Interview mit Ina Müller
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Ina Müller ist sowohl Musikerin, Kabarettistin, Buchautorin als auch Fernsehmoderatorin. Wir haben das Multitalent einen Tag nach dem Konzert in Zürich zum Interview getroffen.
hitparade.ch: Als Kabarettistin, Buchautorin, Fernsehmoderatorin und Musikerin bist du sehr vielseitig. Was war denn dein Berufswunsch als Kind?
Ina: Ich wollte erst Tierärztin werden. Dann habe ich aber eine Fachhochschule für Chemie und Pharmazie besucht und bis zu meinem 30. Lebensjahr in der Apotheke gearbeitet. Das mit der Bühne war überhaupt nicht mein Ziel oder mein Wunsch. Ich habe auch nie als Kind mit einer Bürste vorm Spiegel singen geübt. Ich hatte auch nie ein Popidol. Das Singen an sich hat mir schon immer Spaß gemacht, aber ich wollte es nie beruflich machen. Es sollte ein Hobby bleiben. Der Zuspruch des Publikums war dann aber so groß, dass es einfach immer mehr wurde. Dann habe ich es erstmal mit halbtags Apotheke und halbtags singen versucht. Das ging dann aber auch irgendwann nicht mehr durch die ganzen Reisen. Das Singen war auch das Erste auf der Bühne. Schreiben, Fernsehen, Kabarett wollte ich eigentlich gar nicht.
hitparade.ch: Was würdest du als deinen Beruf ansehen?
Ina: Das ist wirklich sehr schwer, denn ich mache verschiedene Sachen. Ich nenne mich selber immer Selbstständige. Ich mache so vieles und man will ja auch nichts weglassen, darum ist es wirklich schwer, etwas dafür zu finden, was es ausdrückt.
hitparade.ch: In welchem Bereich spendest du deine meiste Zeit und Kraft?
Ina: Das ganze nächste Jahr ist durchgeplant. Ich würde gern eine Hälfte des Jahres dem Fernsehen widmen und die andere Hälfte der Musik und ich selber verzichte dafür auf Urlaub. Es ist alles geplant. 5 Monate Dreh, dann mache ich eine neue CD, da wissen wir auch wie lange das dauert. Wir wissen, wann nächstes Jahr die Tour ist. Eben alles komplett durchgeplant. Alle wollen mehr von mir - die Plattenfirma, das Fernsehen, die Plattdeutschen mit den Büchern, die Bühne - und ich versuche wirklich, da die Waage zu finden. Nichts soll zu kurz kommen.
hitparade.ch: Du giltst als Förderin der plattdeutschen Sprache. Was ist deine Motivation dafür?
Ina: Weil es meine Muttersprache ist. Ich singe extrem gerne auf Plattdeutsch. Die Schweizer können das wohl ziemlich gut nachvollziehen mit ihrer Mundart. Ich habe auch festgestellt, dass die Muttersprache meine authentischste Sprache ist. Da kann ich am besten singen und schreiben, habe die besten Einfälle. Ich denke auch in Plattdeutsch. Ich habe mich aber nicht selber zur Missionarin des Plattdeutschen gemacht, das ist irgendwie so entstanden. Die Sprache ist eben etwas altmodisch, ein bisschen verstaubt und weil jetzt ein jüngerer Mensch daher kommt, bin ich eben auch aufgefallen. Der Humor ist kabarettistischer und moderner. Ich möchte auch, dass die Sprache bleibt, es ist eben meine Muttersprache.
hitparade.ch: Siehst du Parallelen vom Plattdeutschen in Norddeutschland zum Schweizerdeutschen in der Schweiz?
Ina: Also einmal die Sprache, ihr habt diese vielen Dialekte, wo ich nicht weiß, ob ihr die auch wirklich unterscheiden könnt. Eure Sprache ist für mich extrem schwer zu verstehen und nachzumachen. Ich finde aber, dass es sich ganz toll anhört. Ich könnte nur dasitzen und zuhören. Ansonsten kann ich nur sagen: seid stolz auf eure Sprache, sie ist sehr originell.
hitparade.ch: Warum ist deine neue CD nun trotzdem in Hochdeutsch gesungen?
Ina: Das Problem ist, wenn du in Deutschland Plattdeutsch machst, dann erreichst du wirklich nur eine Minderheit, also den Norden und den auch nur halb. Das wollte ich nicht. Ich will auch keine Plattdeutsch-Ikone werden. Ich möchte nicht Ina, die Plattdeutsche sein. Ich möchte Ina sein, die singt, die im Fernsehen ist, die auf der Bühne ist, die schreibt und die auch Plattdeutsch spricht oder singt. Ich finde es viel spannender, auch mal in Zürich zu spielen und denen vielleicht mal ein Plattdeutsches Lied vorzusingen, als nur in meiner gefeierten Plattdeutsch-Kugel zu sitzen. Ich erlebe das jetzt im Norden, dass es Leute gibt, die man deutschlandweit gar nicht kennt, die es einfach nicht geschafft haben und die sich jetzt das Plattdeutsche nehmen, um da vielleicht Erfolg zu haben. Das tut mir dann für die Sprache leid. Nur mit Plattdeutsch Geld zu machen, finde ich zu leicht, das möchte ich einfach nicht machen, das finde ich einfach nicht gut.
hitparade.ch: Gibt es eventuell auch einen Schritt ins Englische?
Ina: Nein. Ich habe früher Englisch gesungen und das war extrem ausdruckslos. Hochdeutsch und Plattdeutsch, das liegt mir, aber alle anderen Sprachen wären Quatsch.
hitparade.ch: In Deutschland hattest du bereits grossen Erfolg mit deinem Album "Weiblich - ledig - 40" (17 Wochen in den deutschen Charts). Gestern bist du hier in Zürich aufgetreten. Wie ist es so, als "Unbekannte" in der Schweiz aufzutreten?
Ina: Es macht Spaß. Weil ich ja speziell von Zürich so ein Fan bin. Ich kenne nicht alles von der Schweiz, aber in Zürich bin ich mal ein paar Wochen gewesen. Wir haben hier im Studio mit QueenBee Kabarett Duo. Dadurch habe ich Zürich ein bisschen kennen gelernt. Es ist macht wirklich Spaß. Ich habe gestern auch festgestellt, dass die kleinen Geschichten, Anekdoten oder auch Vorurteile, die ich zwischen meinen Songs erzähle, bei den Schweizern sehr gut ankommen. Der Unterschied ist nicht so groß, die haben über die gleichen Dinge gelacht wie man in Deutschland darüber lacht. Sie haben die Songs genauso gemocht wie sie in Deutschland gemocht werden. Von daher würde ich mich freuen, wenn ich mehr hier spielen kann und die Schweizer mich kennen lernen. Ich freue mich, wenn auf meinem Tourplan Zürich steht. Und dazu noch zwei Off-Tage zum Schuhe kaufen (lacht). Zürich hat es immer geschafft, dass ich das in der Schweiz verdiente Geld immer sofort wieder ausgegeben habe, plus noch Geld, welches ich in Deutschland verdient habe.
hitparade.ch: Sind die Fans, die deine Bücher lesen, bei "QueenBee" dabei waren und nun an deine Konzerte gehen, die gleichen Personen?
Ina: Es durchmischt sich. Auch durch die Sendungen im Fernsehen. Ich habe jetzt 3 Sendungen beim NDR - Norddeutscher Rundfunk, die mittlerweile auch überregional geguckt werden können. Es kommen viele in die Konzerte, die dann überrascht sind, dass ich auch singe, die dann völlig begeistert sind und plötzlich Fans sind. Die QueenBee Leute und die Plattdeutschen haben sich auch auf mich eingelassen. Es ist wirklich ein Mischmasch. Ich habe wenig negative Kritik bekommen, ich komme sehr gut weg. Ich schaue auch immer in mein Gästebuch, um auch die Tendenz zu sehen, was gefällt und was nicht. Und es ist alles sehr positiv, das zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich will auch keine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Ich möchte, dass man auf mich aufmerksam wird und dass es gefällt. Mein Programm soll auch nicht nur für Männer oder nur für Frauen oder nur für Alte oder nur für Junge sein, es soll einfach Multikulti sein.
hitparade.ch: Wie bist du auf den Titel des Albums gekommen?
Ina: Wir sind bei der Arbeit zum Album auf den Titel gekommen, ich wollte andere Titel haben und ich fand "Weiblich, ledig, 40" zu kabarettistisch. Aber es hat sich gezeigt, dass es hilft, dass die Leute darauf und auf die Thematik aufmerksam geworden sind. In den Songs geht es hauptsächlich um "Weiblich, ledig, 40" und welche Probleme das mit sich zieht. Jetzt finde ich den Titel gut, am Anfang war er mir zu themenlastig.
hitparade.ch: Du hast gerade die Texte angesprochen, wie viel Autobiographie steckt dahinter?
Ina: Es steckt ganz viel Autobiographisches dahinter. Nicht alles, was man singt, kann man je erlebt haben, sonst wäre man wahrscheinlich schon tot. Aber vieles, was auf der CD ist, kommt als Idee so von mir oder von Frank Ramond und so sind dann die Songs entstanden.
hitparade.ch: Hast du einen persönlichen Lieblingssong von dieser CD?
Ina: Ja, "Sowas passiert mir heut nicht mehr" ist mein absolutes Lieblingslied von der CD. Ich glaube, das ist wortwörtlich von mir so erzählt und dann als Lied gemacht.
hitparade.ch: Mit Frank Ramond und Hardy Kayser arbeitest du mit einem Team zusammen, mit dem auch Annett Louisan zusammenarbeitet. Gibt es Songs, die ursprünglich für Annett geschrieben waren, die du nun singst oder umgekehrt?
Ina: Nein, überhaupt nicht. Einfach auch deshalb, weil Annett die Songs, die für sie geschrieben sind, auch benutzt. Meine Thematik ist auch eine Ältere, das Gefühl habe ich zumindest. Wir kennen uns sehr gut und mögen uns auch sehr, es ist ein bisschen wie Mama und Kind. Sie war auch kürzlich Gast in meiner Sendung "Inas Nacht". Textmäßig haben wir auch keine Angst voreinander, weil wir uns nicht berühren, im Sinne von - ich habe Popmusik, sie mehr den Chanson, sie hat mehr Text in ihren Songs, ich eher weniger. Frank schreibt für sie auch anders als für mich und deswegen haben wir da keine Berührungsängste.
hitparade.ch: Kann man irgendwann auch mal ein Duett von euch beiden erwarten?
Ina: Ja. Ein Duett mit Annett - reimt sich auch noch, vielleicht heißt der Song ja dann so - würde ich gerne machen. Ob es klappt, weiß ich nicht. Uns muss einfach was einfallen, wir haben noch keine Idee über was und wie, aber ich würde es gerne machen!
hitparade.ch: Wie sieht deine Zukunft aus? Heisst die nächste Tournee "Weiblich, frisch verliebt, 45?"
Ina: Im Moment sage ich, ich werde mich nie wieder im Leben verlieben, was auch ok wäre. Aber ich würde erst mit 50 wieder so einen Titel wählen. Die Nächste wird also definitiv anders heißen und von der Thematik wird es auch weniger Songs geben, die so hart sind wie "Hoffentlich ist der Sommer bald vorbei" oder "Bye Bye Arschgeweih". Das sind ja wirklich eher kabarettistisch angelehnte Songs. Es wird mehr um Herzschmerz gehen, das bringt der momentane Lebensstand so mit sich. Durch eine Trennung wird es auch mehr Liebeslieder geben. Ich glaube auch, dass wir schon wissen, wie sie heißt, aber ich sage es noch nicht, weil ich Angst habe, dass es dann jemand wegnimmt oder dass wir es doch nicht nehmen.
hitparade.ch: Nun kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du zu den Songs, die du kennst, deinen Kommentar abgeben?
10. Plain White T's - Hey There Delilah
Ina: "Hey There Delilah" kenne ich schon ewig lang. Dieses Lied ist in Deutschland völlig verkannt und ein Freund von mir hat mir das aufgenommen, das war vor ungefähr einem halben Jahr. Als ich es kaum noch hören konnte, wurde es dann bekannt. Ich glaube auch nur durch Zufall. Das Lied ist jedenfalls schon uralt und es ist ganz, ganz toll. Die Band ist auch ganz toll.
9. Fergie - Big Girls Don't Cry
Ina: Ganz schön. Fergie an sich ist ja - wie ich finde - eine alte Schlampe. Die sieht immer so billig aus. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber alle lieben Fergie und sie sieht immer schlampig aus. Das stört mich, deshalb gucke ich nicht gerne die Videos, aber ich höre diesen Song ganz gerne.
8. Backstreet Boys - Inconsolable
Ina: Extrem langweilige Musik, extrem weichgespülte, langweilige Musik.
5. DJ Ötzi & Nik P. - Ein Stern (… der deinen Namen trägt)
Ina: DJ Ötzi ist bei euch so hoch? Schämt ihr euch? (Lacht) Arme, kleine Sau der Ötzi, aber ich habe es ihm gegönnt, dass der mal wieder so einen Erfolg hat. Der braucht es, prominent zu sein.
4. 50 Cent feat. Justin Timberlake - Ayo Technology
Ina: Justin Timberlake ist noch ganz ok, 50 Cent kann ich nicht ertragen. Diese langweilige "fucking" Musik, wo sie mit ihren Goldkettchen, Autos und Mopsfrauen durch die Gegend fahren. Ich höre das nicht. Aber dieses Lied habe ich übrigens gehört und finde es so langweilig, damit könnte man mich foltern und ich würde vor Langeweile sterben.
1. James Blunt - 1973
Ina: Wir haben uns komischerweise vorhin gerade im Auto darüber unterhalten. Ich finde, dass der ganz toll singt, ich höre die Stimme gerne. Manche empfinden es ja als Gejaule, ich finde, dass es toll klingt. Ich sage ja zu James Blunt. Und lasst ihn ein bisschen in Ruhe. Er tut mir ein bisschen leid, er hat nix schlimmes getan außer schöne Lieder singen und wird so gequält.
hitparade.ch: Als Kabarettistin, Buchautorin, Fernsehmoderatorin und Musikerin bist du sehr vielseitig. Was war denn dein Berufswunsch als Kind?
Ina: Ich wollte erst Tierärztin werden. Dann habe ich aber eine Fachhochschule für Chemie und Pharmazie besucht und bis zu meinem 30. Lebensjahr in der Apotheke gearbeitet. Das mit der Bühne war überhaupt nicht mein Ziel oder mein Wunsch. Ich habe auch nie als Kind mit einer Bürste vorm Spiegel singen geübt. Ich hatte auch nie ein Popidol. Das Singen an sich hat mir schon immer Spaß gemacht, aber ich wollte es nie beruflich machen. Es sollte ein Hobby bleiben. Der Zuspruch des Publikums war dann aber so groß, dass es einfach immer mehr wurde. Dann habe ich es erstmal mit halbtags Apotheke und halbtags singen versucht. Das ging dann aber auch irgendwann nicht mehr durch die ganzen Reisen. Das Singen war auch das Erste auf der Bühne. Schreiben, Fernsehen, Kabarett wollte ich eigentlich gar nicht.
hitparade.ch: Was würdest du als deinen Beruf ansehen?
Ina: Das ist wirklich sehr schwer, denn ich mache verschiedene Sachen. Ich nenne mich selber immer Selbstständige. Ich mache so vieles und man will ja auch nichts weglassen, darum ist es wirklich schwer, etwas dafür zu finden, was es ausdrückt.
hitparade.ch: In welchem Bereich spendest du deine meiste Zeit und Kraft?
Ina: Das ganze nächste Jahr ist durchgeplant. Ich würde gern eine Hälfte des Jahres dem Fernsehen widmen und die andere Hälfte der Musik und ich selber verzichte dafür auf Urlaub. Es ist alles geplant. 5 Monate Dreh, dann mache ich eine neue CD, da wissen wir auch wie lange das dauert. Wir wissen, wann nächstes Jahr die Tour ist. Eben alles komplett durchgeplant. Alle wollen mehr von mir - die Plattenfirma, das Fernsehen, die Plattdeutschen mit den Büchern, die Bühne - und ich versuche wirklich, da die Waage zu finden. Nichts soll zu kurz kommen.
hitparade.ch: Du giltst als Förderin der plattdeutschen Sprache. Was ist deine Motivation dafür?
Ina: Weil es meine Muttersprache ist. Ich singe extrem gerne auf Plattdeutsch. Die Schweizer können das wohl ziemlich gut nachvollziehen mit ihrer Mundart. Ich habe auch festgestellt, dass die Muttersprache meine authentischste Sprache ist. Da kann ich am besten singen und schreiben, habe die besten Einfälle. Ich denke auch in Plattdeutsch. Ich habe mich aber nicht selber zur Missionarin des Plattdeutschen gemacht, das ist irgendwie so entstanden. Die Sprache ist eben etwas altmodisch, ein bisschen verstaubt und weil jetzt ein jüngerer Mensch daher kommt, bin ich eben auch aufgefallen. Der Humor ist kabarettistischer und moderner. Ich möchte auch, dass die Sprache bleibt, es ist eben meine Muttersprache.
hitparade.ch: Siehst du Parallelen vom Plattdeutschen in Norddeutschland zum Schweizerdeutschen in der Schweiz?
Ina: Also einmal die Sprache, ihr habt diese vielen Dialekte, wo ich nicht weiß, ob ihr die auch wirklich unterscheiden könnt. Eure Sprache ist für mich extrem schwer zu verstehen und nachzumachen. Ich finde aber, dass es sich ganz toll anhört. Ich könnte nur dasitzen und zuhören. Ansonsten kann ich nur sagen: seid stolz auf eure Sprache, sie ist sehr originell.
hitparade.ch: Warum ist deine neue CD nun trotzdem in Hochdeutsch gesungen?
Ina: Das Problem ist, wenn du in Deutschland Plattdeutsch machst, dann erreichst du wirklich nur eine Minderheit, also den Norden und den auch nur halb. Das wollte ich nicht. Ich will auch keine Plattdeutsch-Ikone werden. Ich möchte nicht Ina, die Plattdeutsche sein. Ich möchte Ina sein, die singt, die im Fernsehen ist, die auf der Bühne ist, die schreibt und die auch Plattdeutsch spricht oder singt. Ich finde es viel spannender, auch mal in Zürich zu spielen und denen vielleicht mal ein Plattdeutsches Lied vorzusingen, als nur in meiner gefeierten Plattdeutsch-Kugel zu sitzen. Ich erlebe das jetzt im Norden, dass es Leute gibt, die man deutschlandweit gar nicht kennt, die es einfach nicht geschafft haben und die sich jetzt das Plattdeutsche nehmen, um da vielleicht Erfolg zu haben. Das tut mir dann für die Sprache leid. Nur mit Plattdeutsch Geld zu machen, finde ich zu leicht, das möchte ich einfach nicht machen, das finde ich einfach nicht gut.
hitparade.ch: Gibt es eventuell auch einen Schritt ins Englische?
Ina: Nein. Ich habe früher Englisch gesungen und das war extrem ausdruckslos. Hochdeutsch und Plattdeutsch, das liegt mir, aber alle anderen Sprachen wären Quatsch.
hitparade.ch: In Deutschland hattest du bereits grossen Erfolg mit deinem Album "Weiblich - ledig - 40" (17 Wochen in den deutschen Charts). Gestern bist du hier in Zürich aufgetreten. Wie ist es so, als "Unbekannte" in der Schweiz aufzutreten?
Ina: Es macht Spaß. Weil ich ja speziell von Zürich so ein Fan bin. Ich kenne nicht alles von der Schweiz, aber in Zürich bin ich mal ein paar Wochen gewesen. Wir haben hier im Studio mit QueenBee Kabarett Duo. Dadurch habe ich Zürich ein bisschen kennen gelernt. Es ist macht wirklich Spaß. Ich habe gestern auch festgestellt, dass die kleinen Geschichten, Anekdoten oder auch Vorurteile, die ich zwischen meinen Songs erzähle, bei den Schweizern sehr gut ankommen. Der Unterschied ist nicht so groß, die haben über die gleichen Dinge gelacht wie man in Deutschland darüber lacht. Sie haben die Songs genauso gemocht wie sie in Deutschland gemocht werden. Von daher würde ich mich freuen, wenn ich mehr hier spielen kann und die Schweizer mich kennen lernen. Ich freue mich, wenn auf meinem Tourplan Zürich steht. Und dazu noch zwei Off-Tage zum Schuhe kaufen (lacht). Zürich hat es immer geschafft, dass ich das in der Schweiz verdiente Geld immer sofort wieder ausgegeben habe, plus noch Geld, welches ich in Deutschland verdient habe.
hitparade.ch: Sind die Fans, die deine Bücher lesen, bei "QueenBee" dabei waren und nun an deine Konzerte gehen, die gleichen Personen?
Ina: Es durchmischt sich. Auch durch die Sendungen im Fernsehen. Ich habe jetzt 3 Sendungen beim NDR - Norddeutscher Rundfunk, die mittlerweile auch überregional geguckt werden können. Es kommen viele in die Konzerte, die dann überrascht sind, dass ich auch singe, die dann völlig begeistert sind und plötzlich Fans sind. Die QueenBee Leute und die Plattdeutschen haben sich auch auf mich eingelassen. Es ist wirklich ein Mischmasch. Ich habe wenig negative Kritik bekommen, ich komme sehr gut weg. Ich schaue auch immer in mein Gästebuch, um auch die Tendenz zu sehen, was gefällt und was nicht. Und es ist alles sehr positiv, das zeigt mir, dass ich auf einem guten Weg bin. Ich will auch keine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Ich möchte, dass man auf mich aufmerksam wird und dass es gefällt. Mein Programm soll auch nicht nur für Männer oder nur für Frauen oder nur für Alte oder nur für Junge sein, es soll einfach Multikulti sein.
hitparade.ch: Wie bist du auf den Titel des Albums gekommen?
Ina: Wir sind bei der Arbeit zum Album auf den Titel gekommen, ich wollte andere Titel haben und ich fand "Weiblich, ledig, 40" zu kabarettistisch. Aber es hat sich gezeigt, dass es hilft, dass die Leute darauf und auf die Thematik aufmerksam geworden sind. In den Songs geht es hauptsächlich um "Weiblich, ledig, 40" und welche Probleme das mit sich zieht. Jetzt finde ich den Titel gut, am Anfang war er mir zu themenlastig.
hitparade.ch: Du hast gerade die Texte angesprochen, wie viel Autobiographie steckt dahinter?
Ina: Es steckt ganz viel Autobiographisches dahinter. Nicht alles, was man singt, kann man je erlebt haben, sonst wäre man wahrscheinlich schon tot. Aber vieles, was auf der CD ist, kommt als Idee so von mir oder von Frank Ramond und so sind dann die Songs entstanden.
hitparade.ch: Hast du einen persönlichen Lieblingssong von dieser CD?
Ina: Ja, "Sowas passiert mir heut nicht mehr" ist mein absolutes Lieblingslied von der CD. Ich glaube, das ist wortwörtlich von mir so erzählt und dann als Lied gemacht.
hitparade.ch: Mit Frank Ramond und Hardy Kayser arbeitest du mit einem Team zusammen, mit dem auch Annett Louisan zusammenarbeitet. Gibt es Songs, die ursprünglich für Annett geschrieben waren, die du nun singst oder umgekehrt?
Ina: Nein, überhaupt nicht. Einfach auch deshalb, weil Annett die Songs, die für sie geschrieben sind, auch benutzt. Meine Thematik ist auch eine Ältere, das Gefühl habe ich zumindest. Wir kennen uns sehr gut und mögen uns auch sehr, es ist ein bisschen wie Mama und Kind. Sie war auch kürzlich Gast in meiner Sendung "Inas Nacht". Textmäßig haben wir auch keine Angst voreinander, weil wir uns nicht berühren, im Sinne von - ich habe Popmusik, sie mehr den Chanson, sie hat mehr Text in ihren Songs, ich eher weniger. Frank schreibt für sie auch anders als für mich und deswegen haben wir da keine Berührungsängste.
hitparade.ch: Kann man irgendwann auch mal ein Duett von euch beiden erwarten?
Ina: Ja. Ein Duett mit Annett - reimt sich auch noch, vielleicht heißt der Song ja dann so - würde ich gerne machen. Ob es klappt, weiß ich nicht. Uns muss einfach was einfallen, wir haben noch keine Idee über was und wie, aber ich würde es gerne machen!
hitparade.ch: Wie sieht deine Zukunft aus? Heisst die nächste Tournee "Weiblich, frisch verliebt, 45?"
Ina: Im Moment sage ich, ich werde mich nie wieder im Leben verlieben, was auch ok wäre. Aber ich würde erst mit 50 wieder so einen Titel wählen. Die Nächste wird also definitiv anders heißen und von der Thematik wird es auch weniger Songs geben, die so hart sind wie "Hoffentlich ist der Sommer bald vorbei" oder "Bye Bye Arschgeweih". Das sind ja wirklich eher kabarettistisch angelehnte Songs. Es wird mehr um Herzschmerz gehen, das bringt der momentane Lebensstand so mit sich. Durch eine Trennung wird es auch mehr Liebeslieder geben. Ich glaube auch, dass wir schon wissen, wie sie heißt, aber ich sage es noch nicht, weil ich Angst habe, dass es dann jemand wegnimmt oder dass wir es doch nicht nehmen.
hitparade.ch: Nun kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du zu den Songs, die du kennst, deinen Kommentar abgeben?
10. Plain White T's - Hey There Delilah
Ina: "Hey There Delilah" kenne ich schon ewig lang. Dieses Lied ist in Deutschland völlig verkannt und ein Freund von mir hat mir das aufgenommen, das war vor ungefähr einem halben Jahr. Als ich es kaum noch hören konnte, wurde es dann bekannt. Ich glaube auch nur durch Zufall. Das Lied ist jedenfalls schon uralt und es ist ganz, ganz toll. Die Band ist auch ganz toll.
9. Fergie - Big Girls Don't Cry
Ina: Ganz schön. Fergie an sich ist ja - wie ich finde - eine alte Schlampe. Die sieht immer so billig aus. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber alle lieben Fergie und sie sieht immer schlampig aus. Das stört mich, deshalb gucke ich nicht gerne die Videos, aber ich höre diesen Song ganz gerne.
8. Backstreet Boys - Inconsolable
Ina: Extrem langweilige Musik, extrem weichgespülte, langweilige Musik.
5. DJ Ötzi & Nik P. - Ein Stern (… der deinen Namen trägt)
Ina: DJ Ötzi ist bei euch so hoch? Schämt ihr euch? (Lacht) Arme, kleine Sau der Ötzi, aber ich habe es ihm gegönnt, dass der mal wieder so einen Erfolg hat. Der braucht es, prominent zu sein.
4. 50 Cent feat. Justin Timberlake - Ayo Technology
Ina: Justin Timberlake ist noch ganz ok, 50 Cent kann ich nicht ertragen. Diese langweilige "fucking" Musik, wo sie mit ihren Goldkettchen, Autos und Mopsfrauen durch die Gegend fahren. Ich höre das nicht. Aber dieses Lied habe ich übrigens gehört und finde es so langweilig, damit könnte man mich foltern und ich würde vor Langeweile sterben.
1. James Blunt - 1973
Ina: Wir haben uns komischerweise vorhin gerade im Auto darüber unterhalten. Ich finde, dass der ganz toll singt, ich höre die Stimme gerne. Manche empfinden es ja als Gejaule, ich finde, dass es toll klingt. Ich sage ja zu James Blunt. Und lasst ihn ein bisschen in Ruhe. Er tut mir ein bisschen leid, er hat nix schlimmes getan außer schöne Lieder singen und wird so gequält.