Interview mit In Extremo
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Die Wartezeit ist endlich vorbei! Nach drei Jahren erscheint das neue Album "Sterneneisen" von In Extremo. Der Kosmos mit seiner endlosen Weite, seinen Sternbildern, Mythen und Rätseln inspirierte In Extremo zu ihrem bislang fantasievollsten und farbigsten Album, das nahtlos an den Erfolg des Vorgängers "Sängerkrieg" anknüpft. Dafür hat die Band ihr musikalisches Spektrum um etliche Klangfarben erweitert, es reicht jetzt von melancholischem Folk und treibendem Rock bis zu martialischem Metal und poetisch leisen Tönen. Wir haben Sänger Micha zum Interview getroffen.hitparade.ch: Letztes Jahr habt ihr euer 15-jähriges Jubiläum gefeiert. Wenn ihr nochmals von vorne beginnen würdet, würdet ihr alles genau gleich machen?
Micha: Das ist eine sehr gute Frage. Mit Sicherheit hätten wir Einiges genauso gemacht. Es war schon der richtige Weg, sehr konstant und alles step by step. Aber einige Sachen hätte man auch anders gemacht. Wir haben in dieser Zeit natürlich auch sehr viel Lehrgeld bezahlt. Das gehört auch dazu, dass man manchmal so in eine "Fratzefalle" 'reintappt. Aber da waren auch einige Sachen dabei, die schon richtig bösartig waren. Zum Beispiel hatten wir mal ein Management, so zwischen 1999-2003, welches uns um 450'000 Euro beschissen hat. Das Ganze schwarz auf weiss mit Unterschrift und all dem, das würde ich gerne rückgängig machen.
hitparade.ch: Ihr habt auch schon viel Positives erlebt…
Micha: Ja natürlich. Wir haben diese Geschichte auch abgehakt. Als wir das mitbekommen haben, haben wir die- oder denjenigen sofort gecancelled. Danach haben wir gesagt wir schauen nach vorn. Anders geht es nicht.
hitparade.ch: Ihr habt erstaunlich viele Länder besucht. Was ist dir vom Ausland am meisten geblieben? Was war das Kurioseste, das ihr erlebt habt?
Micha: Da gibt es Vieles. Letztes Jahr waren wir zum ersten Mal in China. Das war schon verrückt, wir standen auf der Bühne und vor uns 10'000 Chinesen, welche unsere Texte mitgesungen haben. Wir dachten, das kann nicht sein. Das war total klasse. Die Polizei hat alles ziemlich abgesperrt. Es war fast nicht möglich, dass wir mit den Leuten Kontakt hatten. Ein paar haben es jedoch trotzdem geschafft, hinten hinein zu kommen. Es war total klasse, ein Erlebnis, welches ich nie wieder vergessen werde. Auch Russland war der Hammer. Oder als wir in Chile am Flughafen angekommen sind, standen dort viele Menschen mit Transparenten "Herzlich Willkommen In Extremo". Wir haben gedacht "Was ist denn hier los?" Das war wirklich klasse.
hitparade.ch: Vor zwei Jahren war euer Studioalbum "Sängerkrieg" auf Platz 1 in den deutschen Charts. Sieht man die Welt anders, wenn man einmal ganz zuoberst war?
Micha: Nein, man sieht sie genauso gross und bunt wie vorher. Das ist natürlich eine Ehre, da kann man den Fans nur danken. Wir sind aber nicht die Typen, die sich eine Eins auf den Rücken malen und so durch die Welt laufen. Wir haben es natürlich genossen, aber es geht dann trotzdem auch weiter.
hitparade.ch: Wenn man einmal Nr. 1 gewesen ist, wird man immer wieder daran gemessen.
Micha: Ja das ist ganz normal, aber es kann einem auch keiner mehr nehmen. Das ist eigentlich das Schöne daran.
hitparade.ch: Zurück zum neuen Album "Sterneneisen". Wie seid ihr zu diesem Namen gekommen?
Micha: Zufall, wie immer. Normalerweise sind wir Leute, die den Albumtitel praktisch in der letzten Minute bestimmen. Dieses Mal war er eigentlich schon da, bevor wir richtig mit der Arbeit begonnen haben. Irgendjemand hat gesagt "Sterneneisen", ich glaube Pymonte war es, dann haben alle gesagt "Was ist das, was ist Sterneneisen?" Es blieb uns sofort hängen. Dann haben wir nachgeforscht und das wars.
hitparade.ch: Auf dem Albumcover ist das Heptagramm zu sehen, ein griechischer siebenzackiger Stern, welches auch gross auf dem Tourplakat zu sehen ist. Ihr seid auch 7 Mitglieder, es scheint wohl eure Glückszahl zu sein?
Micha: Das Heptagramm hat auch eine Bedeutung. Ein siebenzackiger Stern aus der griechischen Mythologie, der besagt, man soll alles Böse hinter sich lassen und positiv in die Welt nach vorne schauen. Das passt zu uns und ist einfach schön. Genau wie das Flugzeug auf dem Cover, das ist total verrückt. Es ist unser "Pippi Langstrumpf"-Flugzeug.
hitparade.ch: Wie hat sich eure Musik seit dem letzten Album weiterentwickelt?
Micha: Wir haben eigentlich genauso weiter gemacht wie vorher. Wir haben einfach die Ideen, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, niedergeschrieben. Wir sind nicht die Typen, die sagen "Wir gehen jetzt da hinein und machen genau das und das". Es ergibt sich bei uns immer. Wir schmeissen alles in einen Topf, dann wird mit einem grossen Löffel umgerührt und was herauskommt, ist In Extremo.
hitparade.ch: Sind auch dieses Mal prominente Gastsänger auf dem Album vertreten?
Micha: Da ist einmal Mille von Creator. Mille ist eigentlich das Heavy Metal Urgestein aus Deutschland und ein alter Freund der Band. Und Der Graf, ihn kenne ich schon so lange seit es Unheilig gibt, so 10-12 Jahre. Ich kannte ihn schon, als er noch vor 20, 30, 40, 50 Leuten gespielt hat. Er hat so etwas noch nie gemacht aber ich habe ihn gefragt, weil wir uns kennen, darum ging es. Dann hat er gesagt, für uns mache er es.
hitparade.ch: Ihr tretet auch mit Unheilig an einem Festival auf. Er ist ja extrem erfolgreich in den Charts. Wie erklärst du dir das?
Micha: Keine Ahnung. Er ist so geblieben wie er ist, das kann ich mit Sicherheit sagen. Er hat seinen Humor nicht verloren und geniesst das. Er hat lange gearbeitet und ein gutes Team um sich. Zudem ist er aus dem Alter heraus, in dem man eine rosa Brille aufhat. Er geht seinen Weg konstant weiter, das finde ich auch ok.
hitparade.ch: Das Lied "Zigeunerskat" erscheint am 18.2. als erste Single-Auskoppelung des Albums mit dem unveröffentlichten Titel "Wahre Freunde". Wie habt ihr euch entschieden?
Micha: Wir hätten natürlich auch mit der Nummer mit dem Grafen herauskommen können. Das wollten wir nicht. Wir wollten mit dem typischen In Extremo Sound herauskommen. Dies ist eigentlich der Grund. Der Song ist typisch In Extremo. Du hörst den ersten Ton und weißt, dass ist In Extremo. Der Inhalt ist lustig, schalkig, es hat Romantik, Freiheit, so wie wir sind.
hitparade.ch: Seit dem 18.1. ist auf eurer Homepage der kostenlose Download des Klassikersongs "Spielmann" drauf, der beim letztjährigen "Wahre Jahre" Jubiläumsfestival zum 15jährigen Bandbestehen mitgeschnitten wurde. Habt ihr dadurch viele neue Mitglieder auf eurer Website gewonnen?
Micha: Das kann ich dir nicht sagen, ich schaue dort eigentlich fast nie drauf. Ich lasse mich immer überraschen wenn ein neues Album herauskommt. Ich gehe auch nicht auf Facebook. Ich kenne mich zwar mit dem Internet aus, aber gehe nie 'rein. Zum Song, das ist sehr speziell. Es ist nicht nur ein Song. Den haben wir am Jubiläumsfestival alleine gespielt. Ich habe gesungen und am Klavier sass Götz Alsmann. Ich weiss nicht, ob man Götz Alsmann hier kennt. Er hat in Deutschland die Sendung "Zimmer frei". Er ist ein berühmter Jazzmusiker aus Deutschland und hat auch mehrere Fernsehsendungen. Er ist ein alter Freund der Band und hat zusammen mit uns diesen Song gemacht. Der ist sehr speziell, weil er nur aus Klavier und Gesang besteht. Es lohnt sich, sich den anzuhören.
hitparade.ch: Was gibt es sonst noch im Mitglieder-Bereich eurer Website zu sehen?
Micha: Trailers von den Videos, das Making-Of. Ich persönlich finde es nicht richtig, dass man sich anmelden muss. Aber das ist eine Entscheidung der Plattenfirma und ich halte mich da heraus.
hitparade.ch: Seit Sommer letzten Jahres ist bei euch ein neuer Schlagzeuger an Bord. Specki T.D., ein erstklassiger Drummer, der zuvor viele Jahre bei der Band "Letzte Instanz" aktiv war. Nach so langer Zeit scheint mal ein Wechsel nicht ausgeschlossen zu sein, wie kam es dazu?
Micha: Bei uns gab es noch keine Wechsel. Reiner hat damals die Band verlassen, er wollte etwas Anderes machen. Das war in beidseitigem Einverständnis. Es war schon sehr hart für beide Seiten. Wir haben einige Tüten voll Tränen dafür geweint. Aber wir haben jemanden gefunden von jetzt auf gleich. Der hat gespielt, als ob er schon immer in der Band war. Dazu kann ich nur sagen er ist ein sehr, sehr guter Schlagzeuger. Das hört man auch auf dem Album, das geht zacki zacki. Wir sind froh, dass Specki bei uns ist.
hitparade.ch: Nach einer kurzen ausverkauften Club Tour geht ihr im April auf die Sterneneisen Tour und macht unter anderem in Zürich Halt. Im Sommer in der Festival-Saison kommt ihr nach Basel ans Sonisphere Festival. Sind Konzerte in der Schweiz immer noch etwas Besonderes für euch?
Micha: Die Schweiz ist so oder so etwas Spezielles. Zürich ist einer meiner Lieblingsstädte in Europa. Ich bin auch sehr oft privat hier, einfach weil Zürich etwas Spezielles hat. Es ist eine Multi-Kulti Stadt, aber im positiven Sinn, sie ist nicht aggressiv. Das kann ich nicht beschreiben. Ich liebe Zürich. Und die Schweiz sowieso. Du hast hier alles. Du hast die Berge gleich hier. Du fährst zwei Minuten aus Zürich heraus und bist in der Natur. Die Stadt ist überschaubar. Viele schöne Spinner laufen herum, im positiven Sinn. Sie ist einfach Multi-Kulti, das liebe ich. In der Schweiz spielen ist eigentlich ein anderes Land, aber für mich existieren eigentlich keine Grenzen. Die Grenzen machen Leute mit ihren Grenzpunkten und Zoll, etc., das interessiert mich nicht. Wir sprechen eine Sprache und auch wenn man nicht dieselbe Sprache spricht und man sich wohl fühlt, das hat etwas.
hitparade.ch: Die nächsten Monate sind schon ziemlich verplant. Wie sieht es nachher aus?
Micha: Von April bis Ende Dezember spielen wir 85 oder 90 Shows. Natürlich überall, wir sind viel im Ausland.
hitparade.ch: Danach habt ihr schon weitere Ideen? Ein Akustik-Album?
Micha: Wir machen 2012 komplett Pause. Wir machen gar nichts. Wir spielen an 4 oder 5 ausgesuchten Festivals und dann trifft sich die Band erst wieder Ende November. Ich persönlich werde am 1. Januar meinen Rucksack packen und ein halbes Jahr durch die Welt reisen. Ich muss einfach wieder einmal hinaus.
hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Singles-Charts. Kannst du sie kommentieren?
Adele - Rolling In The Deep
Micha: Finde ich sehr interessant, es hat Charme.
The Black Eyed Peas - The Time (Dirty Bit)
Micha: Auf Deutsch sagt man, man soll nicht über Kollegen wixen. Ich hab nicht das Recht, ich kenne die nicht, aber ich finde das einfach nur furchtbar. Ohne diesen Leuten privat etwas zu unterstellen, diese Musik finde ich ganz furchtbar. Damit kann ich nichts anfangen.
Katy Perry - Firework
Micha: Dazu kann ich nichts sagen.
Shakira feat. El Cata - Loca
Micha: Wir waren sehr viel in Südamerika, dort läuft Shakira hoch und 'runter, allerdings singt sie dort in Spanisch. Das ist wirklich interessant, wir haben in Mexiko oft in einer Bar gesessen und dort lief das Album von ihr, das sie damals aufgenommen hatte. Ein echtes Rock Album, das war richtig klasse. Ansonsten kann ich nichts sagen. Sie ist eine schöne, süsse Maus.
Rihanna - Only Girl (In The World)
Micha: Damit kann ich gar nichts anfangen. Ich sage immer, das sind die Frauen, die mit der Unterlippe wackeln beim Singen. Sie ist ein hübsches Mädchen, ich wünsch ihr alles Gute.
Britney Spears - Hold It Against Me
Micha: Sie sollte uns einmal zur Party einladen, dann wären wir dabei.
P!nk - Raise Your Glass
Micha: P!nk ist wunderbar. Bei der letzten Tour war ich in Köln in der Arena und habe sie dort gesehen. Eine mega durchgestylte Hammershow. Respekt.
Den Rest kenne ich nicht, aber ich wünsche Allen ein schönes Leben.
Interview durchgeführt: Steffen Hung
Redaktion: Fabienne Suter