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Interview mit Daniel Kandlbauer



Am Freitag, 22. September 2006 erscheint das lang ersehnte neue Album von Dani Kandlbauer. Wir haben den symphatischen Grindelwaldner für euch interviewt und eine ganze Menge erfahren!

hitparade.ch:: Am Freitag erscheint das neue Album "Inside Out" - Wie sieht es mit der Anspannung so kurz vor der Veröffentlichung aus?
Kandlbauer: Hm, ich bin eigentlich recht locker, weil ich jetzt weiss wie es funktioniert. Ich habe es schon letztes Jahr durchgemacht und überlebt. Ich bin wirklich gelassen und freue mich auch darauf. Letztes Jahr war ich viel angespannter, dachte immer: "Wie funktioniert das alles mit dem Release und so…"? Es war halt alles Neuland. Und jetzt weiss ich was auf mich zukommt.

hitparade.ch:: Ist es ein Ziel von dir, die Verkaufszahlen des ersten Albums zu überbieten?
Kandlbauer: Also das Hauptziel dieses Albums war es, ein gutes Produkt zu erarbeiten, hinter dem ich stehen kann. Das war beim ersten Album auch so, deswegen hat es sich so gut verkauft. Das Produkt ist aber viel ausgereifter als das erste, es sind alles eigene Songs, teilweise auch mit dem Produzenten Reto Burell zusammen geschrieben. Das macht das Ganze auch eigenständiger, purer Rock halt! Um die Verkaufszahlen habe ich mir dabei gar keine Gedanken gemacht. Wäre natürlich schon schön, wenn man am Erfolg des letzten Jahres anknüpfen könnte. Wir werden sehen.

hitparade.ch:: Ging dir die Arbeit nunmehr leichter von der Hand, immerhin hast du ja jetzt viel mehr Studioerfahrung?
Kandlbauer: Gut, Studioerfahrung hatte ich zuvor auch schon, ich war mit 17 zum ersten Mal im Studio. Ich habe schon zwei CD's aufgenommen, die leider einfach kein Schwein kennt (lacht). Aber es fängt ja jeder klein an. Der Vorteil bei diesem Album war, dass ich viel mehr Zeit dafür hatte. Ich habe sicher 10 Monate an diesem ganzen Album gearbeitet, textlich wie auch musikalisch. Ich konnte mir richtig viel Zeit lassen und hatte so die Möglichkeit, viele Songs aufzunehmen. Ich habe ein eigenes Studio zuhause, wo ich meine Songs aufnehme, mit denen ich dann zur Plattenfirma gehe. Dann diskutiere ich mit dem Produzenten darüber, welche Songs am besten passen. Wir hatten eine sehr breite Palette und konnten nun elf sehr gute Songs auswählen für das Album.

hitparade.ch:: Wie würdest du selbst die persönliche und die musikalische Weiterentwicklung des Daniel Kandlbauer beschreiben, verglichen mit unserem letztjährigen Gespräch?
Kandlbauer: Also das Album ist wie gesagt ausgereifter. Es ist eigener und auf jeden Fall auch härter. Es ist ein hartes Album, es hat viel mehr rifflastige Rocksongs drauf. Es wird sicher an das erste Album erinnern, es hat einen Wiedererkennungswert. Es ist nicht was extrem anderes. Halt einfach musikalisch verfeinert. Ich habe eine sehr gute Band, die die Songs im Studio mit mir eingespielt hat. Die kommen jetzt auch live mit mir diese Songs spielen. Wir kennen uns alle sehr gut. Ein weiterer Vorteil ist natürlich, dass es wieder der selbe Produzent war, wie beim Debut. Reto Burell hat auch das neue Album produziert. Er ist ein sensationeller Produzent, mit dem wir sehr gut arbeiten konnten. Ich kenne ihn inzwischen auch schon 2 Jahre.

hitparade.ch:: Dein neues Album kommt ja sehr rockig daher. Bist du weniger der Balladen-Typ?
Kandlbauer: Nein, so ist es nicht. Ich schreibe schon sehr gerne Balladen, das würde ich nicht abstreiten. Es ist halt immer etwas, das man mit den Songs ausdrücken möchte. Wenn man jetzt sauer ist wegen irgend einer Situation, dann kommen dabei halt eher harte Songs raus. Aber Balladen habe ich wirklich auch gerne. "Fly Baby Fly" ist ja auch eine Ballade, die erste Single. Aber im Allgemeinen rockt es mehr, das stimmt.

hitparade.ch:: Ich habe gehört, du schreibst zuerst die Musik, und passt die Texte nachher an. Wie machst du das genau?
Kandlbauer: Ich schreibe etwa 90 Prozent meiner Songs auf der akustischen Gitarre, den Rest mit der E-Gitarre. Man sagt, wenn etwas akustisch gut funktioniert, dann funktioniert es elektrisch noch viel besser. Ich setze mich einfach hin, beginne zu spielen und zu singen, so kommen mir die Melodien in den Sinn. So kann ich dann alles miteinander verknüpfen. Zuerst singe ich vielleicht nur lalala, aber irgendwann kommt mir dann plötzlich eine Hook-Line in den Sinn, wie zum Beispiel "Fly Baby Fly". Man nennt das den Hook, wenn es einem im Ohr bleibt. Wenn dann die Melodie und das Konstrukt des Songs feststeht, dann baue ich den Text rund um diesen Hook auf. Dann muss ich mir bewusst werden, was genau dieser Song musikalisch ausdrückt, und wie ich dies textlich umsetzen kann.

hitparade.ch:: Wieso habt ihr euch für "Fly Baby Fly" als erste Single entschieden?
Kandlbauer: Naja, es ist ein guter Radiosong! Du musst immer ein bis zwei Radiosongs haben. Viel von diesem Album wird man nicht im Radio spielen können. Jedenfalls nicht in den Schweizer Radios. In den Staaten hat es beispielsweise tausende von Rocksendern, die meine Sachen spielen würden. In der Schweiz ist das etwas mässig verteilt. Es gibt keinen grossen Rock-Sender, wo man solche Songs bringen könnte. Deswegen "Fly Baby Fly", weil es ein mainstream-mässiger Poprocksong ist.

hitparade.ch:: Was sind deine persönlichen Schattenseiten des Erfolgs?
Kandlbauer: Ich glaube halt, so viel Sonne wie man hat, so viel Schatten hat man auch in seinem Leben. Das gleicht sich immer irgendwie aus. Das Schöne ist, wenn man Konzerte geben und auf Tour gehen kann. Letztes Jahr hatten wir 60 Konzerte innerhalb eines halben Jahres. Das ist sehr viel. Dann spielst du einfach und lebst in einer total anderen Welt. Das ist die Sonnenseite. Das macht wirklich Spass. Die Gefahr dabei ist, dass du dich verlierst, denn du machst einfach 60 Mal Party. Aber wo die Sonne ist, da fällt auch Schatten hin. Wenn du nach vier oder fünf Konzerten nach Hause kommst, setzt du dich hin, schaltest den Fernseher an und denkst: "Was ist da gerade passiert? Was läuft jetzt?" Man fühlt sich dann wie in einem Loch. Da leiden, glaube ich, sehr viele Musiker dran. Man kommt von 180 auf Null. Zwei Welten, die aufeinander prallen. Das ist manchmal schwierig zu kontrollieren. Eine schizophrene Welt.

hitparade.ch:: Robbie Williams produzierte ja mit "Rudebox" einen Song, der in eine komplett andere Richtung tendierte, als alles was er bisher veröffentlichte. Können wir von dir auch solche Überraschungen erwarten?
Kandlbauer: Ich glaube, die Überraschung auf meinem neuen Album wird sein, dass es so rockt! Ich denke viele werden nicht erwarten, dass dieses Album so rockig ist. Ich meine, ich habe nichts gegen Kommerz, das wird halt immer negativ dargestellt. Es rockt halt mehr.

hitparade.ch:: Hast du denn einen persönlichen Lieblingssong auf dem Album?
Kandlbauer: Jawohl, alle elf! Sonst wären sie jetzt nicht auf dem Album. Mir gefallen alle, es sind alles verschiedene Songs, die ich versucht habe, wie eine Reise zu konstruieren. Auf und Ab's, eine wellenförmige Pulskurve. Wenn ich mir einen aussuchen müsste, wäre das "Lost In You", das ist Lied Nummer 7. Dies ist einer meiner persönlichsten Favoriten. Den habe ich auf dem Dach meines Studios aufgenommen. Ich bin letzten Herbst da raufgeklettert. Ich war total frustriert, da ich einen Song schreiben wollte und in einem kreativen Loch steckte. Da kommt nichts raus, man kann nichts machen. Manchmal versucht man stundenlang, wenn nicht tagelang, einen Song zu schreiben, und es klappt einfach nicht. Da habe ich mir meine Gitarre gepackt und bin auf dieses Dach geklettert, habe mich hingesetzt und meine schöne Natur mit den Bergen in Grindelwald genossen. Dann habe ich einfach begonnen diesen Song zu spielen. Ich musste nicht überlegen, hm, was soll ich jetzt machen… Nein, er kam einfach so raus. Das sind die schönsten Momente, die man als Musiker haben kann.

hitparade.ch:: In deinem CD-Booklet sind verschiedene Situationen dargestellt. Beispielsweise Selbstgespräche, Die anonymen Alkoholiker, Ein Psychiatriegespräch… Was willst du damit aussagen?
Kandlbauer: Das ist eine lange Geschichte. Es sind verschiedene Situationen, in denen Menschen sich auszudrücken versuchen. Wo sie Halt suchen, Hilfe brauchen oder einfach reden können. Die Einen machen das mit Musik, andere suchen professionelle Hilfe. Ich habe das alles summiert und zusammengefasst auf einen Satz, der am Anfang im Booklet steht: Everyone is a prisoner of his own experience - Jeder ist ein Gefangener seiner eigenen Erfahrungen. Ich denke jeder Mensch leidet an seinen Schicksalsschlägen, an seinen Erfahrungen und schlechten Erlebnissen. Es geht einem halt nicht immer gut. Manchmal scheinen diese Gefühle wie in einem Gefängnis zu sein und man fühlt sich hinter Gittern. Daraus auszubrechen kann manchmal sehr schwierig sein. Die einen schaffen es, die anderen schaffen es nicht. Ein guter Freund von mir ist vor sieben Jahren in die Psychiatrie eingewiesen worden, weil er an einer schizophren bedingten Psychose erkrankt ist. Er ist heute noch auf Medikamente angewiesen. Ich staune immer wieder wie dieser Mensch es schafft, nach einem Rückfall in die Depression, Hoffnung im Leben zu finden, sich wieder aufzuraffen und weiterzumachen. Es könnte ein Arbeiter sein, der einen guten Job hat, der viel Geld verdient, der vielleicht eine Freundin hat, ein eigenes Haus, ein gutes Leben halt. Doch von einem Tag auf den anderen, es kann so schnell gehen, dass er das alles verliert. Sei jetzt das, weil er eine mentale Krankheit bekommt, Drogen- oder Alkoholprobleme hat, an Psychosen, Schizophrenie, oder was auch immer leidet. Das bewundernswerte daran ist einfach, dass es so viele Menschen immer wieder schaffen sich aufzuraffen und weiterzukämpfen. Ich kenne viele Menschen die solches durchgemacht haben. Das ist lobenswert. Ja, es sind solche Geschichten, die sich durch das gesamte Album ziehen. Deswegen auch der Titel "Inside Out", weil es Geschichten aus dem Alltag sind. Jeder hat Schicksalsschläge, Du und ich, aber niemand spricht darüber. Es wird sehr stark tabuisiert.

hitparade.ch:: Wirst du dir die neue MusicStar-Staffel anschauen?
Kandlbauer: Ich habe die erste Staffel nicht gesehen. In der zweiten habe ich selber mitgemacht. Und deswegen weiss ich jetzt, wie das alles abläuft und was auf die Kandidaten zukommt, ist auch die Spannung da. Ich werde sicher ab und zu reinschauen.

hitparade.ch:: Kannst du den neuen Kandidaten einen Tip geben?
Kandlbauer: Lass dich nicht verbiegen. Ja, es ist wahr. Du hast Fernsehleute, du hast Plattenfirmen, du hast Dutzende von Leuten, die es besser wissen. Alle sagen: Mach dies so, mach dies anders… Aber das ist falsch. Du musst es einfach selber machen. Dafür musst du natürlich auch stark sein. Einer der das kann, der wird siegen.

hitparade.ch:: Dein Erfolg scheint immer mehr anzusteigen. Da du Englisch singst, stehen deine Chancen bestimmt nicht schlecht, auch im Ausland Fuss zu fassen. Wie sehen da deine Pläne aus?
Kandlbauer: Mittelfristig ist es schon ein Ziel. Es ist ja auch ein Musikstil, der sich international etablieren könnte. Ein Stil, der in den Staaten sehr gross ist, in Deutschland und allgemein in Europa. Aber eins nach dem anderen. Am Freitag kommt das Album in der Schweiz raus und ich bin froh, dass es hier klappt. Der Heimmarkt ist immer der wichtigste. Hier etabliert zu werden, das ist die erste Aufgabe. Wenn das klappt, kann man weitersehen. Wir haben schon Pläne, dass wir das Zeug an Plattenfirmen in ganz Europa verschicken. Mal sehen was passiert, vielleicht können wir ja mal eine Tour machen oder so.

hitparade.ch:: Du hast unter www.myspace.com/kandlbauer eine eigene Myspace-Seite. Hast du schon Feedback aus dem Ausland erhalten?
Kandlbauer: Myspace habe ich hauptsächlich gemacht, weil so viele Erotik- und Pornofrauen dabei sind. Und die als Freunde zu haben, ist sehr cool (lacht). Nein nein, das ist sicher zweitrangig. Es ist sehr interessant und ich war sehr erstaunt, wie gut das im Ausland ankommt. Wir haben von den Staaten sehr viele positive MySpace-Einträge. Das freut mich extrem.

hitparade.ch:: Als du bekannt wurdest, ging deine Beziehung mit Babs in die Brüche. Genauso wars bei Salome und auch bei den DSDS-Stars Mike Leon Grosch und Vanessa. Wieso ist es so schwierig, eine Beziehung neben der Karriere zu führen?
Kandlbauer: Eine gute Frage. Wenn ich eine Beziehung hätte, könnte ich dir diese beantworten. Es ist eine Frage, auf die ich momentan keine Antwort weiss. Aber irgendwie geht es schon. Wenn zwei Menschen sich lieben, dann findet man immer einen Weg durch gute und schlechte Zeiten.

hitparade.ch:: Könntest Du für uns noch die aktuellen Top 10 Singles kommentieren? Was denkst Du zu den Songs und den Interpreten?

10. Christina Aguilera - Ain't No Other Man
Kandlbauer: Find ich sehr gut, dass sie in die 20er -30er Jahre zurückgegangen ist und sich von dieser Musik hat inspirieren lassen. Ich habe keine CD von ihr zuhause, denn privat höre ich mir eher alternative Sachen an. Sexy Videoclip!

9. Beyoncé feat. Jay-Z - Déja Vu
Kandlbauer: Ich habe den Song nie gehört, finde sie aber auch eine heisse Taube.

8. Nelly Furtado - Maneater
Kandlbauer: Oh ja, das ist sehr gut. Ich habe diesen Song im Radio gehört und einmal im Ausgang, morgens um drei in irgendeiner Disco. Ich bin wirklich kein Tänzer, aber als dieser Song gespielt wurde, da musste ich einfach tanzen. Vielleicht hatte das noch anderen Einfluss, ich weiss es nicht (lacht). Ich find es ein verdammt geiles Lied. Super produziert! Ich habe mir deswegen sogar das Album von Nelly Furtado gekauft, war vom Rest allerdings ein bisschen enttäuscht. Das ist also wirklich mein Lieblingssong auf dem Album.

7. The Pussycat Dolls feat. Snoop Dogg - Buttons
Kandlbauer: Den Song habe ich mal gehört, er gefällt mir nicht unbedingt. Snoop Dogg an sich find ich cool, weil er ist ja unter anderem Porno-Regisseur. Und als Musiker kommt man halt nicht drum herum sich die mal anzuschauen (lacht).

6. Gnarls Barkley - Crazy
Kandlbauer: War ja lange auf Platz eins. Find ich sehr eingängig, coole Melodie. Sehr sentimental. Berührt mich auf jeden Fall, der Song ist cool.

5. Tiziano Ferro - Stop! Dimentica
Kandlbauer: Habe ich noch nie gehört.

4. Scissor Sisters - I Don't Feel Like Dancin'
Kandlbauer: Sehr geil, sehr gut. Ich habe zwar noch keine CD von denen, werde mir aber noch eine kaufen. Die gibt's ja auch schon länger. Cooler Act.

3. Justin Timberlake - Sexy Back
Kandlbauer: Gestern habe ich diesen Song auf VIVA gesehen. Ist nicht unbedingt mein Fall. Cool ist dafür, wie er sich gemacht hat im Gegensatz zu seinen N'Sync-Zeiten, wo er noch so bubihaft aufgetreten ist. Nicht schlecht.

2. Robbie Williams - Rudebox
Kandlbauer: Ich war am Robbie Williams Konzert und es war im Allgemeinen sehr gut. Es war aber meiner Meinung nach nicht besonders gut abgemischt, es hat nicht so gut geklungen. Ausserdem war er stimmlich nicht so fit. Aber dieser Mensch kann wirklich gut entertainen. Hut ab davor! Ich meine, was der durchmacht… Ich verstehe auch, dass er manchmal genug davon hat und manchmal mit dem Gedanken spielt, aus dem Showbusiness zurückzutreten. Aber doch ist er wieder auf der Zwei und schafft es immer wieder. Es ist ein Phänomen, dass er in Amerika nie Fuss fassen konnte. Ich meine, in Europa ist er DER Entertainer. Aber das hat auch sein Gutes, er wohnt da und niemand kennt ihn.

1. Rihanna - Unfaithful
Kandlbauer: Eine einfache Version. Ist halt auch nicht unbedingt meine Musik, verstehe aber, dass es sehr viele junge Kids anspricht. Ist auf jeden Fall ein gut produzierter Song der gut ankommt.