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Interview mit Madviolet





Brenley MacEachern und Lisa MacIsaac können am besten Songs fernab ihrer gewohnten Umgebung in abgelegenen Orten komponieren. Caravan heisst das zweite Album des in Toronto stationierten Duos Madviolet. Inspiriert von einem Vintage Wohnwagen, den sie während drei Wochen in Byron Bay, südlich von Brisbane, im Anschluss ihrer ersten Australien Tour letztes Jahr, bewohnten. Momentan sind sie auf Tour in der Schweiz und haben auch bei uns kurz reingeschaut.

hitparade.ch: Wie seid ihr auf euren Bandnamen gekommen und was bedeutet er?
Brenley: Das ist schon eine längere Geschichte. Wir sind ja nun sehr viel im Wohnwagen unterwegs, einfach auch, weil es für uns ein sehr inspirierender Ort zum Schreiben ist. Lange bevor wir unseren Bandnamen hatten, waren wir sechs Wochen im Wohnwagen unterwegs durch Amerika. Wir erreichten dann also New Mexico und kamen dort in einen kleinen Ort in der Nähe von Roswell. Und Roswell ist ja der Platz mit diesen ganzen Alien-Geschichten und den außerirdischen Geschehnissen. Außerdem waren wir dann auch noch zusätzlich aufgeregt, weil der Hotsprings dort auch noch stattfinden sollte. Also entschieden wir uns dazu, die Nacht dort zu verbringen. Als wir dann auf das Zeltlager kamen, kam mir eine Frau entgegen, die eine sehr merkwürdige Energie ausstrahlte. Ich hab mir damals nicht viel dabei gedacht, nur dass die Frau vielleicht etwas strange ist, mehr nicht. Aber ich hätte niemals daran gedacht, dass sie vielleicht sowas wie außerirdische Züge an sich hat oder so. Ich habe dann einfach nicht weiter darüber nachgedacht. Wir hatten dann noch ziemliche Probleme unseren Platz und dann auch noch den Hotsprings zu finden. Es passierten also alles in allem schon sehr merkwürdige Dinge. Als wir dann endlich zum Hotsprings kamen, waren wir überwältigt. Ich fand das alles unglaublich. Und dann passierte Folgendes. Lisa war schon längst aus dem Pool raus, weil es ihr einfach zu warm war. Ich erinnere mich noch, dass ich mich noch nie so gut in meinem Leben gefühlt habe. Und das Nächste an was ich mich dann erst erinnern kann, ist, dass ich neben dem Pool war und Lisa meinen Kopf in ihren Händen hielt. Sie weinte völlig unkontrolliert, wir wussten beide nicht, was passiert war, sie sprach auch gar nicht mit mir. Wir fuhren dann zurück ins Camp und ich wollte wissen, wie spät es war, wie lange Zeit wir im Pool usw. verbracht haben, aber ihre Uhr war stehen geblieben. Wir haben zwar den nächsten Morgen sehr darüber gelacht, aber es war alles sehr, sehr merkwürdig. Nun ja und die Frau, die ich da getroffen habe, hieß Violet und da das alles eine "mad" Erfahrung war, ist der Name "Madviolet" entstanden. Unglaublich, aber wahr (lacht).

hitparade.ch: Kanada ist musikalisch gesehen ein kleiner Fisch im Vergleich zu den USA - mal abgesehen von Shania Twain oder Bryan Adams - denkt ihr, dass es für euch einfacher oder schwerer gewesen wäre den Durchbruch in eurer Heimat und in anderen Ländern zu schaffen, wenn ihr aus den Staaten stammen würdet?
Lisa: Ich denke schon, dass wir eine größere Karriere in den Staaten haben könnten, wenn wir in Amerika geboren wären.
Brenley: Also Shania Twain und Bryan Adams sind schon diese großen Namen. Aber gerade in den letzten 10 Jahren sind so viele Künstler aufgekommen, die aus Kanada kommen, wie zum Beispiel Nelly Furtado oder Alanis Morissette, die hatten auch ihren Erfolg in anderen Ländern und zwar ziemlich schnell. Aber ich bin schon froh, dass ich klein anfangen kann und was dann kommt, wird man sehen.

hitparade.ch: Wie würdet ihr eure Musik beschreiben und wie stellt ihr euch den "typischen" Hörer der Songs vor?
Brenley: Ich sage manchmal, dass wir eben einfach Sänger und Songwriter sind, die ein sehr breites Spektrum haben. Es ist etwas Folk, etwas Pop, etwas Amerikanisch, etwas Keltisch. Wir haben auch eine sehr weitreichende Fanbase - von jungen Kerlen bis hin zu 80jährigen Frauen - da ist einfach alles dabei. Man kann das nicht auf eine Zielgruppe festlegen.
Lisa: Man könnte uns mit Simon & Garfunkel vergleichen. Die weibliche Version der 70ies Bands, die sehr viel Wert auf Harmonie legen. So könnte man uns beschreiben. Wenn man Simon & Garfunkel mag, dann könnte man auch Madviolet mögen. Wir wollen Leute ansprechen, die Wert auf gutes Songwriting legen und eben auch die gute alte Musik mögen, solche Leute hätten wir gerne im Publikum.

hitparade.ch: Von welchen Künstlern seid ihr besonders inspiriert worden?
Brenley: Unter anderem von Nick Lowe. Die Rolling Stones hatten sicherlich auch auf mein melodisches Gefühl Einfluss. Wir sind beide auch großer Neil Young Fan.
Lisa: Wir beide haben einen komplett unterschiedlichen Hintergrund. Ich komme eher aus dem instrumentalen Hintergrund, ich brauche Rhythmus, gerade auch für mein Geigenspiel. Aber durch Brenley habe ich viel in der Musikwelt entdeckt und auch viel dazugelernt.

hitparade.ch: Die Songs eures zweiten Albums "Caravan" entstanden während eines Australienaufenthaltes. Wie sah da die Entstehungsgeschichte der Songs aus?
Lisa: Es gibt da kein spezielles Schema, wie unsere Songs entstehen, jeder ist anders. Manchmal ist es so, dass Brenley etwas auf der Gitarre spielt und ich dann mit der entsprechenden Melodie mithelfe oder es passiert eben irgendwas am Tag, wo wir für die Texte inspiriert werden. Manchmal ist es auch so, dass Brenley vielleicht dreiviertel vom Song schon fertig hat und wir den Rest zusammen machen. Jeder Song ist da unterschiedlich.
Brenley: Es wäre schon schöner oder leichter, wenn man für das Songschreiben ein gewisses Schema hätte, aber das wird bei uns nicht passieren.

hitparade.ch: Gibt es diesbezüglich schon Pläne, wie und wo die Songs für das nächste Album geschrieben und komponiert werden?
Brenley: Wir haben bereits einige Songs für das neue Album geschrieben. Viele dieser Songs werden wieder in "geschlossenen" Räumen geschrieben, wie letzte Woche auf dem Weg von Mailand nach Zürich im Zug.
Lisa: Es ist nun einfach mal so, dass wir viel unterwegs sind, also werden einfach sehr viele Songs auch irgendwo unterwegs geschrieben.

hitparade.ch: Habt ihr einen persönlichen Favoriten unter den zehn Songs?
Lisa: Das wechselt bei mir von Tag zu Tag und kommt auch darauf an, in welcher Stimmung ich bin.
Brenley: Also wenn ich das Album anhöre, dann mag ich "Way Past The Hour" und "Prayed" ganz besonders. Zugegeben, ich habe das Album nicht wirklich oft angehört, aber diese beiden Lieder mag ich besonders.

hitparade.ch: In den letzten fünf Jahren seid ihr regelmäßig bei Konzerten und Festivals in der Schweiz aufgetreten - wie würdet ihr das Schweizer Publikum und die Stimmung bei Auftritten im Vergleich zu dem anderer Nationen beschreiben?
Brenley: Die Schweiz ist schon etwas anderes für uns, weil es das einzige Land für uns ist, in dem wir gespielt haben, wo es sowas wie eine Sprachbarriere gab. Wir waren nicht ängstlich vor unseren ersten Auftritt, aber schon sehr aufgeregt. Wir kommunizieren eben sehr viel mit dem Publikum und erzählen Geschichten über die Lieder und so weiter. Und gerade wegen dieser Sprachbarriere waren wir schon sehr nervös. Aber wir haben uns dann einfach keine weiteren Gedanken gemacht und haben einfach drauf los gespielt, so wie immer. Und das Schweizer Publikum hat uns wirklich sehr herzlich aufgenommen. Es war wirklich großartig. Einmal waren wir auch auf einem Festival, an dem es wirklich nonstop geregnet hat. Die Schweizer haben aber ihren Posten nicht verlassen und uns genauso großartig unterstützt wie immer.
Lisa: Und es ist wirklich beeindruckend, wie fanatisch das Schweizer Publikum unsere Texte mitsingt. Es war wirklich ein ganz besonderes Gefühl.

hitparade.ch: Welche Art von Auftritten bevorzugt ihr? Konzerte, bei denen das Publikum ausschließlich wegen euch kommt oder Festivals, bei denen viele der Zuschauer teilweise zufällig auf euch aufmerksam werden?
Lisa: Beides ist wichtig. Es ist wichtig, an Festivals zu spielen oder als Supporting Act, denn gerade wenn du bei bekannten Bands als Supporting Act auftrittst, kannst du hoffentlich neue Fans gewinnen. Aber an den eigenen Konzerten ist eben auch schön zu sehen, dass bestimmte Leute immer und immer wieder kommen und dass die Leute deine Songs kennen und mitsingen können.
Brenley: Es sind zwei ganz unterschiedliche Erfahrungen. Sowohl für das Publikum als auch für die Band. Es ist eine ganz andere Atmosphäre, ob du nun in einem Club nur für "dein" Publikum spielst oder eben an Festivals für die Leute, die auch noch drei, vier andere Bands sehen wollen. Aber beide Sachen sind gleich wichtig und gleich aufregend für uns.
Lisa: Außerdem ist es ja so, dass die Leute, die uns an Festivals das erste Mal sehen, die Leute sind, die das nächste Mal vielleicht nur für uns kommen.

hitparade.ch: 2005 seid ihr gemeinsam mit dem bekannten Schweizer Adrian Weyermann aufgetreten. Auch dieses Jahr steht ihr mit ihm auf der Bühne. Handelte es sich hier um einen gemeinsamen Auftritt oder habt ihr einfach nur am selben Abend ein Konzert am selben Ort gegeben?
Lisa: Wir hatten schon unser eigenes Programm, aber haben dann letztendlich einige Lieder zusammen gemacht.
Brenley: Es hat wirklich Spaß gemacht. Er hat einige von unseren Songs gespielt, wir welche von ihm und einige dann eben zusammen. Es war wirklich lustig.

hitparade.ch: Mit welchen Interpreten würdet ihr gerne einmal zusammen arbeiten?
Brenley: Da gibt es soviele Interpreten, aber mein absoluter Favorit wäre Nick Lowe. Er ist so fantastisch, das wäre wirklich großartig. Aber generell gibt es da wirklich so viele. Jetzt mal nur auf Schweizer Künstler bezogen, da haben wir bereits vor einigen Jahren mit Dada Ante Portas zusammengespielt. Ich persönlich mag auch Stop the Shoppers sehr gern, sehr gute Band, aber ich weiß nicht, ob das musikalisch zusammenpassen würde, weil das doch sehr unterschiedliche Musik zu unserer ist. Ich müsste mich aber mal mehr über die Schweizer Künstler informieren, die Festivals wären dafür ein guter Zeitpunkt.

hitparade.ch: Ihr legt Wert auf Eigenkompositionen - gibt es aber einen Song, den ihr besonders gerne in einer eigenen Version aufnehmen würdet?
Lisa: Es gibt da einen Song, in den wir uns verliebt haben, aber ob der jemals veröffentlicht wird, ist unklar.
Brenley: Dieser Song wurde durch Suzi Bogguss geschrieben, mit der wir mal auf Tour waren. Sie hat den Song jede Nacht gespielt. Nachdem die Tour zu Ende war, habe ich ihr eine e-mail geschrieben, ob sie es okay finden würde, wenn wir den Song covern würden. Sie war total aufgeregt und hat uns alle notwendigen Informationen dafür zukommen lassen. Es ist also durchaus möglich, dass wir Lieder covern.
Lisa: Wir hatten sogar schon für unser erstes Album ein Cover geplant. Das war "Mother And Child Reunion" von Paul Simon. Es war dann aber leider auf unerklärliche Art und Weise so, dass fast unser gesamtes Aufgenommenes plötzlich gelöscht war. Zwei Drittel des Albums war gelöscht. Dabei haben wir auch diesen Song verloren und nicht noch mal aufgenommen. Wir hatten generell mal angedacht, dass wir auf jedem Album ein Cover draufhaben, aber das ist ja nicht zwingend. Wenn es passt, dann passt es eben.

hitparade.ch: Letztes Jahr wart ihr als "Best Vocal Group" bei den Canadian Folk Awards nominiert - welchen Stellenwert haben solche Auszeichnungen bzw. Nominierungen für euch persönlich?
Lisa: Die, die letztes Jahr gewonnen haben, waren eine a capella-Band namens Madrigaia bestehend aus 7 Frauen. Gewinnen klingt immer gut, aber den Award zu gewinnen ist nicht so wichtig. Wichtiger ist die Nominierung und einfach dass man weiß, dass man registriert wird. Das ist viel wichtiger, dass die Leute wissen, dass es dich gibt.
Brenley: Wir waren schon total glücklich in der gleichen Kategorie mit solch großartigen Künstlern nominiert zu sein. Und es stimmt schon, das Gewinnen ist nicht das Entscheidende. Wir würden uns wenn mal bei zwei verschiedenen Awards einreichen. Das ist zum einen bei der East Coast Music Association, wo wir auch in jeder Kategorie nominiert sind, für die wir uns vorgeschlagen haben. Und dann gibt's dann noch den Juno Award, das ist der "Canadian Music Award". Da haben wir jedoch nichts eingereicht, warum, weiß ich auch nicht.
Lisa: Wir sind einfach zuviel unterwegs. Wir managen uns ja selbst, wir haben zwar unsere Agenten und Plattenfirmen, jedoch managen wir uns selbst und haben dementsprechend nicht wirklich viel Zeit für irgendwelche Awards oder so.

hitparade.ch: Wie sehen ansonsten eure Pläne für die nächsten Monate aus?
Lisa: Bis Mitte Juli touren wir hier in der Schweiz.
Brenley: Genau. Danach geht es wieder nach Hause, wo wir dann auf einigen Festivals spielen, danach touren wir etwas durch Kanada. Gleich danach fliegen wir für zwei Wochen nach Australien, wo wir unsere 4. Tour in Australien machen. Dann geht es wieder nach Hause, wo wir uns dann eine kleine Pause genehmigen, einfach zum Erholen oder auch Songschreiben. Was dann kommt, wissen wir nicht wirklich. Mal sehen.

hitparade.ch: Zur aktuellen Top 10. Könnt ihr die Songs, die ihr davon kennt, kommentieren?

9. P!nk - Dear Mr. President<
Brenley: Ich denke, dass ich diesen Song schon mal gehört habe, weiß es aber nicht genau. Aber ich kenne Pink und denke mal, dass das ein guter Song ist. (lacht)

8. Timbaland feat. Nelly Furtado & Justin Timberlake - Give It To Me<
Brenley: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich dieses Lied kenne, aber die Kombination Timbaland, Nelly Furtado und Justin Timberlake klingt sehr interessant, würde ich gern mal hören.
Lisa: Ich bin Justin Timberlake Fan - er hat einfach das Sexy wieder aufgebracht (lacht).

4. Nelly Furtado - Say It Right<
Lisa: Das war jetzt der einzige Song, den ich auf Anhieb kannte. Das ist doch die Ballade, oder?

1. Rihanna feat. Jay-Z - Umbrella
Lisa: Ah, "Umbrella" - den Song kenne ich auch. Sehr guter Song. Wir haben Rihanna mal bei einer Live-Performance in einem Hotel in Rimini gesehen. Sie ist eine sehr gute Künstlerin und sie hat eine großartige Live-Stimme.