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Interview mit Lauri

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Lauri Ylönen, Sänger der Erfolgscombo "The Rasmus", hat im September sein erstes Solo-Album "New World" veröffentlicht, das im Gegensatz zu "The Rasmus" eher im elektronischen, poppigen Bereich anzusiedeln ist. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Dein aktuelles Album klingt elektronischer als ein typisches Album von The Rasmus. Wolltest du schon lange mal diese Richtung einschlagen oder hat es sich mit der Zeit so ergeben?
Lauri: Ich mag Bands wie Daft Punk, Prodigy und Vangelis, die schon seit langer Zeit solche elektronische Musik machen. Ich war schon immer ein Fan von dieser Musik, gleichzeitig natürlich auch Rock-Musik, seit ich mit The Rasmus spiele. Als Band konnten wir solche Musik nicht machen, da wir ja echte Instrumente verwendeten und es anders klingen würde. Wir haben den Verstärker laut aufgedreht und sehr viel Lärm produziert. Das, was ich für das aktuelle Album gemacht habe, war ganz anders zu produzieren. Du ziehst die Kopfhörer an und sitzt vor einen Computer wie ein Computerfreak, erstellst Töne und komponierst sie mit anderen. Man hat die Sache ganz anders in die Hand genommen, das Resultat musste einfach anders klingen. Es gibt keine explosive Energie, und ich habe auch nicht nach dem gesucht. Es geht mehr um die coolen Vibes.

hitparade.ch: Jetzt bist du auch auf Tour alleine unterwegs, was einen rechten Unterschied zu vorher ist. Was erwartet der Fan, wenn er dich jetzt auf Tour sieht?
Lauri: Ich bin nicht ganz alleine, ich habe eine Band mit mir. Es gibt da den Schlagzeuger, der elektronisches und normales Schlagzeug spielt, dazu habe ich noch einen, der am Keyboard steht, und jemanden, der den Sampler spielt. Sie sind wie meine Maschinen-Männer. Ich selber habe auch ein Keyboard und Sampler. Natürlich singe ich auch. Dann habe ich noch zwei Mädchen, die als Background singen, das ist wirklich cool. Sie bringen eine gute Stimmung mit hinein, auf dem Album sind sie aber nicht drauf, sie sind sehr gute Sängerinnen, sie sind viel besser als ich. Das Auftreten selber ist ganz anders als mit The Rasmus, wir haben alle unseren fixen Platz, man könnte es mit einem DJ vergleichen.

hitparade.ch: Machen die anderen Bandmitglieder auch andere Projekte? Oder nehmen sie eine Pause, während du solo auf Tour bist.
Lauri: Es hat mich wirklich nicht viel Zeit gekostet, das neue Album zu erstellen. Als ich die Idee hatte, habe ich sie einfach angerufen und informiert, dass ich ein Soloalbum machen möchte. Sie sagten, dass ich tun soll, was ich für nötig halte. Wir haben schon immer Witze darüber gemacht, wenn ihnen eine Idee von mir nicht gefallen hat, haben sie immer gesagt, dass ich es dann mal für mein Soloalbum brauchen kann. Das ist ein sehr politischer Weg, zu sagen, dass die Idee schlecht war! Also denke ich, es gab vielleicht sehr viele schlechte Ideen, die ich jetzt für dieses Album genutzt habe! *lacht ironisch*

hitparade.ch: Du hast gesagt, dass du es wirklich genossen hast, diese Arbeit anzugehen. Denkst du, das ist erst der Anfang für andere Soloprojekte oder in eine noch intensivere Richtung mit dem Elektronischen?
Lauri: Ich fühle mich wie anders geboren, es fühlt sich frisch an. Dieses Album war keine teure Produktion. Es gibt keinen Druck von Anderen, die viel Geld mit reinsteckten oder dem man viel bezahlen musste und es gibt auch keinen Druck, dass man erfolgreich sein muss. Ich bin wirklich glücklich mit The Rasmus, wir sind schon überall in der Welt getourt und die Fans sind überall, doch es gibt auch negative Seiten. Es geht zu lange, um ein Album zu produzieren, fast drei Jahre. Wir sind seit 17 Jahren zusammen und haben erst 7 Alben, das ist wirklich nicht viel. Ich frage mich, ob ich mich wirklich als Musiker bezeichnen kann, denn ich mache noch viele andere Sachen als nur Musik. Es gab Zeiten, da habe ich gedacht, ich mache nur Promo, das war nicht unbedingt meine Vorstellung.

hitparade.ch: Ich habe gelesen, dass du im Alter von fünf Jahren Klavierstunden genommen hast, gegen deinen Willen. Schätzt du es jetzt, dass du diese Lektionen genommen hast oder denkst du immer noch, dass es eine schlechte Idee war?
Lauri: Ja, es hat wirklich geholfen, doch ich musste alles wieder erlernen. Ich hatte für eine lange Zeit nicht mehr gespielt. Die einzige Übung, die ich hatte, war betrunken in Hotel Lobbys zu spielen. Ich finde es eigentlich gut, wenn ich nicht genau weiss, wie ich es wirklich gut spielen muss. Ich nutze es mehr als ein rhythmisches Instrument. Ich nutze es etwa gleich wie ein Schlagzeuger, der auch keine Noten hat. Ich weiss wirklich nicht genaue Details, wie man den Synthesizer benutzt, doch es reicht. Für mich war es einfach ein grosses Abenteuer. Ich habe nicht zu viel daran rumgefeilt. Nachdem ich die Texte geschrieben habe, habe ich sie gerade gesungen. Viele der Songs klingen wie Demos.

hitparade.ch: Dein aktuelles Album heisst "New World". Ist das eine Referenz an den neuen Stil, den du für dieses Album genutzt hast?
Lauri: Ja genau, es war für alles. Es hätte auch einen Song geben sollen, der gleichnamig ist, doch ich habe vergessen, dass ich einfach den Albumnamen nehmen könnte. Es sagt viel über die Situation aus.

Hitparade.ch: Im Jahre 1999 hast du ein Label namens Dynasty gegründet, die aus The Rasmus und zwei anderen finnischen Bands Killer und Kwan beinhaltete. Nun macht die Band Killer eine Pause, denkst du das Label ist in Gefahr?
Lauri: Die Dynastie hat in den letzten Jahren viele Veränderungen durchgemacht. Jetzt ist es unser eigenes Label. Ich denke nicht mal, dass Killer und Kwan noch etwas machen. Wir haben neue finnische Bands unter Vertrag genommen, um eine höhere Basis aufzubauen. Wir haben jetzt 6 Künstler unter Vertrag. Ich bin der Rolle bereits entflohen. Ich habe keine Zeit für solche Sachen, ich habe ein Soloalbum und The Rasmus, das gibt viel Arbeit. Es ist mehr als nur Arbeit, es ist mein Hobby und Ehrgeiz, Musik zu machen. Je mehr ich bekomme, umso kreativer bin ich. Wenn ich nur ein Album mache mit 10 Liedern in drei Jahren, was ja nicht viel ist, dann würde ich auch gerne noch andere Dinge veröffentlichen. Ich kann einfach einen Song machen und ihn online ins Internet stellen.

hitparade.ch: Du hast einmal gesagt, dass Norwegen und Schweden das Image von coolen Ländern haben, aber dein Heimatland Finnland dagegen nicht. Was sind die interessantesten und coolsten Dinge, die man in Finnland machen kann, um den Eindruck zu ändern?
Lauri: Naja…*schweigt*. Es gibt nicht viel zu sagen. Wenn ich jemandem Finnland zeigen würde, dann würde ich die Person in meinem Boot mitnehmen in das Zentrum der Stadt und später zu mir nach Hause, um ein Barbecue zu haben. Ich denke, es sind wirklich nur die Leute, die das Land interessant machen. Es ist immer besser, wenn man Leute kennenlernt. So verliebe ich mich in viele Städte nur wegen den Leuten, die man da trifft.

hitparade.ch: Apocalyptica ist bekannt dafür, um mit verschiedenen, erfolgreichen Stimmwundern zu arbeiten. Wie hast du reagiert, als du gefragt wurdest, mit ihnen zu arbeiten?
Lauri: Es hat lange gedauert, bis wir zusammenkamen. Wir haben uns zum ersten Mal getroffen, als wir in einer TV Show im Jahre 1995 aufgetreten sind, das ist schon ziemlich lange her. Seither sind wir in Kontakt geblieben. Dann hatten wir einfach die Idee. Sie haben auch Ville Valo von HIM gefragt, also hatten wir die Idee, zusammen aufzutreten. Es war wie drei Bands, die miteinander auftraten. Es war nicht wie ein Solokünstler. Es war meistens so, dass der Hauptsänger die ganze Band präsentiert. Es war wirklich cool, zusammen aufzutreten. Ich habe auch ein Duett mit Anette Olzen von Nightwish gemacht, das war auch sehr lustig.

hitparade.ch: Hast du dir auch schon mal Gedanken darüber gemacht, mit Tarja Turunen aufzutreten?
Lauri: Ich habe sie eigentlich mal gefragt. Sie hat abgelehnt und ich dachte nur: "Zicke". Ich möchte das eigentlich nicht so sagen, weil wir diesen Sommer an einem Festival aufgetreten sind und darüber gesprochen haben, wie ich mit Anette Olzen aufgetreten bin und sie fragte, warum ich nicht mit ihr gesungen habe. Ich sagte: "Was? Wir haben dich gefragt!" Ich habe zwar nicht direkt mit ihr gesprochen, aber jemand vom Management blockierte die Anfrage. Also nehme ich das zurück, was ich gesagt habe. Naja, es ist schon lange her, genauer gesagt sieben Jahre.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Was kannst du dazu sagen?

5. Maroon 5 feat. Christiana Aguilera - Moves Like Jagger
Lauri: Ich kenne die neuen Songs nicht wirklich, doch der neue Maroon 5 Song gefällt mir, weil Christina Aguilera den Teil singt, der sonst eigentlich ein Rapper übernimmt. Sie waren aber auch schon besser.

8. Adele - Set Fire To The Rain
Lauri: Ahh, diesen Song kenne ich! Sie ist eine gute Sängerin. Ich mag es, dass sie kein typisches Plastikmädchen ist. Sie war auf einem Titelbild eines Magazines mit einer Zigarette, das mochte ich. Ihre Musik ist auch echt, du könntest es mit Gitarre spielen und es würde gut klingen.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac, Sonja Eberhard