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Interview mit Lunatica

Die Vorabsingle ‚Who You Are' wird schon auf sämtlichen Radiostationen rauf und runter gespielt. Nun stehen Lunatica mit ihrem neuen Album "The Edge Of Infinity" in den Startlöchern. Ein guter Grund für hitparade.ch den ‚Nightwishs" der Schweiz um Sängerin Andrea Dätwyler einen Besuch abzustatten.

hitparade.ch: Wie kamt ihr auf den Bandnamen Lunatica?
Sandro (Gitarist): Alex und ich lagen leicht angetrunken damals auf so einem Stapler rum und betrachteten den hellen Mond. Auf italienisch heisst Mond luna, so kamen wir über launisch letztendlich auf Lunatica.

hitparade.ch: Euch gibt es bereits seit 1998. Wie habt ihr als Band zusammengefunden und wie hat sich die Band im Laufe der Jahre verändert und entwickelt?
Andrea (Sängerin): Lunatica wurde von Alex und Sandro gegründet, kurz darauf stiess Andy als Gitarist dazu. Ich selber kam erst 2000 hinzu, als die Band eine Leadsängerin suchte. Unsere zwei Jüngsten im Bunde sind MG (Emilio) und Ronnie für Bass und Schlagzeug und die sind jetzt auch schon gut zweieinhalb Jahre mit dabei.

hitparade.ch: Mit eurem letzten Album "Fables & Dreams" hattet ihr einen echten Szene-Erfolg. Für Leute, denen eure Musik noch nicht so vertraut ist - wie würdet ihr euren Stil beschreiben?
Ronnie (Drummer): Unsere Musik ist nicht eindeutig mit einem bestimmten Stil zu definieren. Rock-, Metal-, Popeinflüsse sind in ihr enthalten. Also ich würde unseren Sound jetzt mal als Symphonic Metal bezeichnen.

hitparade.ch: Euer neues Album heisst ‚The Edge Of Infinity'. Was wollt ihr mit diesem Titel aussagen und was wollt ihr insgesamt mit dem gesamten Album dem Hörer vermitteln?
Andrea: ‚The Edge Of Infinity', also der Rand der Unendlichkeit, kam MG in den Sinn und alle fanden gleich, dass der Titel super klingt und passend ist. Für mich ist Unendlichkeit ein sehr abstrakter Begriff. Ich bin nicht unbedingt ein Mathegenie. Für mich liegt der Begriff ‚Unendlichkeit' eher im Geistlichen. Man kann mit seinem Geist unendlich weit reisen, man kann träumen, an seine Träume glauben und diese letztendlich auch verwirklichen. Der Geist ist frei! Aber jeder soll sich eine eigene Meinung über das gesamte Album bilden. Es ist kein Konzeptalbum. Wir haben es bewusst ‚offen' gelassen. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, teilweise auch um ein wenig Fantasie und Sagengeschichten. Also so in etwa wie beim letzten Album ist es bunt gemischt.

hitparade.ch: Dieter Meier von Yello spricht die Introduction auf 'The Edge Of Infinity'. Wie kam diese Kooperation zustande?
Alex: Auf dem Yello Album ‚Pocket Universe' gibt es ein Intro, das mich vor über 10 Jahren von der Stimme und Atmosphäre her regelrecht geflasht und imponiert hat. Unser Ziel war es immer einen solchen Sprecher wie Dieter Meier einmal für uns zu gewinnen. Also kontaktierte ich das Management und ja, es war keine einfache Aufgabe Dieter Meier zu bekommen, aber letztendlich hat es funktioniert.

hitparade.ch: Was steht bei euch zuerst - die Melodie, der Sound oder die Texte? Und wie geht ihr allgemein beim Komponieren und Produzieren vor?
Alex (Keyboarder): Die besten Songwriterideen kommen mir eigentlich meistens nachts und wenn ich unter Zeitdruck stehe. Zuerst steht ein Gerüst bestehend aus einer einfachen Akkordfolge beziehungsweise Keyboardmelodie. Bei unserem neuen Album habe ich zuerst zu Hause viel allein gemacht. Zum Glück ist es bei uns so, dass jeder noch seinen eigenen Senf hinzufügt. Das Gerüst wird ausgebaut und gefüllt durch hinzukommende Gitarre und Schlagzeug und letztendlich kommen die Lyrics - sprich der Gesang - dazu. Manchmal kann es aber auch sein, dass zuerst die Drums oder die Lyrics stehen.
Unsere Produzenten helfen uns natürlich sehr im Studio den letzten, nötigen Schliff, die Power für unsere Songs zu arrangieren. Und oftmals ist es so, dass im Studio noch einige Ideen entstehen. Man kann nie von Anfang an sagen, wie es letztendlich klingt bis es endgültig fertig gemastert ist.

hitparade.ch: Inwiefern haben Bands wie Nightwish oder Within Temptation euch beeinflusst? Gibt es andere musikalische Vorbilder?
Andrea: Wir wuchsen mit den 80er-Jahren auf. Also hat uns dieses Jahrzehnt musikalisch schon sehr beeinflusst - Metallica, Iron Maiden, Celtic Frost, Paradise Lost, auch viele Filmsoundtracks.
Bei Nightwish und Within Temptation kann man nicht unbedingt von Beeinflussung sprechen. Wir fingen ungefähr zur selben Zeit an Musik zu machen. Es ist insofern eine Chance für uns entstanden, durch den Hype um diese Bands, dass Leute auf uns aufmerksam wurden und wir selber bekannt und erfolgreich wurden. Solche Bands bieten einem selber also einen guten Wegbereiter. Zudem finde ich, dass durch solche Bands die oftmals belächelte Frauenrolle im Metalbereich endlich enttabuisiert wird. Frauen und Metal sollte endlich nicht mehr nur als ‚stylisch' gelten sondern langsam als ‚normal' betrachtet werden.
Alex (Keyboarder): Apropos Nightwish. Mit Tuomas Holopainen hab ich ab und zu Mailkontakt. Er schrieb mir, dass unser ‚Fables & Dreams' Album zu seinen Top-3 des Jahres 2004 gehörte. Sowas macht einen persönlich natürlich schon ein wenig stolz und gibt Antriebskraft für neue Sachen.

hitparade.ch: Euer CD-Artwork ist wie bei vielen Symphonic Metal-, Gothic- oder Rockbands sehr stilistisch, kunstvoll, futuristisch, episch designed. Wie wichtig ist euch dieser Qualitätsbereich und inwiefern seid ihr an der Cover-/Bookletgestaltung beteiligt?
Ronnie: Während wir im Studio die Songs einspielten, standen ja einige Titel schon fest, unter anderem auch der Haupttitel des Albums. Wir übergaben diese Titel Mattias Norén und liessen ihm in seiner Kreativität freien Lauf. Und es war einfach von Anfang an passend und entsprach auch unserem jeweiligen Geschmack. Also ohne dass wir grossen Einfluss darauf hatten - es passte einfach.

hitparade.ch: Stichwort Cover: Auf eurem letzten Album 'Fables & Dreams' gab's eine tolle Coverversion von Ultravox. Wie kam es dazu, dass ausgerechnet ‚Hymn' euch zu einer Eigeninterpretation führte?
Andy (Gitarist): Wie Andrea es bereits sagte, sind wir mehr oder weniger alle in den 80ern aufgewachsen. Wir suchten ein einfaches Lied, einfach so für uns, für den Übungsraum, um uns jeweils damit warmspielen zu können. Alex brachte dann mal eine CD-Box mit, mit Liedern aus den 80ern. Und ja, bei ‚Hymn' von Ultravox hat's dann gleich peng gemacht. Also spielten wir das regelmässig im Übungsraum und später auch live. Der Titel kam live so megamässig gut an, dass wir in gleich auf 'Fables & Dreams' mit draufpackten.

hitparade.ch: Was haltet ihr von durch die Musikindustrie gepuschten 'Pseudo
-Rockbands' wie z.B. Nu Pagadi, Tokio Hotel, Killerpilze oder die neue deutsche Rock-Prinzessin LaFee? Der Style scheint ja gerade ‚in' zu sein, also was haltet ihr von dieser ganzen Kommerzialisierungsmaschinerie?
MG (Bassist): An und für sich ist's eigentlich egal. Es kommt immer auf die Leute drauf an, die das Produkt dann auch kaufen, denen muss es gefallen. Wer dahinter steht oder wie solche Projekte zustande kommen, ist schlussendlich egal. Ich meine, jeder der eine CD veröffentlicht ist im Grunde kommerziell.

hitparade.ch: Wenn ihr eine Persönlichkeit wählen könntet - welche wäre das bzw. in wessen Person habt ihr schon einmal gelebt?
Ronnie: Ich glaube nicht an Wiedergeburt. Ich könnte mich jetzt auch spontan nicht mit irgendjemandem vergleichen - das ist ja gar nicht möglich bei mir (lacht). Wenn es so etwas aber wirklich gäbe, dann wäre ich früher wohl ein Haifisch gewesen. Dieses Tier fasziniert mich einfach extrem und vielleicht bestehen da gewisse Beziehungen.
MG: Schwer zu sagen. Wahrscheinlich war ich ein Bürger von Atlantis.
Andrea: Mich fasziniert die mächtige Natur Schottlands, diese ganzen Highlands und überhaupt die ganze Zeit während der Unabhängigkeitskriege dort, also war ich wohl früher mal ein schottischer Freiheitskämpfer - ein Highlander (lacht).
Sandro: Also wenn ich nochmals auf die Welt kommen sollte, dann als Peter Sellers.

hitparade.ch: Wie stellt ihr euch eure gemeinsame musikalische Zukunft vor? Gibt es evt. auch Soloprojekte zu erwarten?
Alex: An erster Linie steht der Spass, den wollen wir auch weiterhin haben. Sicherlich werden wir versuchen uns musikalisch weiterzuentwickeln und neue Sachen auszuprobieren. An Soloprojekten hätte ich selber momentan gar keinen Spass und mir fehlt auch die nötige Zeit dazu.
MG: Ich spiele nebenbei noch in zwei anderen Bands mit. Aber auch nur ‚just for fun' undergroundmässig, ohne öffentliche Releases und wenn dann nur auf Vinyl.
Andrea: Ich singe beim dritten Teil der ‚Genius'-Rockoper mit, die auch vom Frontiers-Label veröffentlicht wird.
Ronnie: Ich spiele nebenbei noch in einer zweiten Band, die für mich persönlich mehr als Funprojekt gilt. Sie ist bis jetzt noch namenlos und ich sehe dieses Zweitprojekt als gute Ergänzung zu Lunatica, als Übungsgruppe und Lehrgang, um mich weiterzuentwickeln.

hitparade.ch: Jeder unserer Interviewgäste darf ein kurzes Statement über die aktuelle Top-10 der CH-Hitparade abgeben. Weil es passend ist, nehmen wir für euch noch Platz 11 Lordi mit dazu.

11. Lordi - Hard Rock Hallelujah
Andrea: Ich fand's einfach super. Ich hatte sie vorher auch schon live erlebt. Mich faszinierte, wie sie das ganze beim Songcontest durchgezogen haben. Es war eine absolute Überraschung und den Song finde ich auch cool - gute Mitsinghymne.

10. Tiziano Ferro - Stop! Dimentica
alle einstimmig: Geht in Ordnung.

09. Mary J Blidge & U 2 - One
Alex: Das Original gefällt mir besser.

08. Rihanna - Unfaithful
Alex: Kennen wir nicht.

07. Paris Hilton - Stars Are Blind
Ronnie: Mich erstaunt's einfach, dass so eine so hoch kommen kann - mit so einem Song.
Sandro: Na Ronnie, wenn die doch soviel Kohle hat!
Ronnie: Psst - das kannst du doch hier so nicht sagen. Aber kann die überhaupt was? Egal, nächster Song bitte.

06. Crazy Frog - We Are The Champions
Andrea: Es ist generell eine Sünde Queen zu covern.

05. Baschi - Bring en hei
Sandro: Das Lied ist zwar nicht schlecht, aber ‚heibringe' vielleicht in 40 Jahren mal.
Andrea: Eine gute Stadionhymne und der Baschi ist ja so ein Sympathischer.

04. Sergio Mendes feat. The Black Eyed Peas - Más que nada
Andrea: Mir gefällts. Ich finde die Black Eyed Peas cool.

03. Nelly Furtado - Maneater
Andrea: Ich finde es noch speziell. Es ist sehr ungewohnt so etwas zu hören. Sie wirkt irgendwie emanzipierter und erwachsener als früher.

02. Shakira feat. Wyclef Jean - Hips Don't Lie
Alex: Katastrophe!
Sandro: Ähm, das Video wäre noch gut ohne Ton.

01. Gnarls Barkley - Crazy
Andrea: Cool. Cooler Sänger auch. Aber diesen Stil muss man wahrscheinlich mögen.