Interview mit James Manoro
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Begonnen hat die Erfolgsgeschichte vor einigen Jahren, als die beiden Kollegen Marcel, alias DJ Schmid, und Daniel, alias DJ Dusty, ihre Leidenschaft für Italo Disco und Eurodance durch eine Homepage unter dem Namen WebDJs zum Ausdruck brachten. Als der Heimproduzent Ricci zum Team stiess, war es nur eine Frage der Zeit, bis die ersten eigenen Titel in bester Tradition der verehrten Musikstile entstanden. Nach zwei Songs unter dem Projektnamen Ambra, die auch aus den frühen 1980ern, der Hochzeit des Italo-Disco, stammen könnten, ist nun die neue Single "On My Mind" von James Manoro erschienen, deren Sänger sich in der Schweizer Musikbranche bereits einen Namen machen konnte. Höchste Zeit also für ein Interview mit dem innovativen Ausnahme-Quartett!
hitparade.ch: Welche Musik hat euch geprägt?
James Manoro: Ich bin ein Kind der 1980er, habe mir damals viele Italo-Import-Scheiben besorgt und mochte vor allem Den Harrow.
Ricci: Bei mir war es der Song "Talking To The Night" von Brian Ice, der mein Interesse an Italo Disco weckte. Später hörte ich auch Synthesizer-Dance, Eurodance und Trance.
Schmid: Bis Mitte der 1980er hörte ich vor allem Rockmusik und war ein Fan von Iron Maiden. Durch das Instrumental-Stück "Visitors" von Koto lernte ich Italo Disco kennen und lieben. Später kam auch Eurodance hinzu.
Dusty: Ich wurde sozusagen durch die Platten meines Vaters musikalisch sozialisiert, hörte Sachen wie die Neue Deutsche Welle und die bekannten Italo-Stücke wie "Tarzan Boy" von Baltimora oder "Boys" von Sabrina. Zum Musikfan und vor allem -sammler wurde ich dann in den 1990ern durch Eurodance.
hitparade.ch: Wie habt ihr angefangen, selber Musik zu machen?
James Manoro: Ich habe schon in der Oberstufe gesungen. Gesangsunterricht hatte ich nie. Ich bin der Meinung, das macht vor allem dann Sinn, wenn man Konzerte gibt, hilft dort bei der richtigen Atmung, bringt Ausdauer, verhindert Heiserkeit. Ansonsten mag ich das Charakteristische, Unverwechselbare an einer Stimme, das sich nicht erlernen lässt.
Ricci: Ich war in den 1980ern DJ, habe meine eigenen Mixe gemacht und später auch in einem Plattenladen gearbeitet und dort Kontakte geknüpft. Dann habe ich angefangen, mir ein Heimstudio einzurichten und mir das ganze Know-How autodidaktisch angeeignet. Es kamen die ersten Auftragsarbeiten für Musiker, Unternehmen, Fernsehanstalten, Theater. Durch den Kontakt mit den WebDJs habe ich dann mit eigenen Produktionen begonnen. Bei Bedarf kann ich auch immer auf den Rat eines befreundeten, professionellen Produzenten zurückgreifen, in dessen Studio wir auch die Gesangsaufnahmen machen.
Dusty: Marcel und ich, wir haben vor allem aufgelegt und eigene Mixe gemacht.
hitparade.ch: James, du hast schon einige Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt?
James Manoro: Mitte der 1990er, in der Hochzeit des Eurodance, hatte ich als Sänger eines Dance-Tracks eine Top-20-Platzierung in der Schweizer Hitparade. Ich habe auch Castingshow-Erfahrungen sammeln können, die nicht die schlechtesten waren (lacht). Während einiger Zeit war ich in Kontakt mit David Brandes, doch ist es nie zu einer Zusammenarbeit gekommen. Aber dies hat alles letztlich mit dem James-Manoro-Projekt nichts zu tun, denn hier gehts in erster Linie um die Musik, nicht um meine Vergangenheit …
hitparade.ch: Wie habt ihr euch kennen gelernt?
Schmid: Angefangen haben ja Dusty und ich mit unserem Internet-Projekt WebDJs. Ricci haben wir in einem internationalen Italo-Disco-Forum getroffen.
James Manoro: Ricci und ich haben uns über seine Suchanzeige im hitparade.ch-Forum gefunden. Obwohl wir beide keine häufigen Besucher waren und das Inserat im Zeitpunkt meiner Entdeckung schon ziemlich alt war, bin ich darauf gestossen. Es musste wohl so kommen …
hitparade.ch: Ihr produziert Italo Disco und Eurodance im klassischen Stil, eure Sachen klingen, als seien sie in den 1980ern und 1990ern entstanden, was für heutige Produktionen ziemlich ungewöhnlich ist. Welche Ziele verfolgt ihr damit?
Ricci: Wir lieben diese Musik, wir wollen die Kultur erhalten, nicht zulassen, dass diese verdrängt wird.
hitparade.ch: Inwiefern die Kultur erhalten?
Ricci: Italo Disco und Eurodance waren und sind Teil unseres Lebens. Wenn wir uns damit beschäftigen, beim Hören und Produzieren, werden viele Gedanken, Erinnerungen, Emotionen frei. Wir fühlen uns dieser Musik, ihrem Weiterbestehen, einfach verpflichtet. Wir möchten verhindern, dass sie ausstirbt, indem wir sie neuen Generationen präsentieren. Uns gehts dabei auch in erster Linie um die Musik, nicht um prominente Namen, weshalb wir bislang davon abgesehen haben, mit Stars zu arbeiten. Du, James, bist natürlich eine Ausnahme (lacht). Wer Namen will, soll sich ein Telefonbuch besorgen …
hitparade.ch: Aber ist es denn nicht so, dass etwa Italo Disco, im Sinne einfach gestrickter, eingängiger Popmusik, durchaus noch existiert, sich in den letzten 20 Jahren aber einfach weiter entwickelt hat und heute in neuen Stilen zum Ausdruck kommt?
Schmid: Wieso sollen wir dasselbe machen wie alle anderen auch? Wir fühlen uns nun mal, unter anderem, den 1980ern und der Musik jener Dekade verpflichtet.
hitparade.ch: Aber die Fans vergessen den Italo Disco ohnehin nicht und bei den Leuten, die ihn nicht kennen, dürfte eine "Missionierung" schwierig sein. Befürchtet ihr nicht, dass ihr letztlich keine effektive Wirkung erzielt?
Schmid: Es ist uns klar, dass wir innerhalb der Musikszene eine Aussenseiterposition einnehmen. Wir sind aber zufrieden, wenn wir den Leuten, neben dem nicht sehr vielseitigen musikalischen Mainstream-Angebot, Alternativen aufzeigen können. Ich glaube ohnehin, dass ganz allgemein eine gewisse Denkweise, geprägt von wenig Eigenständigkeit und viel Gleichklang, vorherrscht. Doch ich will hier nicht in die Gesellschaftskritik abgleiten (lacht) …
Ricci: Es ist klar, dass die finanziellen Aussichten bei dem, was wir machen, eher gering sind. Wenns uns um Geld oder Ruhm ginge, würden wir sicher nicht diese Stile produzieren. Aber wir machen das ja alle eh nur als Hobby, arbeiten Vollzeit und haben Familien.
James Manoro: Wobei die Chancen für unseren Sound derzeit so schlecht nicht sind. Man höre sich nur mal die Charts an, die Sachen von Mika etwa oder dieser Song von Hugh Grant aus seinem Film könnten auch in den 1980ern produziert worden sein. Meine Kollegen finden unsere Musik jedenfalls gut, auch wenn sie sie nicht kennen. Und meine Mamma ist ohnehin mein grösster Fan (lacht).
hitparade.ch: Könnt ihr euch vorstellen, durch Annährungen an den Mainstream, vielleicht auch Kompromisse, eure Marktchancen zu erhöhen?
Ricci: Was wir uns etwa vorstellen können, sind Remixe unserer Songs im aktuellen Stil durch andere Künstler. Wir sind generell offen für eine Zusammenarbeit.
hitparade.ch: Wie stehts mit der Zusammenarbeit mit einem Major-Label?
Schmid: Das Wichtigste ist uns unsere Unabhängigkeit, dass wir die Kontrolle behalten. Wir könnten uns aber eine Lizenzvergabe vorstellen, standen auch schon mit diversen Plattenfirmen in Verhandlung.
hitparade.ch: Ihr macht ja bei eurer Musik, neben der Produktion, auch vieles andere selbst?
Schmid: Wir machen alles selbst. Wir haben nicht nur unser eigenes Studio und unsere eigenen Musiker und Interpreten, sondern auch eine eigene Plattenfirma, White Rose Records, über die wir unsere Musik weltweit vertreiben. Wir kümmern uns um die Promotion, verschicken Pressemappen an Radiostationen, zurzeit vor allem in Europa und Südamerika, und verhandeln mit Detailhändlern und Ladenketten über eine Aufnahme in deren Sortiment. Wir bieten unsere Musik auf CD, Vinyl und als mp3-Download von unseren Homepages an. Überhaupt legen wir grossen Wert auf unseren Webauftritt, das Internet ist heutzutage die grösste Trumpfkarte für Künstler, denen ihre Unabhängigkeit wichtig ist.
hitparade.ch: Italo Disco hat ja eine kleine, aber eingefleischte Fan-Gemeinde, auch auf hitparade.ch. Wie haben die auf eure Musik reagiert?
Schmid: Grösstenteils sehr positiv. Sicher werden manchmal Details kritisiert, doch spornt uns das nur an, es beim nächsten Mal besser zu machen. Leider aber ist in der Szene auch viel Neid und Streitsucht vorhanden. Bezeichnend ist, dass der Kontakt zu Ricci in jenem Italo-Forum dadurch zustande kam, dass wir gemeinsam einen Künstler gegen Anfeindungen verteidigt hatten. Manche etwa hören prinzipiell keine neuen "alten" Italo-Sachen.
Ricci: Unsere Kunden lieben eben die Musik und nicht das Vorurteil ..! Ich hab so ne Art persönliches Sprichwort: "Entscheidend ist nicht, ob alte oder neue Musik, sondern nur, ob gute oder schlechte ...!" Und selbst diese Unterscheidung ist natürlich relativ …
hitparade.ch: Die Krise der Musikindustrie ist ein vieldiskutiertes Thema. Wie steht ihr dazu?
Schmid: Ich glaube, diese Krise ist von der Musikindustrie zu einem guten Teil selbstverschuldet. Das musikalische Angebot ist nun mal nicht sehr abwechslungsreich. Ich kenne viele Leute, die das, was sie interessiert, schlicht nicht mehr vorfinden. Man höre sich nur mal die Programme der Radiostationen an, neue Songs werden innert kurzer Zeit tot gespielt, ausgepresst wie eine Zitrone, alte schaffen es, abgesehen von den paar üblichen Verdächtigen, gar nicht mehr in die Playlisten.
Dusty: Die Zukunft liegt natürlich beim legalen Download. Allerdings frage ich mich, weshalb die Songs im Zeitalter der Breitband-Anschlüsse überhaupt noch in komprimierter Form angeboten werden.
James Manoro: Potential sehe ich auch bei der Gestaltung der Online-Portale. Die Angebote müssten besser vernetzt, nach Sparten geordnet, viel mehr Kaufanreize geschaffen werden. Immerhin ist man dort nur wenige Klicks vom Musikeinkauf und somit der Geldausgabe entfernt.
hitparade.ch: Was sind eure künftigen Projekte?
James Manoro: Es wird auf jeden Fall eine zweite Single von James Manoro geben.
Ricci: Auch eine dritte Ambra-Single. Zudem sind Songs im Eurodance-Stil der 1990er geplant. Bewerbungen für die "Jobs" der Interpreten sind willkommen, aber bitte nur von Leuten, die bereits Erfahrung mitbringen, wir sind schliesslich keine Casting-Jury (lacht) …
hitparade.ch: Eurodance ist ja neben Italo Disco euer zweites Steckenpferd. Inwiefern unterscheidet sich dort euer Vorgehen?
Dusty: Die Eurodance-Community, innerhalb der auch unsere WebDJs-Seite eine bedeutende Rolle einnimmt, ist sehr offen, kontaktfreudig und gut vernetzt. Wir können hier also sicher effizienter Promotion übers Internet betreiben, über Webseiten, Webradios und dergleichen. Hier sehe ich daher grössere Chancen in den Bereich des Mainstreams einzudringen als beim Italo Disco, auch aufgrund der grösseren Kompatibilität zur heutigen Chartsmusik.
hitparade.ch: Noch ein Wort zu eurer aktuellen Produktion, "On My Mind"?
James Manoro: Es handelt sich dabei um eingängige, gut produzierte Popmusik, die einfach Spass machen soll. Könnte auch eine Den-Harrow-Nummer sein.
Schmid: Wir wollen uns ja auch immer weiter entwickeln. Die erste Ambra-Single, "Dream The Summer Back", war im Italo-Romantic-Bereich angesiedelt, etwa im Stil von Valerie Dore. Die zweite Single, "Sulphur, Salt & Mercury" war härter, düsterer, hätte auch von Radiorama sein können. Und nun war als Inspiration eben Den Harrow an der Reihe, natürlich eine Italo-Disco-Legende, der in den 1980ern überdies als einer der wenigen Künstler dieses Genres auch ausserhalb Italiens zahlreiche Chartsplatzierungen erreichte.
hitparade.ch: Wie bist du eigentlich auf den Namen James Manoro gekommen?
James Manoro: In den 1980ern war es unter italienischen Künstlern angesagt, für ihre Künstlernamen italienische und englische Namen zu kombinieren. In meinem Fall hat das auch was mit dem Ort zu tun, an dem Ricci und ich uns erstmals getroffen haben, doch ich will hier keine Schleichwerbung machen. Die Assoziation "Goldjunge" gefällt mir aber natürlich auch (lacht) …
hitparade.ch: Abschliessend bitte ich euch um ein paar Kommentare zu den aktuellen Top Ten.der Schweizer Hitparade.
Ricci: Ich glaube, dafür sind wir die Falschen. Abgesehen von unserem James natürlich …
10. Linkin Park - What I've Done
James Manoro: Nicht schlecht, aber nicht ganz so gut wie die frühen Sachen, etwa "Crawling".
9. Mark Medlock - Now Or Never
James Manoro: Gefällt mir, aber die neue Single mit Bohlen find ich noch besser!
8. Ville Valo & Natalia Avelon - Summer Wine:
James Manoro: Schöne Ballade. Seine Partnerin singt ganz gut für ne Schauspielerin.
7. DJ Ötzi & Nik P. - Ein Stern (... der deinen Namen trägt)
James Manoro: Das Lied hab ich noch nie zu Ende gehört … das sagt eigentlich schon alles (lacht) ….
6. Timbaland feat. Nelly Furtado & Justin Timberlake - Give It To Me
James Manoro: Gefällt mir sehr gut! Timbaland ist zurzeit DER Produzent. Habe gehört, er wird auch das nächste Madonna-Album mitproduzieren. Und Justin ist für mich eh das Nonplusultra derzeit, sein Gesangsstil, sein Tanz, sein Look ..! Die neue Single "Lovestoned" etwa, zuerst eine Dance-Nummer, dann wirds plötzlich zu einer Ballade, einfach geil ..!
5. Beyoncé & Shakira - Beautiful Liar
James Manoro: Gefällt mir weniger. Beyoncé find ich Klasse, Shakira's Stimme dagegen mag ich nicht.
4. Nelly Furtado - Say It Right
James Manoro: Süsse Frau, guter Song, halt wieder Timbaland am Werk.
3. P!nk - Dear Mr. President
James Manoro: Hammerstimme, attraktive Frau.
2. Mika - Relax (Take It Easy)
James Manoro: Gefällt mir sehr gut, typisch 1980er.
Dusty: Der soll ja auch durchs Internet bekannt geworden sein.
1. Rihanna feat. Jay-Z - Umbrella
James Manoro: Find ich geil!
Dusty: Hörbar …
hitparade.ch: Welche Musik hat euch geprägt?
James Manoro: Ich bin ein Kind der 1980er, habe mir damals viele Italo-Import-Scheiben besorgt und mochte vor allem Den Harrow.
Ricci: Bei mir war es der Song "Talking To The Night" von Brian Ice, der mein Interesse an Italo Disco weckte. Später hörte ich auch Synthesizer-Dance, Eurodance und Trance.
Schmid: Bis Mitte der 1980er hörte ich vor allem Rockmusik und war ein Fan von Iron Maiden. Durch das Instrumental-Stück "Visitors" von Koto lernte ich Italo Disco kennen und lieben. Später kam auch Eurodance hinzu.
Dusty: Ich wurde sozusagen durch die Platten meines Vaters musikalisch sozialisiert, hörte Sachen wie die Neue Deutsche Welle und die bekannten Italo-Stücke wie "Tarzan Boy" von Baltimora oder "Boys" von Sabrina. Zum Musikfan und vor allem -sammler wurde ich dann in den 1990ern durch Eurodance.
hitparade.ch: Wie habt ihr angefangen, selber Musik zu machen?
James Manoro: Ich habe schon in der Oberstufe gesungen. Gesangsunterricht hatte ich nie. Ich bin der Meinung, das macht vor allem dann Sinn, wenn man Konzerte gibt, hilft dort bei der richtigen Atmung, bringt Ausdauer, verhindert Heiserkeit. Ansonsten mag ich das Charakteristische, Unverwechselbare an einer Stimme, das sich nicht erlernen lässt.
Ricci: Ich war in den 1980ern DJ, habe meine eigenen Mixe gemacht und später auch in einem Plattenladen gearbeitet und dort Kontakte geknüpft. Dann habe ich angefangen, mir ein Heimstudio einzurichten und mir das ganze Know-How autodidaktisch angeeignet. Es kamen die ersten Auftragsarbeiten für Musiker, Unternehmen, Fernsehanstalten, Theater. Durch den Kontakt mit den WebDJs habe ich dann mit eigenen Produktionen begonnen. Bei Bedarf kann ich auch immer auf den Rat eines befreundeten, professionellen Produzenten zurückgreifen, in dessen Studio wir auch die Gesangsaufnahmen machen.
Dusty: Marcel und ich, wir haben vor allem aufgelegt und eigene Mixe gemacht.
hitparade.ch: James, du hast schon einige Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt?
James Manoro: Mitte der 1990er, in der Hochzeit des Eurodance, hatte ich als Sänger eines Dance-Tracks eine Top-20-Platzierung in der Schweizer Hitparade. Ich habe auch Castingshow-Erfahrungen sammeln können, die nicht die schlechtesten waren (lacht). Während einiger Zeit war ich in Kontakt mit David Brandes, doch ist es nie zu einer Zusammenarbeit gekommen. Aber dies hat alles letztlich mit dem James-Manoro-Projekt nichts zu tun, denn hier gehts in erster Linie um die Musik, nicht um meine Vergangenheit …
hitparade.ch: Wie habt ihr euch kennen gelernt?
Schmid: Angefangen haben ja Dusty und ich mit unserem Internet-Projekt WebDJs. Ricci haben wir in einem internationalen Italo-Disco-Forum getroffen.
James Manoro: Ricci und ich haben uns über seine Suchanzeige im hitparade.ch-Forum gefunden. Obwohl wir beide keine häufigen Besucher waren und das Inserat im Zeitpunkt meiner Entdeckung schon ziemlich alt war, bin ich darauf gestossen. Es musste wohl so kommen …
hitparade.ch: Ihr produziert Italo Disco und Eurodance im klassischen Stil, eure Sachen klingen, als seien sie in den 1980ern und 1990ern entstanden, was für heutige Produktionen ziemlich ungewöhnlich ist. Welche Ziele verfolgt ihr damit?
Ricci: Wir lieben diese Musik, wir wollen die Kultur erhalten, nicht zulassen, dass diese verdrängt wird.
hitparade.ch: Inwiefern die Kultur erhalten?
Ricci: Italo Disco und Eurodance waren und sind Teil unseres Lebens. Wenn wir uns damit beschäftigen, beim Hören und Produzieren, werden viele Gedanken, Erinnerungen, Emotionen frei. Wir fühlen uns dieser Musik, ihrem Weiterbestehen, einfach verpflichtet. Wir möchten verhindern, dass sie ausstirbt, indem wir sie neuen Generationen präsentieren. Uns gehts dabei auch in erster Linie um die Musik, nicht um prominente Namen, weshalb wir bislang davon abgesehen haben, mit Stars zu arbeiten. Du, James, bist natürlich eine Ausnahme (lacht). Wer Namen will, soll sich ein Telefonbuch besorgen …
hitparade.ch: Aber ist es denn nicht so, dass etwa Italo Disco, im Sinne einfach gestrickter, eingängiger Popmusik, durchaus noch existiert, sich in den letzten 20 Jahren aber einfach weiter entwickelt hat und heute in neuen Stilen zum Ausdruck kommt?
Schmid: Wieso sollen wir dasselbe machen wie alle anderen auch? Wir fühlen uns nun mal, unter anderem, den 1980ern und der Musik jener Dekade verpflichtet.
hitparade.ch: Aber die Fans vergessen den Italo Disco ohnehin nicht und bei den Leuten, die ihn nicht kennen, dürfte eine "Missionierung" schwierig sein. Befürchtet ihr nicht, dass ihr letztlich keine effektive Wirkung erzielt?
Schmid: Es ist uns klar, dass wir innerhalb der Musikszene eine Aussenseiterposition einnehmen. Wir sind aber zufrieden, wenn wir den Leuten, neben dem nicht sehr vielseitigen musikalischen Mainstream-Angebot, Alternativen aufzeigen können. Ich glaube ohnehin, dass ganz allgemein eine gewisse Denkweise, geprägt von wenig Eigenständigkeit und viel Gleichklang, vorherrscht. Doch ich will hier nicht in die Gesellschaftskritik abgleiten (lacht) …
Ricci: Es ist klar, dass die finanziellen Aussichten bei dem, was wir machen, eher gering sind. Wenns uns um Geld oder Ruhm ginge, würden wir sicher nicht diese Stile produzieren. Aber wir machen das ja alle eh nur als Hobby, arbeiten Vollzeit und haben Familien.
James Manoro: Wobei die Chancen für unseren Sound derzeit so schlecht nicht sind. Man höre sich nur mal die Charts an, die Sachen von Mika etwa oder dieser Song von Hugh Grant aus seinem Film könnten auch in den 1980ern produziert worden sein. Meine Kollegen finden unsere Musik jedenfalls gut, auch wenn sie sie nicht kennen. Und meine Mamma ist ohnehin mein grösster Fan (lacht).
hitparade.ch: Könnt ihr euch vorstellen, durch Annährungen an den Mainstream, vielleicht auch Kompromisse, eure Marktchancen zu erhöhen?
Ricci: Was wir uns etwa vorstellen können, sind Remixe unserer Songs im aktuellen Stil durch andere Künstler. Wir sind generell offen für eine Zusammenarbeit.
hitparade.ch: Wie stehts mit der Zusammenarbeit mit einem Major-Label?
Schmid: Das Wichtigste ist uns unsere Unabhängigkeit, dass wir die Kontrolle behalten. Wir könnten uns aber eine Lizenzvergabe vorstellen, standen auch schon mit diversen Plattenfirmen in Verhandlung.
hitparade.ch: Ihr macht ja bei eurer Musik, neben der Produktion, auch vieles andere selbst?
Schmid: Wir machen alles selbst. Wir haben nicht nur unser eigenes Studio und unsere eigenen Musiker und Interpreten, sondern auch eine eigene Plattenfirma, White Rose Records, über die wir unsere Musik weltweit vertreiben. Wir kümmern uns um die Promotion, verschicken Pressemappen an Radiostationen, zurzeit vor allem in Europa und Südamerika, und verhandeln mit Detailhändlern und Ladenketten über eine Aufnahme in deren Sortiment. Wir bieten unsere Musik auf CD, Vinyl und als mp3-Download von unseren Homepages an. Überhaupt legen wir grossen Wert auf unseren Webauftritt, das Internet ist heutzutage die grösste Trumpfkarte für Künstler, denen ihre Unabhängigkeit wichtig ist.
hitparade.ch: Italo Disco hat ja eine kleine, aber eingefleischte Fan-Gemeinde, auch auf hitparade.ch. Wie haben die auf eure Musik reagiert?
Schmid: Grösstenteils sehr positiv. Sicher werden manchmal Details kritisiert, doch spornt uns das nur an, es beim nächsten Mal besser zu machen. Leider aber ist in der Szene auch viel Neid und Streitsucht vorhanden. Bezeichnend ist, dass der Kontakt zu Ricci in jenem Italo-Forum dadurch zustande kam, dass wir gemeinsam einen Künstler gegen Anfeindungen verteidigt hatten. Manche etwa hören prinzipiell keine neuen "alten" Italo-Sachen.
Ricci: Unsere Kunden lieben eben die Musik und nicht das Vorurteil ..! Ich hab so ne Art persönliches Sprichwort: "Entscheidend ist nicht, ob alte oder neue Musik, sondern nur, ob gute oder schlechte ...!" Und selbst diese Unterscheidung ist natürlich relativ …
hitparade.ch: Die Krise der Musikindustrie ist ein vieldiskutiertes Thema. Wie steht ihr dazu?
Schmid: Ich glaube, diese Krise ist von der Musikindustrie zu einem guten Teil selbstverschuldet. Das musikalische Angebot ist nun mal nicht sehr abwechslungsreich. Ich kenne viele Leute, die das, was sie interessiert, schlicht nicht mehr vorfinden. Man höre sich nur mal die Programme der Radiostationen an, neue Songs werden innert kurzer Zeit tot gespielt, ausgepresst wie eine Zitrone, alte schaffen es, abgesehen von den paar üblichen Verdächtigen, gar nicht mehr in die Playlisten.
Dusty: Die Zukunft liegt natürlich beim legalen Download. Allerdings frage ich mich, weshalb die Songs im Zeitalter der Breitband-Anschlüsse überhaupt noch in komprimierter Form angeboten werden.
James Manoro: Potential sehe ich auch bei der Gestaltung der Online-Portale. Die Angebote müssten besser vernetzt, nach Sparten geordnet, viel mehr Kaufanreize geschaffen werden. Immerhin ist man dort nur wenige Klicks vom Musikeinkauf und somit der Geldausgabe entfernt.
hitparade.ch: Was sind eure künftigen Projekte?
James Manoro: Es wird auf jeden Fall eine zweite Single von James Manoro geben.
Ricci: Auch eine dritte Ambra-Single. Zudem sind Songs im Eurodance-Stil der 1990er geplant. Bewerbungen für die "Jobs" der Interpreten sind willkommen, aber bitte nur von Leuten, die bereits Erfahrung mitbringen, wir sind schliesslich keine Casting-Jury (lacht) …
hitparade.ch: Eurodance ist ja neben Italo Disco euer zweites Steckenpferd. Inwiefern unterscheidet sich dort euer Vorgehen?
Dusty: Die Eurodance-Community, innerhalb der auch unsere WebDJs-Seite eine bedeutende Rolle einnimmt, ist sehr offen, kontaktfreudig und gut vernetzt. Wir können hier also sicher effizienter Promotion übers Internet betreiben, über Webseiten, Webradios und dergleichen. Hier sehe ich daher grössere Chancen in den Bereich des Mainstreams einzudringen als beim Italo Disco, auch aufgrund der grösseren Kompatibilität zur heutigen Chartsmusik.
hitparade.ch: Noch ein Wort zu eurer aktuellen Produktion, "On My Mind"?
James Manoro: Es handelt sich dabei um eingängige, gut produzierte Popmusik, die einfach Spass machen soll. Könnte auch eine Den-Harrow-Nummer sein.
Schmid: Wir wollen uns ja auch immer weiter entwickeln. Die erste Ambra-Single, "Dream The Summer Back", war im Italo-Romantic-Bereich angesiedelt, etwa im Stil von Valerie Dore. Die zweite Single, "Sulphur, Salt & Mercury" war härter, düsterer, hätte auch von Radiorama sein können. Und nun war als Inspiration eben Den Harrow an der Reihe, natürlich eine Italo-Disco-Legende, der in den 1980ern überdies als einer der wenigen Künstler dieses Genres auch ausserhalb Italiens zahlreiche Chartsplatzierungen erreichte.
hitparade.ch: Wie bist du eigentlich auf den Namen James Manoro gekommen?
James Manoro: In den 1980ern war es unter italienischen Künstlern angesagt, für ihre Künstlernamen italienische und englische Namen zu kombinieren. In meinem Fall hat das auch was mit dem Ort zu tun, an dem Ricci und ich uns erstmals getroffen haben, doch ich will hier keine Schleichwerbung machen. Die Assoziation "Goldjunge" gefällt mir aber natürlich auch (lacht) …
hitparade.ch: Abschliessend bitte ich euch um ein paar Kommentare zu den aktuellen Top Ten.der Schweizer Hitparade.
Ricci: Ich glaube, dafür sind wir die Falschen. Abgesehen von unserem James natürlich …
10. Linkin Park - What I've Done
James Manoro: Nicht schlecht, aber nicht ganz so gut wie die frühen Sachen, etwa "Crawling".
9. Mark Medlock - Now Or Never
James Manoro: Gefällt mir, aber die neue Single mit Bohlen find ich noch besser!
8. Ville Valo & Natalia Avelon - Summer Wine:
James Manoro: Schöne Ballade. Seine Partnerin singt ganz gut für ne Schauspielerin.
7. DJ Ötzi & Nik P. - Ein Stern (... der deinen Namen trägt)
James Manoro: Das Lied hab ich noch nie zu Ende gehört … das sagt eigentlich schon alles (lacht) ….
6. Timbaland feat. Nelly Furtado & Justin Timberlake - Give It To Me
James Manoro: Gefällt mir sehr gut! Timbaland ist zurzeit DER Produzent. Habe gehört, er wird auch das nächste Madonna-Album mitproduzieren. Und Justin ist für mich eh das Nonplusultra derzeit, sein Gesangsstil, sein Tanz, sein Look ..! Die neue Single "Lovestoned" etwa, zuerst eine Dance-Nummer, dann wirds plötzlich zu einer Ballade, einfach geil ..!
5. Beyoncé & Shakira - Beautiful Liar
James Manoro: Gefällt mir weniger. Beyoncé find ich Klasse, Shakira's Stimme dagegen mag ich nicht.
4. Nelly Furtado - Say It Right
James Manoro: Süsse Frau, guter Song, halt wieder Timbaland am Werk.
3. P!nk - Dear Mr. President
James Manoro: Hammerstimme, attraktive Frau.
2. Mika - Relax (Take It Easy)
James Manoro: Gefällt mir sehr gut, typisch 1980er.
Dusty: Der soll ja auch durchs Internet bekannt geworden sein.
1. Rihanna feat. Jay-Z - Umbrella
James Manoro: Find ich geil!
Dusty: Hörbar …