Interview mit Lily Yellow
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Die 27-jährige Sängerin Nina Gutknecht veröffentlicht am 10.2.2012 ihr erstes Album 'Yes I Say No' mit ihrer Band Lily Yellow. Wir haben die sympathische Sängerin zum Interview getroffen.hitparade.ch: Du hast schon in vielen diversen Musik-Projekten mitgemacht. Nun ist das erste Album mit deiner Band 'Lily Yellow' im Handel. Wie bist du genau auf den Namen 'Lily Yellow' gekommen?
Nina Gutknecht: Der Name hat keine grosse Bedeutung. Als ich die Band gegründet habe, brauchte ich einen Namen und so habe ich ein bisschen Brainstorming betrieben. Ich wollte einen Namen, der wie ein Vor-und Nachname klingt. Eigentlich wollte ich eine schöne Blume dafür nehmen, denn meine Lieblingsblume wäre die Tulpe, aber "Tulip Yellow" würde nicht so gut klingen und so bin ich auf 'Lily' gekommen, was ja auch ein Name ist und ich denke, das passt ganz gut.
hitparade.ch: Ich habe zuerst aus Versehen immer an Lily Allen gedacht… *lacht*
Nina Gutknecht: *lacht * Die habe ich da noch gar nicht gekannt; ich habe vor gut vier Jahren diese Band gegründet.
hitparade.ch: Als du die Band gegründet hast, war der Musikstil der gleiche wie heute? Wusstest du schon in etwa, wie du es haben möchtest?
Nina Gutknecht: Als ich die ersten Songs geschrieben hatte, klang es noch ganz anders. Es gab so viele Einflüsse, auch von aussen, da hatte ich noch keinen konkreten Stil. Mich hatten Bands wie Radiohead und Portishead inspiriert, auch Róisín Murphy, als sie ihre erste Solo-Platte herausgab; diese Platte fand ich wahnsinnig cool.
hitparade.ch: Nun ist das erste Album 'Yes I Say No' überall erhältlich. Das Release der CD wurde einige Male verschoben. Gab es Schwierigkeiten?
Nina Gutknecht: Die erste Plattentaufe wäre im Frühling 2010 gewesen und ein Mal haben wir gesagt, die CD erscheine im Herbst. Warum das so ist: Ich hatte zuerst das Gefühl, ich könne alles selber machen, wollte alles in Eigenregie machen. Mit fertigen Aufnahmen ging ich anschliessend auf Label-Suche und stellte die Songs vor. Das Label meinte dazu, es hätte coole Sachen darunter, aber die Songs noch nicht da wären, wo sie sein sollten. Ich hatte eingesehen, dass sie Recht haben und bin heute auch froh darüber.
Simon Rupp: Es gab auch einen mehr oder weniger erkennbaren, roten Faden. Er ist zwar auch jetzt noch nicht so eindeutig, aber es hat sich Etwas getan.
hitparade.ch: Beim ersten Mal hören der Songs habe ich mir zuerst auch gedacht, man könne das Album gut in eine Kategorie stecken, aber als ich es mir näher angehört habe, gab es auch wieder ganz andere Songs, die für Abwechslung sorgen und den typischen Stil der Single nicht so widerspiegeln.
Nina Gutknecht: Ja, Ich denke, die Single, die man momentan hört, die eigentlich sehr fröhlich daherkommt, ist etwas Anderes und widerspiegelt das Album nicht wirklich. Man muss halt gewisse Normen einhalten. Es gibt ein paar Songs auf dem Album, die wahrscheinlich nie im Radio gespielt werden. Man muss sich auf der anderen Seite ein bisschen anpassen, dass man überhaupt eine Chance hat, ins Radio zu kommen.
hitparade.ch: Du hast früher sehr oft Querflöte gespielt. Kannst du es immer noch und hast du es in das neue Album einfliessen lassen?
Nina Gutknecht: Ich mache es gar nicht mehr. Ich war auf dem Weg, eine Berufskarriere anzustreben mit der Querflöte, es hätten mir noch zwei Jahre gefehlt dazu und ich hätte das Diplom gehabt, aber ich habe mit der Zeit gemerkt, dass es trotzdem nicht mein Weg ist. Ich habe ja eigentlich schon immer gesungen, mit der Zeit habe ich einfach gemerkt, mit der Flöte werde ich nicht glücklich.
hitparade.ch: Der Album-Titel ist 'Yes I Say No'. Wie bist du auf diesen Satz gekommen?
Nina Gutknecht: Der Song, welcher auch die Single ist, handelt davon, wie unentschlossen ich im Leben bin. Wenn man genauer in den Text hineinhört, merkt man auch, dass es um Unentschlossenheit geht. Es geht darum, den richtigen Weg zu finden, aber man sich noch unsicher ist, welchen man einschlägt. Den Titel selber fand ich auch gut, weil man zuerst nachdenken muss, was jetzt wirklich gemeint ist, obwohl es recht simpel klingt. Der Titel passt gut zu meinem Charakter.
hitparade.ch: 'Yes I Say No' ist die zweite Single des Albums, 'I'm Sorry' war die erste Single. Schaut man auf 'airplay.ch' nach, merkt man, dass die zweite Single viel öfter gespielt wird. Warum ist das so?
Nina Gutknecht: Das war auch so geplant. "Yes I Say No" ist der Song, der mehr prädestiniert ist als Single. Mit der ersten Single wollten wir den Leuten einfach zeigen: "Da kommt Etwas!" Die zweite Single wollten wir ganz bewusst zum Release des Albums hin herausbringen. Wir haben genau so erwartet, dass die zweite Single öfter gespielt wird.
hitparade.ch: Bei vielen Bands gibt es klare Unterteilungen für die Produktion eines Albums. Der Eine schreibt den Text, der Zweite macht die Riffs, der Andere ist für die Ideen zuständig. Doch es gibt auch das Gegenteil, dass Alle bei den Songs mitschreiben. Wie ist es bei euch?
Simon Rupp: Alle musikalischen Ideen kommen von Nina, der Text sowieso.
Nina Gutknecht: Das ist verschieden, manchmal komme ich schon mit konkreten Ideen, manchmal habe ich schon die Melodie und Gitarrenriffs im Kopf, es ist aber auch sehr skizzenhaft, die Ergänzung komm durch die Band. Ich habe alle Songs des Albums, ausser einen, selber geschrieben.
hitparade.ch: Momentan gibt es sehr viele Englisch singende Schweizer Musikerinnen, seien es Sophie Hunger, Pamela Mendez, Lesley Meguid, usw. Wie ist es für euch, in eine Schublade gesteckt zu werden?
Nina Gutknecht: Ich denke, wenn man vielleicht die Single so hört, könnte man gerne in eine Schublade gesteckt werden. Generell denke ich aber, dass wir uns vom Stil, nur schon was Songwriting angeht, abheben; ich würde mich auch nicht als Singer-Songwriterin bezeichnen. Hört man genau in das Album hinein, weiss man, was ich meine. Es stimmt aber, es wird oft gesagt: "Jetzt kommt schon wieder so eine junge Sängerin!" Die Stilrichtung aber ist meiner Meinung nach nicht miteinander zu vergleichen.
hitparade.ch: Eure Songs kann man auf der Homepage in voller Länge anhören. Auch bei Programmen wie 'Spotify' ist das kein Problem. Heute kann man unkompliziert jeden Song mit diversen Programmen downloaden, wenn man einen ganzen Song ins Netz stellt. Ist man sich solcher Sachen bewusst? Und seht ihr das ganze gratis Streamen mehr als Vorteil für euch?
Simon Rupp: Ich als Musik-Konsument finde es wichtig, dass ich die Musik kaufe, sei es als mp3 oder als CD.
Nina Gutknecht: Ich sehe mehr die Vorteile. Es gibt zwar gewisse Bands, die das ganze Album als gratis Download anbieten und das hat schon irgendwie seine Berechtigung. Wenn sich eine Band bewusst dafür entscheidet, finde ich das auch super. So bekommt man noch mehr Leute an die Konzerte. Die CD-Verkäufe heutzutage laufen so schlecht, dass man mit dem Streamen einfach mehr Leute erreicht. Wenn Jemand unser Album hört und uns kennenlernt, dann finde ich das gut und bringt uns auch wieder etwas. Vielleicht kauft sich Derjenige dafür am Konzert die CD, wenn es ihm gefällt. Unter anderem gibt es immer noch viele Leute, die gerne noch etwas in den Händen halten.
hitparade.ch: Der Song 'On And On' ist einer meiner Favoriten. Ich habe jedoch gesehen, dass der Song schon vor einem Jahr auf YouTube hochgeladen wurde. Der Clip ist sehr speziell.
Nina Gutknecht: Es gibt ein paar Songs auf dem Album, die schon älter sind. Wir hatten sonst nie Etwas richtig veröffentlicht, "On And On" ist ein Spezialfall. Eigentlich wollten wir das Lied zu einem früheren Zeitpunkt als Single-Auskoppelung. Ein Freund von mir, der in der Schule für Gestaltung war, hat in seinem Abschluss-Projekt in Richtung Animation einen Clip gemacht. Er fragte uns an, ob er einen Song von uns benutzen dürfe. Zu diesem Song ist dieser Clip entstanden. Der Song ist auch auf dem Album, aber in einer anderen Version.
hitparade.ch: Kommen wir zur Tour: Ihr habt einige Konzerte geplant, kommt noch mehr, als auf der Homepage ersichtlich ist?
Nina Gutknecht: Es ist durchaus schwierig, besonders wenn man bucht, bevor das Album erscheint. Die Veranstalter möchten nichts riskieren für etwas Neues, das noch niemand kennt. Da es schwierig einzuschätzen ist, warten sie zuerst einmal ab. Die meisten Reaktionen waren die, dass sie zuerst einmal schauten, wie das Album ankommt, darum ist unsere Release Tour noch relativ bescheiden. Wir hoffen, dass wir auch im Sommer oft spielen können.
hitparade.ch: Welche Zukunftswünsche habt ihr für die Band?
Nina Gutknecht: Das Wichtigste für uns ist das live Spielen. Es ist generell für einen Musiker das Schönste, so oft wie möglich Konzerte geben zu können. Wenn die Leute wegen dir kommen, ist dies das Schönste!
Simon Rupp: Genau, für das probt man, für das macht man CD-Aufnahmen!
hitparade.ch: Was erwartet Jemand, der euch noch nicht kennt, wenn er euer Konzert besucht?
Simon Rupp: Sie (Nina Gutknecht) singt mit zwei Mikrofonen.
Nina Gutknecht: Genau, das ist wahr! Warum das so ist, müsst ihr selber erleben! *lacht*
hitparade.ch: Was haltet ihr von den Top 10 der Schweizer Album Charts?
Nickelback - Here And Now
Nina Gutknecht: Das ist etwas für dich, Simon!
Simon Rupp: Nein, nicht wirklich. Ich fand zwar "How You Remind Me" von ihnen einen guten Song, aber mittlerweile gefallen sie mir überhaupt nicht mehr. Es ist ein bisschen poliert, so die typischen Poster Rocker.
Nina Gutknecht: Ja, auch nicht so mein Stil.
Knackeboul - Moderator
Nina Gutknecht: Der ist cool!
Simon Rupp: Ja genau, als er zu Gast war bei "Giacobbo/Müller". Das ist unglaublich, er hat wirklich Etwas drauf!
Nina Gutknecht: Ich finde seine Videos immer cool, die er mit der Katze macht. Er ist lustig.
Simon Rupp: Ich muss sagen, ich habe die CD noch nicht gehört, aber das hole ich nach.
Chris De Burgh - Footsteps 2
Nina Gutknecht: Hmm, Chris De Burgh?
Simon Rupp: Das ist ein alter Hase, oder?
Nina Gutknecht: Ich glaube, ich habe einmal von ihm eine Fernseh-Werbung gesehen, die aber mehr so Hausfrauen anspricht.
77 Bombay Street - Up In The Sky
Simon Rupp: Gut produziert, aber der neue Song "I Love Lady Gaga" gefällt mir überhaupt nicht.
Nina Gutknecht: Doch, der Song gefällt mir, nur schon der Text!
Amy Winehouse - Lioness: Hidden Treasures
Nina Gutknecht: Ich denke sie sticht bei diesen Top 10 schon ein bisschen heraus, ist eine andere Liga. Die erste CD ist wirklich super. Sie war eine gute Künstlerin.
Simon Rupp: Ich kenne die ersten zwei Alben, wirklich gut.
Adele - 21
Nina Gutknecht: 52 Wochen? Wow, das ist wirklich berechtigt! Sehr schöne Songs, sehr coole Stimme!
Simon Rupp: Genau, das finde ich auch! "Rolling In The Deep" ist wirklich sehr interessant produziert, alle Instrumente sind höher gestimmt.
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Sonja Eberhard, Gabi Wegmüller