Interview mit me.man.machine
Get the Flash Player to see this player.
me.man.machine machen Alternative Rock und haben gerade ihr Debütalbum 'reviver' veröffentlicht. Wir haben Marco Neeser und Roland Häusler zum Interview getroffen.hitparade.ch: Euch gibt es noch nicht so lange, erst seit 2010. Nun ist euer erstes Album seit dem 20. April erhältlich. Wie fühlt sich das an?
Roland Häusler: Ja, bei mir ist es speziell, es ist die erste eigene CD, welche regulär veröffentlicht wird, sonst habe ich schon mehrere produziert.
Marco Neeser: Es ist für mich auch nicht die erste CD überhaupt, sondern die erste mit dieser Band. Es ist aber auf jeden Fall aufregend, wir haben 18 Monate daran gearbeitet.
hitparade.ch: Welche Art von Musik habt ihr vorher gemacht? War es ganz andere Musik?
Roland Häusler: Ja, ich habe schon Vieles gemacht. Ich hatte einmal eine TripHop Band, zwei Rockbands,… Es ändert immer ein bisschen, es war eigentlich immer ein Hin und Her zwischen elektronischer und rockiger Musik. Jetzt bin ich so ziemlich in der Mitte angekommen.
Marco Neeser: Ich komme eher von der elektronischen Seite. Für mich ist das nun das Gitarrenlastigste.
hitparade.ch: Ihr hattet kürzlich das erste Konzert in Zug im 'Galvanik'. Wart ihr sehr aufgeregt?
Roland Häusler: Da ich von Zug bin, war es für mich ein Heimspiel. Man ist schon gespannt, wie die Reaktionen sind, umso mehr, wenn auch andere Musiker dabei sind.
Marco Neeser: Ich bin auch nervöser, wenn ich vor Leuten spiele, die ich kenne, als sonst irgendwo…
hitparade.ch: Habt ihr euch schon vorher gekannt und anschliessend die Band gegründet oder wie habt ihr euch kennengelernt?
Roland Häusler: Ich habe gehört, dass Marco jemanden sucht für sein neues Projekt. Ich kannte seine alten Sachen schon und habe ihm einfach geschrieben. Anschliessend haben wir uns ausgetauscht und es ging ziemlich schnell los.
Marco Neeser: Ich erinnere mich gut, wie das damals ablief im Herbst 2010: Ich sandte Roland an einem Montagabend ein Grundgerüst eines Songs via Dropbox. Am Dienstagabend kam der der Song zurück mit Vocals und zusätzlichen Gitarrenspuren. Es hat perfekt gepasst!
hitparade.ch: In eurem Pressetext steht, man könnte euch mit Muse oder Kings Of Leon vergleichen. Gibt es Bands, die euch beeinflusst haben?
Marco Neeser: Es sind nicht unsere Worte, der Pressetext wurde von jemand anderem verfasst. Ich finde es sehr schwierig, uns einzuordnen. Ich denke, wenn man unsere Musik hört, dann kann man aber schon erahnen, welche Musik uns gefällt.
hitparade.ch: 'me.man.machine' klingt speziell für einen Bandnamen. Wie seid ihr darauf gekommen?
Roland Häusler: Dahinter steht eine Abhandlung von etwa 5'000 Mails, die hin und hergegangen sind. *lacht*
Marco Neeser: Es war wirklich ein Brainstorming per E-Mail und plötzlich war der Name da, ich kann es auch nicht anders sagen…
hitparade.ch: Er bedeutet nichts Bestimmtes?
Roland Häusler: Er bedeutet natürlich schon etwas, für jeden von uns. Daniel Manhart, der Bassist, hat in einem langen Text festgehalten, wieso der Name passt. Wir möchten dem Zuhörer aber seinen eigenen Raum zur Interpretation lassen…
hitparade.ch: Viele Leute, die euch zum ersten Mal hören, würden vielleicht gar nicht denken, dass ihr eine Schweizer Band seid, da ihr so international klingt. Denkt ihr, dass man es als Schweizer Band, die englische Rockmusik macht, schwieriger hat als manche andere Band?
Roland Häusler: Es kommt immer darauf an, was man erreichen möchte. Wenn man in der Schweiz grossen, kommerziellen Erfolg haben möchte, wären wohl gewisse Regeln zu beachten, an die wir uns nicht halten. Ich denke aber schon, dass wir eine gewisse Resonanz erreichen mit dem, was wir machen. Solche Musik braucht einfach ein bisschen länger, man muss mehrmals hineinhören.
hitparade.ch: Wenn ich euch im Radio höre, würde ich nicht denken, dass ihr eine Schweizer Band seid, im positiven Sinne…
Roland Häusler: Ich kann es schlecht beurteilen. Gestern, als ich die aktuelle Single im Radio hörte, hörte ich natürlich einfach mich selber, aber wir haben es in der Tat schon von vielen Leuten gehört, dass wir sehr unschweizerisch klingen.
Marco Neeser: Ich denke, es hängt auch ein bisschen damit zusammen, mit wem man arbeitet. Wir produzierten das Album ja selber, es wurde aber von Gareth Jones (Interpol, Depeche Mode, Nick Cave, usw.) in London gemischt. Das klingt dann automatisch anders, als wenn man alles in der Schweiz macht. Wobei es natürlich auch in der Schweiz ganz gute, sehr talentierte Leute gibt. Aber das war schon eine bewusste Entscheidung von uns, mit Gareth zusammenzuarbeiten.
hitparade.ch: Die aktuelle Single 'Make It Rain' ist regelmässig im Radio zu hören. Was kannst du über den Song und den Clip erzählen? Ich habe den Zusammenhang noch nicht gefunden, jedoch gefällt mir beides sehr gut.
Roland Häusler: Man muss es auch trennen. Für mich ist "Make It Rain" eine Beziehungsgeschichte, in der Vieles schiefgegangen ist. Es ist aber auch so, dass ich dem Zuhörer einen Interpretationsspielraum belassen möchte. Manche Ideen kommen einfach aus dem Gefühl heraus. In einer ähnlichen Art ging es auch beim Video zu: Elias Ressegatti hat für uns den Clip in New York produziert. Wir gaben ihm den Song und er machte seine Geschichte dazu. Die Reaktionen sind gemischt, manche Leute denken, der Clip und der Song passen zusammen, andere denken nicht so. Jeder kann sich etwas anderes dabei denken, und das ist auch gut so.
hitparade.ch: Am 16.5.2012 habt ihr die Album Release Party im 'Exil' in Zürich. Auch weitere Konzerte sind geplant. Auf welcher Bühne würdet ihr gerne einmal stehen?
Roland Häusler: Schwierig zu sagen! Im Moment möchte ich einfach auf irgendeiner Bühne spielen. Seit Januar proben wir die fertigen Songs und wir sind froh, können wir sie jetzt endlich live vorstellen.
hitparade.ch: Wahrscheinlich ist es am Anfang auch schwierig, Konzerte zu organisieren?
Roland Häusler: Nun, da wir eine völlig neue Band sind, kennen uns noch nicht so viele Leute, es ist alles erst gerade am Starten. Man muss seinen Ruf zuerst einmal erarbeiten.
Marco Neeser: Wir haben das fertige Album erst seit wenigen Wochen in der Hand. Normalerweise muss man Konzerte ein halbes Jahr im Voraus buchen und daher bin ich glücklich, dass wir schon ein paar schöne Bookings haben, unter anderem "Exil" Zürich, "Schüür" Luzern, "Rock the Docks" Festival Zug, "Bleu Lézard" Lausanne, etc.
hitparade.ch: Zu guter Letzt kommen wir zu den Schweizer Album-Verkaufs-Charts. Was haltet ihr davon?
*schauen sich die Liste an*
Marco Neeser: Lana Del Rey, grossen Respekt vor dieser Marketing Kampagne…
hitparade.ch: Es ist interessant, was man mit Marketing und Werbung alles machen kann.
Marco Neeser: Lana Del Rey haben sie als Underground-Act aufgebaut, obwohl von Beginn an eine Major-Company dahinter stand. Es war schon interessant, wie sie vermarktet wurde, all diese Geschichten, die diese Kunstfigur erst erschufen. Bei ihr hat es funktioniert.
*schauen sich weiter die Liste an*
Roland Häusler: Gotye, sehr gut! Auf jeden Fall der eine Song, den ich gehört habe!
Marco Neeser: Adele schon wieder mehr als ein Jahr in den Charts? Solche Erfolgsgeschichten sind doch erfreulich und lassen für die Musikindustrie Hoffnung.
Roland Häusler: Momentan ist der Trend wohl Elektro.
Marco Neeser: Ich finde es erstaunlich, dass die Amis mit 15 Jahren Verspätung nun Eurodance machen. Das ist es ja eigentlich, oder?
Roland Häusler: Das stimmt…
hitparade.ch: Denkt ihr, der Grund, warum solche Schnellproduktionen verkauft werden, auch darin liegt, dass es oft im Radio gespielt wird und die Leute beeinflusst, was im Trend liegt?
Roland Häusler: Ich denke schon. Wenn du den ganzen Tag in einem Büro arbeitest und das Radio den ganzen Tag eingeschaltet ist, beeinflusst dich das schon, was du hörst. Viele Leute, die nicht explizit musikinteressiert sind, die werden einfach beschallt und kaufen dann das, was sie hören, ohne umzuschauen, welche Musik es sonst noch geben könnte. Es verwundert mich nicht wirklich.
Interview durchgeführt: Sonja Eberhard
Redaktion: Sonja Eberhard, Gabi Wegmüller