ich hatte schon vorher ruhige Songs gemacht; das erste Album war also mehr "just for fun". Die Radios hatten angefangen, es zu spielen, das Label fand es super und so nahm es seinen Lauf. Ab dem zweiten Album wurde es schon professioneller, mit der ersten Platte hatten wir 60 Konzerte gespielt. Ich konnte schon fast leben von der Musik, ohne dass ich es gross erwartet hatte. Man machte zwar gewisse Spekulationen, wie es sein könnte, aber nicht in diesem Ausmass. Beim zweiten Album waren wir in den Airplay Charts schon in der Top 30. Der Vergleich zu jetzt ist, dass ich noch professionellere Leute um mich habe, sie wissen wirklich, was sie machen. Beim ersten Album wusste ich doch selber nicht, was ich genau mache! *lacht*

hitparade.ch: Wie vergleichst du die letzten Alben mit dem neuen, was hat sich musikalisch getan?
Henrik Belden: Die Songs und Texte sind ähnlich, da hat sich nicht viel geändert, aber wie gesagt: Es ist professioneller produziert worden.

hitparade.ch: Der erste Song des Albums heisst ‚I'm Alive'. Wie kam es, dass du genau diesen Song als Single gewählt hast?
Henrik Belden: Wenn man viel ruhige und traurige Musik macht, gibt es nicht mehr viele Radios, die das spielen; dieser Song war der aussagekräftigste und einer der schnelleren. Der Song "Father" würde vielleicht das Album besser repräsentieren, er wird aber die zweite Single.

hitparade.ch: 'Barrique Barre' heisst das neue Album. Was hat es zu bedeuten?
Henrik Belden: Ich wollte keinen Song-Titel nehmen, weil ich das immer ein bisschen reduziert finde. Es gibt so viele Themen, die ich gerne in Musik einpacke; es gibt nicht nur einen Song, den ich stellvertretend für ein ganzes Album nehmen kann. Ich habe gerne Überbegriffe und auf Deutsch übersetzt heisst es "Eichenfass". Wir finden, das Album klingt reifer als bisher und wir suchten eine bildliche Metapher, welche das gut einschliesst. An einem Studio-Tag waren wir abends Wein trinken und irgendwie kamen wir auf dieses "Eichenfass".

hitparade.ch: Hast du dir mehr Zeit genommen für dieses Album als für das letzte?
Henrik Belden: *lacht* Nein. Ich wurde vor 1 ½ Jahren Vater, Zeit wurde ein kostbares Gut und wir haben im Studio länger gearbeitet, aber der Prozess des Schreibens war wahrscheinlich drei Mal schneller. *lacht* Wir waren etwa 4 ½ Wochen im Studio und ich würde es wieder so machen; es ist interessant, die Dinge fliessen zu lassen und nicht alles schon so vorprogrammiert ist. Ich habe den Band-Mitgliedern auch viel Freiheit gelassen. So sagte ich zum Beispiel für das Klavier: "Die Akkorde müssen so bleiben, aber beim Rest: Feel free!" Es ist dann wirklich gut geworden, das sind so diese Magic Moments. Es gab viele spontane Momente während des Aufnehmens.

hitparade.ch: Welche Musik hat dich als Kind beeinflusst oder war dir wichtig?
Henrik Belden: Die von meinem Vater, eine Unterhaltungs-Band. *lacht* Ich habe von der Familie sicher viel mitbekommen, aber vom Stil her eher weniger; meine ersten CD's waren von AC/DC und Guns N' Roses.

hitparade.ch: Du hast einen Song über New York geschrieben, den man auf deinem neuen Album findet. Ist es deine Lieblingsstadt und hast du den Song in New York geschrieben?
Henrik Belden: Ich war einige Wochen in New York, doch ich bin nicht der Grossstadt-Typ. Man stellt sich vor, ich komme nach New York, alles blinkt und ist so gross, es läuft überall etwas und es ist eigentlich die Traumstadt vieler Leute, doch nach zwei Wochen habe ich gemerkt, dass sie mir zu hektisch ist. Im Song geht es genau darum: Man kommt dahin, findet es total geil, man denkt, hier bleibt man ein Leben lang, da alles passiert, was man braucht, und irgendwann merkt man, dass es zum Wohnen doch nicht so ideal ist. So ist es auch, ich bin immer noch fasziniert von dieser Stadt, ich werde auch wieder zurückgehen, aber niemals, um dort zu wohnen.

hitparade.ch: Es gibt keine offiziellen Videoclips für das Album, denkst du, das ist heutzutage überflüssig?
Henrik Belden: Ich bin geteilter Meinung. Coole Videoclips sind super. Leider ist es so, dass sie auch sehr viel kosten, obwohl es auch billigere Clips gibt, die auch lässig sind. Ich bin jedoch nicht unbedingt der Mega Videoclip Fan, aber es wird für die zweite Single "Father" einen Videoclip geben. Ich bin immer Fan, wenn im Videoclip genau das passiert, was man im Song auch hört. Ich war aber nie der Video-Junkie. Mir ging es schon immer nur um Musik, Bilder waren mir weniger wichtig. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir nicht zu jeder Single einen Videoclip gemacht haben.

hitparade.ch: Was haltest du von den Programmen wie 'Spotify' und Musik allgemein, die gratis im Internet anzuhören ist, sei es YouTube oder sonst eine Plattform?
Henrik Belden: Ich bin der Meinung, wenn jemand die Musik wirklich will, dann soll er sie auch bekommen. Es gab schon Szenen, in denen die Leute nach dem Konzert eine CD kaufen wollten, aber keine Fr. 25.- dafür ausgeben wollten. Dann diskutiere ich nicht lange und sage: "Ich schenke sie dir!" Ich möchte schlussendlich den Leuten mit meiner Musik eine Freude bereiten. Es ist einfach ein zu gutes Gefühl, den Leuten meine Musik weiterzugeben, und wenn man ein Album hört, das man wirklich gut findet, ist das ein Hammer Gefühl und ich möchte dies nicht verhindern, indem jemand nicht dafür bezahlen möchte, oder nicht zahlen kann. Natürlich bin ich froh, wenn sie die CD kaufen und mich unterstützen, aber im heutigen Zeitalter muss man sich anpassen. Ich bin nicht allzu kritisch eingestellt, ich freue mich aber über jeden CD-Kauf.

hitparade.ch: Welches war dein schönstes Konzert-Erlebnis?
Henrik Belden: *denkt nach* Was sicher sehr cool war: Als ich bei Amy Macdonald im Kaufleuten Support gemacht habe und sie nicht wollte, dass ich mit Band auftrete. Ich weiss zwar immer noch nicht, wieso, ich durfte auf jeden Fall nur alleine mit Gitarre auf die Bühne. Ich dachte dann, dass es sowieso niemanden interessiert und dass es niemand hört. Doch auf ein Mal wurde es leiser und leiser und die Leute hörten wirklich zu und fanden es gut. Später kam der Produktions-Manager auf mich zu und sagte, dass es selten jemand, der nur mit Gitarre vorspielt, geschafft hat, das Publikum so zu begeistern und es jubelnd hält. Das war ein schönes Erlebnis! Ich habe gemerkt, man muss die Leute manchmal zum Glück zwingen, aber wenn sie es einsaugen, haben sie Spass und das war ein sehr schönes Erlebnis. Ansonsten gab es die üblichen Sachen wie das Gurtenfestival, welches zu den Highlights gehört, aber rein für das Herz war jener Abend schöner.

hitparade.ch: Wie sieht die Zukunft aus? Würdest du gerne auch im Ausland spielen?
Henrik Belden: Man redet oft davon, dass man als Schweizer Musiker keine Chance hat im Ausland. Das sehe ich nicht ganz so, denn, wenn du einem Platten-Label in London eine CD schickst und sie sind begeistert, dann hast du bestimmt eine Chance. Das Problem ist einfach, die englische und amerikanische Musik-Szene ist viel grösser und so gibt es einfach auch mehr Leute, die noch besser sind. Das ist wie mit der Fussball-National-Mannschaft: Die Deutschen sind einfach besser, weil sie mehr Leute haben, aber schlussendlich ist niemandem die Grenze gesetzt, gut zu sein. Von daher ist es ein Traum - vielleicht bin ich kindisch veranlagt - mit meiner Band in den Bus zu steigen, Bier zu trinken, Spass zu haben und einen Monat lang im Zeug herumzufahren. Das ist sicher ein Traum, den ich gerne möglich machen würde.

hitparade.ch: Was haltest du von der Top 10 der Schweizer Album Charts? Welche Künstler fallen dir direkt auf?
Henrik Belden: Mir fällt etwas direkt auf: Eluveitie, grosses Kino! Die Sängerin hat bei mir einmal die Backing Vocals gesungen und zwar beim Song "Afraid Of My Last Days". Sie arbeitet im Studio, in dem ich aufgenommen habe. Ich habe dann spontan gesagt, dass eine Frauenstimme cool wäre und sie nahm es auf und wir dachten, dass wir niemand Anderes mehr suchen und es so lassen, denn es klang richtig gut. Jetzt habe ich eine Metal Sängerin auf dem Album, gute Kombination. *lacht* Ansonsten finde ich Adele sehr gut, sie fasziniert schon ein bisschen, die kann wirklich etwas! Ich habe Mühe mit Plastic Pop und das ist einfach echt, total cool, bin froh, sind solche MusikerInnen in den Charts!
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Sonja Eberhard, Gabi Wegmüller