Interview mit Journey
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Gegründet wurde Journey 1973 in San Francisco von Neal Schon und Gregg Rolie. Das 1981 veröffentlichte Album "Escape" ist bis heute das erfolgreichste Werk der Band. Die bekanntesten Top 10-Hits daraus sind "Don't Stop Believing", "Who's Crying Now" und "Open Arms". Auch ihr letztes Werk "Ecl1ps3" hat es bei uns in die Charts geschafft. Wir haben am "Spirit Of Rock" Festival mit Keyboarder Jonathan Cain gesprochen.hitparade.ch: Wie bewahrt ihr den klassischen Journey Sound bei all den Veränderungen in der Produktion?
Jonathan: Das liegt an unserer Persönlichkeit. In dieser Band hat Jeder eine starke Persönlichkeit. Steve Perry liess uns ein Konzept zurück. Als Neil und ich 1998 die Zusammenarbeit ohne Steve wieder aufnahmen, war es klar, was passieren würde. Die Chemie stimmt bei uns einfach. Wir benutzen übrigens auch neue Technologien. Im Studio spielen wir aber noch immer alles live ein. Da sind wir noch immer altmodisch. Wir haben das Album "Ecl1ps3" im gleichen Studio aufgenommen wie "Escape" und "Frontiers". Das Studio in Berkley, Kalifornien, wurde extra wiedereröffnet.
hitparade.ch: Euer neues Album "Ecl1ps3", welches in diesem Jahr veröffentlicht wurde, ist ausserhalb der USA deutlich erfolgreicher. Dies ist überraschend, wenn man bedenkt, wie erfolgreich der Vorgänger gerade auch in Amerika war.
Jonathan: Die aktuelle Platte wurde speziell für den europäischen Markt gemacht. Wir hatten das Gefühl, dass es in Europa mehr Rockfans gibt. Wir hatten genug von der Popmusik und wollten uns etwas mehr von unserer rockigen Seite zeigen. Wir wollten nicht, dass alle denken, wir wären eine Popband.
hitparade.ch: Werdet ihr entsprechend auch mehr in Europa auf Tour sein?
Jonathan: Davon gehen wir aus. Deutschland ist immer noch ziemlich Neuland für uns. Wir hatten kleinere Erfolge, aber können dort noch grösser werden. Ich glaube, unser Album wird uns helfen. Alle Kritiker und Journalisten, mit denen ich gesprochen habe, bestätigten, dass wir mit unserem Album genau richtig liegen. Wir haben nun genug Hits bis an unser Lebensende. Jetzt macht das Experimentieren Spass. Sollten wir wieder ein Album machen, würden wir wohl wieder experimentieren, vorausgesetzt, dass Walmart die Platte verkaufen wird. "Frontiers", unser Label, hat in Europa gute Fortschritte erzielt, wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit.
hitparade.ch: Steve Augeri mussste die Band aufgrund von Stimmproblemen verlassen. Denkt du, er wäre ohne diese Probleme noch heute euer Leadsänger?
Jonathan: Ich gehe davon aus. Er hatte grosses Pech. Er war grossartig und wir vermissen ihn. Arnel Pineda ist allerdings auch klasse und kam genau im richtigen Zeitpunkt. Wir haben eine Menge Erfolg mit Arnel. Ohne Steve hätten wir heute nicht Arnel. Steve hat uns 8 Jahre seines Lebens gewidmet. Er ist noch heute wie ein Bruder und wir wünschen ihm nur das Beste.
hitparade.ch: Ihr scheint Steve Augeri noch immer nahe zu stehen; wie sieht die Beziehung zu Steve Perry aus?
Jonathan: Es gibt keine. Wir sprechen nur über unsere Anwälte und unser Management. Es gibt keine Missstimmung. Wir wünschen ihm nur das Beste.
hitparade.ch: Ihr seid seit 40 Jahren im Geschäft. Welches Jahrzehnt war für Journey musikalisch das beste?
Jonathan: Das waren klar die 80er. In den 80er Jahren hatten wir unsere grössten Erfolge, allerdings war da auch die Trennung 1987. Wir hatten 7 super erfolgreiche Jahre, trennten uns aber danach für eine Weile. Irgendwie war das komisch. Wir spielten im "Rose Bowl" Stadium vor über 100'000 Leuten, das kann man mit nichts vergleichen. Damals waren wir ganz oben.
hitparade.ch: In England durftet ihr 30 Minuten länger als Foreigner spielen. War das ein Problem für Foreigner?
Jonathan: Ich denke nicht. Das Management hat das so eingefädelt. Du müsstest allerdings Mick Jones fragen, vielleicht sieht er das anders.
hitparade.ch: Letzten Oktober starb Steve Lee von Gotthard bei einem Unfall in den Staaten. War das etwas, über das ihr gesprochen habt oder war euch gar nicht bewusst, was passiert ist?
Jonathan: Ich wusste es nicht, als es passierte. Ich traf ihn aber und ich erinnere mich, dass auf einem Musiknews-Sender davon berichtet wurde. Ich war schockiert. Er gab mir sein Album vor zwei Jahren, als wir hier auf einem der grossen englischen Festivals waren. Er war ein grossartiger Typ.
hitparade.ch: Ihr seid eine Band aus den Tagen, als die Parties nach einem Konzert äusserst wild waren mit einer Menge Groupies. Wie ist es heute bei euch nach einer Show?
Jonathan: Nicht viel. Es gibt wirklich nichts mehr. Wir müssen jetzt gesund bleiben. Da wir älter werden, müssen wir besser auf uns aufpassen. Es ist schwierig, nicht nachzulassen, wenn du älter wirst. Ich spiele jetzt eine Runde Golf, wenn ich frei habe. Ich trinke ein Glas Bier oder etwas Wein, aber dann gehe ich zurück an die Arbeit. Wir sind jetzt auch Alle verheiratet. Wenn wir immer noch Groupie-Parties hätten, würden unsere Frauen Sachen nach uns werfen.
hitparade.ch: Wenn ihr eure frühen Journey-Songs hört, die heute noch immer im Radio gespielt werden, fühlt ihr dasselbe wie als diese zum ersten Mal im Radio gespielt wurden?
Jonathan: Oh, ja! Das immer noch der Grund, weshalb wir all das machen. Wir Alle sind "Raised on Radio" (Album von 1986). Deswegen haben wir das Album geschrieben. Damit haben wir alles über Rhythm und Blues gelernt. Es ist immer noch super, die Bestätigung von den Fans und von den Radiostationen zu bekommen. Es ist grossartig.
hitparade.ch: Als ihr euch ganz am Anfang "Journey" genannt habt, war das eine Vorschau eures grossen Erfolgs und eurer Reise, die ihr in den letzten mehr als 30 Jahren hattet?
Jonathan: Sie hatten damals einen Radio-Wettbewerb, bevor ich in die Band kam. Ich denke, es war 1973 und alle Namen waren schrecklich. Sie mochten keinen der Namen. Es gab diesen Kerl in dem Büro, der einen Joint rauchte und sagte: "Wie wäre es, die Band "Journey" zu nennen?" Das passte! Sein Name war John Villanueva. Sie sagten dann im Radio tatsächlich einen erfundene Namen als Gewinner für "Journey" an. Es gab diese Person nicht. Das muss ein guter Joint gewesen sein, den er da geraucht hat. Es war definitiv eine Reise, um deine Frage zu beantworten.
hitparade.ch: Deen Castronovo, der Drummer von Journey, hat oft bei Live-Shows im Background gesungen. Wird er heute Abend auch singen?
Jonathan: Ja, er wird zwei Songs vom Escape Album singen, zum Einen "Mother, Father", zum Anderen "Keep on Runnin'". Das wird unsere dritte Show am Stück, da ist es schön, wenn jemand Anderes aushelfen kann.
hitparade.ch: Was waren da eure Ziele als Band, als Journey wieder zusammenkam?
Jonathan: Damals war ich nicht dabei, aber unser Ziel war es immer, so gute Musik wie möglich zu machen. Als ich mich Journey 1981 zum ersten Mal anschloss, war ich von grossen Talenten mit aussergewöhnlichen Zielen umgeben. Unser Ziel war es immer, auf Augenhöhe mit U2 und The Rolling Stones zu sein. Momentan ist es unser Ziel, überall dorthin zu gelangen, wo wir nicht schon waren. Ich habe gerade herausgefunden, dass Portugal verrückt nach Journey ist. Die Portugiesen wollen uns sehen. Ebenso Griechenland. Wir werden versuchen, dort zu spielen, in ein paar Staaten im Osten, Prag und Moskau. An all diesen Orten waren wir noch nie. Auch in Asien gibt es noch Orte, an denen wir noch nie waren. Dank Arnels philippinscher Herkunft konnten wir dort eine Live DVD aufzeichnen. Es war grossartig. Wir hatten 40'000 Journey Fans, welche uns zuvor noch nie gesehen hatten. Er ist dort eine Legende.
hitparade.ch: Benutzt Journey auch neuere Medien wie Facebook oder Twitter?
Jonathan: Ich benutze Facebook nicht, Twitter hingegen schon. Ich höre so von unseren Fans und manchmal, wenn sie nett sind, dürfen sie uns Backstage besuchen.
hitparade.ch: Was kennst du aus der Top 10 der Schweizer Hitparade?
Jonathan: Ich kenne die fast nicht. Ok, ich kenne Jennifer Lopez und Coldplay. Coldplay ist eine meiner liebsten Alternativ Rockbands. Die sind enorm clever und machen wirklich gute Platten. Snoop Dogg ist immer clever und funky. Ich mag ihn. Ich kenne Adele, sie ist ein grosses Talent.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac