Interview mit Lovebugs
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16 Jahre nach der Gründung der Lovebugs erscheint das erste Greatest-Hits-Album mit allen Single-Hits. Wir haben Adrian Sieber getroffen und über aktuelle Themen gesprochen sowie ein wenig zurückgeblickt.
hitparade.ch: Momentan steht recht viel an: Der Auftritt bei den "Grössten Schweizer Hits", der Release des Best-Of-Albums und dann noch der Auftritt bei "Energy Stars For Free". Was wird der schönste Moment sein in diesem ereignisreichen November?
Adrian: Wenn man in der Release-Phase ist, hat man tausende von Eindrücken, ein Highlight jagt das andere. Das ist unser erstes Best-Of und ein spezieller Moment, denn das haben wir noch nie gemacht und wissen nicht, was auf uns noch zukommt. Dann ist sicher auch Stars For Free ein Highlight.
hitparade.ch: Letzten Sonntag hat es ja leider nicht gereicht fürs Podest bei den Schweizer Hits. Was waren denn deine Erwartungen und warst du enttäuscht?
Adrian: Ja logisch ist man immer enttäuscht, auch wenn man das Gefühl hat, dass man den Job gut gemacht hat. Aber eigentlich war es genau die Erwartung, die wir hatten, weil wir uns nicht wirklich kompatibel zu dieser Sendung sehen. Aber wir wurden nominiert, und dann ist es Ehrensache, dabei zu sein und das Beste zu geben.
hitparade.ch: Im Gegensatz zu Bligg habt ihr habt ja nicht live gesungen. War das keine Option für dich?
Adrian: Wir wussten gar nicht, dass die Möglichkeit besteht, Halb-Playback, also mit Live-Gesang, zu spielen. Wir sind immer davon ausgegangen, dass es klar ist, dass es einfach Playback ist.
hitparade.ch: Was meinst du zu der ganzen Diskussion über das Voting, das es zulässt, dass immer wieder Volksmusik-Titel zuoberst landen?
Adrian: Alle Wettbewerbe - speziell bei der Musik - sind nie fair, das ist einfach so, und da kann man nichts machen. Es gibt immer nur einen Gewinner und viele Verlierer, und Musik ist Musik und kein Wettbewerb. Ich finde diese Sendung gut, Musik soll zelebriert werden, vor allem auch Schweizer Musik im Schweizer Fernsehen ist extrem wichtig. Ich persönlich würde es vorziehen, eine Sendung zu haben, wo volkstümliche Musik und Pop/Rock/Hip-Hop separat stattfinden. Es sind zwei Welten, die miteinander nichts zu tun haben.
hitparade.ch: Ihr wart bereits vor drei Jahren bei Stars For Free, jetzt seid ihr wieder dabei. Für die Musikfans ist das ja ein riesiger Anlass, und es gibt einen grossen Run auf die Tickets. Wie ist das für euch Musiker?
Adrian: Es ist ein Spektakel, wo alle Acts live spielen. Es sind vier Songs, und das ist eine spezielle Situation. Es ist eine heilige Halle, denn es sagen alle Musiker in der Schweiz, dass man dort einfach mal gespielt haben soll. Wir freuen uns extrem.
hitparade.ch: Kommen wir zu eurer "Best Of". Wie habt ihr die Songs ausgewählt für diese CD?
Adrian: Es ist eine Single-Collection. Es war von Anfang an klar, dass wir die erfolgreichsten Singles nehmen werden. Für die eine CD hat es dann aber nicht für alle gereicht. Darum sind ein paar Singles nicht zum Zug gekommen, aber die bekanntesten sind drauf plus die beiden neuen Songs.
hitparade.ch: Viele Bands machen bei einer "Best Of" noch eine zweite CD mit Raritäten, Remixes und speziellen Live Versionen. Da gäbe es bei euch ja sicher auch einiges, wieso macht ihr so was nicht?
Adrian: Wir haben mal darüber geredet, aber wir wollten auf der CD möglichst viel Musik zum möglichst kleinen Preis bieten. Wenn man eine DVD dazugelegt hätte, hätte es die ganze Produktion verteuert, dass man die CD teuer hätte verkaufen müssen. Ich finde es gut, wenn man sich einschränkt auf das, um was es wirklich geht. Und das sind die Singles. Es ist ein schöner Überblick, und es hat auch Sachen drauf wie "Flavour Of The Day", das es noch nie auf ein Album geschafft hat.
hitparade.ch: Oftmals sind "Best Of"s auch verbunden mit einem Schnitt in der Band oder deren Umfeld. Muss man bei euch auch so etwas erwarten?
Adrian: Es lustig, dies fragen uns alle, und wir waren es uns gar nicht bewusst gewesen. Wir fanden einfach, dass eine "Best Of" dazu gehört, es gab Songs, die es noch nie auf ein Album geschafft haben. Viele Leute meinten, wir sollten es einfach mal machen, da wir so viele Songs haben und viele immer noch nicht wissen, welche Songs die Lovebugs schon geschrieben haben und bekannt sind. Es ist alle Jahre immer wieder ein Thema gewesen, dieses Jahr hat es sich dann ergeben, das durchzuziehen. Für uns ist es eine weitere Etappe unserer Geschichte.
hitparade.ch: Bislang habt ihr euch stets ohne Covers auf den Studio-Alben behaupten können. Kam es für euch nie in Frage, Songs für ein Studio-Album zu covern?
Adrian: Am Anfang war es so, dass ich gar keine Songs hätte covern können, weil ich nicht wusste, wie man sie spielt. Ich habe nur die vier Akkorde meiner eigenen Songs beherrscht (lacht). Ich finde, dass bei den Lovebugs die eigenen Songs dazugehören, unser Songwriting ist ein wichtiger Teil. Nichtsdestotrotz streuen wir live immer einige Covers hinzu, im Moment haben wir ein Live-Medley: "Living On Video" von Trans-X gemischt mit "Killer" von Adamski und Seal. Dort können wir ganz abgefahrene Sachen machen, dies machen wir aber live.
Ganz am Anfang, als wir eine Punk-Band waren, hatten wir auf einer EP "Back For Good" von Take That. Der Hidden-Track von Awaydays ist auch eine Cover-Version, eine ganz coole. Und auf Naked gibt es auch was. Vereinzelt hat es das schon gegeben, aber es waren nie die Songs, die gross rausgekommen sind.
hitparade.ch: Als ihr angefangen habt, wart ihr knapp über 20 Jahre alt, heute geht's gegen die 40. Fühlt man sich dann manchmal auch schon ein wenig alt, wenn man auf die Karriere zurückblickt?
Adrian: In gewissen Situationen merkt man, dass man nicht mehr 18 ist. Aber im Grossen und Ganzen ist es je länger ich das mache desto toller. Es ist schön, zurückzuschauen um zu sehen, was man erreicht hat und dass es immer noch funktioniert. Auch dass wir immer noch Freunde sind, ist nicht selbstverständlich. Aber ich finde, man ist so alt, wie man sich fühlt. Und Musik machen haltet dich auf Trab und man ist am Puls der Zeit, von dem her werden wir das noch ein paar Jahre so weitermachen.
hitparade.ch: Welches waren die drei grössten Highlights in den letzten 15 Jahren?
Adrian: Ein Highlight war die Aufnahme von Naked im Stadttheater Basel. Das war ein legendärer Moment, wo wir ein Jahr lang für ein Konzert gearbeitet haben, hingegangen sind mit dem Wissen, dass es jetzt zählt, und dann mit dem Publikum aufgenommen haben. Das war gigantisch. Ein weiterer legendärer Auftritt war es, als wir vor den Stones in Dübendorf spielen konnten. Als Konzert für sich war es nicht ein Highlight, aber als Eindruck und Erlebnis war es was ganz Spezielles. Als drittes würde ich das aufzählen, als wir das erste Mal in Berlin gespielt haben. Das ist ein Moment, wo ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Wir sind in Basel in den Nightliner gestiegen, sind in der Nacht abgefahren, haben ein Bier getrunken und dann geschlafen. Am Morgen als wir aufgewacht sind und die Türe aufgemacht haben, standen wir vor dem Club in Berlin. Und es hatte Leute, die auf unsere Band warteten. Das ist Teil vom Traum, den man als Musiker hat.
hitparade.ch: Und welches der grösste Tiefschlag?
Adrian: Wir hatten Hochs und Tiefs, und wie man weiss, sind wir eine Band, die alles selbst ausprobiert und sich nicht reinreden lässt, und da haben wir auch kein Fettnäpfchen ausgelassen. Generell schwierig war die Zeit, als wir den Vertrag mit RCA Hamburg hatten. Das hat von Anfang an nicht funktioniert. Man hat sich nicht verstanden und von verschiedenen Sachen geschwatzt. Wir hätten mit einem Produzenten zusammen arbeiten sollen, mit dem wir uns nicht verstanden haben. Das war schwierig und es war nicht einfach, vom Vertrag loszukommen. Wir haben das dann irgendwie geschafft, aber daran denke ich nicht so gerne zurück.
hitparade.ch: Ihr hattet eure ersten kommerziellen Erfolge 1999, ein Jahr in dem die Musikindustrie von Napster überrascht und von MP3 überrollt wurde. Ihr seid sozusagen damit aufgewachsen, dass man Musik einfach rund um den Globus tauschen kann. Inwiefern hat es euch geholfen und wie geschadet?
Adrian: Ich glaube, das ist einfach Realität im Musikbusiness geworden. Es schadet in einem Bereich, in anderen Bereichen bringt es auch viel. Ich sehe es immer noch als Segen für die Musik an und für sich. Man sagt, dass sich noch nie so viele Leute für die Musik interessiert haben, seit die Musik etwas zugänglicher ist, auf welchem Weg auch immer. Es ist verrückt, als wir angefangen haben, war Internet kein Thema. Man hat noch Postkarten verschickt mit den Konzertdaten. Es hat sich wahnsinnig viel verändert.
hitparade.ch: Ihr hattet auch schon Wechsel in der Band. Hält man da Kontakt zu alten Weggefährten und sitzt man auch mal wieder zusammen und macht Musik oder holt sie auf die Bühne?
Adrian: Wechsel hatten wir eigentlich nur einen grossen. In den Anfängen hatten wir noch eine Schlagzeugerin bei den ersten beiden Konzerten. Aber das war nicht so einschneidend. Der Abgang von Baschi war der einzige Moment, wo sich die Band strukturell verändert hat. Er wohnt noch in Basel, und wenn man sich über den Weg läuft, dann kennt man sich noch und ist noch Freunde. Aber zusammen Musik machen ist auf jeden Fall kein Thema.
hitparade.ch: Können wir in 15 Jahren wieder zusammensitzen und über die "Best Of The Lovebugs - The 2nd Decade" sprechen?
Adrian: So wie bei Queen, das wäre noch schön. Ich finde ein "Best Of" etwas Schönes, vergleichbar mit Naked damals, aber auf eine andere Art. Es ist eine Zusammenstellung, wo man sieht, was wir in dieser Zeit gemacht haben.
hitparade.ch: Und worüber werden wir sprechen in 15 Jahren?
Adrian: Hoffentlich immer noch über Musik und über hitparade.ch. Das Gute an der Sache ist, dass es Musik immer braucht. Es braucht immer neue Musik, und sie wird ihren Weg finden. Von dem her, treffen wir uns hier wieder in 15 Jahren (lacht).
hitparade.ch: Kommen wir wieder zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie schnell kommentieren?
10. Shakira - She Wolf
Adrian: Finde ich ein extrem gutes Lied, vor allem, wenn man das Video sieht.
9. P!nk - Funhouse
Adrian: Pink hat ein cooles Image, ist sympathisch und hat manchmal gute und manchmal schlechte Lieder.
8. Gossip - Heavy Cross
Adrian: Finde ich unglaublich, dass sie so einen Hit landen konnten. Ich kenne die Band schon seit x Jahren und hätte mir nie vorstellen können, dass die mal in einer Top 10 auftauchen. Das freut mich doppelt, denn es taucht nicht oft eine Band im klassischen Sinn in den Top 10 der Singles Charts auf. Und das ist wieder mal passiert und das ist toll.
6. David Guetta feat. Akon - Sexy Bitch
Adrian: Ich kenne nur "When Love Takes Over". Der Titel tönt spektakulär, den Song kenne ich aber nicht.
5. Lady GaGa - Paparazzi
Adrian: Ist ein unglaubliches Phänomen. Mir ist immer ein wenig komisch, wenn man mehr über andere Sachen redet als über die Musik, und das ist bei Lady GaGa der Fall. Aber sie hat schon einige rechte Knaller abgeliefert.
4. Melanie Fiona - Monday Morning
Adrian: Bei Melanie Fiona weiss ich nur, dass sie auf der nächsten Stress-Platte singt, und das finde ich beeindruckend.
2. OneRepublic - All The Right Moves
Adrian: Das ist auch der, der die Songs für Leona Lewis macht. Er hat gerade den Nerv der Zeit getroffen - Chappeau!
1. Robbie Williams - Bodies
Adrian: Das ist Robbie Williams, und ich glaube er könnte seine WC-Spülung aufnehmen, und es wäre ein Hit. Yeah - Number 1!
hitparade.ch: Momentan steht recht viel an: Der Auftritt bei den "Grössten Schweizer Hits", der Release des Best-Of-Albums und dann noch der Auftritt bei "Energy Stars For Free". Was wird der schönste Moment sein in diesem ereignisreichen November?
Adrian: Wenn man in der Release-Phase ist, hat man tausende von Eindrücken, ein Highlight jagt das andere. Das ist unser erstes Best-Of und ein spezieller Moment, denn das haben wir noch nie gemacht und wissen nicht, was auf uns noch zukommt. Dann ist sicher auch Stars For Free ein Highlight.
hitparade.ch: Letzten Sonntag hat es ja leider nicht gereicht fürs Podest bei den Schweizer Hits. Was waren denn deine Erwartungen und warst du enttäuscht?
Adrian: Ja logisch ist man immer enttäuscht, auch wenn man das Gefühl hat, dass man den Job gut gemacht hat. Aber eigentlich war es genau die Erwartung, die wir hatten, weil wir uns nicht wirklich kompatibel zu dieser Sendung sehen. Aber wir wurden nominiert, und dann ist es Ehrensache, dabei zu sein und das Beste zu geben.
hitparade.ch: Im Gegensatz zu Bligg habt ihr habt ja nicht live gesungen. War das keine Option für dich?
Adrian: Wir wussten gar nicht, dass die Möglichkeit besteht, Halb-Playback, also mit Live-Gesang, zu spielen. Wir sind immer davon ausgegangen, dass es klar ist, dass es einfach Playback ist.
hitparade.ch: Was meinst du zu der ganzen Diskussion über das Voting, das es zulässt, dass immer wieder Volksmusik-Titel zuoberst landen?
Adrian: Alle Wettbewerbe - speziell bei der Musik - sind nie fair, das ist einfach so, und da kann man nichts machen. Es gibt immer nur einen Gewinner und viele Verlierer, und Musik ist Musik und kein Wettbewerb. Ich finde diese Sendung gut, Musik soll zelebriert werden, vor allem auch Schweizer Musik im Schweizer Fernsehen ist extrem wichtig. Ich persönlich würde es vorziehen, eine Sendung zu haben, wo volkstümliche Musik und Pop/Rock/Hip-Hop separat stattfinden. Es sind zwei Welten, die miteinander nichts zu tun haben.
hitparade.ch: Ihr wart bereits vor drei Jahren bei Stars For Free, jetzt seid ihr wieder dabei. Für die Musikfans ist das ja ein riesiger Anlass, und es gibt einen grossen Run auf die Tickets. Wie ist das für euch Musiker?
Adrian: Es ist ein Spektakel, wo alle Acts live spielen. Es sind vier Songs, und das ist eine spezielle Situation. Es ist eine heilige Halle, denn es sagen alle Musiker in der Schweiz, dass man dort einfach mal gespielt haben soll. Wir freuen uns extrem.
hitparade.ch: Kommen wir zu eurer "Best Of". Wie habt ihr die Songs ausgewählt für diese CD?
Adrian: Es ist eine Single-Collection. Es war von Anfang an klar, dass wir die erfolgreichsten Singles nehmen werden. Für die eine CD hat es dann aber nicht für alle gereicht. Darum sind ein paar Singles nicht zum Zug gekommen, aber die bekanntesten sind drauf plus die beiden neuen Songs.
hitparade.ch: Viele Bands machen bei einer "Best Of" noch eine zweite CD mit Raritäten, Remixes und speziellen Live Versionen. Da gäbe es bei euch ja sicher auch einiges, wieso macht ihr so was nicht?
Adrian: Wir haben mal darüber geredet, aber wir wollten auf der CD möglichst viel Musik zum möglichst kleinen Preis bieten. Wenn man eine DVD dazugelegt hätte, hätte es die ganze Produktion verteuert, dass man die CD teuer hätte verkaufen müssen. Ich finde es gut, wenn man sich einschränkt auf das, um was es wirklich geht. Und das sind die Singles. Es ist ein schöner Überblick, und es hat auch Sachen drauf wie "Flavour Of The Day", das es noch nie auf ein Album geschafft hat.
hitparade.ch: Oftmals sind "Best Of"s auch verbunden mit einem Schnitt in der Band oder deren Umfeld. Muss man bei euch auch so etwas erwarten?
Adrian: Es lustig, dies fragen uns alle, und wir waren es uns gar nicht bewusst gewesen. Wir fanden einfach, dass eine "Best Of" dazu gehört, es gab Songs, die es noch nie auf ein Album geschafft haben. Viele Leute meinten, wir sollten es einfach mal machen, da wir so viele Songs haben und viele immer noch nicht wissen, welche Songs die Lovebugs schon geschrieben haben und bekannt sind. Es ist alle Jahre immer wieder ein Thema gewesen, dieses Jahr hat es sich dann ergeben, das durchzuziehen. Für uns ist es eine weitere Etappe unserer Geschichte.
hitparade.ch: Bislang habt ihr euch stets ohne Covers auf den Studio-Alben behaupten können. Kam es für euch nie in Frage, Songs für ein Studio-Album zu covern?
Adrian: Am Anfang war es so, dass ich gar keine Songs hätte covern können, weil ich nicht wusste, wie man sie spielt. Ich habe nur die vier Akkorde meiner eigenen Songs beherrscht (lacht). Ich finde, dass bei den Lovebugs die eigenen Songs dazugehören, unser Songwriting ist ein wichtiger Teil. Nichtsdestotrotz streuen wir live immer einige Covers hinzu, im Moment haben wir ein Live-Medley: "Living On Video" von Trans-X gemischt mit "Killer" von Adamski und Seal. Dort können wir ganz abgefahrene Sachen machen, dies machen wir aber live.
Ganz am Anfang, als wir eine Punk-Band waren, hatten wir auf einer EP "Back For Good" von Take That. Der Hidden-Track von Awaydays ist auch eine Cover-Version, eine ganz coole. Und auf Naked gibt es auch was. Vereinzelt hat es das schon gegeben, aber es waren nie die Songs, die gross rausgekommen sind.
hitparade.ch: Als ihr angefangen habt, wart ihr knapp über 20 Jahre alt, heute geht's gegen die 40. Fühlt man sich dann manchmal auch schon ein wenig alt, wenn man auf die Karriere zurückblickt?
Adrian: In gewissen Situationen merkt man, dass man nicht mehr 18 ist. Aber im Grossen und Ganzen ist es je länger ich das mache desto toller. Es ist schön, zurückzuschauen um zu sehen, was man erreicht hat und dass es immer noch funktioniert. Auch dass wir immer noch Freunde sind, ist nicht selbstverständlich. Aber ich finde, man ist so alt, wie man sich fühlt. Und Musik machen haltet dich auf Trab und man ist am Puls der Zeit, von dem her werden wir das noch ein paar Jahre so weitermachen.
hitparade.ch: Welches waren die drei grössten Highlights in den letzten 15 Jahren?
Adrian: Ein Highlight war die Aufnahme von Naked im Stadttheater Basel. Das war ein legendärer Moment, wo wir ein Jahr lang für ein Konzert gearbeitet haben, hingegangen sind mit dem Wissen, dass es jetzt zählt, und dann mit dem Publikum aufgenommen haben. Das war gigantisch. Ein weiterer legendärer Auftritt war es, als wir vor den Stones in Dübendorf spielen konnten. Als Konzert für sich war es nicht ein Highlight, aber als Eindruck und Erlebnis war es was ganz Spezielles. Als drittes würde ich das aufzählen, als wir das erste Mal in Berlin gespielt haben. Das ist ein Moment, wo ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Wir sind in Basel in den Nightliner gestiegen, sind in der Nacht abgefahren, haben ein Bier getrunken und dann geschlafen. Am Morgen als wir aufgewacht sind und die Türe aufgemacht haben, standen wir vor dem Club in Berlin. Und es hatte Leute, die auf unsere Band warteten. Das ist Teil vom Traum, den man als Musiker hat.
hitparade.ch: Und welches der grösste Tiefschlag?
Adrian: Wir hatten Hochs und Tiefs, und wie man weiss, sind wir eine Band, die alles selbst ausprobiert und sich nicht reinreden lässt, und da haben wir auch kein Fettnäpfchen ausgelassen. Generell schwierig war die Zeit, als wir den Vertrag mit RCA Hamburg hatten. Das hat von Anfang an nicht funktioniert. Man hat sich nicht verstanden und von verschiedenen Sachen geschwatzt. Wir hätten mit einem Produzenten zusammen arbeiten sollen, mit dem wir uns nicht verstanden haben. Das war schwierig und es war nicht einfach, vom Vertrag loszukommen. Wir haben das dann irgendwie geschafft, aber daran denke ich nicht so gerne zurück.
hitparade.ch: Ihr hattet eure ersten kommerziellen Erfolge 1999, ein Jahr in dem die Musikindustrie von Napster überrascht und von MP3 überrollt wurde. Ihr seid sozusagen damit aufgewachsen, dass man Musik einfach rund um den Globus tauschen kann. Inwiefern hat es euch geholfen und wie geschadet?
Adrian: Ich glaube, das ist einfach Realität im Musikbusiness geworden. Es schadet in einem Bereich, in anderen Bereichen bringt es auch viel. Ich sehe es immer noch als Segen für die Musik an und für sich. Man sagt, dass sich noch nie so viele Leute für die Musik interessiert haben, seit die Musik etwas zugänglicher ist, auf welchem Weg auch immer. Es ist verrückt, als wir angefangen haben, war Internet kein Thema. Man hat noch Postkarten verschickt mit den Konzertdaten. Es hat sich wahnsinnig viel verändert.
hitparade.ch: Ihr hattet auch schon Wechsel in der Band. Hält man da Kontakt zu alten Weggefährten und sitzt man auch mal wieder zusammen und macht Musik oder holt sie auf die Bühne?
Adrian: Wechsel hatten wir eigentlich nur einen grossen. In den Anfängen hatten wir noch eine Schlagzeugerin bei den ersten beiden Konzerten. Aber das war nicht so einschneidend. Der Abgang von Baschi war der einzige Moment, wo sich die Band strukturell verändert hat. Er wohnt noch in Basel, und wenn man sich über den Weg läuft, dann kennt man sich noch und ist noch Freunde. Aber zusammen Musik machen ist auf jeden Fall kein Thema.
hitparade.ch: Können wir in 15 Jahren wieder zusammensitzen und über die "Best Of The Lovebugs - The 2nd Decade" sprechen?
Adrian: So wie bei Queen, das wäre noch schön. Ich finde ein "Best Of" etwas Schönes, vergleichbar mit Naked damals, aber auf eine andere Art. Es ist eine Zusammenstellung, wo man sieht, was wir in dieser Zeit gemacht haben.
hitparade.ch: Und worüber werden wir sprechen in 15 Jahren?
Adrian: Hoffentlich immer noch über Musik und über hitparade.ch. Das Gute an der Sache ist, dass es Musik immer braucht. Es braucht immer neue Musik, und sie wird ihren Weg finden. Von dem her, treffen wir uns hier wieder in 15 Jahren (lacht).
hitparade.ch: Kommen wir wieder zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du sie schnell kommentieren?
10. Shakira - She Wolf
Adrian: Finde ich ein extrem gutes Lied, vor allem, wenn man das Video sieht.
9. P!nk - Funhouse
Adrian: Pink hat ein cooles Image, ist sympathisch und hat manchmal gute und manchmal schlechte Lieder.
8. Gossip - Heavy Cross
Adrian: Finde ich unglaublich, dass sie so einen Hit landen konnten. Ich kenne die Band schon seit x Jahren und hätte mir nie vorstellen können, dass die mal in einer Top 10 auftauchen. Das freut mich doppelt, denn es taucht nicht oft eine Band im klassischen Sinn in den Top 10 der Singles Charts auf. Und das ist wieder mal passiert und das ist toll.
6. David Guetta feat. Akon - Sexy Bitch
Adrian: Ich kenne nur "When Love Takes Over". Der Titel tönt spektakulär, den Song kenne ich aber nicht.
5. Lady GaGa - Paparazzi
Adrian: Ist ein unglaubliches Phänomen. Mir ist immer ein wenig komisch, wenn man mehr über andere Sachen redet als über die Musik, und das ist bei Lady GaGa der Fall. Aber sie hat schon einige rechte Knaller abgeliefert.
4. Melanie Fiona - Monday Morning
Adrian: Bei Melanie Fiona weiss ich nur, dass sie auf der nächsten Stress-Platte singt, und das finde ich beeindruckend.
2. OneRepublic - All The Right Moves
Adrian: Das ist auch der, der die Songs für Leona Lewis macht. Er hat gerade den Nerv der Zeit getroffen - Chappeau!
1. Robbie Williams - Bodies
Adrian: Das ist Robbie Williams, und ich glaube er könnte seine WC-Spülung aufnehmen, und es wäre ein Hit. Yeah - Number 1!