Interview mit Marina And The Diamonds
Marina And The Diamonds - Electra Heart
1. Bubblegum Bitch
2. Primadonna
3. Lies
4. Homewrecker
5. Starring Role
6. The State Of Dreaming
7. Power & Control
8. Living Dead
9. Teen Idle
10. Valley Of The Dolls
11. Hypocrates
12. Fear And Loathing
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Während sie bei uns bis anhin eher ein Geheimtipp war, ist sie in England längst keine Unbekannte mehr. Spätestens mit ihrem neuen Album, welches am 18. Mai 2012 bei uns erscheint, wird sich das wohl auch bei uns ändern: In England stürmte "Electra Heart" direkt auf den 1. Platz der Album-Charts. Anlässlich ihrer Promo in der Schweiz nahm sich die aus Wales stammende Sängerin Marina Diamandis, welche sich "Marina And The Diamonds" nennt, Zeit für unsere Fragen.hitparade.ch: Letztes Jahr spieltest du im KKL in Luzern. Eigentlich solltest du vor Beth Ditto (Gossip) auftreten, doch sie sagte kurzfristig ab und du wurdest damit zum Haupt-Act. Erinnerst du dich an diese Show?
Marina: Ja, daran erinnere ich mich. Sie sagte aus familiären Grunden kurzfristig ab. Ich war aber nicht nervös deswegen, die Show war sehr gut. Damals hatte ich blonde Haare. Das Konzert fand während der Arbeit am neuen Album statt und das war ein bisschen speziell. Wenn du dabei bist, neue Songs aufzunehmen, aber an einem Konzert nur die alten Songs singst, fühlt sich das eher merkwürdig an. Ich habe aber auch neue Songs wie beispielsweise "Living Dead" gesungen. Dafür habe ich auch ein tolles Feedback erhalten.
hitparade.ch: Weshalb wurde das Release deines neuen Albums "Electra Heart" von Februar auf Ende April (CH: Mitte Mai) verschoben?
Marina: Das Release wurde nicht verschoben, ich wollte einfach, dass es früher herauskommt (lacht). Ich war mit dem Schreiben bereits im Oktober fertig, aber das Mixen brauchte sehr lange. Ich hatte den Arbeitsaufwand anders eingeschätzt, da ich jeweils von Montag bis Samstag arbeiten wollte. Das Label mag Samstage aber nicht. Also war das wohl mein Fehler (lacht). Daher brauchten wir etwas mehr Zeit als ich dachte.
hitparade.ch: Im Herbst 2011 hast du "Radioactive" als Single aus deinem neuen Album "Electra Heart" veröffentlicht. Der Song hat es aber nun nicht auf's Album geschafft. Aus welchem Grund?
Marina: Eigentlich war er nie als Single bestätigt. In der Pressemitteilung stand lediglich, dass es ein neuer Song ist, den ich in New York geschrieben habe, dass er eine andere Richtung hat und dass er es hoffenlich auf's Album schaffen wird. Aber ja, es war eine Single und ich bin sehr froh, dass ich es gemacht habe. Der Song ist nicht auf dem Album, aber auf der Deluxe Edition und ich werde ihn definitiv auch an meinen Konzerten spielen. Er war einfach ein bisschen zu elektronisch für's Album.
hitparade.ch: Du hast einen ganz eigenen, unverkennbaren Stil. Ist das reine Natürlichkeit oder lebst du diesen Stil bewusst?
Marina: Ich kenne keinen anderen Weg. Als ich mit Musik begonnen habe, habe ich alles selbst gelernt und gemacht und die Songs selber geschrieben. Ich bin nicht ausgebildete Musikerin. Daher hat sich dieser Stil wohl von selbst entwickelt. So drückt sich offenbar meine Persönlichkeit aus.
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hitparade.ch: Bei mehreren Gelegenheiten hast du gesagt, dass du nicht brillant am Klavier bist. Nimmst du Unterricht, jetzt wo du mehrere Konzerte vor dir hast? Arbeitest du daran und wirst zu einer besseren Klavierspielerin?
Marina: Nein, nein (lacht)! Ich sehe mich ein wenig wie Dylan Johnson. Er war anfangs auch kein Profi am Klavier, inzwischen ist er viel besser. Er schafft es, mit seinen Songs die Leute zu berühren. Das sehe ich als wichtiger an. Ich spiele Klavier an den Konzerten, aber ich bin noch nicht wirklich gut. Ich spiele vor allem zum Komponieren.
hitparade.ch: Du fokussierst dich also mehr auf den Gesang?
Marina: Ja, auf den Gesang und auf die Lyrics.
hitparade.ch: Deine Songtexte sind oft sehr positiv. Mich würde interessieren, welche Grundbotschaft du mit Deiner Musik vermitteln möchtest. Oder ist es bei jedem Album anders?
Marina: Jedes Album hat seine eigene Message. Ich denke, darum bin ich sehr stark mit Madonna verbunden. Die Leute sagen immer, sie ist die Königin der Neuerfindung. Aber ich denke, sie spornt sich mit jedem Album wieder neu an und daher klingen alle Alben verschieden. Es sind immer wieder neue Grundthemen, neue Effekte, eine neue Optik. Sie fragt sich wohl jedesmal wieder neu, wer sie eigentlich ist.
hitparade.ch: Und wie hast du dich diesmal wieder angespornt, um dieses Album zu produzieren?
Marina: Ich schreibe meine Songs alleine am Piano, aber diesesmal habe ich mit Rick Nowels zusammengearbeitet. Mit ihm habe ich das halbe Album produziert, er ist mein Lieblings-Produzent. Auch mit Dr. Luke habe ich gearbeitet, er hat 4 Songs produziert. Ich denke, mit diesen Leuten zusammenzuarbeiten ist toll, speziell mit Dr. Luke! Er passt gut in meine eher alternative Welt. Wir haben toll harmoniert. Ich denke einfach, er ist ein Künstler und er hat seinen Sound, welcher sehr populär ist und ich war sehr geschmeichelt, dass er mit mir zusammenarbeiten wollte. Ich wollte sehen, ob ich diesem Künstler gerecht werden kann, ich war schon sehr ängstlich am Anfang. Aber ich habe es getan und solche Situationen bauen dich auf.
hitparade.ch: Mit der Zeit hat er dir doch sicher ein Feedback gegeben?
Marina: Ja! Er ist sehr nett und gar nicht so einschüchternd, wie ich zuerst gedacht habe. Anfangs war ich unglaublich unsicher, aber schon bald sagte er mir, dass er mich mag (lacht). Er hatte sehr klare Vorstellungen, wie die Songs aufgebaut werden und klingen sollten.
hitparade.ch: Denkst du, du wirst in Zukunft diese Schiene mit ihm gemeinsam weiterfahren?
Marina: Ich denke, das dritte Album wird wahrscheinlich halb-halb. Ich würde gerne sagen, dass ich das ganze Ding selbst produzieren werde, da ich doch schon eine Menge über's Songwriting gelernt habe. Wir werden sehen.
hitparade.ch: Du warst Vorband bei einem Teil von Katy Perry's Tour und wirst ebenfalls bei einem Teil der Coldplay Tour als Opening-Act auftreten. Wie sind solche Erfahrungen?
Marina: Ich werde nervös sein, wenn es soweit ist, aber ich freue mich darauf! Ich sehe es als eine Herausforderung. In Stadien aufzutreten ist das Grösste, das du als Musiker erreichen kannst. Und ich freue mich wirklich sehr darauf. Katy Perry war super, weil es eine Arena-Tour war und Coldplay wird noch etwas spezieller sein. Als ich erfuhr, dass ich vor Coldplay spielen darf, dachte ich nur: "Oh mein Gott, die haben wirklich mich ausgesucht?" Wir werden auch in Zürich auftreten, du solltest versuchen, Tickets zu ergattern (lacht).
hitparade.ch: Dein Song "Hollywood" wirkt abschätzig auf Amerika. Hast du irgendwelche Feedbacks von deinen amerikanischen Fans erhalten?
Marina: Es ging nicht um die Amerikaner, sondern um diesen unrealistischen "American Dream". Der einzige Song, den ich speziell darüber geschrieben habe ist "Hollywood" und das, weil ich Ironie mag. Ich verurteile deswegen keine Nationen und Kulturen. Ich sehe einfach, was da so passiert. Aber ich liebe dieses Land, das muss ich trotzdem sagen (lacht). Jedes Land hat seine Menschen und seine Probleme. Schau dir Griechenland an. Was mich an Amerika so fasziniert ist, dass die Leute sehr optimistisch bis überoptimistisch sind. Eine Art Hoffnung und das fand ich sehr inspirierend.
hitparade.ch: Eine letzte Frage habe ich noch: Du bist ja sehr an Mode interessiert. Gehst du immer nach der neuesten Mode oder passt du Deinen Stil jeweils Deiner Musik an?
Marina: Ich lasse mich sehr von Filmen und Theater beeinflussen. Das neue Album ist sehr cineastisch. Das erste Album war eher ein Cartoon. Ich reagiere sehr stark auf Farben und Visuals. Das ist bei mir sicher offensichtlich. Die Kunst muss von mir und meinem Team kommen und sollte nicht zu stark von aussen gesteuert werden.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Remo Hiltbrunner, Bettina Siegwart