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Interview mit Meat Loaf



Seit nunmehr 35 Jahren steht der als Marvin Lee Aday geborene Sänger wie ein turmhoher Fels in der musikalischen Brandung. Das legendäre "Bat Out Of Hell"-Album aus dem Jahr 1977 machte den einstigen Bühnenschauspieler im Handumdrehen zu einer Ikone der internationalen Rock-Landschaft. Jetzt, über dreissig Jahre nach seinem internationalen Durchbruch mit dem ersten Teil der "Bat"-Trilogie, meldet sich MEAT LOAF mit einem brandneuen Album zurück. Wir haben ihn bei seinem Aufenthalt in der Schweiz zum Inteview getroffen.

hitparade.ch: Was hat Meat Loaf in letzter Zeit gemacht und was führt ihn in die Schweiz?
Meat Loaf: Momentan arbeite ich an einigen Projekten. Es ist beinahe endlos! Wir waren gestern in Wien und schafften es gerade noch auf den Flieger, um hierher nach Zürich zu fliegen. Ich stand auf, sah meine E-Mails durch: Der eine will mit Dir über die Dreharbeiten zum Pilot-Projekt für eine neue TV-Show sprechen - ein anderer will Dich diese Woche aus London wegen eines anderen Pilot-Projekts anrufen. Sein Name ist John Wells, er macht grosse Sachen! Und dann sind da noch diese Gespräche mit Deutschland: "Wir müssen wissen, wann Sie diesen Song in dieser Show singen."
Wir touren in Europa. Nebenbei gibt es ein Angebot für einen Film im August. Danach gehen wir auf US-Tour. Es ist einfach verrückt!
Es wäre nicht so ein grosses Problem, wenn Du einen Manager und einen Agenten hättest. Ich habe das mit William Morris und CAA (Creative Artists Agency, Anm. der Redaktion) versucht, aber die Musik-Menschen wollen immer gewinnen, denn offensichtlich gibt es mehr Geld, wenn ich eine Tournee mache als wenn ich einen Film drehe. Für einen Film bekomme ich höchstens 500'000 Dollar. Dasselbe schaffen wir in der O2 in einer Nacht. Das ist das Problem. Also habe ich verschiedene Manager und Agenten für Theater und Musik. Sie sind natürlich beide gleichzeitig aktiv, aber das ist ok für mich. Ich bin meines Wissens die einzige Person, ausser vielleicht Bette Midler, die beides gleichzeitig macht.
Letztes Jahr spielte ich in einem TV-Film mit. Ich machte zwei Independent-Filme und einen theatralischen Horror-Film, der demnächst veröffentlicht werden soll. Sie schrieben den Anfang des Films und baten mich zu kommen, um den Anfang des Films zu machen. Ich sagte ihnen zu und ging dort für 3 Tage hin. Es ist ein schlechter Film!
Die Menschen beginnen langsam, mich als Schauspieler ernst zu nehmen. Das hat mich über 10 Jahre in Hollywood gekostet. Vorher sagten sie mir, dass sie nur auf der Suche nach ernsthaften Schauspielern seien und ich dachte: "Was zum Teufel ist los mit Dir? Bist Du verrückt? Haben die sich meinen Lebenslauf angesehen? Haben die bemerkt, dass ich in "Othello" und "As You Like It" für Joe Papp im Central Park gespielt habe?"
Ich habe meine Karriere mit Theater begonnen und mit Joe Papp angefangen, habe Shakespeare im Lincoln-Center und dem Kennedy-Center, "The Rocky Horror Picture Show", sogar "Hair" am Broadway aufgeführt. Ich habe eine Menge Theater-Rollen gespielt. Sie versuchten immer, mich für Chicago zu begeistern aber das wollte ich nicht.

hitparade.ch: Du bist seit über 40 Jahren im Geschäft und Dir wurde in Interviews wahrscheinlich bereits jede erdenkliche Frage gestellt. Gibt es eine Frage, die Dir nie gestellt wurde, die Du aber gerne beantworten würdest?
Meat Loaf: Ich habe tatsächlich eine: Wenn man einen Song beginnt, ist der erste Gedanke: Was nehme ich für eine Melodie? Wie sind die Noten? Mein erster Gedanke: Scheissegal! Interessiert mich nicht! Bei mir heisst es: Wie geht die Szene? Wenn ich also einen Film mache, kann ich irgendetwas sagen, ohne dass jemand sagt: "Du singst in der falschen Tonlage!"
Ich fand vor langer Zeit heraus, was passiert, wenn ich mit einem Song beginne: Ich sage: "Ok, stellt das Band auf "Repeat" und verlasst den Raum!"
Dieses Album war einfacher zu realisieren, da bei den anderen Alben jedes Lied von einem anderen Charakter handelt, der verschiedene Dinge macht.
Auf dieser Platte wurde ich zu dieser Person, nachdem ich die Emotionen des Hauptdarstellers in den Situationen, von denen die Lieder handeln – besonders dort, wo er stirbt oder glaubt zu sterben - herausgefunden hatte. Eine Ausnahme ist das Stück, das von seinem Sohn handelt.
Spätestens nach "Peace On Earth" wussten wir, wer er ist, ich hatte mein Bild von ihm in meinem Kopf und ich wurde zu ihm.
Auf diesem Album sind die Songs sehr dunkel und sehr wütend bis zu Track 7. Musikalisch ist es nicht überreizt.
Dieses Album ist von all meinen Alben das wichtigste für mich, da Rob Cavallo mich hundertprozentig mich selbst sein liess. Ich musste keine Kompromisse eingehen.
Junge Künstler, die darangehen, mit Rob zusammenzuarbeiten, haben keine Ahnung, mit wem sie zusammenarbeiten. Sie haben keine Vorstellung, weil sie keine Lebenserfahrung haben. Dann gehen sie hinaus in die Welt und stossen auf Probleme. Sie sind wie Kinder, die dann wieder nach Hause zu Mama und Papa rennen. Ich musste ohne Mama und Papa in die Welt hinaus gehen und habe gelernt zu kämpfen.
Rob hat sein Ego nicht in dieser Platte durchgesetzt, wie andere Produzenten das immer wieder tun. Wenn Rob es tut, tut er dies in einer Weise, dass Du nicht weisst, dass er es tut. Es ist immer sehr entspannt und cool. Wenn man mit irgendetwas zu kämpfen hat oder verwirrt ist, bleibt Rob ganz cool und bietet seine Hilfe an.

hitparade.ch: Du hast einmal gesagt, man könne einen Meat Loaf-Song sofort erkennen. Aber auf diesem Album findet man verschiedenste Einflüsse. In einem der Lieder erkennt man sogar die Beastie Boys!
Meat Loaf: Ich erzähle Dir etwas Lustiges. So verrückt bin ich: Als ich mit Rob Cavallo das Album produzierte, nahm ich zwei Songs auf: "Los Angeloser" und "Like A Rose". Als ich sie zu spielen begann, sagte niemand etwas… ausser Rose! Er sagte: "Hey, das sind die Beastie Boys!" – "Wie bitte?" – "Ja, das klingt wie die Beastie Boys!" – "Ich kenne den Namen, nicht aber ihre Musik!". Dann spielte er mir "(You Gotta) Fight For Your Right (To Party!)" vor. Ich dann: "Ja, klingt tatsächlich ähnlich. Aber wir haben eine andere Bridge. Ihr Song klingt immer gleich, unserer nicht!" Ja, unser Album geht durch verschiedenste Phasen. Ich liebe die Reaktionen der Hörer auf das Ende von "Love Is Not Real". Sie steigern sich zum Ende richtig in den Song hinein – aber wir spielen dann nicht, was sie erwarten. Die Leute lachen dann und schauen sich an. Herrlich! Wie auch auf "Song Of Madness", wo wir vom zweiten Refrain in das Solo gehen und dann sollte ja die Bridge kommen. Ich sagte: "Ich brauche zwei zusätzliche Zeilen." Rick Brantley (Gitarre und Gesang, Anm. der Redaktion) schrieb dann drei Zeilen und ich meinte: "Ja, die mittlere kann ich brauchen. Ich singe die einfach zweimal!" Man weiss nie, was als Nächstes kommt. Wir spielen dieses Bass-Solo. Dann bleibt die Tonart plötzlich die gleiche wie im Bass-Solo. Die anderen sagten dann: "Du brauchst noch eine Zeile!" – "Nöö!" – "Doch!" – "Nein, ich habe diesen Song für Steve Vai geschrieben. Er wird die Zeile mit seiner Gitarre füllen." Er tat es!
Ich hasse die Sessions für Background-Vocals! Ich weiss, sie sind wichtig. "Bat Out Of Hell" waren die schlimmsten. Ich wollte alles hinschmeissen. Das darf ich nun ja sagen (lacht)! Ich liebe Todd Rundgren und seinen Sound, aber ich hasse diese Background-Vocals. Ich sagte ihm, ich wolle keine solchen Background-Vocals mehr. Und auch kein Piano. Der Song, der am ehesten einem guten alten Meat Loaf-Song ähnlich ist, heisst "If I Can't Have You". Er beginnt mit einem Piano. Er hiess zuerst "Nothing To Lose" und klang ganz anders. Rob sagte: "Ich mag den Song. Lass ihn uns aufs Album nehmen!" – "Okay, aber ich singe ihn nicht. Der Gesang ist toll, aber die Lyrics sind Schrott, vor allem der Refrain. Vergiss es, diesen Song singe ich nicht!" – "Gut, dann müssen eben neue Lyrics her!" – "Okay", sagte ich. Die Typen, die wir wegen neuer Lyrcis angefragt haben, haben sich nie gemeldet. Also machte sich Rob daran. Das liebe ich an ihm: Er lässt alles fallen, um Dir zu helfen. Er flog also aus Nasvhille zurück und sass im Flugzeug neben Kara DioGuardi, einem "American Idol"-Jury-Mitglied. Kara mochte ihn nicht. Doch während des Flugs änderte sich ihre Meinung über Rob. Irgendwann fragte er sie, ob sie neue Lyrics für unseren Song schreiben wolle. Sie war einverstanden und ich fand ihre Lyrics perfekt! Schlussendlich musste sie sie aber tausendmal ändern. Wir fragten sie, ob sie den Song mit mir ihm Duett singen wolle. Auch da musste sie ihren Text tausendmal neu aufnehmen. Ich habe wirklich lange an dem Album gefeilt, ich empfinde viel für es!