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Interview mit Melissa auf der Maur



hitparade.ch: Mit "Melissa Auf der Maur Productions" hast du einen Kurzfilm produziert, der den Titel "OOOM/Out Of Our Minds" trägt. Wie ist dieses Projekt entstanden?
Melissa: OOOM begann mit einem Lied. Ich schreibe meine Songs nicht mit einer bestimmten Vorgehensweise, sondern lasse einfach mein Herz sprechen. Meistens bin ich dabei alleine in meinem Zimmer. "Out Of Our Minds" entstand jedoch in Zusammenarbeit mit einem genialen Drummer, der im Studio bei mir war. Ich wusste sofort, dass der Song wegweisend für mein ganzes Album sein würde. Gleichzeitig brachte er auch das Filmprojekt ins Rollen. Sowohl das Lied als auch der Film haben die gleiche Message. "Travel out of our minds and into our hearts standing by".
Ich habe begonnen, meine Ursprünge auf visueller Art mit Musik darzustellen. OOOM lädt den Zuschauer ein, alles selbst im eigenen Tempo zu entdecken. Ich habe einige Anlaufsversuche für die Musik gebraucht, weil ich an verschiedenen Abläufen herumexperimentiert habe. Es hat schlussendlich über drei Jahre gedauert, es gibt verschiedene Versionen, Kollaborationen und Reinterpretationen.

hitparade.ch: Dann hat "Out Of Our Minds" also dein ganzes Album beeinflusst?
Melissa: Genau. Ohne dieses Lied würde der Film nicht existieren. Im Song geht es um eine himmlische Reise. Es ist ein Aufruf, aus unseren Gedanken auszubrechen und in unsere Herzen zu gehen. Ich finde, das ist im 21. Jahrhundert sehr wichtig, während die Computer unsere Landschaften übernehmen und wir kämpfen müssen, um unsere ehrliche und emotionale Wahrheit zu finden, und die Verwüstung von Mutter Natur. Ich denke, dass dieser Song ein sehr unschuldiger Spiegel ist von dem, was so läuft und was vielleicht gemacht werden muss auf einer sehr persönlichen Ebene.

hitparade.ch: Du musstest mit deinem Plattenlabel während Jahren um die Rechte deiner Songs kämpfen. Am Ende konntest du das Album doch noch selbst erfolgreich veröffentlichen. Was erwies sich als der schwierigste Teil bei diesem selbständigen Release? Gedenkst du in Zukunft wieder ein Label zu suchen oder bist du zufrieden alleine?
Melissa: Ich bin zufrieden. Bei den Labels sind einfach zu viele Leute, die zu viele unnötige Dinge tun. Viel eher sollten sie die Musiker machen lassen und sie unterstützen. Ich möchte meine Musik möglichst vielen Hörern zugänglich machen, aber ich bin auch diejenige, die zuletzt etwas daran verdient. Über das Internet und mit diesen Independent-Labels gibt es für viel mehr Musiker Möglichkeiten sich zu verwirklichen. Ich will mich auch nicht beklagen, denn mir ist es am wichtigsten, dass ich einfach Musik machen kann, das macht mich glücklich.

hitparade.ch: Nach einem Film, einem Graphic Novel, eigenen Songs und vielen Fotos, macht es den Anschein, dass du voller Kreativität bist. Welche dieser Künste ist für dich die wichtigste?
Melissa: Geschichten erzählen, Musik machen und die visuelle Kunst waren mir immer schon am wichtigsten. Ich muss mich einfach künstlerisch betätigen, sonst bin ich nicht glücklich. Mein ganzes Leben lang mache ich schon Kunst, darum bin ich auch immer zufrieden gewesen. Es ist wohl besser, ich höre damit nicht auf! Und auch wenn ich wirklich all die verschiedenen Dinge gerne habe, bedeutet mir die Musik schon am meisten.

hitparade.ch: Hast du mit all deinen kreativen Talenten noch nie daran gedacht aus der Musik- und Medienwelt auszusteigen und Kleider zu designen oder im Marketing zu arbeiten?
Melissa: Nach dem Zusammenbruch von Capital Records und der Nichterfüllung meines Vertrages, entschied ich, mich nicht mehr auf andere verlassen zu wollen. So gründete ich mein eigenes Label und wurde zu einer Business-Frau. Dabei lernte ich sehr viel über die geschäftige Seite, von der ich bisher wenig wusste. Das machte mir auch Spass, trotzdem merkte ich, dass ich mich wohl besser auf die künstlerischen Aspekte der Musik konzentriere. Die Business-Welt ist nicht die, in die es mich ziehen würde, wenn ich nicht mehr kreativ sein könnte!

hitparade.ch: Was bringt dich morgens dazu, aus dem Bett zu steigen?
Melissa: Ich liebe das Leben! Ich habe ein wenig das Gefühl, etwas nachholen zu müssen. Es gab eine Zeit in der ich im Leerlauf vor mich hin lebte, dann realisierte ich, dass ich so nicht mehr weiter wollte. Das spezielle bei mir ist, dass ich immer kreativ war und nie Zeit für anderes hatte. Und jetzt muss ich lernen, das alles zu vereinbaren. Zum einen in einem Land voller Träume und Musik zu leben und andererseits mein eigenes Label zu führen und eine Produktionsfirma zu finanzieren.

hitparade.ch: Dein Vater war bereits als Journalist tätig. Und jetzt interviewst auch du andere Musiker. Wie bist du dazu gekommen?
Melissa: Über meine Liebe zur Musik, verrückten Leuten und dem Bedürfnis dies zu Teilen. Ich wurde von Madm TV als einzige Frontfrau an ein Festival eingeladen mit 34 Heavy Metal-Bands. So entschied ich mich, die einmalige Chance zu nutzen. Selbst Musikerin zu sein und viele der Bands zu kennen macht die Interviews besonders spannend und bereitete mir grossen Spass.

hitparade.ch: Denkst du, selbst Musikerin zu sein, hilft dir, gute Fragen für die Interviews zu wählen?
Melissa: Es hilft schon, ja. Aber es zeigte mir auch, wie schwer es ist, Leute zu interviewen. Diese Tätigkeit war aber in jedem Fall eine grossartige Erfahrung für mich, weil ich gerne unter Leuten bin.

hitparade.ch: Mit so viel Erfahrung im Schreiben, fällt dir da das Songtexte schreiben leichter, als anderen Musikern?
Melissa: Es fällt mir leichter, wenn ich gerade eine Kreativephase habe. Zwischendurch mache ich mir zwar Notizen und halte Inspirationen fest, aber produktiv schreiben kann ich nicht immer. Das Songwriting ist definitive nicht etwas, das nicht nur leicht fällt.

hitparade.ch: Machst du immer noch Fotos von deinen Fans an den Konzerten? Möchtest du die Bilder eines Tages veröffentlichen?
Melissa: Das mache ich immer noch, ja. Vielleicht werde ich damit wirklich einmal einen Bildband veröffentlichen.